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Autor Thema: Wildwasser  (Gelesen 44819 mal)

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Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #345 am: 25.05.2021, 13:00:52 »
Da niemand in der Gruppe wusste, wer als Regent geschickt werden würde, entschieden sie sich, die Ratsherrin im Auge zu behalten, wenn die Nachricht öffentlich werden würde.

Und der erste Richter nahm seine Arbeit wieder auf. Er schien jünger und agiler geworden zu sein, seit er wieder in der Stadt war. Die Strapazen der Gefangenschaft hatten ihm stark gesetzt, fielen nun aber zunehmend von ihm ab. Wenige Tage nach dem Gespräch hatte der Richter seine Prüfung abgeschlossen und informierte den "König" über das Schriftstück und darüber, dass demnächst ein neuer Regent die Regierungsgeschäfte übernehmen würde. Die Neuigkeit verbreitete sich rasend schnell in der Stadt und Karls Taverne, in der sie untergekommen waren, hatte in diesen Tagen viel mehr Gäste als gewöhnlich. Auch wenn die Abenteurer dort kaum anzutreffen waren.

Sie hatten bereits einige Tage zuvor begonnen, Kathalina Lain zu beobachten und diejenigen Gebäude zu finden, in denen sie sich meist aufhielt. Wenig überraschenden war dies ihr Handelshaus, einige zentral gelegene Lagergebäude und das Haus der Händlergilde. Stets wurde sie von zwei Wachen begleitet, erfahrene und gut ausgerüstete Kämpfer.

Als die Nachricht über den neuen Regenten dann die Runde machte, war die Gruppe natürlich vor Ort. Es waren immer viele Besucher im Handelshaus Lain ein und aus gegangen, aber an diesem Tag schien die halbe Stadt hier vorsprechen zu wollen. Viele Besucher waren der Gruppe unbekannt, aber Eron Park, ihren Stellvertreter in der Händlergilde, erkannten sie. Er blieb am längsten, fast zwei Stunden. Kathalina Lain selbst bekamen sie an diesem Tag aber nicht zu Gesicht.

In den folgenden Tagen änderte sich wenig an der Situation. Die Stadt war von einer starken Unruhe erfasst worden. Überall schienen die Leute zu flüstern, auch beim Anblick der Abenteurer. Es gab Gerüchte von Jubelfeiern auf dem Marktplatz, die von der Stadtwache aufgelöst worden waren. Aber niemand war direkt dabei gewesen. Der König hatte in der Stadt verbreiten lassen, dass er den Anspruch des neuen Regenten anerkenne und sich freue, dass das Land nun wieder einen König bekommen werde, öffentlich aufgetreten war er aber nicht.
Karl schirmte die Gruppe von den vielen Neugierigen ab, sie aßen meist in der Küche oder im Hof. Eines Abends wurde eine brennende Fackel in den Schankraum geworfen, aber es entstand kein Schaden und der Angreifer konnte unerkannt entkommen.

Einmal sah die Gruppe Tamara in der Nähe des Hauses Lain, aber sie betrat es nicht und kümmerte sich auch sonst nicht um das Gebäude. Vielleicht war es einfach Zufall, das Haus Lain lag zentral in der Stadt an einer Hauptstraße.

So ging gut eine Woche ins Land, ohne dass etwas besonderes geschah. Doch dann, eines Morgens, brachte Karl eine Taube zu ihnen. „Hier, eine Nachricht für euch.“ Das Tier trug einen kleinen Zettel am Bein.

"Der Regent kommt nicht per Schiff, es sind Attentäter unterwegs. Morgen zur Mittagsstunde auf dem Marktplatz. Haltet die Augen für uns offen." Unterzeichnet war die Nachricht von Erthoran, dem Priester der sie auf diese Mission geschickt hatte.

Sie hatten also gut einen Tag Zeit, sich auf die Ankunft vorzubereiten. Sie wussten jetzt, wo er ankommen würde, auf dem Marktplatz, aber nicht wie. Der Marktplatz bot viel Platz und lag direkt am Haus, in dem der "König" saß, aber wenn wirklich jemand ein Attentat ausführen wollte, bot der Marktplatz mit den vielen Häusern und einigen kleinen Gassen ebenfalls viele Möglichkeiten.
« Letzte Änderung: 10.06.2021, 21:55:49 von Blutschwinge »

Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #346 am: 31.05.2021, 00:05:57 »
Ponzio konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie gescheitert waren. Sie hatten die Stadt und das Land für den neuen Regenten vorbereiten sollen - aber was hatten sie tatsächlich erreicht?
Die Lage in der Stadt schien genauso verworren wie zuvor, und bis heute wussten sie nicht einmal, ob der jetzige sogenannte König Teil des Problems war oder nur eine Marionette, oder ob er womöglich sogar ehrbare Absichten hatte, jedoch von mächtigen Kräften gehindert wurde, etwas zum Guten zu wenden.

Jene mächtigen Kräfte, die wohl von Kathalina Lain angeführt wurden, hatten sie ebenfalls noch nicht einmal annähernd in den Griff bekommen. Das einzige, was sie tatsächlich erreicht hatten, war den Richter wieder in die Stadt zurückzubringen. Das immerhin konnte tatsächlich etwas zum Guten wenden, doch seitdem, musste er zugeben, hatten sie wenig beigetragen, ihn zu unterstützen. Mehr noch, er schien ihre Hilfe gar nicht zu wollen.

Nun kam also, in seinen Augen viel zu früh, und ohne dies vorher mit ihnen abzustimmen, der neue König, den die Kirche von Erastil herschickte. Und sie wussten nicht einmal, um wen es sich handelte. Wie sollten sie unter diesen Umständen irgendetwas sinnvolles tun? Auch von Erthoran und seinen Leuten fühlte Ponzio sich im Stich gelassen. Und nun die Nachricht, dass der neue Regent plötzlich auf dem Marktplatz erscheinen wollte? Oder reiste er mit Pomp in die Stadt ein? Und sie sollten ihn vor Attentätern schützen? Es war zum Weinen - und mehr als nur einmal sehnte Ponzio sich nach einem Krug Schnaps, um seine Nerven zu beruhigen. Wenn nicht die beiden anderen ebendies hätten kommen sehen und ihn keinen Augenblick aus ihrer Sicht hatten lassen.

"Und jetzt?" fragte der Magier mit Frust in der Stimme. "Wie sollen wir den ganzen Marktplatz im Auge behalten? Was wir überhaupt geschehen zur Mittagsstunde? Im Grunde können wir uns nur unter die Leute mischen und versuchen, aufmerksam zu sein."
Immerhin konnte er selbst sich mit einem Zauber ein anderes Aussehen geben; das würde vielleicht helfen, sofern der Regent sich nicht verspätete und der Zauber auslief.

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #347 am: 10.06.2021, 21:52:29 »
Die Gruppe wartete also bis zum nächsten Tag. Es lag eine seltsame Anspannung über der Stadt, alle schienen auf etwas zu warten, aber nicht zu wissen, worauf.

Als die Gruppe sich nach einem frühen Mittagessen auf den Weg machte, raunte Karl ihnen zu: "Es gibt Gerüchte, dass heute etwas passiert. Es sind viele Menschen auf der Straße und nicht alle sind froh über das, was kommen könnte." Dann ging er wieder seiner Arbeit nach.

Tatsächlich waren die Straßen erstaunlich voll. Einige der Bewohner taten so, als hätten sie etwas zu tun, trugen Körbe hin und her oder priesen ihre Waren an. Aber viele gaben sich nicht die Mühe und zogen in Gruppen durch de Straßen. Niemand schien zu wissen, wohin es ging, aber alle ahnten, dass heute ein besonderer Tag war.

Es dauerte viel länger als sonst, bis die Gruppe den Marktplatz erreicht hatte. Sie mischten sich unter die Leute und hielten die Augen offen. Es waren an die hundert Menschen hier auf dem Platz. Viele standen in Gruppen herum und unterhielten sich leise. Und überall waren Stadtwachen zu sehen. Einige bewachten den Sitz des Königs und das Gericht, andere liefen zwischen den Menschen hin und her, wussten aber auch nicht so recht, was sie hier tun sollten. Die vielen Leute machten viele Wachen nervös, das war nicht zu übersehen.

Alyssa entdeckten mehrere Gestalten, die offensichtlich versteckte Waffen trugen und sich auf dem Platz verteilten. Und Kivans scharfen Augen bemerkten einige auffällige Gestalten, die sich hinter verschiedenen Fenstern verbargen. Aber sonst war nichts ungewöhnliches zu sehen.
« Letzte Änderung: 10.06.2021, 21:55:15 von Blutschwinge »

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #348 am: 17.06.2021, 13:36:57 »
Und so standen sie auf dem Marktplatz mit vielen anderen Menschen und warteten. Zwischendurch hörten sie rufe aus den Gassen der Stadt und einige Leute verließen den Platz, offenbar weil sie neugierig waren, was dort vor sich ging. Aber schnell wurde es wieder still.

Die Menge schaute immer wieder zum Himmel. Es gab zwar eine alte Glocke auf dem Haus des Regenten, die früher einmal zur Mittagsstunde geschlagen wurde, aber diese schwieg schon seit vielen Jahren. Und so orientierten sich alle am Sonnenstand. Als die Sonne am höchsten Stand wurde die Menge zunehmend unruhig. Die Abenteurer wussten nicht, ob die Information durchgesickert war, dass am Mittag etwas passieren sollte, oder ob alle davon ausgingen, dass die Mittagsstunde der einzig mögliche Zeitpunkt für ein weltbewegendes Ereignis sein konnte.

Und dann waren plötzlich wieder laute Rufe zu hören, zuerst aus der Stadt und dann auch auf dem Marktplatz. Einige Hände zeigten zum Himmel, zuerst in unterschiedliche Richtungen, aber schnell hatten die drei entdeckt, was hier für Aufregung sorgte. Hoch am Himmel flog etwas sehr Großes direkt  auf die zu, es war ein fliegendes Pferd mit einem Reiter. Bald hatten alle die richtige Richtung ausgemacht und überall hörte man erstaunte und teilweise auch ängstliche Rufe. Genaueres konnte man nicht erkennen.[1]
 1. Bitte alle einmal Perception würfeln

Alyssa

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Wildwasser
« Antwort #349 am: 18.06.2021, 03:37:41 »
Der Tag rückte immer näher, an dem der neue Regent endlich ankommen sollte. Nicht per Schiff, sondern auf irgendeinem anderen Weg. Das konnte vieles bedeuten und Alyssa war nicht froh darüber, dass man sie im Dunkeln ließ. Wie sollten sie helfen, wenn sie keine Informationen bekamen? Sie teilte Ponzios Frust und Meinung. Viel mehr, als sich unter die Leute am Marktplatz zu mischen, konnten sie wirklich nicht tun. Sie hatten einfach immer noch zu wenig Informationen über das, was wirklich im Hintergrund ablief. Was hätten sie allerdings noch alles tun können? Sie waren nur ein paar Menschen, keine ausgebildeten Spione oder ähnliches. Je mehr die Hexe darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, dass die Kirche eine andere Gruppe hätte schicken sollen. Doch nun war es zu spät und sie alle waren viel zu sehr in diese Sache involviert, als jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Ganz davon abgesehen, dass Alyssa das auch gar nicht tun wollte.
So warteten sie also auf dem Marktplatz und sahen sich in der großen Menge um. Ihr fielen einige Gestalten auf, die versteckt Waffen trugen. Kivan sah auch einige auffällig unauffällige Personen. Das musste allerdings nicht unbedingt ein Problem sein. Die Nachricht, die sie bekommen hatten, sprach ja davon, die Augen für uns aufzuhalten. Sicher würde die Kirche den Regenten nicht alleine schicken. Vor allem dann nicht, wenn sie von Attentätern wussten. Man hatte bestimmt einige Verbündete organisiert, die verdeckt die Augen offen hielten. Diese bewaffneten oder versteckten Personen konnten also auch Verbündete sein.
Dann war es endlich soweit. Alyssa bemerkte es eher durch die Unruhe, als dass sie den Regenten wirklich sah. Sie folgte mit dem Blick den Händen, die in den Himmel zeigten und erkannte schnell, dass dort jemand auf einem fliegenden Pferd angeritten - oder geflogen - kam. War das wirklich der neue Regent oder vielleicht doch ein gelungenes Ablenkungsmanöver. Da oben gab er auf jeden Fall ein gutes Ziel ab. Ohne lange nach oben zu sehen, sah sich Alyssa eher auf dem Marktplatz um. Vor allem suchte sie nach den Leuten, die Waffen versteckt oder sich hinter Fenstern versteckt hatten. Richtete vielleicht jemand eine Waffe in den Himmel?[1]
 1. Perception 16

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #350 am: 18.06.2021, 09:24:18 »
Alyssa brachte nicht lange um hinter mehreren Fenstern Bewegungen auszumachen. Und kurz darauf sah sie erkannte sie, dass hinter zwei Fenstern Bögen in Anschlag gebracht worden waren, verborgen hinter Vorhängen, aber die Pfeilspitzen waren dennoch zu sehen. Und beide Fenster gingen in die Richtung, aus der sie den fliegenden Reiter herankommen sah.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #351 am: 21.06.2021, 23:58:07 »
Kivan war die Anspannung förmlich anzusehen. Mit angestrengtem Blick versuchte er vergeblich, sich ein Bild von der Lage zu machen. Außer der Ankündigung, dass der Regelt kommen wird, hatten sie kaum Informationen und so blieb dem Halbelf und seinen Mitstreitern nicht viel anderes übrig als abzuwarten. Als der fliegende Reiter erschien, spürte er seinen Puls steigen und murmelte einige heilige Verse zur Beruhigung. Aufregung war nicht gut für Zielen und es sah ganz so aus als würde er bald eine ruhige Hand brauchen.
Der Bogenmacher formt den Bogen, der Meisterschütze formt sich selbst.

Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #352 am: 24.06.2021, 22:39:27 »
Auch Ponzio hatte sich unter die Menge gemischt. Da sie nicht wussten, aus welcher Richtung der Regent kommen würde, hatten sie sich voneinander getrennt und so dauerte es eine Weile, nachdem alle Welt bereits in den Himmel deutete, bis der Magier bemerkte, dass etwas aus dem Himmel kam. Doch seine alten Augen schafften es nicht, das Objekt, das sich näherte, zu fokussieren, und so stand er ziemlich ahnungslos in der Menge und konnte nur warten, als was sich das Flugobjekt entpuppen würde.[1]
 1. Wahrnehmung 4

Alyssa

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Wildwasser
« Antwort #353 am: 28.06.2021, 02:55:24 »
Noch immer wusste Alyssa nicht, ob der fliegende Reiter tatsächlich der neue Regent oder nur eine gute Ablenkung war. Die Pfeilspitzen, die sie sah, waren zwar in die Richtung des Reiters gerichtet aber nicht direkt auf ihn. Es war also nicht klar, was passieren würde und ob überhaupt etwas passieren würde. Die Hexe rang mit sich selbst und überlegte, was am sinnvollsten war. Am Ende entschied sie sich dazu, zu versuchen, die Bogenschützen schlafen zu legen. So konnte sie eine mögliche Gefahr ausschalten, ohne mögliche Verbündete direkt zu verletzen.[1] Sie suchte die Menge nach ihren Freunden ab.
 1. Sleep Wille gegen 15 negiert.
« Letzte Änderung: 28.06.2021, 02:55:41 von Alyssa »

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #354 am: 07.08.2021, 12:08:20 »
Der Punkt kam näher und näher, wurde größer und bald war ein geflügeltes Pferd zu erkennen. Darauf saß eine Gestalt in einen Mantel gehüllt.

Währenddessen gelang es Alyssa, mit ihrem Zauber die beiden Bogenschützen, die sich hinter zwei benachbarten Fenstern standen, einzuschläfern.

Nun hatten alle auf dem Platz das fliegende Pferd entdeckt und eine gespannte Stille breitete sich aus. Immer näher kam das Tier und hielt direkt auf den Marktplatz zu. Das Gesicht des Reiters war kaum zu erkennen, er hatte den Umgang eng um den Körper geschlungen. Und dann kam plötzlich Bewegung in die menge, als klar wurde, dass das Pferd auf dem Marktplatz landen würde, eilten die Menschen an die Ränder, es kam zu einem großen Gedränge, aber nun war genug Platz in der Mitte.

Und dann landete das Tier, es war ein Pegasus. Der Reiter stieg von dem Tier ab und wurde von zwei Pfeilen getroffen. Die Schützen befanden sich in einer anderen Richtung als jene, die Alyssa entdeckt hatte. Die Pfeile prallten allerdings einfach vom Umhang der Gestalt ab, die nun die Kapuze vom Kopf zog.

Der Reiter, oder besser die Reiterin, war eine Frau im mittleren Alter. Sie trug das Zeichen Erastils auf der Stirn. Lautes Gemurmel erhob sich in der Menge, doch dann hob die Frau ihre Hand und es wurde plötzlich still.

"Seid gegrüßt, Völker von Wildwasser. Mein Name ist Raphina du ich bin eine Streiterin Erastils. Mir wurde die Ehre zu Teil, das Erbe eures Königs anzutreten." Für einen Moment blieb es still und dann brach lauter Jubel unter den Leuten auf und hallte bald auch aus den angrenzenden Gassen wider.

Derweil sahen die Abenteurer sich die Frau etwas näher an. Unter dem Umhang trug sie eine Rüstung aus Ketten, ob es ein Hemd oder ein Panzer war, konnten sie sich sehen. Am Sattel des Pegasus hing ein langer Stab, offenbar ein abgespannter Bogen und ein Schwert. Unter dem Mantel erkannten die drei eine weitere kürzere Klinge.

Raphina wartete einen Moment, bis der Lärm sich wieder etwas gelegt hatte und schaute dann in die Menge.
"Bitte, ich würde gerne mit unseren Botschaftern sprechen und dann mit eurem bisherigen Regenten."

Ponzio

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Wildwasser
« Antwort #355 am: 13.08.2021, 00:07:11 »
Ponzio hielt den Atem an, als er aus dem Nichts die Pfeile heranfliegen sah - doch offensichtlich war die neue Königin gut gegen solch profane Angriffe gewappnet. Er überlegte einen Moment, ob er versuchen sollte, die Schützen auszumachen, doch es erschien ihm aussichtslos, in dieser Menge einen Assassinen zu finden.

Als Raphina zu sprechen begann, lauschte er wie die Menge gebannt; er war jedoch eher auf deren Reaktion gespannt, denn schließlich war es für ihn keine Überraschung, was die Frau erzählte. Der Jubel war schon einmal ein gutes Zeichen, denn Widerstand der bisher Mächtigen UND des Volkes hätte die Mission der neuen Königin ungleich schwerer gemacht. Dennoch war ihm klar, dass die beiden Pfeile nur der Anfang sein würden.

Jetzt jedoch war es wohl an der Zeit, mit Raphina zu sprechen, denn er vermutete, dass mit den Botschaftern er und die anderen beiden, die aus ihrer Gruppe noch übrig waren, gemeint waren.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #356 am: 18.08.2021, 21:10:04 »
Kivan atmete beruhigt durch als die Angriffe völlig wirkslos blieben. Dass es ihnen nicht gelungen war, alle Attentäter rechtzeitig zu identifizieren, war zwar ärgerlich, aber es hatte sich glücklicherweise nicht ausgewirkt. Für ihn war die Unversehrtheit der neuen Königin ein deutliches Zeichen eines Segens von Erastil und er murmelte eilig ein paar fromme Worte. In einer für ihn ungewöhnlichen Hast und Aufregung, die er nur mühsam kontrollieren konnte, bahnte er sich umgehend einen Weg durch die Menge zu der neu eingetroffenen Herrscherin dieses Landes. Als er endlich dort eintraf, verbeugte er sich tief. "Erastil zum Gruße! Mein Name ist Kivan, zu Euren Diensten!"
Der Bogenmacher formt den Bogen, der Meisterschütze formt sich selbst.

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #357 am: 19.08.2021, 13:33:38 »
Raphina blickte die Gruppe kurz an und lächelte dann. "Ah, da seid ihr ja. Ihr scheint uns gute Dienste geleistet zu haben, es waren nur zwei Pfeile." Sie lachte und es war klar, dass es tatsächlich so gemeint war, wie sie es sagte. Sie hatte wohl mit schlimmerem gerechnet.

Dann sprach sie noch einmal zu den Menschen.
"Ich freue mich, dass ihr alle hier seid. Ich hatte von oben einen guten Blick auf eure schöne Stadt und nun sehe ich euch alle hier und mein Herz ist erfreut. Aber zunächst muss ich mit dem Regenten sprechen."

Die Menschen öffneten eine Gasse in Richtung des Sitzes des Königs. Die Richtung war also klar. Dann sagte Raphina zu den Abenteurern: "Bitte geht vor, ihr wisst besser, wohin wir gehen müssen."

Sie gingen also zum Herrenhaus und an der Tür trat der oberste Richter zu ihnen. Sie wurden dort ohne größere Probleme eingelassen und kurz darauf standen sie vor Taradae III in seinem Audienzsaal. Er saß hinter seinem Tisch und erwartete die Ankommenden bereits.

Er begrüßte alle kurz.
"Nun, dann ist es jetzt soweit. Albert hat mir die Dokumente gezeigt und wie es aussieht ist das Testament und damit eurer Anspruch rechtens. Und vermutlich ist es genau das, was unser Land jetzt benötigt. Ich weiß, dass es nicht gut um das Land steht und offenbar bin ich nicht der richtige Mann, dies zu ändern. Meine Familie hat das Land lange verwaltet, aber ich hatte nicht die Größe meines Vaters und Großvaters."

Er stand auf und ging zu einem kleinen, schweren Holzschrank, der an der Seite stand. Mit einem sehr feinen Schlüssel öffnete er die Tür und holte etwas heraus, das in ein purpurnes Tuch eingeschlagen war. Dann ging er zu Raphina und überreichte ihr das Päckchen.

"Ich übertrage euch hiermit die Königswürde dieses Landes, die meine Familie verwaltet hat. Als Zeichen dafür, dass ihr die rechtmäßige Herrin seid, überreiche ich euch die Krone der Könige."
Er öffnete das Päckchen und eine silberne Krone mit grün-goldenen Ranken und grünen Edelsteinen war zu sehen.
 
Der erste Richter nahm sie ihm aus der Hand und setzte sie Raphina auf. "Ihr Raphina I tragt nun das Zeichen der Könige dieses Landes und übernehmt ihre Pflicht. Möge das Land erblühen und das Volk in Frieden und Wohlstand leben unter eurer Herrschaft."

Damit war die Übergabe der Herrschaft abgeschlossen. Raphina I ernannte die Gruppe zu ihren Beratern und Taradae zog sich zurück. Er wollte noch eine Weile in der Stadt bleiben und sich dann in das Landhaus seiner Familie zurückziehen und zur Ruhe setzen.

Die Königin ging daraufhin mit ihren Beratern und dem ersten Richter wieder nach unten auf den Marktplatz, ängstlich bewacht von den Stadtwachen, die bisher den Regenten beschützt hatten. Und so verging der Nachmittag, ohne weitere Vorkommnisse. Schließlich zog sich Raphina mit dem ersten Richter zurück und bat die Gruppe für den nächsten Tag zu sich.

Als die drei das Gebäude verließen standen immernoch Bürger auf dem Marktplatz, viel weniger als am Mittag, aber mehr als zu erwarten gewesen wäre. Sie kehrten zurück in ihre Taverne und dort wurde die ganze Nacht gefeiert. Ihren Auftrag hatten sie damit erfüllt und mussten sich nun überlegen, was sie tun wollten.

Blutschwinge

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Wildwasser
« Antwort #358 am: 31.08.2021, 12:18:19 »
Es wurde eine lange Nacht für Raphina und die Abenteurer, die Königin hatte sie abends noch einmal um ihre Unterstützung gebeten. Nach dem Gespräch mit dem ersten Richter hatte sie eine Loste von Personen zusammen gestellt, mit denen sie noch am selben Tag sprechen wollte. Kivan, Alyssa und Ponzio kam die Aufgabe zu, diese Leute sicher zu ihr zu bringen. Bei den Gesprächen selbst warn sie nicht zugegen, dies störte sie aber wenig, da sie so die Eingänge zum Haus im Auge behalten konnten. Es war noch nicht vorbei, das war zu spüren. Mit der aufkommenden Dunkelheit schien es, als würden diejenigen aus dem Schatten treten, die bisher im Hintergrund die Fäden gezogen hatten.
Vor dem Haus hatten sich viele Menschen versammelt. Sie trugen Fackeln und harrten aus, um die Ankunft der neuen Regentin zu feiern. Die Stadtwachen sicherten die Vorder- und Hintertür und eine Handvoll vertrauenswürdiger Männer des ersten Richters bewachten den nur wenigen Leuten bekannten Seiteneingang, durch den bei ihrem ersten Besuch auch die Gruppe in das Haus gekommen war. Je später der Abend wurde, desto nervöser wurden die drei Abenteurer. Alle rechneten in dieser Nacht mit etwas, womit genau konnte aber niemand sagen. Und es blieb auch alles scheinbar ruhig.

Es war schon weit nach Mitternacht als Alyssa erwachte. Sie war kurz eingenickt, aber hatte plötzlich einen seltsamen Traum, nachher sagte sie den anderen beiden, der Traum hätte sie gewarnt. Im Moment des Erwachens war ihr das aber nicht bewusst. Sie wusste nur, dass etwas nicht stimmte. Kivan war auf seinem Wachposten, müde zwar, aber wach. Er hatte aber nichts bemerkt. Alyssas eindringlicher Blick ließ ihn aber unsicher werden und so gingen sie, Ponzion hatte sie auch geweckt, um nach dem rechten zu sehen. Es war aber nichts zu entdecken, die Wachen waren alle auf ihrem Posten und alle Türen warn fest verschlossen. Schließlich ginge sie nach zum Zimmer der Regentin nur um sicher zu gehen. Und dort hörten sie Schreie. Im Innern fanden sie drei getötete Wachen und einen Mann, der scheinbar in der Luft zu schweben schien und mit den Füßen zappelte. Aber niemand war da, bis Ponzio einen Lichtzauber in den dämmrigen Raum warf und neben dem Mann ein Schatten zu erkennen war, der dort nicht sein sollte. Für den Mann war es aber zu spät, gerade schlitze eine schwarze Klaue ihm die Halsschlagader auf und ließ ihn dann einfach fallen.

Die Gruppe zögerte aber nicht lange, nun war der Gegner und er sollte nicht ungestraft entkommen. Es war ein harter Kampf, das Wesen versuchte sich immer wieder ins dämmrige Licht zu flüchten, wo es beinahe unsichtbar war. Aber gemeinsam gelang es der Gruppe, den Gegner zu überwinden, auch wenn alle schwere Wunden davon trugen. Nach Kivans letztem Schlag löste sich die Kreatur einfach auf, als sei sie nie dagewesen. Der Mann, Elon Park, war tot, die Regentin war aber unverletzt geblieben. Und sie hatte scheinbar alles wichtige erfahren, den sofort schickte sie die Gruppe los, um Kathalina Lain und Tamara zu verhaften. Sie waren guter Dinge, denn die in der Nähe postierten Wachen waren sich sicher, dass niemand das Haus verlassen hatte. Außerdem war Tamara am Abend erschienen und so hofften sie beide Frauen gemeinsam vorzufinden. Doch dann fanden sie nur ein verlassenes Haus vor. Offensichtlich war in aller Eile und nur das nötigste gepackt worden. Im Kamin glimmte noch die Glut, hier waren wohl einige Stapel Papier verbrannt worden. Die Abenteurer suchten nach einem geheimen Fluchtweg und am Ende war es Ponzio, der das Rätsel lösen konnte. Er fand im Büro die typischen Rückstände von einem Zauber, der jemanden an einen anderen Ort bringen konnte. Also waren ihnen die Frauen entwischt, wohin auch immer.

Zwar waren die Abenteurer enttäuscht, Raphina aber blieb gelassen. Die Flucht einer der wichtigen Figuren im Hintergrund, vielleicht gar der wichtigsten, würde die alten Seilschaften schwächen. Und das könnte dazu führen, dass viele Mitläufer die Seiten wechseln und es so einfacher wird, das Händler-Kartell aufzulösen. Dies war ein guter Startpunkt für einen Neuanfang, denn die bisherigen Günstlinge würden sich sicher erstmal verkriechen.

Und so geschah es dann auch. Es sprach sich schnell herum, das Kathalina Lain die Stadt verlassen hatte und es wurde in der Bevölkerung allgemein als Flucht gesehen. Dies schwächte die Position der Kritiker der neuen Regentin und bald meldeten sich einige Zeugen, die berichteten, wie das Haus Lain Beweise für Verfehlungen von Mitgliedern der Handelsfamilien gesammelt oder mit falschen Anschuldigungen gedroht hatte, die ihr Haus ruiniert hätten. Auch mindestens einen der Richter hatte sie in der Hand, und so war ein faires Gerichtsverfahren nahezu unmöglich. Auch diese Informationen sickerten schnell zu den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt durch. Und so gab es kaum laute Proteste, als Raphina den Rat der Händler auflöste und alle Handelslizenzen aussetzte. Sie wollte eine völlig neue Struktur von Händlerinnen und Händlern aufbauen. Dies würde etwas Zeit kosten, das war allen klar. Aber viele spürten den frischen Wind und so bewarben sich bald viele einfache Leute der Stadt um eine Handelserlaubnis.

Die Abenteurer allerdings bekamen erst einmal Zeit, sich zu entspannen. Raphina sprach zwar regelmäßig mit ihnen, aber sie war so mit den alltäglichen Aufgaben beschäftigt, dass sie zunächst keine neuen Aufträge für die drei hatte.

Vielleicht würden ja bald neue Abenteuer auf sie warten, aber nun genossen sie die schönen Sommertage in der Stadt, die langsam begann, zu einem neuen Leben zu erwachen.

Kivan

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Wildwasser
« Antwort #359 am: 01.09.2021, 20:06:45 »
Kivan war zufrieden mit dem, was sie gemeinsam geleistet hatten. Dem Waldläufer war stolz, wenn er daran dachte, wie sehr sich die Situation zum besseren gewandelt hatte, auch wenn die neue Ordnung natürlich noch fragil war. Mit seinen beiden Gefährten blieb er zwar weiterhin in Kontakt, doch er kein Stadtgeschöpf und zog es daher vor, mit einigen ortskundigen Scouts, die ihm zur Verfügung gestellt worden waren, die umliegenden Lande zu durchstreifen, nach Spuren von Kathalina Lain und Tamara zu suchen und die Geheimnisse aufzudecken, die ihnen bislang verborgen geblieben waren. Insgeheim hoffte er, dass er den legendären Hain des Alten Meisterschützen finden würde. Es gab jedenfalls noch viel zu tun in diesem wilden Land und Erastil - da war sich Kivan sicher - würde ihre Schritte leiten.
Der Bogenmacher formt den Bogen, der Meisterschütze formt sich selbst.

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