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Autor Thema: Prolog: Die letzten Vier  (Gelesen 11454 mal)

Beschreibung: Ein Lebensabschnitt endet, ein neuer beginnt...

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Einar

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #120 am: 15.02.2019, 15:24:25 »
„Klar, lass es uns versuchen.“ nickt Seth und versucht zusammen mit Askwin ein paar der Datteln zu ernten. Mit einer Räuberleiter haben sie vielleicht eine Chance. Damit sollte er sich ja zumindest auskennen, denkt er sich noch und lächelt ab dem Gedanken. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht scheint die Lage endlich auch mal besser zu werden: Ausrüstung, für einen Moment mal ausreichend Wasser und dann noch frische Früchte - das macht Hoffnung.

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #121 am: 16.02.2019, 14:24:22 »
Amani durchstöbert die anderen Zelte - eines davon ist voller Kisten, Säcke und Boxen, die allesamt aufgebrochen, zertrümmert oder anderweitig gewaltsam ihres Inhalts beraubt wurden. Die anderen beiden Zelte entpuppen sich als einfache Schlafunterkünfte. Im ersten finden sich aufgewühlte Decken, aber nicht viel mehr. Das letzte Zelt gleicht dem ersten Schlafplatz, beherbergt jedoch eine letzte Leiche, die rücklings und splitternackt auf einer zerwühlten, blutigen Decke liegt. Amani nähert sich und blickt auf den übel zugerichteten Körper einer jungen Frau. Verkrustetes Blut zwischen ihren blauen und purpurnen Schenkeln zeichnet ein klares Bild, doch noch barbarischer ist ihr vermutliches Ende: Mit einer Handaxt wurde ihr der Kopf abgetrennt, welcher nun eingeschlagen und kaum mehr zu erkennen nur einen Schritt weit entfernt auf dem besudelten Boden ruht. Die Luft ist dick, riecht nach Tod und flüstert das Surren diverser Fliegen. Rasch durchforstet Amani diesen Ort nach brauchbaren Gegenständen, um nicht länger verweilen zu müssen, als unbedingt nötig. Sie nimmt das zurückgelassene Beil und findet noch einen zwischen Decken versteckten Beutel, der drei Münzen beherbergt: zwei aus Silver und die dritte aus Gold!

Wieder draußen macht sie einen letzten Rundgang zu den Sachen, die bereits von ihren Weggefährten durchforstet wurden. Hier angelt sie sich einen letzten verbliebenen Speer, einen kleinen Beutel sowie zwei Wasserschläuche, welche sie sogleich befüllt.

Währenddessen versuchen sich Askwin und Seth an einer der Palmen. Seth hilft dem Tharaner per Räuberleiter hinauf, während dieser sich eins, zwei Armlängen weiter oben an den Datteln zu schaffen macht. Leider entpuppt sich die Ausbeute wider alle Hoffnung als recht mau. Viele der reifen Exemplare sind von Ungeziefer befallen und so kann Askwin nur eine Handvoll ernten. Eine nette Abwechselung in ihrem zuletzt sehr eintönigen Speiseplan, doch es ist bei weitem nicht genug, um die Lust nach mehr oder gar richtigen Hunger zu stillen.

Etwas abseits zieht sich Kallian geübt auf das führende Kamel - auch Tiani sitzt bereits auf. "Beeilt euch oder bleibt zurück. Wir brechen jetzt auf!" ruft er jene an, die sich aktuell noch um andere Dinge kümmern...
« Letzte Änderung: 16.02.2019, 15:30:48 von Cerebro »

Askwin

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #122 am: 18.02.2019, 22:20:51 »
Aber es ist eine Abwechslung. So verteilt er die hagere Ausbeute an alle die wollen. Ob sie die Datteln essen oder nichts, das wird ihre Sache sein. Auf jeden Fall bedankt er sich bei Seth und macht sich dann auch bereit für die Abreise. Mit einem Beil an der Seite und dem Geldbeutel an der Brust fühlt er sich langsam wieder wie ein freier Mensch. Das Wasser und die Abwechslung haben tatsächlich, trotz des grausigen Schicksaales der Reisenden, seine Laune gehoben. Nun ist wohl die Ankunft in der rettenden Stadt in wirkliche Nähe gerückt.

Einar

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #123 am: 19.02.2019, 21:00:16 »
Seth packt sein neues Hab und Gut inklusive der mageren Ausbeute an Datteln zusammen und macht sich, wie von Kallian befohlen, zum Abmarsch bereit. Das Schicksal der Toten kümmert ihn recht wenig, einzig die Tatsache, dass die Täter noch in der Gegend sein könnten beunruhigt ihn ein wenig. Zudem kann er nicht verstehen wieso das hier noch so viel Material und insbesondere Geld rumliegt. Womöglich waren die Räuber aber auch einfach nur in Eile...

Amani

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #124 am: 22.02.2019, 14:58:35 »
Irgendwie kommt sich Amani nicht mehr ganz so nackt vor. Ironischerweise reichen dafür die Handaxt und der Speer. Niemand sollte durch die Wüste ohne Waffen wandern, der heil ankommen möchte.

Dankend nimmt sie ein paar Datteln von Askwin an. Sie weiß nicht mehr, wann sie zum letzten Mal etwas anderes als Trockenfleisch oder trockenes Brot gegessen hat. So schiebt sie sich genußvoll eine Dattel in den Mund und schließt die Augen, während sie genussvoll auf der Frucht herumkaut. Wenn Amani ehrlich ist fühlt sie sich schon fast wieder wie ein normaler Mensch.
« Letzte Änderung: 22.02.2019, 15:08:15 von Amani »

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #125 am: 22.02.2019, 16:29:47 »
Nachdem alle aufgesessen haben, treibt Kallian die frisch gestärkten Tiere zu einem flotten Tempo und recht bald lassen sie die Wasserstelle hinter sich. Ihr Weg führt weiter Richtung Nordosten, verläuft bald jedoch nicht mehr querfeldein durch die brutale Wüste, sondern folgt einer der Handelsrouten, durch trockenes, jedoch gemäßigtes Land. Obwohl sie ihr Ziel - die Hafenstadt Makkâd - bereits als Startpunkt ihrer glücklosen Expedition kennen, wissen Askwin und Brynja nicht besonders viel über den Ort; Seth und Amani sind als Einheimische dagegen besser informiert und haben Makkâd möglicherweise schon das eine oder andere Mal besucht. Es handelt sich um einen Stadtstaat, regiert vom Rat der Neun, der aus entsprechend vielen Entscheidungsträgern besteht: drei Repräsentanten des Adels, drei des Handels und drei des Geistes. Nahezu jeder Reisende, der die Koyvan-Enge passiert und die Jadesee besegelt, um Khulls bedeutsamste Häfen anzusteuern, richtet seinen Blick auch auf Makkâd. Die Stadt ist ein reger Umschlagplatz für Waren und Güter aus aller Herren Länder (Sklaven eingeschlossen) und lebt primär vom florierenden Handel. Den Großteil der Bevölkerung bilden die einheimischen Ambaghi, als Hafenstadt und Handelszentrum sind aber auch stets viele Ausländer anzutreffen und die allgemeine Handelszunge ist (zumindest auf den Basaren) weit verbreitet - als Kenner der einheimischen Sprache wird man dennoch oft bevorzugt behandelt.

Kallian, Tiani und die anderen sind etwa einen weiteren Tag unterwegs, bis sie in der Ferne endlich die Türme Makkâds aufragen sehen - dahinter das glitzernde Blau der Jadeesee sowie jenseits der westlichen Stadtmauern den Bahir - der mit Abstand größte Süßwassersee im weitläufigen Umland. Er speist sich aus einem gleichnamigen langen Fluss, dessen Quelle weiter im Nordwesten entspringt und an dessen Ufern sich viele unbedeutsame Dörfer gebildet haben. Diese - so weiß es Seth am besten - werden regelmäßig von Überfällen geplagt. Da das Gelände zum Meer hin abfällt, ist es trotz des erst kürzlich gesichteten Ziels keine allzu lange Wegstrecke mehr. Sie rasten eine weitere Nacht im Freien mit Blick auf die Stadt, doch sollten bei raschem Tempo die Nächste innerhalb ihrer Mauern verbringen können - bestenfalls in weichen Betten und mit gefüllten Mägen. Ein letztes Mal erneuert Kallian die ins Fleisch geschnittenen Schutzsymbole, bevor er bei Einbruch der Dunkelheit wieder davonwandert, um alleine unbekannten Angelegenheiten nachzugehen.


Tag 12

Am nächsten Morgen zieht die Gruppe früh weiter und erreicht am späten Nachmittag das Südtor Makkâds, welches von hohen Mauern aus Stein flankiert und mehreren gut ausgerüsteten Wachen gesichert wird. Kallian spricht mit dem verantwortlichen Hauptmann in dessen eigener Sprache und nach einer kurzen Unterhaltung wechseln ein paar Münzen den Besitzer. Amani und Seth verstehen, dass Kallian ihnen ohne große Fragerei zu Person oder Ansinnen den Einlass erkauft und gleichzeitig unnötigen Scherereien mit der Stadtwache vorgebeugt hat. Brynja und Askwin sind die gesprochenen Worte fremd, doch was sie sehen ist aufschlussreich genug...

Nachdem sie das Tor passieren, sucht sich Kallian einen geeigneten Platz um seine kleine Karawane anzuhalten[1] und steigt dann von seinem Kamel - den anderen bedeutet er, es ihm gleichzutun. Schließlich wendet er sich an die Gruppe. "An dieser Stelle trennen sich unsere Wege und ihr werdet den euren alleine beschreiten. Füllt nochmal eure Schläuche und vergesst nicht die Dinge, die ihr an der Wasserstelle gefunden habt. Wenn ihr euer Schicksal abwenden wollt, bleibt einander treu und sucht morgen nach einem Mann mit Namen Martok Adartu. Erzählt ihm eure Geschichte und erbittet seine Hilfe. Zahlt seinen Preis, ohne zu zögern oder aufzubegehren, und vielleicht habt ihr eine Chance. Das ist alles, was ich euch an Rat und Hilfe mitgeben kann. Ich weiß nicht was die Zukunft bringen mag, aber ich wünsche euch Glück."

(Tiani, die als einzige nicht abgestiegen ist, verweilt stumm auf ihrem Kamel. Die seit Tigaras Tod stille und der Gruppe gegenüber abweisende Art hat sie noch immer nicht abgelegt.)
 1. Ich spare mir vorerst allzu umfangreiche Beschreibungen der Stadt, um den Post nicht unnötig aufzublasen. Details kommen in den Folgeposts entweder nach und nach oder können bei Bedarf angefragt bzw. durch Ingame-Umsehen erfahren werden.
« Letzte Änderung: 10.03.2019, 02:03:22 von Cerebro »

Einar

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #126 am: 23.02.2019, 09:01:09 »
„Da bleibt mir nichts anderes übrig als euch beiden noch einmal zu danken. Sollte man sich jemals wieder treffen, so wisst, dass ich in eurer Schuld stehe - und erinnert mich daran. Mehr kann ich euch zur Zeit leider kaum anbieten.“

Sobald sich die anderen auch von ihren Rettern verabschiedet haben, schlägt Seth vor ein Schankhaus im Hafen zu suchen, wo sie etwas essen, sich waschen und dann schliesslich übernachten können. Da die Stadt vom Handel übers Meer lebt, wird am Hafen bestimmt auch am meisten los und genügend freie Zimmer zu finden sein.

Askwin

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #127 am: 26.02.2019, 08:34:35 »
Seit sich die Gruppe der Hafenstadt, mit dem unaussprechlichen Namen, näherte, ist Askwin überwältigt von der Größe. Auch wenn er schon einmal hier gewesen war, so hat er erst jetzt keine Last zu buckeln und Zeit das Maß dieser Stadt zu erfassen. Irgendwie fühlt er sich klein im Vergleich zu ihr und ihrem Menschenwirrwar. Daneben rück nun für ihn aber auch ein andere Punkt nach vorne. Das Sandmeer liegt fast hinter ihnen und seine Heimat nunmehr auf der anderen Seite eines nicht minder tödlicheren Meeres. Zurück oder nach Osten? Wohin soll er seine Schritte lenken?

Auch als sie mit Killians Hilfe einfacher das Stadttor passieren, hat er für sich noch keine Entscheidung getroffen. Er Stieg vom Kamel ab und raffte seine Sachen zusammen. Mit einem kurzen „Leb wohl“ verabschiedet er sich von Tiani und Killian. Beim ihm zögert er so ein Versprechen einer einzuholenden Schuld auszusprechen. Am Ende meint er jedoch „Vielen Dank für die Rettung. Ich werde es nicht vergessen, so wir uns wiedersehen. So Lebt denn wohl.“ Innerlich hofft er auf ein niemaliges wiedersehen. Killian mit seiner Magie und seiner schroffen Grundeinstellung ist für ihn kein wünschenswerter Reisegenosse, mal abgesehen von seinen offensichtlichen Fähigkeiten.

Später, bei Seths Vorschlag stimmt er zu. Eine Hafenkneipe ist wohl auch das was sie sich leisten konnten, und wohl auch ein Ort wo er nicht von dem wirrwar der fremden Sprache im Hintergrund immer wieder irritiert wird. Er fragte sich, was die Anderen von Killians Abschiedsworten hielten. Irgendwie hat er schon gehofft diesen ungewissen Fluch hier entflohen zu sein.

Amani

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #128 am: 27.02.2019, 14:34:17 »
Askwin und Seth hatten alles gesagt. Amani nickte Kallian kurz zu. Sie selbst ging zu Tiani: "Wir danken dir für unsere Rettung."

Seit die Sklavin "verstorben" war, war Tiani sehr zurückgezogen, abweisend, teilweise sogar feindselig gewesen. Doch wäre sie nicht gewesen hätte Kallian sie wohl einfach zurückgelassen.
"Danke.", sprach sie die abweisend auf ihrem Kamelsitzende an: "Wir schulden dir unser Leben und noch ein weiteres."
Amani weiß, dass es Tiani nicht helfen wird, doch sie will ihr mitteilen, dass das Opfer nicht vergessen war.

Brynja

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #129 am: 27.02.2019, 15:31:09 »
Von den Datteln hat Brynja nichts angerührt. Trotzdem rechnet sie den Anderen an, dass sie willig waren zu teilen. Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als weiterhin mit diesen Fremdlingen zusammen zu arbeiten. Ihr Pfad ist nach wie vor lang und steinig...

Am Nachmittag des nächsten Tages erreichen sie in einem Stück das Südtor der Stadt. Kaum zu glauben, aber irgendwie sind sie diesem höllischen Sandmeer noch einmal entkommen. Ihre Lebensgeister sind inzwischen fast wieder hergestellt. Jetzt fehlt nur noch ein gutes Essen und ein Bett. Auch wenn sie Entbehrungen gewohnt ist, sieht sie es nach ihrem Fund gar nicht ein sich zurückzuhalten. Als Kallian anhält, steigt auch sie von ihrem Kamel und nimmt ihre wenigen Habseligkeiten an sich. Auch ihren Wasserbeutel füllt sie noch einmal auf. Als Seth ein Schuldversprechen gibt, wirft sie ihm einen wortlosen Blick zu. Solche mündlichen Verträge sind gefährlich. Aber das muss er selbst wissen.

"Martok Adartu...Wenn du meinst, na schön. Auch euch viel Glück, wohin auch immer euch eure Reise führt."

Danken muss sie ihnen nicht - schließlich sind sie nach seinen Worten immer noch dem Tode geweiht. Aber die Nordfrau wird es nicht darauf beruhen lassen. Sie ist schon gespannt darauf, was sein Bekannter für einen Preis fordern wird...In jedem Fall ist auch sie ganz froh, dass ihre gemeinsame Reise hier ein Ende findet. Es gibt nur sehr wenige Fälle von Magie, welche sie in ihrer Nähe ohne größere Bedenken dulden kann. Nachdem alle soweit sind, sind die beiden Männer offenbar gewillt ihre unfreiwillige Bürde weiterhin gemeinsam zu tragen. Für den Moment soll es ihr recht sein.

"Hrm...Eine Kneipe ist nicht die schlechteste Anlaufstelle. Machen wir es so. Da können wir uns gleich etwas umhören." Städte dieser Größenordnung ist die Kriegerin nicht unbedingt gewohnt. Ein wenig erschlagen fühlt sie sich schon, aber alles ist ihr gerade lieber als zurück in die Wüste zu gehen. 


Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #130 am: 28.02.2019, 09:59:40 »
Kallian streckt Seth den Arm entgegen, so dass sie einander knapp unter dem Ellenbogen packen können. Eine Geste des Abschieds und guten Willens - vielleicht auch die Besiegelung des ausgesprochenen Versprechens. Kallian nickt dem Dieb auf seine Worte hin ernst zu, dann lässt er ihn ziehen. Auch den anderen nickt er und hebt die Hand zum finalen Gruß. Als Amani an Tiani herantritt, scheint diese aus ihrer geistigen Abwesenheit zu erwachen und blickt von dem Tier zu der Jägerin hinab. Der Hauch eines Lächelns findet seinen Weg auf ihre Lippen. "Nutzt es zum Guten und es ist mir Dank genug. Viel Glück..."

Schließlich trennt man sich und während die Gruppe weiter in Richtung Hafen marschiert, um dort eine Schenke und Unterkunft zu finden, verlieren sich Kallian und Tiani im Wirrwarr der Stadt. Makkâd ist groß, aber vielerorts auch verwinkelt, so dass man sich abseits der teuren und von Könnern der Baukunst sorgfältig geplanten Edelvierteln und Gärten für die Reichen leicht verlaufen kann. Neben der gewaltigen Stadtmauer, die eine lückenlose Grenze bildet, gibt es auch innerhalb verschiedene Ortsteile, welche durch Mauern und Tore voneinander getrennt sind. Wie Amani und Seth womöglich bekannt ist, sind dies:

  • Das Adelsviertel im Zentrum, welches neben den edelsten Villen auch einen pompösen Palast, einige exklusive Tempel und viele Gärten umfasst.
  • Der Silberdistrikt im Norden und Nordosten, zu dem neben dem Großen Basar auch gewöhnliche Wohngebiete sowie der Tempelbezirk zählen.
  • Der Hafendistrikt im Osten, welcher auch einen großen Friedhofsbezirk im Südosten sowie diverse Warenhäuser, Geschäfte, Wirtschaften, Werften und einfache Wohnviertel umfasst.
  • Der Golddistrikt im Nordwesten und Westen, mit üppigen Villen für wohlhabende Händler und andere gutbetuchte Bürger, sowie daran angrenzend im Südwesten der Militärbezirk mit entsprechenden Anlagen.
  • Der Kupferdistrikt im Süden, mit einfachen Wohnvierteln, günstigen Unterkünften sowie vereinzelten Geschäften.

Natürlich bietet die Stadt noch mehr und kaum etwas ist exklusiv im dafür herausstechenden Distrikt anzutreffen, sondern je nach Bedarf und Notwendigkeit auch andernorts vertreten. Die Gruppe wandert durch den Kupferdistrikt, mit seinen einfachen Flachdachbauten aus Sandstein und Lehmziegeln, ergänzt durch Holz und vielerorts gespannten Tüchern, um die knallende Sonne abzumildern. Die meisten Leute sind dem Anschein nach Einheimische und in der Regel in einfache Stoffe und Turbane gekleidet. Verschleierte Frauen sind keine Seltenheit, aber auch kein Zwang und die hier und da offerierten Dirnen werben freizügig mit ihrem Körper. Auch wenn einige weit verbreitete Glaubensrichtungen Prostitution verschmähen, brüstet sich Makkâd als 'freie' sowie 'offene' Stadt und weder der Umgang mit käuflichem Sex, Alkohol und Drogen noch der Handel mit Sklaven unterliegt abseits allgemeingültiger Gesetze besonderen Restriktionen. Waffen dürfen auf der Straße offen getragen, aber nicht benutzt werden - über das Mitbringen in Lokale und andere Etablissements entscheidet der Hausherr. Auf Diebstahl steht der Verlust einer Hand. Bei ungerechtfertigter Gewalt winkt Einkerkerung und bei ungerechtfertigtem Mord die Hinrichtung. Was als 'ungerechtfertigt' gilt, obliegt der Einschätzung des zuständigen Richters sowie dem 'Wohlwollen' einflussreicher Freunde und Kontakte. Vieles hiervon ist Seth und Amani bekannt, jedoch kaum Askwin und Brynja, die sich hier zum ersten Mal wirklich frei bewegen...[1]
 1. Macht an dieser Stelle mal bissl Atmo und/oder Dialog, bevor ich alles im Alleingang zutexte und euch letztendlich Richtung Hafendistrikt schiebe.
« Letzte Änderung: 28.02.2019, 13:20:49 von Cerebro »

Askwin

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« Antwort #131 am: 06.03.2019, 20:44:26 »
Je tiefer sie in die Stadt eintauchen, desto fehl am Platz fühlt sich Askwin. Das Klima, die Sonne und die unbekannten Sprachen, die vielen neuen und vor allen fremdartigen Eindrücke überfordern den Mann. Auch wenn er sich damit abgefunden hatte in einem fremden Land zu sein, so wird ihm nach der anstrengenden Reise nun bewusster wie unwohl er sich fühlt. Die schön aussehenden Frauen, welchen er ab und an nachblickt, mindern dieses Gefühl kaum. Besonders nicht, wenn kurz danach ein in Ketten gelegter Sklave seinen Weg kreuzt. Es ist ein regelrechtes auf und ab, wie auf dem Rücken der Kamele.
Der einzig wirkliche Trost für Askwin ist ein ähnlicher wie der für Brynja. Auch er war erleichtert nicht mehr in der Wüste zu sein und nur der Gedanke an einen Tisch, ein Bett und sei es nur altes Stroh in der Ecke sowie einen Sprung ins wohltuende Nass. So war er darauf gespannt wohin Seth sie führt.

Amani

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« Antwort #132 am: 07.03.2019, 16:10:17 »
"Sieht wohl so aus als müssten wir noch etwas hier bleiben.", kommentiert Amani ihre Lage. Zwar kennt sie Makkâd grundlegend, doch gemocht hat sie diese Stadt nie. Zu viele Menschen, zu viele Sachen, die um sie herum passieren, einfach zu viel von allem. Amani würde die Ruhe einer Reise durch die Steppe vorziehen. Dort weiß sie was zu tun ist.
In Makkâd waren ihr Stamm und sie nur gewesen, wenn sie ein paar gefangene Tiere verkaufen wollten oder dringend Nachschub brauchten, den sie ansonsten nirgends bekommen konnten. Nur das es jetzt egal war, da sie alleine ist.

Kurzerhand überlässt sie Seth die Führung. Auch sie hätte die Gruppe nirgendwohin anders geführt als in das Hafenviertel. Während sie die Straßen entlang gehen hält sich Amani immer mit einer Seite an einer Hauswand, meistens streicht sogar eine ihrer Hände über die warmen mit Lehm verputzten Wände. Die andere Hand liegt meistens an ihrem kleinen Beutel in dem sich das einzige bisschen an Geld befindet was sie besitzt. Das letze Mal als sie in Makkâd war wurde ihr der Beutel gestohlen, wahrscheinlich hatte sie den Dieb sogar gesehen doch der Junge war schnell im Gedränge des Markts im Silberdistrikt verschwunden. Sie hatte sich angeschickt dem Dieb schreiend hinterherzurennen. Doch von allen um sie stehenden erntete sie nur verärgerte Blicke. Wahrscheinlich war es sogar ihre Schuld gewesen, das wird ihr nicht nochmal passieren.

Immer wieder bleiben ihre Blicke an einzelnen Menschen hängen, die sie umgeben: einem reich gekleideten Händler, dem eine schöne Frau mit ein paar Schritten Abstand folgte und den Blick gesengt hält, einem zahnlosen Bettler an der Ecke, einem lammentierenden Händler, dem gerade das Essen seiner Kinder geraubt wird, sollte man seinem Feilschen glauben schenken.

Amani kann sich etwas mehr entspannen je näher sie dem Hafenviertel kommen. Nicht weil es sicherer ist, aber hier fühlt sie sich einfach besser. Wahrscheinlich liegt es einfach an dem Geruch von Wasser. Auch wenn dieses Wasser natürlich nicht zu trinken ist. Amani ist immer wieder erschrocken wie die Götter soviel Wasser haben erschaffen können und es dann untrinkbar zu machen. Aber die zeternden Schreie der weißen Vögel machen die für die Ambaghi wieder wett. Immer wieder stößt sie hier im Hafenviertel, wo die Straßen etwas enger sind mit Passanten zusammen, die sich lauthals beschweren. Sie selbst achtet nicht darauf und läuft einfach weiter, in ihren Besuchen hier hat sie gelernt, dass nie etwas gutes dabei rauskommt in solchen Situationen stehen zu bleiben. Schwierig genug ist es Seth zu folgen.

Als Seth aber ein einer kleinen Gasse vorbeiläuft hält Amani die Gruppe an. Die Gasse ist nur zwei Häuser tief und endet dann an einer Mauer. Über einer der beiden hinteren Türen hängt ein Schädel von einem Tier. Amani hat solch ein Tier noch nie gesehen, doch als sie das letzte Mal hier war hat ihr der Wirt erklärt, dass es wohl ein Schädel von einem Meerestier sei. Angeblich waren sie irgendwo zu finden, sie wusste es nicht mehr wo genau, wo ein breiter Fluß ins Meer mündet. Es sie müssen das Gewicht eines Kamels haben und eine dicke grau Haut, mit einem schnauzenförmigen Mund, sie fressen wohl nur Pflanzen und bewegen sich träge durch das Wasser.[1]

Als sie die klemmende Tür aufstößt ist fast alles so ähnlich wie sie es in Erinnerung hat: ein kleiner Gastraum mit einer wackeligen Treppe am Ende, welche in das höher gelegene Stockwerk führt. Nur fünf Tische und zu wenig Hocker für die Tische. Rechts geht eine Tür ab, die zu einem Raum mit einer kleinen Feuerstelle führt. Vor dem Raum sitzt ein alter Mann, mit grauen Haaren und einer Haut so runzelig wie altes Leder. Sein ganzer Körper ist mit Tätowierungen geschmuckt, wobei durch die Falten seiner Haut diese kaum mehr zu erkennen sind. Früher mag er einmal breiter und/oder muskolöser gewesen sein, doch diese Zeiten sind wohl länger vorbei. An seiner linken Hand fehlen ihm drei Finger, so wie ihm die öberen Schneidezähne auch fehlen.

Mehr als ein kurzes "Hallo" hat Amani zuerst nicht über als sie sich an einen Tisch setzt und darauf wartet, dass die anderen es ihr nachtun: "Ich war schonmal hier.", erklärt sie den anderen: "Es ist ist günstig, wenn auch eher runtergekommen und etwas dreckig, aber mehr können wir uns wohl eh nicht leisten..."
 1. Seekuh

Einar

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #133 am: 07.03.2019, 19:27:00 »
Seth führt die Gruppe zielstrebig in Richtung Hafenviertel - Makkâd kennt er dafür noch gut genug von früher, wenn sie etwa erbeutete Sachen verkauften und umtauschten. Er erklärt Askwin und Brynja unterwegs kurz die wichtigsten Regeln, die Aufteilung der Stadt und wer darin das Sagen hat. Er denkt zwar nicht, dass sie sich Probleme einhandeln würden, aber besser die beiden wissen, was sie hier besser nicht tun sollten.

Als Amani die Gruppe anhält, um in einer Absteige einzukehren, nickt er und tritt ebenfalls ein. Ihm soll die Bleibe recht sein, er hätte sich auch so etwas ausgesucht. Jede Art von Schlafplatz wird im Vergleich mit den letzten Tagen der reinste Luxus sein. Und solange sie den Preis von Martok Adartus Hilfe nicht kennen, sollten sie sparsam mit ihrem Geld umgehen.
„Ich denke ein anständiges Mahl sollten wir uns trotzdem leisten?“ fragt er und bestellt kurzerhand das günstigste, sofern sein Vorschlag Zuspruch erhält.

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #134 am: 07.03.2019, 22:24:38 »
Der alte, runzelige Mann - Amani weiß, dass es nicht der Wirt selbst ist - beobachtet die Gruppe, wie sie sich an einen der wenigen Tische setzt. Sein Blick haftet fest auf Askwin und Brynja und obgleich sein Gesichtsausdruck keinerlei Anteilnahme oder Emotion erkennen lässt, starrt er ohne Unterbrechung herüber. Der Rest des Lokals ist derweil wie ausgestorben. Vom Wirt fehlt jede Spur und bis auf die Vier und den Alten ist niemand zu sehen...

Von draußen ist noch das chaotische Leben der Stadt zu hören - das Gebrabbel und Geschrei von Menschen sowie die gelegentlichen Laute diverser Tiere, die hier im Hafenviertel vermehrt auftauchen und teilweise auch scheinbar herrenlos herumirren - zumindest bis sie irgendwer einfängt. Allerdings wirkt nun alles etwas gedämpfter und ferner. Die salzige Meeresluft, welche draußen noch mit den Gerüchen verschiedener Gewürze, gerösteter Nahrungsmittel und lebender Tiere vermischt wird, weicht hier drinnen einem leichten Muff, verdickt und versüßt durch einige Räucherstäbchen, die in einer Schale auf dem Tresen langsam abbrennen. Für Askwin und Brynja ist der gesamte Stil dieser Stadt fremdartig; auch die Inneneinrichtung hier ähnelt keiner Kaschemme auf Izara oder einer Hütte oder Methalle Glamvahls - doch schlicht bleibt schlicht. Ein Boden ist nicht gelegt, stattdessen obsiegt festgetretene Erde, und die Wände sind rissig sowie kaum verziert. An einer Wand hängt immerhin ein alter Teppich, der nach einem kraftigen Klopfer vermutlich den kompletten Gastraum einstauben würde. Die 'Hocker' auf denen sie sich niedergelassen haben, sind eher niedrige Kisten, auch der Tisch steht nicht sehr hoch. Askwin und Brynja haben anderswo schon gesehen, dass man hier scheinbar gerne mit gekreuzten Beinen auf niedrigen Sockeln mit dicken Kissen sitzt statt auf gewöhnlichen Stühlen, doch auf ihren Sitzen ist nichts gepolstert.

Der Alte starrt noch immer unverblümt herüber, aber ganz offensichtlich gibt es hier drin auch nichts Interessanteres anzusehen. Die Fenster - unten ein senkrecht stehendes Rechteck, das sich nach oben hin leicht verjüngt, dann aber wieder wölbt, um einen Kreis als Abschluss zu bilden - sind innen mit einem Geflecht aus Holzlamellen versehen, von denen ein paar allerdings schon gebrochen oder komplett verschwunden sind. Von der Decke hängt an zwei Stellen im Raum eine Art Lampe - eher ein Topf mit kleinen Löchern - in dem eine Flamme brennt. Plötzlich beginnt der Alte zu ihnen zu sprechen, doch es ist keine Sprache, die irgendwer in der Gruppe versteht. Die fehlenden Schneidezähne verzerren seine Laute zusatzlich.
« Letzte Änderung: 08.03.2019, 09:44:21 von Cerebro »

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