Damian steht etwas abseits und reagiert nicht auf das Gespräch zwischen Aaron, Ragni und Otham. Sein Blick ist auf den Scheiterhaufen gerichtet.
Jedes Lebenwesen hat eine Seele. Diese Gabe verliehen die ersten Götter den Sterblichen und gaben ihnen so die Wahl, ihr Leben zu wählen und die Schöpfung zu prägen. Denn jede Seele ist frei, ihren Weg selbst zu gestalten, der sie schlussendlich zu einem Teil derjenigen Ebene werden lässt, den die Seele für sich erkoren hat. So will es Pharasma, die ewige Richterin.
Was nur wenige realisieren, ist die Tragweite dieser Wahl. Jede Entscheidung wird von Pharasma und ihren Rat der Seelengeleiter bemessen. Selbst den Unentschlossenen Seelen, den Atheisten, den Kindern oder den Narren hilft Pharasma, eine Wahl zu treffen und durch diese ihre endgültige Bestimmung zu finden, in der Kosmologie der Ebenen aufzugehen und die Wirklichkeit selbst zu gestalten.
Diese Wahl macht nicht nur unsere eigene Existenz aus, sie macht die Existenz an sich aus.
Im Glauben Pharasmas gab es daher kein schlimmeres Verbrechen als den Seelenraub.
Damian starrte in die Flammen. Vielleicht lag es an der Begegnung mit seiner Göttin, vielleicht war nie anders gewesen, aber er konnte die Risse im Seelenfluss spüren, die der Angriff der Dämonen hinterlassen hatten.
Seelen waren der Dreh- und Angelpunkt der Ebenen. Seien es die Himmel, Limbo, der Abyss oder die Höllen, ja selbst die Macht der Götter bemaß sich nach den Seelen, die sich den Grundsätzen der Ebene verschrieben.
Die Dämonen hatten den Körpern ihre Seelen entrissen und sie verschlungen. Aarons Soldaten sahen nur die körperlichen Wunden, das zerissene Fleisch, aber sie sahen nicht, wie grundlegend alle Bewohner dieses Dorfes vernichtet worden ware. Dass sie nun zu ewiger Verdammnis im Abyss gefangen sind.
Der Schmerz ist unbegreiflich.
Damian weiß, warum Pharasma ihm dieses Schicksal auferlegte.
Die Weltenwunde musste geschlossen werden!