Aber so richtig wussten die Abenteurer auch nicht, was sie noch tun konnten, einige waren mit den Gedanken schon beim Abendessen, andere bei der Suche nach dem Richter. Und so verbrachten sie den Tag mit ihren Angelegenheiten und am späten Nachmittag erreichte sie ein Bote mit der Einladung zum Abendessen mit dem König und den beiden Vorsitzenden des Händlerrates. Von Jenna erführen sie, dass die Händler der Stadt sich in diesem Rat zusammengeschlossen hatten, um ihre Interessen zu vertreten. Er hatte keine offizielle Aufgabe, aber durchaus Einfluss auf die Politik. Obwohl der Handel in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hatte, waren die Händler immer noch wichtig, denn dies war der einzige Weg hier zu Wohlstand zu kommen.
Das Essen sollte aber nicht im Haus des Königs stattfinden, sondern im Adlerkeller, einem alten Gewölbe unter einem alten Gebäude. Dieses Gebäude soll angeblich vor Jahrhunderten ein Tempel eines blutrünstigen Gottes gewesen sein, dessen Priester die damalige Siedlung regierten. Eine kleine Gruppe von Männern und Frauen hatte sich, so lautet die Legende, dem Kampf gegen diese Herrschaft verschrieben und wurde unerbittlich gejagt. Irgendwann gelang es ihnen aber, einen Unterschlupf direkt unterhalb des Tempels zu gründen und von dort den Kampf auf die Straßen zu tragen und die Macht der Priester schließlich zu brechen. Der Tempel wurde damals zerstört. Die Ruine wurde vor langer Zeit von einem Priester der Dämmerblume bezogen, der dem Tempel eine neue, gute göttliche Aura verleihen wollte. Er scheiterte, es geschahen böse Dinge in dem Haus und schließlich rannte der neue Tempel nieder. Schließlich versuchte ein Händler, das Gebäude zu nutzen und baute er wieder auf. Aber auch er hatte kein Glück. Seine Frau stark im Kindbett, sein Kind bald darauf ebenso und seine zweite Frau hinterging ihm mit einem Stallknecht und tötete schlussendlich ihren Ehemann im Schlaf. Die Familie des Händlers war ausgelöscht, die Mörderin und der Stallknecht wurden hingerichtet und so verfällt das Haus seit dem. Das Gewölbe darunter aber, der Adlerkeller, das Zentrum des Widerstands einer längst vergessenen Zeit, der wird heute für feste oder Bankette genutzt. und dorthin hat der König geladen.
Der Adlerkeller lag etwas abseits des Zentrums im Händlerviertel. Das Gebäude mit dem Adlerkeller war leicht zu finden und am Eingang brannten bereits gut sichtbar mehrere Fackeln und zwei bewaffnete Soldaten waren ebenfalls dort. Sie ließen die Abenteurer aber ohne Zögern passieren.
Sie betraten das Gebäude durch einen nahezu runden Eingang, eine Steintreppe führte nach unten und sie gelangten in ein Kellergewölbe, dessen Decke aus gemauerten Steinen bestand. An den Wänden hinten große bunte Teppiche mit verschiedenen Wappen und Symbolen und in der Mitte stand eine Tafel, die ungefähr zehn Leuten Platz bot und die bereits festlich gedeckt war. Auch am Fuß der Treppe standen zwei Soldaten, aber in festlicher Rüstung und mit geschmückten Waffen. Mehrere Bedienstete warteten an verschiedenen Stellen am Rand des Raums. Ein Bediensteter eilte gerade in eine Ecke des Raums und dort sahen die Abenteurer nun zwei Männer und eine Frau stehen, den König und vermutlich die beiden Ratsleute.
Als die Gruppe die Treppe nach unten kam und die Wachen passierten klopften diese mit ihren Stangenwaffen auf den Boden und sofort wendete sich der König der Treppe zu, um sich kurz darauf mit seinen Begleiter*innen zu nähern. Und so traf man sich einige Meter vor der Tafel. Der König, in einem feinen aber nicht protzigen Hausanzug, und der Mann und die Frau, die ebenfalls sehr edel gekleidet waren.
"Willkommen", begrüßte Taradae III die Gruppe.
"Darf ich Ihnen die weiteren Gastgeber vorstellen. Dies sind Kathalina Lain, erste Rätin der Händler und ihr Stellvertreter, Eron Park." Die Anwesenden begrüßten sich und begaben sich anschließend zu Tisch.
Die beiden Vertreter*innen der Händler erkundigten sich zunächst nach der Reise der Gruppe und es entwickelte sich ein unaufdringliches Gespräch über die Region, das Klima, den vielen Regen im Frühjahr und diverse andere Unwichtigkeiten.
Aber dann, die Vorspeise, ein sehr würziger und leckerer Schinken zusammen mit einer der Gruppe unbekannten herb-süßen Frucht, kam natürlich die Frage nach dem Grund des Besuchs und nach ihren weiteren Plänen. Dazu gab es Rehbraten mit roten Kartoffeln und Wurzelgemüse.