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Autor Thema: Wildwasser  (Gelesen 45783 mal)

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Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #255 am: 22.05.2020, 18:55:36 »
Am nächsten Morgen erkundigte sich Kivan nach einer Bibliothek und erfuhr, dass die alte Bibliothek in der Burg des Königs seit langer Zeit nicht mehr gepflegt wird und wie der Rest des Komplexes auch vermutlich in einem schlechten Zustand war. Kivan, der wenig anderes zu tun hatte, machte dennoch einen kurzen Abstecher dorthin. Das Gebäude war leicht zu erkennen, so hatte es ihm Karl gesagt, und so war es dann auch. Es war kein ziemlich breit geratenes Türmchen, allerdings lag ein großer Teil des Gebäudes unter der Erde. Er war kein Problem in das Gebäude zu gelangen, allerdings war Kivan erschrocken, in welch schlechtem Zustand die Schriften waren.

Die Bibliothek bestand aus einem hohen Raum mit einer runden Kuppel, die Wände bestanden rundum aus Holzregalen mit vielen Fächern unterschiedlicher Größe. Entlang der Regale wanden sich spiralförmig mehrere Laufstege nach oben und endeten alle auf euer kleinen Empore, die wie in der Mitte unter der Kuppel zu schweben schien. Durch mehrere Löcher in der Decke war der Regen ungehindert in den Raum eingedrungen und es lag ein intensiver Schimmelgeruch in der Luft. Er sah viele Folianten, die vermutlich alle nicht zu retten waren. Allerdings gab es auch Rollen, die in versiegelten Holzröhren lagen und vielleicht noch intakt waren. Der Weg in den Keller war verschlossen, die Holztüre intakt und wohl nur mit dem Schlüssel oder roher Gewalt zu öffnen.

Also ließ er die Bibliothek hinter sich und machte sich auf den Rückweg, als er plötzlich vor sich auf dem Boden genau so eine Eichel sah, wie jene, die ihnen in der Lagerhalle vor die Füße gefallen war. Er blickte sich um und entdeckte schnell den baum, von dem die Frucht stammte. Er ähnelte einer Eiche, allerdings war es vermutlich eine andere Baumart. Das Holz war dunkler, die Blätter hatten einen rötlichen Ton und im Baum saßen mehrere Krähen. Der Baum war alt, seine ausladenden Äste stark. Sonst entdeckte er aber nichts besonderes.
« Letzte Änderung: 22.05.2020, 18:58:41 von Blutschwinge »

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #256 am: 24.05.2020, 17:23:14 »
Kivan kehrte schließlich in die Taverne zurück und nachdem der Richter nun bald zurückkehren sollte, wollten sie abwarten. Es dauerte aber noch zwei Tage, bis sie von Karl erfuhren, dass ein Bursche mit einer Nachricht unten stand. Er war von einem Mann der Stadtwache geschickt worden und sollte die Abenteurer bitten, zum Haus des Königs zu kommen.

Sie zögerten also nicht lange und gingen direkt zum Marktplatz. Als sie ankamen strömten bereits viele Menschen auf den Platz, es gelang ihnen aber noch, sich direkt an die Barriere aus Stadtwachen zu stellen, die eilig zusammen gerufen worden waren und die menge auf Abstand hielten. Kurz danach kam ein Planwagen die Hauptstraße entlang gefahren, auf dem Bock saß ein junger Wachmann, den die Gruppe nicht kannte.
Er hielt nur wenige Meter vor dem Haus des Königs an, dessen persönliche Garde sich dort bereits versammelt hatte. Aus dem Wagen stieg der erste Richter, begleitet von zwei weiteren Stadtwachen mit schweren Metallschilden, die den alten Mann offensichtlich vor Pfeilen oder Bolzen abzuschirmen versuchten. Der Richter sah etwas besser aus, als bei ihrem letzten Treffen. Kräftiger, beinahe etwas größer. Er trug einen einfachen, aber eleganten Reiseanzug, an seinem Gürtel hin ein kleiner silberner Hammer und ein Dolch mit einem verzierten Griff.

Dann stellte dich vor die Menge. "Seid gegrüßt, Bürger Wildwassers. Ich bin zurück, am Leben, aber nur knapp einem feigen Mord entgangen. Gerettet haben mich ein paar Tapfere Männer und Frauen, die aus der Ferne gekommen sind, um unserem geschundenen Land zu helfen. Dort sind sie." Er zeigte auf die Abenteurer und winkte sie zu sich. "Nun müssen wir aber zuerst mit dem Herrn des Landes sprechen."

Als die Gruppe sich ihm näherte, flüsterte er ihnen zu: "Diese Wachen sind gute Männer, sie werden die Gefangenen schützen, bis ich mit den König gesprochen habe. Kommt mit hinein, damit ihr seine Worte hört und damit die Feinde des Landes keine Gelegenheit haben, ihren Plan zu vollenden."

Damit wandte er sich in Richtung des Hauses und die Wächter des Königs traten zögernd zur Seite, um ihm und der Gruppe Einlass zu gewähren.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #257 am: 25.05.2020, 22:05:17 »
Der Waldläufer war angespannt, aber auch froh, dass der erste Richter wieder da war. Er sagte nichts als der Mann ihre Taten in der Öffentlichkeit hervorhob, auch wenn er eine gewisse Genugtuung verspürte. Kivan zwang sich jedoch, dieses kurze Gefühl des Stolzes schnell wieder beiseitezuwischen und schalt sich dafür einen Narren. Er nahm sich vor, besonders wachsam zu sein und folge dem Richter in das Gebäudeinnere.
Der Bogenmacher formt den Bogen, der Meisterschütze formt sich selbst.

Alyssa

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Wildwasser
« Antwort #258 am: 26.05.2020, 05:17:06 »
Der Tag, den sie herbeigesehnt hatten, war endlich gekommen. Der Richter war in die Stadt gekommen und es sah so aus, als habe er sich etwas erholen können. Er sah besser aus als an dem Tag, an dem sie ihn befreit hatten und er schien bereit für seine Aufgabe zu sein. Alyssa merkte bei seinen Worten, dass die Hoffnung, die sie in den Mann gelegt hatten, nicht vergebens gewesen war. Er machte sofort Nägel mit Köpfen und sagte klar, warum er hier war. Sein Tatendrang war deutlich zu sehen. Der König würde keine Chance in einem fairen Prozess haben aber es war fraglich, ob er sich darauf überhaupt einließ. Die Wachen mit Schilden waren ja nicht ohne Grund hier.
Dass der Richter die Gruppe ins Rampenlicht brachte, mochte Alyssa zumindest teilweise gefallen. Sie taten das alles ja nicht, um an Ruhm zu gelangen. Trotzdem fand sie für den Moment Gefallen an den netten Worten und der Aufmerksamkeit. Sie lächelte freundlich und ging schließlich auf den Richter zu. "Natürlich. Seid euch unserer Unterstützung gewiss.", antwortete sie dem Mann. "Ich bin froh, dass ihr hier seid. Lasst uns dem Verwalter das Handwerk legen und diesem Land zu einer besseren Zukunft verhelfen." Es würde nicht einfach werden, da war sich die Hexe sicher. Vielleicht mussten sie sich auch verteidigen. Ein Mann wie der Verwalter würde, wenn er in die Enge gedrängt wurde, wie ein wildes Tier angreifen.

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #259 am: 01.06.2020, 09:42:47 »
Der Richter ging also hinein, die Wachen des Königs öffneten ihm nach kurzen zögern die Tür, die Männer schienen komplett überfordert von der Situation zu sein, und die drei Abenteurer folgten ihm. Sie kamen in eine prachtvolle Eingangshalle, an den Wänden hinten wallende farbige Tücher, der Boden war mit Mosaiken ausgelegt und an der Wand hingen rund herum große Ölgemälde, die vermutlich die vorherigen Könige zeigten. Auch hier standen zwei Wachen schweigend an den Wänden rechts und links vom Eingang. Das letzte Mal war die Gruppe durch einen Hintereingang geführt worden, daher betraten sie die Halle nun zum ersten Mal.

Der Richter durchquerte die Halle eilig und strebte auf eine Türe zu, als diese sich öffnete und ein Mann ihm entgegen geeilt kam. Es sah aus wie ein Schreiber. "Herr Darlang, da sedi ihr ja, es ist..."
Der Richter eilte einfach an ihm vorbei, ohne langsamer zu werden. "Wir müssen zum Herrn des Hauses."
Der Schreiber lief ihm schnell hinterher. "Ja, natürlich, aber wir haben gerade, also er ist beschäftigt."
Aber da war der Alte schon an der Tür und betrat den Raum, den Schreiber direkt hinter sich und danach die drei Abenteurer.
Sie betraten den Audienzsaal, in dem die Gruppe den König das erste Mal getroffen hatte. Taradae III war bereits aufgestanden und einige Schritte zur Tür gekommen.

"Albert! Du bist zurück, das ist gut, es ist ein Erleichterung, dich wohlbehalten zu sehen." Mit einem Wink der Hand schickte er den Schreiber fort, dieser schloss die Türe. Dann fiel sein Blick auf die Gruppe. "Und du hast unsere Gäste mitgebracht, ihr kennt euch also schon. Ich hörte, dass sie dich suchten und schon wieder sind sie wohl erfolgreicher gewesen als meine Leute. Habt dank dafür, ihr habt uns wieder einen wahrlich großen Dienst erwiesen. Setzt euch, setze euch. Albert, dein Stuhl ist hier, wie immer. Und ihr könnt auch auf die Bank setzen." Er zeigte auf einen einzelnen gepolsterten Stuhl, der etwas abseits neben dem Tisch des Regenten stand. Einige Meter dahinter stand eine gepolsterte Bank an der Wand.

Der erste Richter nickte der Gruppe zu und setzte sich auf den Stuhl. "Du hast ihn nicht fort geräumt, obwohl du nicht mit meiner Rückkehr rechnen konntest?" Bevor der König etwas erwidern konnte, sprach der Richter weiter. Kurz erzählte er von seiner Entführung, der Rettung durch die Gruppe und den Vorwürfen gegen einen Offizier der Wache, den die Bewacher erhoben hatten.

Der König hörte aufmerksam zu und schien bestürzt zu sein.[1] Als der Richter geendet hatte, blieb es zunächst still.

Dann antwortete der König und wählte seine Worte mit bedacht. "Nun, was soll ich sagen. Es ist furchtbar, was da passiert ist." Er machte eine kurze Pause. "Und gleichzeitig sind es schwere Vorwürfe gegen den Mann, die wir natürlich prüfen werden. Am besten lege ich die Sache in deine Hände, zusammen mit einem meiner Richter. Du darfst ihn dir wählen."

Der Richter nickte. "Aber ich fürchte um die Sicherheit meiner Zeigen, diese Drei hier sollen sie bewachen. Sie haben den Namen des Verdächtigen, bitte lass ihn durch die Wache festsetzen, damit er nicht flüchtet."
Auch das wurde sofort veranlasst, der Regent rief den Schreiber und dieser eilte sofort davon.

"Albert, du solltest dich ausruhen nach der anstrengenden Fahrt. Schick nach dem Richter, wenn es dir beliebt und unsere Gäste können deine Zeugen in den kleinen Turm bringen, dort sind sie am besten aufgehoben."

Der Richter nickte und damit schien das Gespräch zwischen den beiden beendet zu sein.
 1. Wer möchte kann Motiv entdecken würfeln
« Letzte Änderung: 01.06.2020, 09:43:26 von Blutschwinge »

Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #260 am: 04.06.2020, 18:04:36 »
Ponzio hatte auf dem Rückweg von ihrem nächtlichen Ausflug anders gewirkt als zuvor: schweigsamer, pessimistischer. Und als sie die Gaststätte erreicht hatten, zog er sich sofort auf sein Zimmer zurück. Am nächsten Morgen konnten seine Gefährten ihn nicht finden, und auch danach blieb er wie vom Erdboden verschwunden.

Erst am Tag der Ankunft des Richters erhielten seine verbliebenen Gefährten ein Lebenszeichen von ihm, als er morgens plötzlich den Schankraum betrat, gerade als Alyssa und Kivan beim Frühstück saßen. Bereits auf den ersten Blick wurde deutlich, dass Ponzio in einem schlechten Zustand war, und der Geruch nach billigem Alkohol, den er verströmte, bewies, dass er offensichtlich getrunken hatte, und zwar einiges. Der Geruch vermischte sich mit dem von Schweiß und Urin, und so wie der Magier roch, sah er auch aus. Seine Kleidung war besudelt, scheinbar hatte er sich sogar selbst eingenässt, und es schien, als ob er die letzten beiden Nächte irgendwo auf der Straße geschlafen hätte.

Ponzio selbst schien sich in einem Zustand irgendwo zwischen betrunken und schwer verkatert zu befinden, und es bedurfte zunächst eines Kruges eiskalten Wassers, den Kivan ihm über den Kopf kippte, um ihn einigermaßen ansprechbar zu machen. Mit ebenfalls viel Mühe bugsierte dieser ihn später in einen eigens bestellten Badezuber, als auch schon der Bursche mit der Nachricht kam.

Verspätet traf auch Ponzio auf dem Marktplatz ein, und auch wenn er nun wieder erträglich roch und auch sonst sauber war, konnte er die tiefen Ringe unter den glasigen Augen nicht verbergen, und auch sein Tritt war nicht so sicher wie gewohnt - immer wieder geriet er ins Taumeln. Der Umstand, dass sein Hemd falsch geschnürt war und aus der Hose hing, machte nicht weniger deutlich, dass der Magier wohl nicht seinen besten Tag hatte.
Zur Ankunft des Richters immerhin kam er rechtzeitig und folgte den anderen dann auch zum König, wo er sich  als erster auf die Bank fallen ließ, wobei er einen lauten Rülpser von sich gab, gefolgt von einem "Prost". Dem, was der Richter und der König im Anschluss miteinander besprachen, konnte er nur im Ansatz folgen, doch irgendwas hatte es wohl auch mit ihm zu tun, denn mehrfach gestikulierte der Richter in ihre Richtung. Als dann plötzlich Stille herrschte und scheinbar irgendetwas von ihnen erwartet wurde, blickte Ponzio nur stirnrunzelnd Alyssa an - vielleicht hatte sie ja verstanden, um was es hier ging?

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #261 am: 06.06.2020, 21:37:57 »
Kivans scharfe Sinne musterten den König aufmerksam. Nicht nur aus dem Gesprächsverlauf, sondern auch aus seiner Reaktion gewann der Halbelf den Eindruck, dass dieser womöglich wirklich nichts mit der Entführung zu tun hatte. Das war allerdings nicht unbedingt eine gute Nachricht. Ein Herrscher, der ihnen feindlich gesonnen war, war eine Sache, aber wenn er nichts damit zu tun haben sollte, würde das bedeuten, dass andere, bislang im Verborgenen agierende Personen ihre Finger im Spiel hatten. Aber warum? Ging es um Machterhalt oder um etwas ganz anderes? Der Waldläufer musste an ihre Erlebnisse in dem Dorf, im Wald und bei Oki denken, versuchte sich aber nichts anmerken zulassen. Insofern war er über die neue Aufgabe dankbar. Als sie wieder unter sich waren, teilte er Alyssa seine Gedanken mit. Ponzio hingegen versuchte er nicht zu beachten. Wenn er daran dachte, dass sein unprofessionelles Handeln Erastils heilige Mission gefährden könnte, kam Zorn in ihm auf. Da war es am besten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Der Bogenmacher formt den Bogen, der Meisterschütze formt sich selbst.

Alyssa

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Wildwasser
« Antwort #262 am: 07.06.2020, 03:12:22 »
Es war alles nicht so, wie Alyssa gehofft und erwartet hatte. Zum einen war da Ponzio, der gerade an diesem wichtigen Tag einen Rückfall hatte und sich komplett daneben benahm. Sie hätten ihn wirklich brauchen können aber in seinem Zustand, war er zu fast nichts sinnvollem fähig. Leider konnten sie sich auch nicht wirklich um ihn kümmern, da die Sache mit dem Richter einfach sehr viel wichtiger war.
Dann war da noch das Verhalten des Königs und das seltsame Verhältnis zwischen ihm und dem Richter. Es war keine Freundschaft aber auch keine wirkliche Feindschaft. Es schien auch nicht so, als habe der König wirklich etwas von der Entführung gewusst. Zumindest glaubte sie nun - seiner Reaktion nach - nicht mehr daran, dass er dahinter steckte. Er hatte ja noch nicht einmal den Stuhl weggeräumt, was wirklich darauf hinwies, dass er irgendwie auf eine Rückkehr gehofft hatte. Kivan war ähnlicher Meinung. Was die Frage aufwarf, wer denn dann die Finger im Spiel hatte.
Wurde der König vielleicht nur benutzt, wie eine Schachfigur, während jemand anderes seine Spiele im Hintergrund spielte? Nur wer? Der erste Jäger? Nein, der war auch nicht viel mehr als eine Spielfigur, die benutzt wurde. Aber was war mit Kathalina Lain? Sie war vermutlich nach dem Verwalter eine der mächtigsten Personen im Land. Sie hatte, wie sie vor kurzem herausgefunden hatten, auch ihre Finger im Spiel, was die Entführung von Tilly anging. Außerdem besaß sie ein riesiges Netzwerk an Spionen und ein ziemlich großes Vermögen.
Darüber würden sie sich wohl in sehr naher Zukunft genauere Gedanken machen müssen. Für den Moment musste sich Alyssa um andere Dinge kümmern. "Versuch dich etwas zu konzentrieren, Ponzio. Wir brauchen dich jetzt mehr denn je.", flüsterte sie dem alten Mann zu, der sie verwirrt ansah. Sie hätte ihm gerne geholfen und wäre positiver gewesen aber das fiel ihr jetzt nicht leicht. Sie hatte einfach nicht den Nerv und die Zeit, um sich um sein Alkoholproblem zu kümmern. "Wir müssen unsere Zeugen in den Turm bringen." Sie wartete noch auf eine Reaktion von ihm und wandte sich dann Kivan zu. "Was glaubst du? Wird der König nur benutzt? Wen vermutest du hinter dieser ganzen Sache? Kathalina? Sie hätte die Beziehungen und das Geld dazu." Irgendwie wollten ihr aber auch nicht die ganzen anderen Sachen aus dem Kopf gehen. Was war mit dieser seltsamen Krankheit, die die Tiere aggressiv machte. Was war mit der Dornenfeste und ihrem seltsamen Anführer? Zu viele Fragen und kaum Antworten.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #263 am: 07.06.2020, 10:45:37 »
Kivan nickte der jungen Frau zustimmend zu. "Kathalina steckt zumindest hinter der Ermordung der Händlerfamilie und der Entführung von Tilly. Sie könnte auch hinter der Entführung des Richters stecken, Geld und Einfluss hätte sie jedenfalls ausreichend. Andererseits: die seltsame Krankheit in dem Dorf, das Monster im Wald, das Geschehen bei Oki und dieses Wesen, das uns auf dem Weg zu Tilly verfolgt hat - das sind doch Dinge, die über bloße politische Intrigen und Ränkespiele deutlich hinausgehen. Ich kann auch bislang keinen Zusammenhang erkennen." Der Waldläufer biss die Zähne zusammen. Die Situation war für ihn sehr verworren. "Wir müssen einfach mehr Informationen haben. Ich kann im Moment nicht einmal ausschließen, dass einer unserer vorübergehenden Gefährten falsches Spiel gespielt hat. Bisweilen bleibt uns aber leider wohl nur abzuwarten, was meinst du?"
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Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #264 am: 07.06.2020, 22:51:48 »
Ponzio betrachtete die ganze Szene immer noch wie durch einen Nebel, nur ab und zu drangen die Ereignisse soweit zu ihm durch, dass er sich einen Reim daraus machen konnte. Doch abgesehen von seinem Verstand, der ihn gerade im Stich zu lassen schien, übernahmen jetzt seine Emotionen die Vorherrschaft.
Plötzlich fuhr er nach oben und rief dem Richter zu: "Wieso willsu uns von dem Schuft fffernhallen? Wir soll..sollen den [hicks] Zeugen beschüssen und der annere entkommt insischen?"

Alyssa

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Wildwasser
« Antwort #265 am: 12.06.2020, 05:23:52 »
Über die Dinge, die Kivan ansprach, hatte sich auch Alyssa schon Gedanken gemacht. Es gab Zusammenhänge, das erkannte man relativ schnell. Nur was sie bedeuteten, war die Frage. "All diese Dinge haben im weitesten Sinne etwas mit der Natur zu tun. Als wären sie druidischen Ursprungs. Was hältst du von der Dornenfeste und ihren Bewohnern? Könnten sie etwas damit zu tun haben?"
Bei einem Punkt musste sie Kivan widersprechen. Er war misstrauischer als sie, das wusste sie ja bereits aber ihre Gefährten zu verdächtigen? "Ich glaube nicht, dass einer unserer Gefährten etwas damit zu tun hat. Keiner von ihnen hat sich wirklich verdächtig benommen, wie ich finde. Aber ja, wir können wohl nur abwarten, bis wir mehr Informationen haben."
Anscheinend war es nicht genug, dass Ponzio keine Hilfe war, nun begann er ihnen auch noch Probleme zu machen. Alyssa stand auf und legte dem alten Mann eine Hand auf die Schulter. "Hey, beruhig dich. Wir kriegen das schon hin. Keiner entkommt uns! Setz dich bitte wieder.", redete sie ruhig auf ihn ein. Sie hoffte, dass Ponzio zumindest noch einen Funken Verstand übrig hatte.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #266 am: 13.06.2020, 23:23:05 »
"Die Bewohner der Dornenfeste? Das sind doch ebenfalls Anhänger Erastils!", antwortete der Halbelf mit einem Anflug von Empörung. "Sie haben uns doch gut aufgenommen und mit vielen wertvollen Informationen versorgt. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und möchte es auch gar nicht. Nein, es muss jemand anderes dahinstecken, da bin ich mir sicher. Bloß wer?"

Ponzios erneuten Ausfall strafte er mit einem bösen Blick ab. Er biss sich auf die Zunge, um nicht aus der Haut zu fahren.
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Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #267 am: 14.06.2020, 11:36:14 »
Der Richter hatte sich beim König bedankt und war mit der Gruppe in die Halle gegangen und von dort in einen kleinen Nebenraum, wo sie ungestört waren,. Er kannte sich hier gut aus und niemand hatte sie aufgehalten. Zunächst wartete er ab, während die drei Abenteurer ihre Diskussion führten. Er reagierte zunächst nicht besonders auf Ponzios verhalten, als er ihn aber anfuhr, hob er beschwichtigend die Hände, überließ es aber Alyssa, darauf zu reagieren.

Schließlich ergriff er wieder das Wort. "Ich sehe ihr habt viel zu besprechen, ab besten lasse ich euch in den Turm bringen, es ist nun ja, das Gefängnis für die besseren Leute Es hat nur wenige Zellen, nur einen Zugang und es ist gut zu bewachen. Ich werde euch die beiden loyalen Wachen zur Unterstützung mitschicken, ihr könnt über ihre Dienste verfügen. Ich komme dann heute Nachmittag zu euch, ich muss eines erledigen."

Draußen vor dem Haus hatte sich die Menge mittlerweile wieder aufgelöst, nachdem es nichts besonderes zu sehen gab. Sie fuhren mit dem Wagen zu einem kleinen Turm, der direkt auf der Rückseite des Hauses lag, in dem der Regent lebte.

Der Turm war nicht sehr hoch, dafür aber breiter als es Türme sonst waren. Es schien eher ein kleines rundes Häuschen zu sein und das bestätigte sich im Innern. Als normales Gefängnis war es ungeeignet, es war einfach zu klein, aber für ihren Zweck genau richtige. Direkt hinter der Tür gab es einen kleinen Raum mit der Treppe, die nach oben führte. Die massive Holztür war stabil und hatte einen starken Riegel. Im ersten Stock gab es zwei Räume mit stabilen Türen und mehreren kleinen Fenstern, durch die man gut hinaus schauen aber nicht fliehen konnte. Davor stand ein Tisch und eine Bank. Im zweiten Stock gab es ebenfalls zwei Räume, diese hatten aber keine Türen und waren mit Betten ausgestattet. Die Drei Abenteurer fanden in einem Raum Platz, die zwei Wachen im anderen. Es gab auch einen kleinen Waschraum.

Nachdem die beiden Gefangenen in den Zellen untergebracht worden waren verabschiede sich der Richter. Eine der beiden Wachen begleitet ihn zu seinem Haus und kam bald danach zurück zum Turm.
« Letzte Änderung: 14.06.2020, 11:37:56 von Blutschwinge »

Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #268 am: 14.06.2020, 16:03:57 »
Ponzio hatte deutlich Mühe, die Stufen zu erklimmen, und musste unterwegs zweimal stehenbleiben, um Luft zu schnappen. Als sie schließlich auf dem Stockwerk waren, in dem die Gefangenen eingesperrt wurden, sah er gequält zur Treppe, die weiter nach oben führte.
"Ich bleibe besser hier." keuchte er. "Jemand sollte aufpassen, dass niemand den Gefangenen zu nahe kommt." Ob er das ernst meinte oder nur die nächsten Stufen vermeiden wollte, war allerdings nicht klar.

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #269 am: 16.06.2020, 16:30:04 »
Damit war klar dass Ponzio die erste Wache übernehmen würde, auch wenn er nicht wirklich in der Verfassung war. Daher blieb der Wachmann der Stadtwache ebenfalls im Vorraum der Zellen und Alyssa und Kivan konnten sich umsehen. Der Eindruck des Richters, dass dieser Ort gut zu bewachen war, bestätigte sich. Sie fanden zwar eine Falltür hinter der Eingangstüre, diese war aber schon lange nicht mehr benutzt worden und ein Blick darunter förderte nur einen eingestürzten Stollen zu Tage. Hier würde niemand hinein oder hinaus kommen.

Als sie schließlich wieder zu den Zellen gingen schlief Ponzio tief und fest. Die zweite Wache legte sich nach ihrer Rückkehr hin, er würde die Nachtschicht übernehmen. Der Wachmann der Tagesschicht, er hatte sich als Urs vorgestellt, stellte der Gruppe einige Fragen zur Jagd nach dem Biest, natürlich kannten alle Wachen der Stadt die Geschichte. Der Wachmann, der dem Biest zum Opfer gefallen war, lag immernoch wie tot im Lazarett, aber es war noch Leben in seinem Körper, auch wenn er nicht aufwachte. Eronomion war derjenige gewesen, der mit den Kameraden damals gesprochen hatte, daran erinnerte sich Kivan nun wieder.

So verging die Zeit bis zum Abend. Nach einem gemeinsamen Abendessen wechselten die Wachen. Kivan war bei den Zellen, Ponzio auch, er war auch wieder wach geworden.
Alyssa saß oben auf ihrem Bett, als etwas kleines durch das Fenster gegen ihren Kopf flog. Verwirrt sah sie sich um und entdeckte eine der seltsamen Eicheln, die sie in der Lagerhalle gefunden hatten. Allerdings konnte sie nicht auf natürlichem Weg durch das Fenster gekommen sein, es gab dort keinen entsprechenden Baum und normalerweise fielen Eicheln auch nach unten und nicht quer durch die Luft.
« Letzte Änderung: 16.06.2020, 16:31:25 von Blutschwinge »

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