Archiv > Kagematsu: Was zurück bleibt

[Scene 7] Auch dem ungeschickten Schwertschmied gelingt einmal ein gutes Schwert

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Miko Yumi:
Nach den zwei Begegnungen mit dem jungen Krieger und der mangelnden Klarheit, warum er anwesend ist, blieb der Frau des Schmieds nur, in ihren angsterfüllten Gedanken im Kreis zu wandern. Einige Zeit lenkte ihre Tochter sie ab, doch spätestens in der Nacht kehrten die Gedanken als Alpträume zurück. Am Morgen entschloss sie sich, den Krieger endlich in aller Deutlichkeit zur Verteidigung zu gewinnen. Sie schickte Hanako zu ihren Freundinnen und durchsuchte die Vorräte ihres Mannes nach etwas geeignetem. Tatsächlich hatte er durchaus gute Klingen geschaffen, viele hatten die Männer aber mitgenommen, als sie gerufen worden waren. Schließlich nimmt sie eines der besten Stücke und bringt es in den bestmöglichen Zustand. Am Ende ist der Morgen bereits vergangen und sie hofft, dass er nicht abgereist ist. Seinen Aufenthaltsort zu erfahren ist nicht schwer, nahezu alle Dorfbewohner verfolgen sein Tun und kommentieren es. So bekommt sie mit, dass er Jagdbeute mitgebracht und das Badehaus angesteuert hat.

Tsuyoshi:
Nachdem er etwa zwei Stunden im Bad verbracht hat, sehen die Frauen des Dorfes den Ronin schließlich wieder ins Freie treten. Er wirkt wesentlich weniger abgerissen und staubig als zuvor: Der typische Haarknoten schimmert, sein struppiges Kinn ist wieder glatt, und man kann nun auch eine bis auf ein paar blutige Schrammen an Händen und Unterarmen glatte, wenn auch sonnengebräunte Haut sehen. Sein Kimono ist noch so simpel wie zuvor, doch gewaschen und gepflegt, die kleineren Schäden von kundigen Händen mit Nadel und Faden beseitigt, passt das Kleidungsstück deutlich besser zu dem Stolz, mit dem der junge Samurai einherschreitet. Auf dem Rückenteil prangt der Turm mit der Fahne, das Wappen seines gefallenen Lehnsherrn. Das Schwerterpaar des Daisho in der Linken, marschiert Tsuyoshi durch das Dorf und scheint sich dabei die Gebäude und ihre Bewohnerinnen genauer als zuvor anzuschauen. Sein Blick ist dabei undurchdringlich, wie es die Würde des Kriegers gebietet.

Miko Yumi:
der junge Krieger ist noch nicht weit gekommen, da kommt ihm aus Richtung des Brunnens ein bekanntes Gesicht entgegen - Chúsei, die Frau des Schmiedes. Allerdings ist sie nicht in Begleitung ihrer Tochter und trägt etwas, das wohl ihre Entsprechung eines Ausgehgewandes ist. Über ihre Schulter lehnt ein stoffumwickeltes Päckchen von einem 3/4m Länge, kaum dicker als ein Oberschenkel. Zunächst wirkt sie sehr zielgerichtet in ihrem Gang, als sie den Krieger bemerkt, schreckt sie aber auf und wirkt auf einmal nervös.

Chúsei ist überrascht, den Samurai bereits außerhalb des Badehauses anzutreffen, und auch in so ordentlichem Zustand. Hat er sich für eine Verabredung zurecht gemacht? Kommt sie ungelegen? Wie könnte sie ihn überhaupt ansprechen? Auf einmal schmilzt ihre Entschlossenheit dahin und ihr bleibt nur, zunächst zu stoppen und dann aus dem Weg zu gehen. Sie tritt zur Seite, doch auch wenn sie sich respektvoll vorbeugt (nicht mehr als andere Bauern, welche es auch nur tun, wenn sie ihn sichtlich bemerken und weder zu alt oder zu jung sind), bleibt ihr Blick irgendwie auffordernd - oder forschend? - auf Tsuyoshis Gesichtzügen.

Tsuyoshi:
Die Schritte des Samurai werden unmerklich langsamer, während er die Frau ins Auge fasst. Für einen kurzen Moment kneift er die Augen zusammen, bis er sich wieder auf das Gesicht besinnt: die Witwe des Schmieds, die Hütte, das kleine Mädchen, später die Begegnung am Bach... Die Linke nach wie vor auf den Griffen seiner Waffen, setzt er nach der kurzen Stockung seinen Weg fort – für sie wird es schwer zu erkennen sein, ob er sie zu ignorieren gedenkt, erwartet, dass sie Platz macht, oder gar direkt auf sie zu marschiert. Ihre Verbeugung jedenfalls nimmt er ohne erkennbare Reaktion entgegen.

Während sie so nach unten starrt, kommen seine Füße plötzlich vor ihren Augen zu einem Halt. Dabei dreht er sich der seitwärts zurückgewichenen Frau nicht zu, sondern wendet nur den Kopf, mustert sie und spricht sie dann über seine Schulter hinweg an: "Ich kenne dich. Du bist die Frau des Schmieds." Seine Augen gleiten zu dem Bündel, das sie trägt, und wieder zurück. Offenbar ungeduldig runzelt er die Stirn und macht eine auffordernde Geste mit der Rechten, sie solle sich wieder aufrichten (und womöglich sprechen..?).

Miko Yumi:
Während Chúsei noch mit sich ringt vergisst sie darüber, auf den jungen Krieger zu achten. Erst als sie seine stillstehenden Füße vor ihren Augen bemerkt, schreckt sie innerlich zusammen und schielt nach oben, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Eigentlich froh, das sie es ist, hilft es ihrer Nervosität nicht. Mit einem sichtbaren Schlucken versucht sie, den Kloß in ihrem Hals zu bekämpfen, während sie sich aufrichtet. Zunächst nickt sie nur, dann beeilt sie sich zu sagen: "Sehr wohl, werter Herr, Chúsei ruft man mich." Ein bißchen gekränkt ist sie doch, dass er ihren Namen vergessen zu haben scheint, aber wahrscheinlich haben viele Dorfbeweohner sich ihm angedungen, da blieb so etwas wohl nicht aus, beruhigt sie sich.

Aufrecht stehend blickt sie ihn an und setzt fort: "Werter Herr, wenn ihr ein wenig Zeit erübrigen könntet? Die Gelegenheit könnte genutzt werden, euch den Baum und Ort zu zeigen, den ich euch beschrieb. Solltet ihr ihn nicht schon gefunden haben?", setzt sie schnell nach. Aufrecht und straff stehend wirkt sie durchaus selbstsicherer und kommte sich in Szene setzen, wenn auch auf einfachere Art als Josei Kimiko. Eine echte Belastung schien ihr Packen nicht zu sein.

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