Halarahh - Unterstadt
Sie hatten widerwillig eine Rast in einer Taverne der Unterstadt eingelegt. Es dämmerte schon und so langsam wich die Hitze des Tages einer unangenehmen Schwüle. Regen prasselte auf die Häuserdächer.
Sie hatten den Auftrag vom Magierfürsten Khelvan entgegengenommen, waren am letzten Zehntag durch Halruaas Ebenen und Sümpfe gestreift, hatten Untote und sogar einen niederen Dämonen bekämpft und schließlich gefunden, wonach Khelvan verlangt hatte: sie hatten seine Nichte Tanya gefunden.
Das Mädchen hatte eine unglaubliche Gabe, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Fluchend und schimpfend hatten Sie das Mädchen aus der Ruine gezerrt, ihr das Artefakt abgenommen und ihr versucht, zu erklären, dass sie keine andere Wahl haben würde, als in die wachsame Obhut ihres Onkels zurückzukehren. Doch Tanya hatte keine Lust dazu. Sie hatte andere Pläne. Im Gegensatz zu vielen anderen Halruaanern hatte sie die Magie nicht studiert. In ihr pulsierte rohe, magische Kraft. Hexenmeister, nannte man solche Zauberkundigen zwar. Doch Tanya hatte ihre Kräfte nicht gemeistert. Nein, sie glaubte, diese erst durch einen passenden Fokus kanalisieren zu müssen. Genau deshalb hatte sie ihrem Onkel das Artefakt gestohlen, hatte sich in Schwierigkeiten gebracht und sie beinahe alle umgebracht.
Und wie zu erwarten gewesen war, war die Sache noch nicht ausgestanden. Den sobald sie die Stadt betreten hatten, hatte Tanya damit gedroht, alle wilde Magie zu entfesseln, die sie befehligen konnte, wenn man sie zurückbrachte. Eine halbe Stunde saßen sie nun schon im
Tanzenden Imp und versuchten, das Mädchen zur Vernunft zu bringen.
In schwachen Momenten dachte der eine oder andere vielleicht schon, dass sie Pech gehabt hatten, Tanya zu retten. Khelvan schien es nämlich mehr an dem Artefakt gelegen zu sein, als an dem Mädchen. „
Das Mädchen ist ein Teufel in Menschengestalt, aufgezogen in einem Schlangenloch! Wenn ich nicht alles daran setze, sie heil zurückzubringen, dann wird es diplomatische Verwicklungen geben. Und wenn das Mädchen eine Katastrophe heraufbeschwört, dann wird König Zalathorm Köpfe rollen lassen.“, hatte er zum Abschied gesagt und etwas leiser hinzugefügt: „
Sollte es aber so sein, dass ihr das Mädchen tot vorfindet und nur das Artefakt rettet, so soll es mir recht sein. Bringt mir aber auf jeden Fall das Artefakt. Es stammt noch aus den Tagen von Nesseril und birgt mächtige Antimagie in sich. Die Götter wissen, was sich damit anstellen ließe.“
Als sich die Gefährten noch dieser Worte erinnerten, schlug Tanya scheppernd ihren zinnernen Krug auf den Tisch. „
Und es bleibt dabei! Ich werde nicht zu meinem Onkel zurückkehren! Und reizt mich nicht weiter. Ich spüre schon, wie ich die Kontrolle über meine Magie verliere. Gleich gibt es ein Unglück!“ Sie weddelte ein paar Mal mit ihrer zarten linken Hand, die wohl noch nie gearbeitet haben mochte. Irgendwo in der weiten Ferne grollte es. Ein Gewitter zog auf.
Die Gefährten waren sich nicht sicher, ob es da einen Zusammenhang geben mochte zwischen Tanyas Hand und dem Grollen.