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Autor Thema: Buch II - Das Schwert der Tugend  (Gelesen 56182 mal)

Beschreibung: Erstes Kapitel - Der Marsch der Kreuzfahrer

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Damian

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #150 am: 01.05.2019, 17:24:38 »
Als Razgrim an ihm vorbei stürmt, macht Damian keine Anstalten, ihn aufzuhalten. Er hatte ihn nie gefragt, was den Hass auf Vhane begründete, aber er hat auch nicht vergessen, dass die Hämmer des Himmels einst ebenso unter einem Banner Hochhelms marschierten.

Der Aasimar geht neben dem Schild in die Knie und streicht gedankenverloren über das Wappen. Ob noch viele Zwerge der ehemaligen Kompanie am Leben waren? Ob sie Vhanes Motive teilten oder ihm nur aus Angst oder Loyalität folgten? Ob Stauntons Bruder noch am Leben war?

Damian seufzt, richtet sich auf und streicht die Asche von seiner Robe. Dann geht er zum Türeingang und blickt über die Überreste des Dorfes in die rötliche Einöde der Weltenwunde, die drohend bis zum Horizont ragt. Dunkle, schwere Wolken in einem widernatürlichen Himmel.

Es war beinahe spürbar. Als würde die befleckte Erde an seinem Verstand ziehen. Als müsste man nur loslassen, nachgeben und die Angst und die Gefahr würden von einem abfallen. Die Verlockung der rohen und brutalen Macht. Die dunkle Seite.

Razgrim war längst außer Reichweite als Damian ihm antwortete.

"Werde ich Razgrim, verlasst Euch darauf."

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #151 am: 02.05.2019, 12:41:27 »
Ein wenig später steigen schwarze Rauchschwaden über Valas Gabe auf. Dort wo die Gebeine der ermordeten Einwohner des Dorfes lagen schlagen nun Feuerzungen in den Himmel.

Aaron Kir verzieht das Gesicht, als der Wind den Geruch von verbranntem Fleisch verbreitet.

"An diesen Gestank werde ich mich nie gewöhnen. Am schlimmsten ist der Geruch wenn man seit Tagen nichts gegessen hat. Das dreht selbst dem zähesten Mann den Magen um.

Es ist trotzdem besser die Toten zu verbrennen. So bleiben Sie zumindest tot. Einige Dämonen sind recht einfallsreich wenn es um die Verwendung toter Körper geht."


Kir macht eine Pause und starrt wie geistesabwesend in die lodernden Flammen.

"Wir sollten heute nicht weiter marschieren. Die Reise durch die Weltenwunde wird eine Belastungsprobe für die Truppen werden, wir sollten für ausreichend Rast sorgen, solange wir es noch können.
Wenn ihr keine Einwände habt würde ich unser Lager um das Dorf herum aufschlagen lassen um morgen mit den ersten Strahlen der Morgensonne aufzubrechen."

Otham Sauertopf

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #152 am: 02.05.2019, 13:55:03 »
Der Rauch steigt Otham in die Nase, während er den Flammen zuschaut. Er möchte nicht genau wissen woher dieser Geruch kommt, ob es die winzige Teile der Toten sind die hier schwer in der Luft liegen. Doch Aaron hat recht, nicht jeder sollte dieses Bild des Schreckens sehen müssen. Gerade die Legion der Ausgestoßenen wird wohl nichts Positives daraus ziehen können.

"Du hast Recht Aaron, wir lagern außerhalb und ziehen morgen früh direkt weiter. Hier hält uns nichts. Kümmerst du dich um die Wache? Die Späher sollten wir wohl aussen vor lassen, sie werden wohl morgen genug zu tun haben wenn wir weiter ziehen."

Eigentlich kann es Otham nicht erwarten aus dem zerstörten Dorf herauszukommen, die Euphorie, die ihn nach dem Kampf erfasst hat ist längst verflogen und einer schweren Trauer gewichen. All die unnützen Toten... doch es ist Pharasmas Arbeit sich um die Seelen zu kümmern, ihre Aufgabe ist getan. Doch trotzdem schickt er noch ein Gebet zu Desna, dass sie die Seelen auf ihrer letzten Reise zur Herrin der Gräber schützen möge.

Ragni

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #153 am: 02.05.2019, 18:26:44 »
Der Marsch und der Kampf haben Ragni mehr ausgelaugt als er zugeben will, aber gegen die Müdigkeit ankämpfend durchsucht er die Körper der Wundentrolle. So hässlich diese Wesen auch sein mögen, so selten hat er bisher solche Wesen zu Gesicht bekommen. Ragni verbringt die Zeit nach dem Kampf damit alle möglichen Körperteile auszumessen und die Sekrete zu untersuchen.
"Keine schöne Arbeit, aber jemand muss es ja tun."
Die Ergebnisse kritzelt er als Notizen an die Ränder seiner Formelsammlung. In der ganzen Zeit kann er aber an nichts anderes denken, als an die Stärke die die Gruppe und vor allem Baldark im Kampf gezeigt haben.

Als die Leichen gerade verbrannt werden, gesellt er sich zu Aaron und Otham.
"Ich finde auch, dass eine Rast eine gute Idee ist. Ich selbst war leider wesentlich weniger auf den Kampf vorbereitet, als ich es gerne gewesen wäre und so habe ich Zeit mich mit meinen Tränken zu beschäftigen."
und an Otham gerichtet "Ihr müsst mir bei Zeiten mal berichten, was es mit eurem sprechenden Schwert auf sich hat. Bisher wollte oder konnte mir niemand genaues erzählen."

Ragni bereitet, sobald er etwas Ruhe hat ein paar Tränke vor.[1]
 1. Level 1: Targeted Bomb Admixture 1x, Shield 1x, Bombers Eye 2x, Expeditious Retreat 1x Level 2: Cure moderate Wounds 1x, Barkskin 1x, Invisibility 1x

Damian

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #154 am: 03.05.2019, 18:29:05 »
Damian steht etwas abseits und reagiert nicht auf das Gespräch zwischen Aaron, Ragni und Otham. Sein Blick ist auf den Scheiterhaufen gerichtet.

Jedes Lebenwesen hat eine Seele. Diese Gabe verliehen die ersten Götter den Sterblichen und gaben ihnen so die Wahl, ihr Leben zu wählen und die Schöpfung zu prägen. Denn jede Seele ist frei, ihren Weg selbst zu gestalten, der sie schlussendlich zu einem Teil derjenigen Ebene werden lässt, den die Seele für sich erkoren hat. So will es Pharasma, die ewige Richterin.

Was nur wenige realisieren, ist die Tragweite dieser Wahl. Jede Entscheidung wird von Pharasma und ihren Rat der Seelengeleiter bemessen. Selbst den Unentschlossenen Seelen, den Atheisten, den Kindern oder den Narren hilft Pharasma, eine Wahl zu treffen und durch diese ihre endgültige Bestimmung zu finden, in der Kosmologie der Ebenen aufzugehen und die Wirklichkeit selbst zu gestalten.

Diese Wahl macht nicht nur unsere eigene Existenz aus, sie macht die Existenz an sich aus.

Im Glauben Pharasmas gab es daher kein schlimmeres Verbrechen als den Seelenraub.

Damian starrte in die Flammen. Vielleicht lag es an der Begegnung mit seiner Göttin, vielleicht war nie anders gewesen, aber er konnte die Risse im Seelenfluss spüren, die der Angriff der Dämonen hinterlassen hatten.

Seelen waren der Dreh- und Angelpunkt der Ebenen. Seien es die Himmel, Limbo, der Abyss oder die Höllen, ja selbst die Macht der Götter bemaß sich nach den Seelen, die sich den Grundsätzen der Ebene verschrieben.

Die Dämonen hatten den Körpern ihre Seelen entrissen und sie verschlungen. Aarons Soldaten sahen nur die körperlichen Wunden, das zerissene Fleisch, aber sie sahen nicht, wie grundlegend alle Bewohner dieses Dorfes vernichtet worden ware. Dass sie nun zu ewiger Verdammnis im Abyss gefangen sind.

Der Schmerz ist unbegreiflich.

Damian weiß, warum Pharasma ihm dieses Schicksal auferlegte.

Die Weltenwunde musste geschlossen werden!

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #155 am: 04.05.2019, 13:22:45 »
Sosiel gesellt sich zu Damian und blickt mit ihm eine Zeit lang ins Feuer.

"Es gibt nur Schrecken und Hässlichkeit hier draußen. Keine Schönheit, keine Gnade, keinen Funken Menschlichkeit.

Die Weltenwunde ist ein böses Geschwür, dass sich immer weiter ausbreitet. Der Einfluss des Abgrunds manifestiert sich nicht nur in den Dämonen, sondern sein bösartiges Wesen befleckt alle, die ihm zu nahe kommen. Die Welt in uns und um uns wird zu einem hässlichen Ort.

Ich bin hier, weil ich einen Funken Schönheit zurückgeben will. Nicht eitle Selbstbetrachtung oder pompöser Glanz, wohlgemerkt. Nein, einen Funken Menschlichkeit, ein Lächeln, ein warmes Wort und Trost für die Trauernden.
Die Kirche Shelyns verbringt viel Zeit damit die Kunst zu protegieren und einem Ideal von Ästhetik und Perfektion nachzujagen. Doch ich glaube nicht, dass dies wahrhaft die Essenz aus Shelyns Lehren ist.

Es gibt nicht schöneres, als stumpfen Augen den Glanz wieder zu geben oder einem Waisenkind ein Lächeln zu entlocken."


Sosiel muss selbst grinsen.

"Vermutlich empfindet ihr mein Gemüt als naiv und mein Handeln als aufdringlich.
Ich habe gehört was ihr mit den Wundentrollen angestellt habt. Vermutlich braucht ihr keine Hilfe, sondern es sind wir die auf euch angewiesen sind. Dennoch, solltet ihr jemals etwas auf dem Herzen haben - solange ich hier bin, leihe ich euch mein Ohr."




Aaron nickt Otham zu.


"Verlasst euch auf mich, General.

Wir haben morgen einen langen Marsch vor uns. Wenn wir gut vorran kommen, sollten wir mit der Abenddämmerung Fort Vilareth erreichen. Das Fort ist eine kleine Grenzfestung und unser Spähposten vor Drezen. Wir haben Glück, die Kommunikation mit dem Fort ist noch nicht abgebrochen, vor unserem Aufbruch konnten wir sicher stellen, dass unsere Stellung dort noch nicht überrannt worden ist.

Wenn es gut läuft, können wir morgen Nacht dort rasten, unsere Vorräte noch einmal aufstocken und dann über den Sellen übersetzen."

Baldark

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #156 am: 04.05.2019, 14:21:29 »
"Wir können nicht über jeden wachen, Damian. Es herrscht Krieg mit dem Abgrund."

Baldark ist neben seinen Gefährten getreten, als er bemerkt mit welchem Entsetzen er auf den Scheiterhaufen blickt.

"Wem ist geholfen unseren Verlusten, so schmerzhaft sie auch sein mögen, nachzutrauern?

Wir befinden uns immer noch im Überlebenskampf. Den Seelen dieses Dorfes kann nicht einmal eure Pharasma helfen. Doch wir haben es in der Hand zu verhindern, dass dieses Schicksal ganz Mendev treffen wird.

Wir sollten uns nicht davon fesseln lassen, was wir verloren haben, sondern uns darüber definieren, was wir noch bewirken können."


Der Zwerg wirft Sosiel einen herausfordernden Blick zu.

"Damit meine ich nicht, dass man seine Vergangenheit und die Realität verneint. Eure Schönheit in dieser Welt findet ihr nur mit Ignoranz. Wie viel ist das Lächeln eures Waisenkindes wert, wenn es von einem Dämon in zwei gerissen wird und seine Seele für die Ewigkeit im Abyss eingekerkert ist? Oder entlockt ihr euretwillen das Lächeln, um selber nicht dem Wahnsinn zu verfallen?"
« Letzte Änderung: 04.05.2019, 15:08:24 von Baldark »

Damian

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« Antwort #157 am: 05.05.2019, 17:46:54 »
Damian blickt von Sosiel zu Baldark. Beide Gefährten könnten unterschiedlicher nicht sein und er hatte sich schon gefragt, wann beide aneinander geraten. In seiner Stimme liegt ein wenig Wehmut als er sich an Sosiel wendet.

"Es tut gut, Eure Worte zu hören, Sosiel. Ich halte die Lehre Shelyns keineswegs für naiv. Eher für zu kostbar und meist zu fern, um auch nur zu hoffen, je eine Welt zu finden, in der ihr Wort gelebt wird. Aber erhebt weiterhin eure Stimme. Shelyn verkörpert Hoffnung und in diesem lebensfeindlichen Ort ist es genau das, was wir am meisten brauchen."

Den Blick weiterhin auf die Flammen gerichtet, ist Damian für eine Weile stumm, bevor er doch noch Baldark antwortet.

"Wer weiß, was das Schicksal für uns bereithält, Baldark. Die Seelen dieses Dorfes mögen im Abyss gefangen sein, aber vielleicht werden wir eines Tages in den Abgrund aufbrechen und sie befreien."

Baldark

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« Antwort #158 am: 06.05.2019, 01:43:37 »
Bei den Worten Damian's breitet sich ein Grinsen in Baldark's Gesicht aus und er klopft ihm grob auf den Rücken.

"Und ich Tor mache mir Sorgen um euch. Ihr wollt die gefangenen Seelen aus den Klauen des Abyss befreien?
Die Leute werfen mir immer vor, dass ich verrückt sei, doch die wahren Irren sind Träumer wie ihr beide es seid."


Der Zwerg wendet sich Sosiel zu.

"Ein Glauben, der sich als höchstes Ideal der Schönheit widmet. Und das unter den aktuellen Umständen, lächerlich. Merkt ihr nicht selber, dass ihr euch eure Welt zurechtzerrt?

Vor euch steht solch ein Waisenkind von dem ihr spracht. Und wisst ihr, warum ich heute vor euch stehe? Was es ermöglicht hat? Nicht Trost, kein Lächeln und nicht mal der Funken Menschlichkeit, den ihr spenden wollt.
Es war die Axt, die ich ergriff. Das Bewusstwerden meiner Umstände und die anschließende Entschlossenheit mit der ich die Köpfe der Dämonen spaltete.
Jeder leblose Körper dieser Bestien, der zu Boden sackt, schenkt Leben. Der Abyss infiziert unsere Welt, macht sie abnormal. Erst wenn wir diese Erde mit ihrem Blut wieder rein gewaschen haben, ist ein menschenwürdiges Dasein denkbar. Schaut euch um! Natur verdörrt, Gesellschaften zerbrechen, Städte brennen, Menschen warten auf ihren Tod wie Schweine in der Schlange zur Schlachtbank.

Nicht jeder in Mendev genießt das Privileg in der Kompanie der Königin zu marschieren. Damian und ich waren vorher in einem kleinen Spähtrupp, der sich weiter als andere in die Weltenwunde reinwagte. Wisst ihr Sosiel, was den Trupp mehr geschwächt hat als jegliche Verluste? Die zermürbende Moral, welche aus Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit bestand. Sie trieb so machen Kameraden in den Wahnsinn. Als würde man in giftigen Nebelschwaden wandeln und sie ziehen einem langsam aber sicher die Kehle zu. Ein Gefühl, das nun zumindest ganz Kenabres kennt.

Sosiel, ihr versucht euch diese Welt schönzureden. Damian allerdings versucht sie zum Besseren zu wenden und das mit allem was er geben kann und wie mir scheint reicht ihm das trotzdem nicht."


Baldark blickt nachdenklich zu Boden und schlägt sich anschließend seine Faust gegen die Brust.

"Möge unser Weg bis in die Flammen des Abgrunds führen. Mein Kreuzzug wird nicht eher enden bis nicht jede einzelne Seele, die die Dämonen stahlen, seinen rechtmäßigen Platz beiwohnt!"
« Letzte Änderung: 06.05.2019, 01:53:27 von Baldark »

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #159 am: 06.05.2019, 11:44:39 »
Der Kleriker Shelyns lächelt, doch diesmal liegt eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen.

"Mit Verlaub, General, aber wenn jedes Kind, dass seine Eltern an den Abgrund verloren hat, sein Heil in Rache und Blutdurst finden würde, wäre die Weltenwunde bereits überall.

Euer starker Willen und unbeugsamer Geist mag Euch bisher vor dem schädlichen Einfluss des Abgrunds bewahrt haben, doch die meisten von uns sind schwach.
Auch Aaron und ich waren einst Teil eines Spähtrupps, wir kennen das Leben an der Front sehr gut, glaubt mir.
Die von Euch beschriebene Hoffnungslosigkeit unter den Verteidigern Mendevs ist der Grund für meine Mission.

Ihr müsst meinen Glauben nicht teilen, doch ich glaube, dass ich meinen Beitrag zu den Anstrengungen des Kreuzzugs leiste. Wir brauchen nicht nur Soldaten und Waffen, bedenkt wieviele normale Menschen in den Krieg gegen die Weltenwunde involviert sind.

Man sagt, dass der Abgrund endlos ist und die Dämonen ohne Zahl sind. Alle Dämonen zu töten wird nicht die Lösung dieses Konflikts sein. Selbst das schärfste Schwert wird irgendwann stumpf und auch die härteste Rüstung wird irgendwann zerbrechen."

Razgrim

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« Antwort #160 am: 06.05.2019, 12:52:24 »
In Gedanken verloren versucht sich der Priester mit der Suche nach Verwertbarem abzulenken. Nach einiger Zeit beschließt er jedoch zu seinen Gefährten aufzuschließen. Es macht sowieso keinen Sinn, seine Gedanken kreisen um Vhane, sein Schicksal und die ungewisse Zukunft.

Einige der Soldaten haben verteilt am Rande des Dorfes ihr Lager aufgeschlagen, doch Razgrim zieht es zu den Feuern auf den Straßen. Mit einem Ruck zieht er sich einen gebrochenen Balken als Sitzgelegenheit heran, stellt seinen Rucksack daneben und löst die schweren Schnallen um einen eisern gebundenen Folianten. Als er ihn aufschlägt, klingt der Einband tief gegen die Glieder seines Kettenhemds. Die Seiten waren leer.

Das Buch auf dem Schoß, befördert er ein Fässchen Tinte und eine grob geformte Feder zu Tage, ehe er sich erinnert und die Tinte zwergische Runen auf dem rauen Papier hinterlässt.

Der fünfte mendevische Kreuzzug
4713 AR bis
Die Armasse

Die Sonne stand hoch über dem weiß glänzenden Clydwell Plaza am Mittag des 16. Aroden 4713 AR, dem Beginn der jährlichen Armasse. Es schien ganz Kenabres hatte sich vor dem Aufgang der Kathedrale "Sankt Clydwells" aufgebaut, um die Ankunft und Rede des Großinquisitors zu erleben, doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Als die Turmuhr zum zwölften Mal schlug, begann die Erde zu Beben. Ein riesiger Spalt schien die Stadt förmlich zu verschlingen. Khorramzadeh, der Sturmkönig war erschienen und mit ihm eine Armee aus Dämonen, die über die Stadt herfiel. Den Anker der Hoffnung bildete Terendelev, ein silberner Drache aus alter Zeit, Schutzpatron der Grenzer und mendevischen Zivilisation. Doch auch sie war den Angriffen des Herrn der Weltenwunde nicht gewachsen. Unter Einsatz ihres Lebens und dem Tod vieler anderer konnte die Horde des Abgrunds zurückgeschlagen werden, doch zu welchem Preis. An diesem Tag erlosch die magische Barriere und mit ihr die uralte Macht der Wächtersteine, welche die Weltenwunde an ihrer Ausbreitung hinderte...


***

Erst bei Baldarks Worten sieht der Zwergenpriester von seinen Aufzeichnungen auf und folgt Baldarks Ausführung. Dann schaltet er sich mit ruhiger Stimme ein.
"Der Gedanke an die Seelen eurer Ahnen, an ein Leben das euch genommen wurde, plagt euch seither. Doch der kleinste Hauch von Hoffnung, der dies zum Guten ändern könnte, scheint euch mehr Angst einzujagen, als die Weltenwunde selbst."

"Sagt mir Baldark, was würde es für euch bedeuten, sollte Damian Recht behalten und die verlorenen Seelen aus dem Abyss erretten können? Würdet ihr nicht alles dafür geben oder geht es euch tatsächlich nur um den Rausch eure innewohnenden Wut zu befriedigen?"
« Letzte Änderung: 06.05.2019, 12:52:50 von Razgrim »

Baldark

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« Antwort #161 am: 06.05.2019, 15:15:50 »
Nach den Worten Sosiel's holt der Zwerg erneut aufgebracht nach Luft. Unschwer erkennbar, kann er den Kleriker Shelyn's nicht ausstehen. Generell waren die Lehren Shelyn's ihm zu wider. Doch Razgrim kam ihm zuvor und so beruhig er sich wieder mit einem tiefen Ausatmen. Sein Blick wandert in die Flammen des Scheiterhaufens, während er die Stimme seines Gefährten vernimmt.

"Meint ihr ich habe mir diese Fragen nicht selbst gestellt, Razgrim? Ich bin ein Kind des Kreuzzuges. Die Weltenwunde ist bereits ein Teil meiner selbst. Ihr Mal eingebrannt in meine Seele. Vielleicht wörtlicher als ich es mir eingestehen möchte. Ist ein Leben im Einklang für mich noch denkbar? Ich muss gestehen ich weiß es selbst nicht.
Könnt ihr nach allem, was wir erlebt haben, wieder einen Ort Heimat nennen und dort euren Frieden finden?

Wandeln wir vielleicht auf dem selben Pfad wie Vhane? Frisst sich die Weltenwunde vielleicht nicht nur durch das Land, sondern infiziert jeden einzelnen Organismus? Ist unsere Seele möglicherweise bereits von der Fäulnis des Abyss befallen?

Ich schätze ich werde meine Ruhe erst finden können, wenn die Quelle allen Übels versiegt. Bis dahin werde ich meinen Weg mit den leblosen Körpern der Dämonen pflastern, um zu beweisen, dass sie diesen Kampf noch nicht gewonnen haben."
« Letzte Änderung: 06.05.2019, 15:26:39 von Baldark »

Otham Sauertopf

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« Antwort #162 am: 06.05.2019, 15:43:00 »
"Wenn du willst kannst du Yaniel selbst fragen.", beginnt Otham Ragni zu antworten. Der Halbling hat sich neben der menschlichen Ratte niedergelassen, als dieser beginnt seine Tränke vorzubereiten. Als er merkt das Ragni etwas merkwürdig guckt fügt er schnell hinzu: "Yaniel ist meine Klinge."

Ein fröhliches "Hallo!, ertönt von Othams Hüfte.

"Naja eigentlich ist es ganz einfach: Während des Angriffs der Dämonen auf Kenabres sind wir vom großen Festplatz in die Tiefe gestürzt und mussten uns unseren Weg nach oben wieder erkämpfen. Dabei sind wir auf die verlorenen Kinder des Kreuzzugs gestoßen, soviel weißt du ja ziemlich sicher.
Auf unserem Weg durch die Stadt sind wir auf Hinweise gestoßen, dass sich in Kenabres eine geweihte Klinge Desnas, meiner Göttin befindet. Um es kurz zu machen wir haben die Klinge, die ehemals von einem Paladin meines Glaubens getragen wurde, nämlich Yaniel selbst, gefunden. Doch anscheinend ist irgendetwas von Yaniel in dieser Klinge geblieben. Es fühlt sich so an als würde sie ein Eigenleben führen. Ich weiß selber nicht wie ich es erklären soll. Doch ich weiß, dass Desna, das Sternenlied, mir diese Waffe gesendet hat. Und so bin ich ein Werkzeug meiner Göttin, so wie Yaniel mein Werkzeug ist; auch wenn sie das wahrscheinlich nicht gerne hört."
- Doch zu Othams Überraschung schweigt sein Schwert.

Razgrim

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« Antwort #163 am: 06.05.2019, 16:31:30 »
Razgrim antwortet nicht. Stumm blickt er Baldark noch für einen Moment an, dann senkt er seinen Kopf zu den Zeilen, die er soeben verfasst hat. Er würde ihn vorerst nicht von einer anderen Meinung überzeugen können, vor allem nicht, da er sich selbst unsicher war.

Seine Wut auf Vhane sticht immer noch in seiner Brust und je mehr er daran denkt, desto einnehmender wird das Gefühl. Ob es an diesem Ort liegt? Sind Baldarks Fragen vielleicht doch mehr als pure Vermutungen. Der Priester umklammert sein göttliches Symbol so fest er kann.

Ragni

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« Antwort #164 am: 06.05.2019, 19:47:30 »
"Ääh hallo..Yaniel? Es freut mich eure eigenartige Bekanntschaft zu machen."
Ragni, der sonst Blicke gerne meidet, schaut zuerst Otham und dann Yaniel direkt an.
"Desna war immer eine Göttin über die ich gerne viel erfahren habe. Sie schien trotz ihres Alters irgendwie immer geistig jung zu halten. So wie deine spöttische Zunge auch die eines Jungen sein könnte, Otham. Aber du sagtest, es sei etwas von ihr in dem Schwert geblieben."
Halb an Yaniel und halb an Otham gerichtet fragt er:
"Was ist wohl in dir geblieben? Die Essenz des Lebens genau zu durchschauen ist eine immerwährende Aufgabe der Alchemie und wenn ich Yaniel genau betrachten dürfte, könnte mich das vielleicht voran bringen. Leider fehlen mir zur genauen Untersuchung hier die Gerätschaften."
Die Ratte wischt sich die Hände ab und steckt die erste fertige Phiole in eine seiner Taschen.

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