"Sieht wohl so aus als müssten wir noch etwas hier bleiben.", kommentiert Amani ihre Lage. Zwar kennt sie Makkâd grundlegend, doch gemocht hat sie diese Stadt nie. Zu viele Menschen, zu viele Sachen, die um sie herum passieren, einfach zu viel von allem. Amani würde die Ruhe einer Reise durch die Steppe vorziehen. Dort weiß sie was zu tun ist.
In Makkâd waren ihr Stamm und sie nur gewesen, wenn sie ein paar gefangene Tiere verkaufen wollten oder dringend Nachschub brauchten, den sie ansonsten nirgends bekommen konnten. Nur das es jetzt egal war, da sie alleine ist.
Kurzerhand überlässt sie Seth die Führung. Auch sie hätte die Gruppe nirgendwohin anders geführt als in das Hafenviertel. Während sie die Straßen entlang gehen hält sich Amani immer mit einer Seite an einer Hauswand, meistens streicht sogar eine ihrer Hände über die warmen mit Lehm verputzten Wände. Die andere Hand liegt meistens an ihrem kleinen Beutel in dem sich das einzige bisschen an Geld befindet was sie besitzt. Das letze Mal als sie in Makkâd war wurde ihr der Beutel gestohlen, wahrscheinlich hatte sie den Dieb sogar gesehen doch der Junge war schnell im Gedränge des Markts im Silberdistrikt verschwunden. Sie hatte sich angeschickt dem Dieb schreiend hinterherzurennen. Doch von allen um sie stehenden erntete sie nur verärgerte Blicke. Wahrscheinlich war es sogar ihre Schuld gewesen, das wird ihr nicht nochmal passieren.
Immer wieder bleiben ihre Blicke an einzelnen Menschen hängen, die sie umgeben: einem reich gekleideten Händler, dem eine schöne Frau mit ein paar Schritten Abstand folgte und den Blick gesengt hält, einem zahnlosen Bettler an der Ecke, einem lammentierenden Händler, dem gerade das Essen seiner Kinder geraubt wird, sollte man seinem Feilschen glauben schenken.
Amani kann sich etwas mehr entspannen je näher sie dem Hafenviertel kommen. Nicht weil es sicherer ist, aber hier fühlt sie sich einfach besser. Wahrscheinlich liegt es einfach an dem Geruch von Wasser. Auch wenn dieses Wasser natürlich nicht zu trinken ist. Amani ist immer wieder erschrocken wie die Götter soviel Wasser haben erschaffen können und es dann untrinkbar zu machen. Aber die zeternden Schreie der weißen Vögel machen die für die Ambaghi wieder wett. Immer wieder stößt sie hier im Hafenviertel, wo die Straßen etwas enger sind mit Passanten zusammen, die sich lauthals beschweren. Sie selbst achtet nicht darauf und läuft einfach weiter, in ihren Besuchen hier hat sie gelernt, dass nie etwas gutes dabei rauskommt in solchen Situationen stehen zu bleiben. Schwierig genug ist es Seth zu folgen.
Als Seth aber ein einer kleinen Gasse vorbeiläuft hält Amani die Gruppe an. Die Gasse ist nur zwei Häuser tief und endet dann an einer Mauer. Über einer der beiden hinteren Türen hängt ein Schädel von einem Tier. Amani hat solch ein Tier noch nie gesehen, doch als sie das letzte Mal hier war hat ihr der Wirt erklärt, dass es wohl ein Schädel von einem Meerestier sei. Angeblich waren sie irgendwo zu finden, sie wusste es nicht mehr wo genau, wo ein breiter Fluß ins Meer mündet. Es sie müssen das Gewicht eines Kamels haben und eine dicke grau Haut, mit einem schnauzenförmigen Mund, sie fressen wohl nur Pflanzen und bewegen sich träge durch das Wasser.
[1]Als sie die klemmende Tür aufstößt ist fast alles so ähnlich wie sie es in Erinnerung hat: ein kleiner Gastraum mit einer wackeligen Treppe am Ende, welche in das höher gelegene Stockwerk führt. Nur fünf Tische und zu wenig Hocker für die Tische. Rechts geht eine Tür ab, die zu einem Raum mit einer kleinen Feuerstelle führt. Vor dem Raum sitzt ein alter Mann, mit grauen Haaren und einer Haut so runzelig wie altes Leder. Sein ganzer Körper ist mit Tätowierungen geschmuckt, wobei durch die Falten seiner Haut diese kaum mehr zu erkennen sind. Früher mag er einmal breiter und/oder muskolöser gewesen sein, doch diese Zeiten sind wohl länger vorbei. An seiner linken Hand fehlen ihm drei Finger, so wie ihm die öberen Schneidezähne auch fehlen.
Mehr als ein kurzes "Hallo" hat Amani zuerst nicht über als sie sich an einen Tisch setzt und darauf wartet, dass die anderen es ihr nachtun: "Ich war schonmal hier.", erklärt sie den anderen: "Es ist ist günstig, wenn auch eher runtergekommen und etwas dreckig, aber mehr können wir uns wohl eh nicht leisten..."