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Autor Thema: Prolog: Die letzten Vier  (Gelesen 11309 mal)

Beschreibung: Ein Lebensabschnitt endet, ein neuer beginnt...

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Brynja

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #135 am: 08.03.2019, 21:53:01 »
Diese Stadt war einfach unverschämt groß. Es scheint ihr regelrecht, als hätte man mehrere große Siedlungen zu einem großen Klumpen zusammengegossen. Eines dieser aufgeblasenen Viertel ist bereits so groß wie ihre Heimat! Brynja lässt sich unterwegs wenig anmerken und versucht sie auf Seths Erzählungen zu konzentrieren. Ein kurzer Abriss der hiesigen Gesetze ist gut zu wissen. Immerhin, in den wichtigsten Punkten unterscheiden sie sich kaum von dem, was sie sonst gewohnt ist. Nur bei den exotischen Namen der "wichtigen" Personen hier schaltet sie schnell ab. Wie kann er sich dabei nicht die Zunge brechen?
"Dann ist das so. Dieser Ameisenhaufen sollte ja genug Bedarf an helfenden Händen haben." Knurrt die Nordfrau nur auf Amanis Feststellung.

Auch sie achtet unterwegs ganz bewusst auf ihre wenigen Habseligkeiten und blickt entsprechend finster drein, um mögliche dumme Gedanken gleich im Keim zu ersticken. Bei ihrem ersten Aufenthalt hier hat sie mit eigenen Augen gesehen, wie ein Halbstarker sich behände wie ein Affe mit einem Geldbeutel eines redseligen Händlers davongemacht hatte. Obwohl dieser Ort wahrlich gigantisch ist, scheint es hierhin nur wenige Fremde zu verschlagen. Tagelöhner, Bettler, verschleierte Frauen. Unter den verschiedenen verwirrenden Geräuschen mischt sich mitunter das Parfüm der Dirnen, welches mal regelrecht angenehm, mal entnervend penetrant um ihre Nase weht. Auch Sklaven gibt es hier, weitaus mehr als im vertrauten Norden. Sie weiß selbst, dass gute Sklaven durchaus ihren Wert besitzen. Den einen oder anderen hat sie selbst einmal besessen. Wie Hunde neigen sie wenigstens im Fall ihres Clans jedoch oft dazu, irgendwann fast zur Familie zu gehören. Wenn sie hier regelrecht auf einem Markt feilgeboten werden, mag das etwas anders laufen. Nicht, dass sie momentan das Geld dafür übrig hätte.

Als Amani ihnen bedeutet innezuhalten, mustert die Nordfrau den Schädel an der Tür argwöhnisch. Es ist für sie keine unübliche Dekoration, doch das Tier scheint ihr unbekannt. Drinnen sind sie immerhin dem ewigen Geschnatter der Passanten entkommen...mehr oder weniger. So viel Stimmengewirr ist sie sonst nur an Markttagen gewohnt. Regelrecht tröstlich schwinkt der Geruch des Meeres im Hafenviertel mit, der jetzt jedoch von stinkenden Rauchstäbchen in kleinen Schalen zerstreut wird. Brynja rümpft die Nase und setzt sich auf eine der Kisten. Ihr ist bereits aufgefallen, dass die Menschen hier kleiner sind. Aber warum müssen sie ihre Tische so auffallend niedrig halten? Den Alten hat sie dabei vorerst ignoriert. Erst als der sein Maul öffnet und auf sie einredet, wirft sie ihm einen forschen Blick zu. Sie hofft für ihn, dass er da gerade keinen faulen Zauber ausspricht. Davon hat sie vorerst wahrlich genug!

"Was sagst du da? Drück dich verständlich aus, alter Mann." Murrt sie unwirsch in der Handelszunge - nicht ohne einen harten Akzent.     

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #136 am: 08.03.2019, 22:33:50 »
Der Mann antwortet Brynja, allerdings wieder in seiner unbekannten Sprache. Dann lacht er lauthals und vergnügt - wobei er seinen halb-zahnlosen Mund weit präsentiert - und klopft sich auf die Schenkel.

Nur einen kurzen Moment später sind vom oberen Stockwerk Geräusche zu vernehmen. Nicht lange danach kommt von der Treppe ein Mann in einfachen Stoffgewändern zum Vorschein - Amani erkennt ihn als den Wirt, nur mit ein paar Falten mehr sowie vereinzelt grauen Haaren im fülligen Bart. "Was soll das?" fragt er mit fuchtelnden Armen in der Sprache der Ambaghi. "Was macht ihr hier?" Er blickt auf den verhutzelten Alten. "Du schon wieder?! Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich hier nicht haben will! Scher dich davon, du Hund! Na los!" Er baut sich vor dem Alten auf und gestikuliert in Richtung Tür. Brynja und Askwin verstehen kein Wort von dem was gesprochen wird.

Schließlich packt der Wirt den Alten am Oberarm und will ihn mit Gewalt aus dem Laden schmeißen...

« Letzte Änderung: 08.03.2019, 23:38:01 von Cerebro »

Askwin

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #137 am: 12.03.2019, 07:47:33 »
Sitzen, endlich sitzen und das nicht im Sand der Wüste. Die Blicke des Alten interessieren Askwin genauso wenig wie was Seth zum essen bestellen will. Auch wenn es fremd aussah, und der Geruch des Räucherwerks zumindest ihm die Nase verstopft, wirkt die Kaschemme ähnlich auch wenn deutlich anders. Immer mal wieder seine Nase reibend, blickt er fragend zum alten, als dieser sie anspricht. Brynja spricht das Problem schon an und irgendwie fühlt er sich deutlich von ihm verarscht. Als habe der zahnlose Minka gerade einen unflätigen Witz geäußert.
Das der Alte dann von einem jüngeren zur Schnecke gemacht oder doch gelobt wird, verwirrt den Ostländer noch mehr. Mit hochgezogener Augenbraue starrt er die beiden Männer an und beobachtet das Schauspiel. Was anderes blaibt ihm auch nicht übrig, da er kein Wort versteht.
Hoffentlich wird die Wassersuppe da besser als der Witz den der Alte gemacht zu haben scheint.
« Letzte Änderung: 12.03.2019, 08:55:03 von Cerebro »

Einar

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #138 am: 12.03.2019, 21:49:21 »
„Was hat dir dieser denn böses getan?“ erkundigt sich Seth beim Wirt, als er das Schauspiel lange genug betrachtet hat. Eigentlich ist ihm das Schicksal des Alten ja egal, aber zuerst will er eines klären. „Martok Adartu?“ fragt er den komischen Kerl, der mysteriös genug erscheint, um vielleicht genau der Mann zu sein, den sie suchen sollten. Gespannt auf dessen Reaktion muestert er ihn ein wenig genauer, um aus seinem Gesichtsausdruck vielleicht schlauer zu werden, als aus seinen Worten.

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #139 am: 13.03.2019, 01:35:53 »
Auf den Namen bekommt Seth keine wirkliche Reaktion. Der Alte schenkt eher dem wütenden Wirt seine Aufmerksamkeit und der Dieb erntet auf seinen Schuss ins Blaue lediglich einen kurzen fragenden Blick. Wenige Sekunden darauf ist der Alte dann auch rabiat vor die Tür gesetzt. Mit wedelnden Armen flucht der andere noch eins, zwei Sätze hinterher, dann schnaubt er und kehrt sich schließlich zur Gruppe.

"Was er getan hat?" kommt als verzögerte Antwort auf Seths Frage. "Pah. Dieser elende Straßenköter lungert hier ständig herum - und hat nicht mal ein einziges Kupferstück, um dafür zu bezahlen! Kommt seit etwa zwei Wochen alle paar Tage hier vorbei. Vermutlich hat ihn irgendein Schiff im Hafen abgeladen. Vielleicht sind sie ihn als Sklaven nicht losgeworden. So einen will ja auch keiner haben!" Der Wirt stemmt die Arme in die Hüfte und schaut grimmig in die Runde. Dass Amani schon mal hier war und sich mit ihm freundlich über den Schädel der Seekuh unterhalten hat, scheint er für den Moment nicht zu registrieren - es ist aber auch schon eine Weile her und als Gastwirt sieht und spricht er vermutlich mit jeder Menge verschiedenster Menschen... "Und was macht ihr hier?" Will er dann wissen. "Hä?! ... Habt ihr das Schild draußen nicht gesehen? Ich habe jetzt gerade nicht geöffnet!"

Absolut jeder in der Gruppe ist sich ziemlich sicher, dass (abgesehen vom großen Schild über dem Eingang, welches das Gebäude als Gasthaus kennzeichnet) draußen weder an der Tür oder dem Mauerwerk daneben noch in einem der Fenster irgendeine Art von Schild oder Text zu sehen war. Dass davon überhaupt gerade die Rede ist erkennen Askwin und Brynja natürlich nur, wenn Seth oder Amani für sie übersetzen. Der Wirt wartet derweil ungeduldig auf eine Antwort. Er ist ein Mann mittleren Alters, mit bräunlicher Haut und schwarzen Haaren, die ihm an den Seiten schon dezent ergrauen und in der Kopfmitte langsam ausgehen. Er hat einen dichten Vollbart, ist barfuß und trägt einfache Stoffkleidung, die bei genauer Betrachtung eher wie ein Schlafgewand aussieht.
« Letzte Änderung: 14.03.2019, 11:40:15 von Cerebro »

Amani

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« Antwort #140 am: 14.03.2019, 10:57:18 »
"Hier stand kein Schild draußen.", antwortet Amani dem Mann ruhig: "Genauso wenig wie es letztes Mal als ich hier war kein Schild stand. Wir wollen nur etwas zu essen und ein Zimmer für die Nacht und anders als der zahnlose Opa haben wir Geld um dafür zu bezahlen."

Doch sie zuckt nur mit dem Schultern, als ihr seine Formulierung klar wird: "Was heißt den jetzt gerade nicht geöffnet? Es ist gleich wieder offen, oder erst zum nächsten Mond?", fragt sie den Man bevor sie sich auf eine weitere Diskussion mit ihm einlässt. Immerhin ist es sein Laden und er muss nicht jeden bedienen, wenn er es nicht will.

Cerebro

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Prolog: Die letzten Vier
« Antwort #141 am: 14.03.2019, 12:25:28 »
Der Wirt runzelt kritisch die Stirn, doch Amani glaubt zu bemerken, wie sich seine Haltung bei der Erwähnung von Geld bereits leicht entspannt. "Was soll das heißen 'kein Schild'? Natürlich ist da ein Schild - ich habe es ja selbst angebracht! ..."

Er öffnet die Tür, tritt nach draußen und schließt sie wieder bis zu einem schmalen Spalt. Seth und Amani hören kurz darauf einen gezischten Fluch, der Mütter, Tiere und Geschlechtsverkehr beinhaltet. Mit rotem Kopf kommt der Wirt wieder hinein. "Diese... diese Kinder! Ich wette sie haben das Schild gestohlen! Bei der Flamme - man sollte sie ins Feuer werfen, um ihnen die Flausen auszubrennen!" Er wendet sich zur Gruppe und seine Röte wandert von der Stirn zu seinen Wangen. "Ich äh..." Er zupft sich am Bart, dann verbeugt er sich knapp. "Ich entschuldige mich. Es handelt sich ganz offensichtlich um ein Missverständnis. Ich..."

Der Mann wird unterbrochen, als plötzlich eine weitere Person auf der Treppe nach oben erscheint - eine junge Frau mit langem Haar wie schwarz-glänzende Seide; spärlich bekleidet und mit blanken Brüsten, die nur halb durch eine weite Kette aus Goldschmuck verdeckt werden. Sie ist fast noch ein Mädchen, aber trotzdem nicht die jüngste Dirne, die sie heute auf dem Weg hierher gesehen haben. "Da du dich hier so ausschweifend unterhältst, nehme ich an wir sind fertig?! Die Zeit ist sowie um. Bezahl mich und ich gehe." Sie streckt dem Wirt eine offene Hand entgegen. Ihr Blick schweift beiläufig zur Gruppe - bei Askwin und Seth bleibt er kurz hängen und die beiden ernten ein eindeutiges Schmunzeln. Der Wirt schnaubt. Fast will er sich wieder aufplustern, merkt dann aber wohl, dass es vergebens wäre. Er winkt ab. "Ich habe kein Geld bei mir Frau - siehst du nicht, wie ich aussehe?! Und der Zeitpunkt jetzt ist schlecht - wie du siehst, habe ich Kundschaft! Ich schicke später einen Boten, der dich bezahlt. Mein Wort darauf als Ehrenmann." Das Mädchen kommt mit verzogener Miene bis dicht an den Wirt heran und umfasst seine Wangen mit einer Hand. "Wenn ich bis morgen früh nicht mein Geld habe, weißt du, was dir blüht, Adrash!" Sie lässt los und gibt ihm einen semi-harten Klaps. Mit einem Seitenblick zur Gruppe ergänzt sie: "Sollte sich deine Kundschaft nach Vergnügen sehnen, schick sie zu mir, ja?!" Dann lächelt sie gespielt und verlässt schnellen Schrittes die Wirtschaft. Der Wirt reibt sich die Backe. Als er sich wieder der Gruppe zuwendet, setzt er gekonnt sein kaufmännisches Lächeln auf. "Die da hat Temperament, nicht wahr? Haha, was würden wir Männer nur ohne die Frauen machen. Aber kommen wir zur Sache - zahlende Kundschaft soll man nicht warten lassen, habe ich Recht?! Ihr sucht also eine Unterkunft?" Er schaut zu Amani. "Und Ihr werte Frau seid bereits schon mal Gast bei mir gewesen? Das freut mich zu hören. Ich nehme zwei Silberstücke pro Nacht und Kopf und ein Silberstück pro Mahlzeit. Ein heißes Essen würde allerdings noch etwas dauern. Das Feuer brennt, aber mein Gehilfe ist noch unterwegs und ich habe nichts vorbereitet. Doch wie wäre es mit Tee oder Wein?"

Für Seth und Amani klingen die Preise zwar realistisch, aber in Anbetracht der Bruchbude hier trotzdem noch überzogen. Amani ist sich zwar nicht ganz sicher, vermutet aber, dass sie beim letzten Mal hier weniger bezahlt hat.
« Letzte Änderung: 14.03.2019, 14:42:33 von Cerebro »

Brynja

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« Antwort #142 am: 14.03.2019, 14:57:24 »
Als der Wirt im Schlafanzug so augenscheinlich abweisend reagiert, runzelt die Nordfrau ihre Stirn. Was ist jetzt schon wieder los? Wortlos beobachtet sie, wie Amani ihm etwas zu erklären scheint und er dann hinausgeht...wohl um sich etwas zu vergewissern? Nach ein paar Flüchen, die selbst sie aus diesem Jalla-Jalla-Kauderwelsch erkennt, ändert sich seine Haltung. Anscheinend ein Missverständnis? Wie auch immer, sie hat langsam Hunger. Ungeduldig wirft sie einen Blick auf die junge Dame. Ihr ist schon vorher aufgefallen, dass die Dirnen hier wesentlich präsenter (und zahlreicher) sind als in ihrer Heimat. Immerhin scheint sie ihren Freier ganz gut im Griff zu haben, was ihr ein belustigtes Schnauben abringt. Wenn sie gute Geschäfte mit unansehnlichen Männern macht, soll sie. Sie selbst kann die Gelegenheiten an ihrer rechten Hand abzählen, in denen sie ihren männlichen - und auch weiblichen Bettgenossen etwas Geld spendiert hat. Und das war eher Taschengeld als die Bezahlung einer Dienstleistung. Etwas völlig Anderes!

Mit einem Ellbogenstoß bedeutet sie Seth, sie bei dem Gefasel nicht im Regen stehen zu lassen. Es geht ihr jedoch sehr schnell auf die Nerven, dass sie sich jedes Wort übersetzen lassen muss.

"Bei Algrids Stiefmutter[1], spricht hier denn niemand die Handelszunge? Enttäusche mich nicht, Wirt. Was kannst du heute auftischen? Taugt dein Wein etwas?" Spricht sie den Anderen in ruppiger Geschäftsmanier an und hat wenig Lust nach den bisherigen Strapazen verwässerte Pisse serviert zu bekommen. Wenn sie die Situation nach der umständlichen Übersetzung richtig deutet, muss ihr Gegenüber schnell an Geld kommen. Aber das ist nicht ihr Problem. Dafür, dass sie hier auf schäbigen Kisten sitzen verlangt er schon mal ganz ordentliche Preise. Es bessert ihre Laune nicht gerade, dass er gerade versucht sein Hurengeld aus ihrem Geldbeutel zu angeln.
 
 1. Berühmte Ahnfrau, dessen Stiefmutter Grima sich im Laufe der Jahre in ein abscheuliches Monster verwandelt haben soll.

Cerebro

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« Antwort #143 am: 17.03.2019, 20:51:22 »
"Ah, ich entschuldige!" antwortet der Wirt in der Handelszunge, verständlich aber nicht wirklich flüssig, während er sich vor Brynja ein weiteres Mal verbeugt. "Handelszunge nicht so gut, aber ich spreche, Ja." Er grinst. "Ich nicht bekannt mit Algrid, aber Wein sehr gut. Warm Essen aber dauert, weil nichts vorbereitet ist. Nur ein paar Früchte und kaltes Essen aus Vorratskammer. Brot, Käse, Trockenfleisch, Nüsse und Früchte. Auch Zuckerrohr aus Verûn für süße Geschmack. Frisch von Schiff." Er grinst noch immer und macht eine unterwürfige Geste. "Große Frau mögen verzeihen. Große Frau von große Kriegervolk, ja? Harragier! Ich sofort erkannt - habe schon Gäste aus Harragien bedient. Kaltes Land im Norden. Langer Weg. Ihr habt viele Abenteuer erlebt, ja?"
« Letzte Änderung: 07.04.2019, 01:45:13 von Cerebro »

Brynja

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« Antwort #144 am: 18.03.2019, 12:31:44 »
Immerhin, der Wirt hat also doch etwas anderes im Schädel als junge Hühner. Der Verständigung steht also nichts mehr im Weg und sie muss nicht länger dieses unverständliche Geplapper erdulden. Richtiges Essen dauert also noch eine ganze Weile, wie sie zu ihrem Unmut feststellen muss. Ist Amanis Entscheidung tatsächlich so gut wie sie denkt? Langsam kommen ihr Zweifel. Als der Wirt sie zu allem Übel auch noch mit den Harragiern in einen Topf wirft, richtet sie sich zu voller Größe auf und stemmt ihre Hände auf den Tisch. Ihre Augen funkeln zornig auf.

"Dann hoffe ich für dich, dass keiner von diesen weibischen Feiglingen hier auftaucht solange ich da bin. Du redest mit einer waschechten Kunvarin. Die Harragier sind unsere Feinde. Diesen Hunden kann man nicht trauen. Meinen Bruder haben sie kaltblütig ermordert...und ich habe den Schuldigen eigenhändig ersäuft. So regeln wir das daheim."

Die Nordfrau zeigt ein wölfisches Grinsen. Er als Ausländer kann die offensichtlichen Unterschiede zwischen ihren Völkern nicht wissen, das ist ihr bewusst. Trotzdem hat er sich in etwas hineingeritten und sie hat eine gewisse Freude daran, ihn nun schwitzen zu sehen.

"Meine Abenteuer stehen unter keinem guten Stern, Wirt. Und jetzt werde ich auch noch beleidigt. Was waren noch einmal deine Preise?"[1]

Unterwürfiges Händlervolk geht ihr gegen den Strich. Sie hat wenig Lust, nun auch noch übers Ohr gehauen zu werden.

 1. Überzeugen: 2
« Letzte Änderung: 07.04.2019, 01:47:11 von Cerebro »

Cerebro

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« Antwort #145 am: 18.03.2019, 19:52:29 »
Als sich Brynja aufrichtet, fährt der Wirt kurz zurück, fängt sich jedoch rasch wieder. Mit beiden Händen und gesenktem Haupt wiegelt er ab. "Oh, nein nein nein. Nicht Beleidung! Große Kriegerfrau müssen entschuldigen. Ich war noch nicht im kalten Norden. Kunvaren habe noch nie bedient. Wusste nicht um Fehde der Nordländer. Ich entschuldige mich! Preise aber nicht sehr hoch. Zwei Silber pro Kopf und Nacht. Ein Silber für gutes Essen. Kalt jetzt und warm später, wenn mein Gehilfe zurückkommt, ja?"[1]
 1. Sagt Bescheid, wenn ihr die Szene abkürzen wollt. Ich führe gerne alles aus, aber bei Bedarf können wir auch Details überspringen.
« Letzte Änderung: 18.03.2019, 20:23:25 von Cerebro »

Amani

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« Antwort #146 am: 19.03.2019, 14:52:11 »
"Zwei Silber für diese Bude?", fragt Amani den Wirt etwas entsetzt. "Ich würde mich wundern ob mich das Essen hier nicht umbringt so wie letztes Mal. Du bekommst 1 Silber 5 Kupfer für die Nacht und Essen."
Amani beginnt zu feilschen, wenn eins sicher ist, dass niemand den ersten Preis akzeptieren sollte.
"Verdammt wann war deine Mutter das letzte mal in dieser Bruchbude? Sie würde sich ins Grab werfen, für die Preise die du hier verlangst."

Cerebro

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« Antwort #147 am: 23.03.2019, 13:52:29 »
"Ins Grab werfen!?" antwortet der Wirt etwas angegriffen und diesmal wieder in Zadj, der Sprache der Ambaghi. "Ein Ambaghi lässt die leblosen Hüllen seiner Brüder und Schwestern nicht in der Erde verkommen! Meine Mutter war eine ehrbare Frau und ihre Seele weilt seit Jahren bei der Lebenden Flamme! Du sprichst unsere Zunge ohne Makel und solltest daher auch unsere Sitten kennen, Frau! Warum also beleidigst du einen Mann, der dir höflich Verköstigung und Unterkunft anbietet?"

Nach einer kurzen, dramaturgischen Pause breitet er beschwichtigend die Arme aus und wechselt wieder zur Handelszunge. "Ich entschuldige abermals für die Missverständnisse zuvor, aber ich bitte um gleichen Respekt von Angesicht zu Angesicht. Zwei Silber pro Nacht und Kopf, ein Silber pro Essen. Ich gebe euch kalte Kost jetzt und ihr speist später erneut warm, wenn mein Gehilfe wieder zurück. Zusammen dafür ein Silber, ja? Schlagt ein oder sucht ein anderes Haus - aber ich warne: Nicht viele so bescheiden und genügsam wie ich. Viele schöne Betten und Häuser, aber alle sehr viel teurer - das ich kann versprechen."

Es entgeht der Gruppe nicht, dass der Wirt zwischendurch ihre Kleidung und Ausrüstung beäugt. Und ihrem Aussehen nach ist es ziemlich offensichtlich, dass sie derzeit nicht mit Gold und Juwelen um sich werfen können...
« Letzte Änderung: 24.03.2019, 09:58:44 von Cerebro »

Einar

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« Antwort #148 am: 29.03.2019, 13:47:13 »
„Natürlich. Wir bezahlen deinen Preis.“ willigt Seth schliesslich auf Handelszunge ein, um weitere Diskussionen zu vermeiden. Er will hier keinen Streit anfangen und sich schlussendlich noch ein anderes Wirtshaus suchen müssen. Und wer weiss - vielleicht finden die Münzen über Nacht den Weg zurück in ihre Taschen? Wäre nicht das erste Mal...

Cerebro

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« Antwort #149 am: 05.04.2019, 00:04:25 »
Adrash neigt den Kopf vor Seth in einer angedeuteten Verbeugung. Die nachfolgenden Höflichkeitsfloskeln sind eher belanglos, führen aber schlussendlich zu einer kleinen kalten Mahlzeit - einfach, jedoch durchaus bekömmlich, bedenkt man die hiesigen Zustände. Alle zahlen je ein Silberstück sowie später zwei weitere für ein Bett und Dach über dem Kopf. In einem ungestörten Moment zuvor weiht Amani die anderen in ihre finanzielle Lage ein und ausgerechnet Seth lässt sich dazu hinreißen, seiner Lands­frau ein Silberstück vorzustrecken, so dass sie nicht mit ihrem Gold herumfuchteln muss. Irgendwann kehrt dann auch der Gehilfe und Koch des Wirtes zurück - ein junger Mann, beinahe noch ein Junge. Anfängliche Skepsis weicht positiver Überraschung, als der Bursche ihnen wie versprochen nochmal ein warmes, sehr schmackhaftes Mahl zubereitet. Insgesamt zeigt sich die Wahl des Gasthauses als Erfolg, denn obwohl sie den Wirt nicht herunterhandeln konnten, kommen sie so zu zwei Mahlzeiten.

Mit der Zeit kehren noch andere Gäste in die Schenke ein, doch der Abend verläuft ruhig und noch von der Reise geschwächt legen sich Seth, Amani, Askwin und Brynja verhältnismäßig früh zur Ruhe. Ihre erkaufte Unterkunft ist schäbig und klein - außerdem teilen sich die vier einen einzigen Raum - doch das Zimmer lässt sich von innen verriegeln, ist mit einem Waschzuber ausgestattet und die dünnen Bettbezüge sind einigermaßen sauber. Satt und größtenteils auch zufrieden schlafen sie einer nach dem anderen ein...


Als Askwin die Augen öffnet, hört er das sanfte Gurgeln von Wasser. Es ist dunkel, doch der Mond scheint durch eine Öffnung in der Decke und erhellt so die karge Kammer aus Sandsteinquadern. Seine schmerzenden Arme hängen hochgerissen in Ketten. Voller Entsetzen blickt er sich um und erkennt im Halbdunkel seine Gefährten in Kreisformation an breite Säulen gefesselt. Xilas ist direkt zu seiner Linken, dann kommen Amani, Seth und... ! Die Verwirrung lässt seine Gedanken kurz taumeln. Direkt gegenüber starrt er ungläubig auf sich selbst, abgezehrt und nackt wie die anderen, und wie diese scheinbar in einem tiefen Schlaf gefangen. Es ist die erste Nacht ihrer Gefangenschaft und dies ist nicht sein Körper! Er schaut an sich hinab, auf den Leib des armen Meschach - seinen Leib! Ein Geräusch lässt ihn plötzlich aufschrecken: ein nasses Klatschen in unmittelbarer Nähe. Askwin schaut sich furchtsam um und erkennt am Rand des tiefen Schlundes, in der Mitte des Raums, einen schwarz-glänzenden Arm, missgestaltet und mit Pusteln überzogen. Doch es ist kein Arm. Es ist eine pulsierende, halbfeste Masse. Das was er in der ersten Sekunde für Finger hielt, windet sich wie Würmer langsam in seine Richtung. Mit jedem Pulsieren wächst das Etwas weiter an, bläst sich unter ekelhaft schmatzenden Lauten förmlich auf, bis es eine übermenschliche Größe erreicht. Schließlich richtet sich das schlangenförmige Ding auf. Unter der glitschigen Haut wuselt es unentwegt, so als würden sich abertausende Würmer oder Maden darin tummeln. Dann ergießt sich am angeschwollenen oberen Ende ein Schwall teerartige Flüssigkeit, als sich der vermeintliche Kopf von innen nach außen umstülpt und sein Inneres preisgibt: unzählige fingerstarke Reißzähne, die sich aneinander reihen, wie die Nägel eines Nagelbretts. Askwin ist starr vor Angst. Er spürt, wie Hitze und Kälte ihn in Wellen erschaudern lassen, und wie sich ein verbliebener Rest Körperflüssigkeit unkontrolliert aus seiner Blase entleert. Das unbeschreibliche Ding pendelt wie eine beschworene Kobra einige Male sanft hin und her, doch dann schnellt es blitzartig auf ihn zu. Totale Schwärze überkommt ihn, umhüllt ihn, als würde er bis zu den Haaren in einem bodenlosen Moor versinken. Die Masse windet sich mit tausend Armen um ihn herum; ihre Zähne zerreißen sein Fleisch, ihre Kraft zermalmt seine Knochen und sein von Schmerz und Wahnsinn getriebener Schrei erstickt in der widerwärtigen Schlacke, die sich mit unnachgiebigem Druck in seinen Hals ergießt...


Als Brynja die Augen öffnet, liegt sie auf dem Rücken und sieht über sich den Stoff eines niedrigen Zeltes. Heißer Schweiß klebt an ihr, ebenso wie der nicht fernzuhaltende Sand und der Gestank ihres ungewaschenen, kranken Körpers. Ihre Atmung ist schwer und jedes Heben der Brust kostet sie Kraft. Dann fällt ihr auf, dass sie nicht sie selbst ist. Sie blickt auf ihre Hände - zittrig und dunkelhäutig wie Ebenholz. Sie weiß, dass die anderen sie im Stich lassen werden, denn sie ist ihnen zur Last geworden. In fremden Gedanken, die doch ihre eigenen sind, verflucht sie den creithanischen Hexer, der an all dem hier Schuld sein muss. Sie erinnert sich an die pechschwarze Schlacke, die sie tags zuvor erbrechen musste und die sie schnell unter Sand verborgen hatte, damit die anderen es nicht bemerken. Und sie denkt an ihr Kind, ihre Tochter - und der damit verbundene Schmerz in ihrem Herzen ist schlimmer als jeder jemals gespürte Peitschenhieb, jede erlittene Wunde und jede still ertragene Vergewaltigung. Tränen kämpfen sich durch ihren stoischen Zorn und vermischen sich mit dem Schweiß auf ihren Wangen. Dennoch - vielleicht gibt es noch Hoffnung. Was auch immer die anderen ihr antun würden, die Gefährtin des Creithaners - so naiv und dumm sie sein muss, um ihm zu folgen - hält noch immer zu ihr, pflegt sie und versichert ihr, sie nicht zurückzulassen. Brynja klammert sich an diesen Gedanken. Tigaras Leid ist ihr eigenes und wie selten zuvor in ihrem kämpferischen Leben fühlt sich die Kunvarin schwach, hilflos... auf die Gnade anderer angewiesen. Ihre innere Aufgewühltheit wird jäh unterbrochen, als jemand das Zelt betritt. Geduckt kommt die Gestalt an Brynja heran, bis schließlich Tiani zu erkennen ist. Brynja entfährt ein vor Spannung eingehaltener Atemzug, dann ringt sie sich ein schwaches Lächeln ab, das Zuversicht ausstrahlen soll. Tianis Züge sind in dunkle Schatten gehüllt, doch auf Brynjas Bemühungen hin erwidert Kallians Gefährtin das Lächeln und legt ihr die Hand auf die Stirn. "Du hast noch immer Fieber," sagt sie mit dünner Stimme. "Ich werde dir ein feuchtes Tuch auflegen..." Tiani tränkt einen Stofffetzen in das lauwarme Wasser ihrer Trinkflasche und legt es Brynja auf. "Schlaf jetzt," meint sie dann, während sie gleichzeitig Brynjas Hand drückt. "Wir haben es bald geschafft, du wirst sehen. Alles wird wieder gut..." Brynja schließt erschöpft die Augen. Ihre Atmung ist nicht mehr ganz so schwer wie zuvor, denn ihr Wille erstarkt und leistet erbitterten Widerstand gegen die unverständliche Krankheit in ihrem Leib. Doch alle Hoffnung ist nur Lug und Täuschung. Brynja weiß, dass dies ihre letzte Nacht sein wird, denn sie hat ihre eigene zerschnittene Kehle gesehen...


Als Amani die Augen öffnet, blickt sie auf einen hellen Halbmond und am Nachthimmel glänzende Sterne. Sie liegt auf dem Rücken, entspannt, doch urplötzlich überkommt sie aus Furcht geborene Eile. Warum ist sie untätig und verweilt, wenn der Tod ihr doch auf den Fersen ist?! Sie rappelt sich hastig auf. Ohne ihre Decke oder andere Habseligkeiten zusammenzupacken, macht sie sich auf den Weg durch die Wüste; Schritt für Schritt über die Dünen hinweg und die Gräben dazwischen hindurch. Der tiefe Sand greift nach ihren Beinen und lässt ihre Füße versinken - jeder Meter ist mühsamer als der vorangegangene. Der Himmel dreht sich über ihrem Kopf wie die bemalte Innenseite eines gigantischen Rades. Wenn der Mond verschwindet, taucht bald darauf die Sonne auf, nur um irgendwann wieder dem Mond zu weichen. Dieser nimmt zunächst stetig ab, bis er sich irgendwann komplett in Dunkelheit hüllt. Doch bei der nächsten Umdrehung des Rades kommt er wieder schwach zum Vorschein und wird dann mit jeder weiteren Nacht breiter und voller. Der Mondzyklus wiederholt sich mehrere Male, aber die Wüste nimmt kein Ende. Amani dreht sich nicht um, obgleich sie weiß, dass sie verfolgt wird. Etwas sucht nach ihr. Sie spürt unsichtbare Finger über sich hinweggleiten und immer dann brennt es in ihrem Arm wie Feuer - Kallians Zeichen! Sich darüber den Kopf zu zerbrechen ist allerdings nicht zielführend, denn die Zeit schwindet, während ihre Füße immer schwerer werden. Die Wüste lebt und ihr kosmischer Groll hängt wie fauler Gestank in der Luft. Als der fünfte Vollmond über sie hinwegzieht, fällt Amani bereits das Atmen schwer. Sie keucht, schwitzt kalt, hustet... Das magische Zeichen ist schon lange nur noch eine vage Erinnerung auf ihrer geheilten Haut, als schließlich der sechste Vollmond erstrahlt, und mit ihm kommt das über ihr rasende Himmelsrad zum vollkommenen Stillstand. Noch immer ist sie der Wüste nicht entkommen und all ihre Kräfte haben sie verlassen. Als sie hustend auf die Knie fällt, würgt sie einen Schwall pechschwarze Flüssigkeit hervor. In immer heftigeren Stößen bricht der dunkle Brei aus ihren Gedärmen nach oben und mit ihm folgt irgendwann Amanis letzter Atemzug. Ihr zuletzt aufflackernde Gedanke macht ihr klar, dass sie so weit davonlaufen kann, wie ihre Beine sie tragen, doch sie wird auf diese Weise niemals entkommen...


Als Seth die Augen öffnet ist es, als wäre er aus einem kurzen Tagtraum aufgeschreckt. Er steht in einer ausgedehnten Kammer, deren hohe Decke von dunklen Schatten verschluckt wird. Ein paar Schritte voraus erhebt sich ein großes Steinidol, das ein affenähnliches Geschöpf mit vier Armen darstellt. Das obere Armpaar reckt sich in einer erhabenen Geste leicht angewinkelt Richtung Decke, das untere ist dagegen nach vorne ausgestreckt und präsentiert ein rundes Tablett aus Bronze. Viele Kerzen sitzen auf den Schultern und Armen des grässlichen Götzen, träufeln flüssiges Wachs auf den schwarzen Boden und spenden ein schummriges Licht, welches von den glattpolierten, beinahe gläsern wirkenden Steinwänden der Kammer grünlich gespiegelt wird. In einer abgewandten Ecke ist ein etwa anderthalb Meter breiter Schacht in den Boden gehauen - eine Treppe führt dort hinab in die Dunkelheit. Seths Blick haftet eine Weile auf der Öffnung. Der Weg in die Tiefe verspricht die Offenbarung unsagbarer Geheimnisse, doch eine innere Stimme warnt ihn davor, dieser Neugier nachzugeben. Manche Fragen sollten unbeantwortet bleiben und er ist seinem Ziel doch bereits so nah! Er tritt an das Tablett und sieht darin eine üppige Anzahl Münzen aus Kupfer, Silber und Gold. Seths Herz entflammt vor Freude, allerdings weiß er, dass er eigentlich etwas anderes sucht. Die Münzen gewinnen jedoch an Glanz - so stark, dass er die Hand vor seine Augen hebt und blinzeln muss. In dieser Sekunde macht die Welt einen Sprung. Die Helligkeit verschwindet und der Dieb ist nun in einem anderem Raum, welcher trotz seiner Größe eng wirkt, denn er ist vollgestopft mit Regalen sowie allerlei Krimskrams. Seth spürt Kallians Abschiedsgriff an seinem Unterarm und bildet sich ein, dessen Gestalt vor sich aufflackern zu sehen. Die geisterhafte Erscheinung des Creithaners wispert "Martok Adartu" - dann ist schon wieder verschwunden. Seth bemerkt jetzt erst, dass er nicht allein ist. Jemand hockt auf einem Divan in der Nähe, doch diese Person besteht nur aus diffusen Schatten und ist nicht zu erkennen. Der Dieb spürt eine intelligente Durchtriebenheit von ihr ausgehen; sie ist gefährlich und mächtig. Dann muss er plötzlich heftig würgen. Er beginnt zu husten und erbricht schließlich nasse Klumpen aus schwarzem Schleim. "Das Yad-Thaddag versagt," erklärt die Schattengestalt. "Es gibt kein Entkommen, aber einen Ausweg!" Seth, der den rasch wachsenden Tod in sich spürt, erkennt die Verkommenheit der Gestalt mit jedem ihrer gezischten Worte, doch er weiß auch, dass sie die Wahrheit spricht...


Tag 13

Erst lange nachdem der Morgen graut, öffnen Seth, Brynja, Askwin und Amani tatsächlich die Augen. Sie sind in ihrem Zimmer in der Schenke, der Türriegel sitzt normal an seinem Platz und vom Fenster aus dringen Licht sowie die Laute eines regen Treibens ins Innere. Jeder hängt seinen Gedanken hinterher, doch für den Augenblick tauschen sie sich nicht diesbezüglich aus. Sie sind einigermaßen ausgeruht[1], allerdings innerlich spürbar aufgewühlt, denn das im Schlaf Erlebte erschien ihnen als Realität und verblasst auch nicht rasch, so wie es gewöhnliche Träume tun. Einige Zeit später finden sie sich im unteren Schankraum ein, der um diese Zeit abermals kaum besucht ist. Nach einigen Sätzen mit dem Wirt sitzen sie wieder am gleichen Tisch wie tags zuvor und besprechen ihr weiteres Vorgehen sowie eventuell andere Dinge von persönlicher Relevanz...
 1. Jeweils 1 HP Reneration für die Nachtruhe.
« Letzte Änderung: 23.04.2019, 16:40:46 von Cerebro »

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