Nach dem Besuch bei ihren Verbündeten treffen sich die Helden wieder im Herz des Verteidigers.
Ein kurzes Gespräch klärt wie die Treffen mit Aravashnial, den Rittern der Silbernen, den Höllenrittern und dem Mischvolk verlaufen sind, dann beschließen alle Anwesenden, dass bis zum Eintreffen der Königin der Fokus auf der Befriedung und Wiedererrichtung Kenabres liegen sollte.
Die nächsten beiden Tage verlaufen dementsprechend mehr oder weniger ereignislos. Ragni taucht immer mal wieder auf und am zweiten Tag läuft er bereits unermüdlich der Gruppe hinterher, verbringt mal Zeit mit Damian in der Bibliothek, mal mit Baldark und Shiva auf einem Streifzug durch die Stadt, mal mit Razgrim bei der Pflege der Verwundeten und am Abend setzt er sich zu Otham und einigen Soldaten der Adlerwacht um sich an Würfelspiel und einem Krug Bier zu probieren.
Am Morgen des dritten Tages stürmt Anevia durch die Tür und stolpert dabei fast über ihre eigenen Füße.
Die junge Frau ist so außer Atem, dass sie erst einmal Luft holen muss, bevor es aus ihr herausplatzt:
"Sie sind da! Hunderte! Tausende! Der Horizont ist ein Meer aus Fahnen! Die Königin hat eine ganze Armee geschickt!
Die Truppen nähern sich dem Südtor, trommelt alle zusammen!"Jubelschreie hallen durch das Herz des Verteidigers und wenig später durch alle Straßen Kenabres.
In Windeseile hat sich eine Traube aus Menschen versammelt. Soldaten, Frauen, Kinder, Alte und Kranke, wer sich auf den Beinen halten kann schließt sich dem Zug der Jubelnden an.
Als die Helden an der Spitze der Prozession am Südtor ankommen sehen sie das Anevia nicht gelogen hat.
Eine gewaltige Armee ist vor den Toren Kenabres aufmarschiert.
Metall funkelt in den Strahlen der Morgensonne, Fahnen und Banner flattern im Wind und die Geräusche schnaubender Pferde, scheppernder Rüstung und tausender Fußschritte hallen über die Ebene vor Kenabres.
Als die Truppen näher kommen erkennen die Helden, dass die königliche Armee keineswegs frisch ausgehoben ist. Staub und eingetrocknetes Blut dämpft den Glanz der Rüstungen und Schilde und die Bewegungen und der Blick der Soldaten zeigt die disziplinierte Wachsamkeit erfahrener Soldaten.
Offenbar hat die Armee den Weg nach Kenabres erkämpfen müssen und wenn man die Scharten in den Schilden sowie die Anzahl der Verbände zählt, kommt man zu dem Schluss, dass es keine einfachen Schlachten waren.
Dennoch, die Armee strahlt eine beachtliche Geschlossenheit und Kampfbereitschaft aus und es steht außer Frage, dass es sich hier um die besten Männer und Frauen Mendevs handelt.
Eine Reihe Befehle werden gebrüllt und die Armee kommt geräuschvoll zum Stillstand.
Direkt vor dem Südtor löst sich eine kleine Gruppe Berittener von der Hauptstreitmacht und kommt auf die Versammlung am Tor zu. An der Spitze der gepanzerten Reiter befindet sich eine Frau in silbrig glänzender Rüstung die einen blütenweißen Schimmel reitet. Obwohl die Gestalt der Ritterin eher gewöhnlich ist, zeigen Körperhaltung und Gestik, dass es sich hier um Niemand gewöhnlichen handelt.
Als das weiße Pferd nur wenige Meter vor dem Südtor zum stehen kommt spüren alle Anwesenden eine Aura von Erhabenheit und Stärke die von der Reiterin ausgeht.
Noch während die umstehenden Bewohner Kenabres einander beiseite schieben um eine bessere Sicht auf das Geschehen zu bekommen, reißt einer der Ritter im Hintergrund ein Banner in die Luft auf dem das königliche Wappen abgebildet ist und ruft mit lauter Stimme:
"Hört mein Wort, Bürger Kenabres!
Ihr befindet euch in Gegenwart eurer Hoheit, der rechtmäßigen Herrscherin über Mendev, des Schwerts Iomedaes und der Verteidigerin der freien Völker, Kreuzfahrerkönigin Galfrey!
Kniet nieder, Untertanen, und erweist der Königin euren Respekt!"