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Autor Thema: Buch II - Das Schwert der Tugend  (Gelesen 56819 mal)

Beschreibung: Erstes Kapitel - Der Marsch der Kreuzfahrer

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Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #195 am: 20.06.2019, 22:47:56 »
Als Damian näher an den Vogel heran tritt, bestätigt sich seine Vermutung: Es handelt sich eindeutig um einen Nosoi!
Die Kreatur besitzt den Körper eines Raben, trägt jedoch eine absurd anmutende Ledermaske über einem gewaltigen Schnabel.
Der niedere Psychopompos legt den Kopf schräg und starrt Damian durch zwei funkelnde Linsen an, die an der Stelle seiner Augen in die Maske eingenäht sind.

Eine Weile tauschen der Aasimar und der kleine Externar Blicke, dann plustert sich der Nosoi auf und segelt von der Mauerkrone, auf der er bisher gesessen hat herunter. Ein Windhauch berührt Damians Wange, als die Kreatur knapp an seinem Gesicht vorbei segelt und Richtung des Tors der Festungsmauer fliegt.
Der Nosoi fliegt eine Schleife und verharrt dann über dem Tor in der Luft, offenbar darauf wartend, dass Damian ihm folgt.

Der Magier spürt, dass von dem Externar keine Gefahr ausgeht und folgt der Einladung des Nosoi zu einem kleinen Spaziergang.
Eiligen Schrittes läuft Damian seinem geflügelten Führer hinterher aus dem Tor und einige hundert Schritte außerhalb der Festung. Der Geruch nach verbranntem Fleisch vermittelt Damian schon von weitem, wohin ihn der Nosoi führt und in der Tat lässt sich der vogelartige Externar vor dem immer noch qualmenden Scheiterhaufen nieder, auf dem vor wenigen Stunden noch die Leichen der Gefallenen verbrannt wurden.
Ein öliger Nebel hängt in der Luft und mit einem Mal fällt Damian die geisterhafte Stille an diesem Ort auf.

Kein Tierlaut ist zu vernehmen, kein Laub, dass in einer Windböe raschelt, selbst vom Lager der Kreuzfahrer, obwohl nur wenige hundert Schritte entfernt, klingt kein Geräusch herüber.

Der Nosoi hüpft durch platt getretenes und rußgeschwärztes Gras, bis er direkt vor dem grausigen Haufen aus Schlacke und Asche steht. Die Glaslinsen in der Maske des Externars schimmern in blassem Licht, als die Kreatur langsam anfängt mit dem Kopf zu wippen.

Während Damian noch überlegt, was der Nosoi vorhaben könnte, wirbeln auf einmal fahle Rauchschwaden gen Himmel und ehe sich der Assimar versieht, materialisiert sich die transluzente Gestalt eines für den Krieg gerüsteten Zwergs. Hinter langem, zerzausten Haaren liegen nur leere Augenhöhlen und in dem zerzausten Bart klafft ein rundes, zahnloses Loch, aus dem ein gequältes Stöhnen klingt.

Die Erscheinung richtet anklagend einen Finger auf Damian und spricht mit Grabesstimme:

"Ah, Dämon! Hinfort mit Euch, finstere Brut! Glaubt Ihr, ich durchschaue die Maske nicht?
Euer Antlitz ist engelsgleich, welche perfide Blasphemie!
Aber ihr täuscht mich nicht!

Nicht noch einmal, hört Ihr?!"



Die Stimme des Geists klingt bedrohlich und Damian spürt wie eine Welle unterschiedlichster Emotionen in ihm aufwallen, die nicht seine eigenen sind: Heißer Zorn, abgrundtiefer Hass und darunter gemischt eine große Portion nackte Angst.
« Letzte Änderung: 20.06.2019, 22:49:46 von Ultan »

Ragni

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #196 am: 21.06.2019, 10:50:01 »
Ragnis erster Impuls auf Nurahs gerade so noch sichtbare Umrisse zu zu gehen, wird von Baldarks Reaktion vereitelt. Baldarks Idee ist war die schlauere, aber auch die unbefriedigendere.
"Lasst uns auf schnellstem Weg zurück zu den anderen gehen. Jede Sekunde, in der wir diese Information für uns behalten, macht uns verwundbarer."

Im Stillen muss Ragni den Drang bekämpfen, doch einen Verfolgungsversuch zu starten. Eine Ungeduld steigt langsam in ihm auf und er versucht sich mit Baldark so schnell es geht, auf den Weg zurück zu machen.

Razgrim

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #197 am: 21.06.2019, 13:10:38 »
Razgrim streift unterdessen in den leeren Gängen und Hallen der Feste umher. Überall sind die Spuren des Kampfes zu erkennen. Nur noch wenig weist auf die einstige Pracht dieses Bollwerks hin, einst von den freien Völkern dieser Lande erbaut. Der Zwerg schickt im Stillen einige Stoßgebete an die schmerzvoll Dahingeschiedenen. Seltsamerweise genießt er den dunklen Steinbau, wäre er allerdings lieber zu fröhlicherem Anlass hierhergekommen. Die Kühle und das fahle Licht erinnern ihn an die Stollen der Heimat. In den Höhlen unter Kenabres jedoch wollte er nur so schnell wie möglich zurück an die Oberfläche. Merkwürdig wie schnell sich so etwas ändern kann.

Als der Priester nahe einer seitlichen Tür zum Innenhof vorbei läuft, entdeckt er Damian, der auf das Haupttor zu geht. Sein schneller Schritt und der stetige Blick aufwärts, erringt seine Aufmerksamkeit. Razgrim tritt durch das kleine Tor nach draußen und blickt gen Haupttor. Dort ist nichts, und dennoch schreitet Damian zielgerichtet darauf zu und durchquert es kurze Zeit später.

Der Zwerg überlegt einen Moment und entschließt dem Aasimar zu folgen.

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #198 am: 22.06.2019, 21:29:27 »
Ragni und Baldark kehren zurück zu den Anderen, doch Damian und Razgrim sind bereits verschwunden. Sosiel und Aaron sind ins Gespräch vertief, offenbar hat noch niemand gemerkt, dass Nurah verschwunden ist.



Razgrim taucht auf einmal hinter Damian auf und der Geist hebt klagend die Hände.

"Noch einer von Euch Scheusalen, gekleidet in die Gewänder und die Haut meiner Freunde.
Tut Euer Schlimmstes, Monster! Ihr werdet meinen Körper brechen, aber nicht meine..."


Der Geist hält Inne und schwebt dann einen Schritt näher, offenbar fasziniert von Razgrims Erscheinung.

"Lord Vhane, seid Ihr das? Seid Ihr zurück gekehrt? Seid Ihr... wieder Ihr selbst? Oh, wie ich es mir wünschen würde...

Die Stimme des Geistes zittert wie dünne Zweige im Wind und er ringt seine dürren, blassen Hände.

Damian

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« Antwort #199 am: 23.06.2019, 12:28:14 »
Damians Augen weiten sich. Ein Geist! Er schallt sich einen Narren, dass er damit nicht gerecht hat. Er atmet ruhig durch und versucht, sich zu konzentrieren als er Schritte hinter sich hört und kurz darauf Razgrim auftaucht.

Er will seinen Freund bereits warnen als der Geist auf den Verräter Vhane anspielt. Ein ehemaliger Weggefährte? Den Worten nach zu urteilen klang es so. Damian verwirft den Gedanken, die ruhelose Seele vor Pharasmas Gericht zu führen und hebt die Hände mit erhobenen Handflächen.

"Wir sind nicht euer Feind, Verteidiger dieser Feste. Königin Galfrey schickt uns. Der fünfte Kruezzug hat begonnen und wir ziehen in die Weltenwunde. Sagt, wer seid ihr?"



Baldark

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« Antwort #200 am: 23.06.2019, 14:47:11 »
Umso näher Baldark dem Lager kommt, desto schneller wird sein Schritt. Als er endlich das prasselnde Lagerfeuer vernimmt, steckt er sich zwei Finger in den Mund und entsendet ein kurzes aber klares Pfeifen in die Nacht, worauf hin kurze Zeit später Shiva aus einem Gebüsch springt.

Die Großkatze ist eher menschenscheu und bevorzugt es in sicherem Abstand ihre Ruhe zu finden. Der Zwerg und das Raubtier haben eine einvernehmliche Beziehung. Ihr Weg war seit dem Tag, an dem Baldark das Tier rettete der selbe, doch ließen sie sich gegenseitig aus Respekt genug Freiraum. Umso mehr weiß der andere, dass man seine Hilfe benötigt, wenn man nach ihm ruft.

Baldark streicht Shiva mit seiner Hand einmal von der Stirn bis hinters Ohr und flüstert ihm etwas entgegen, woraufhin die Katze sichtbar ihre Nasenflügel in Bewegung setzt und ihren Kopf in alle Richtungen dreht.

Als der Zwerg seinen Stechschritt ins Lager fortsetzt, richtet er sich an Ragni.

"Ich habe Shiva das Signal gegeben, dass wir angegriffen werden. Nurah ist ihm nicht vertraut genug, dass er sie tolerieren würde, sollte sie sich unsichtbar an uns heranschleichen und seine Nase ist nicht zu unterschätzen. So können wir wenigstens davon ausgehen, dass sie unsere Gespräche nicht belauscht. Wir sollten Damian, Razgrim und Otham so schnell wie möglich finden und unser weiteres Vorgehen besprechen. Allen anderen ist momentan nicht zu trauen."

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #201 am: 23.06.2019, 21:46:39 »
Der Geist lacht heiser.

"Der Fünfte Kreuzzug? Ich glaube Euch kein Wort! Ist der Vierte überhaupt schon vorbei? Selbst wenn, welcher Narr käme auf die Idee nun auch noch in den Fünften zu ziehen?

Ihr sagt, Ihr seid von Königin Galfrey geschickt worden? Und das soll ich euch einfach glauben?
Nun gut, wir werden noch genug Zeit haben Euch einem ausgiebigen Verhör zu unterziehen. Wo sind überhaupt die Wachen abgeblieben?"


Der leere Blick des Geists schweift in die Ferne und er murmelt etwas Unverständliches in seinen Bart.
Dann zuckt sein Kopf jedoch wieder herum und richtet sich direkt auf Damian.

"Wer ich bin? Verdammt frech, mich so etwas ins Gesicht zu fragen! Wo glaubt Ihr denn wo Ihr hier seid? Ich bin Kommandant Darius Ward, Befehlshaber von Fort Vilareth! Ihr befindet Euch in meiner eigenen Feste und wisst nicht mit wem Ihr zu tun habt?"

Die Stimme des Geistes bebt vor Zorn, doch schon kurze Zeit später verfliegt die Wut der Erscheinung und sie starrt wieder ins Leere.

"Ihr zieht in die Weltenwunde? Ein gefährlicher Ort.
Nein. Kein Ort. Die Weltenwunde ist kein Ort mehr. Ein Zerrbild, eine Ansammlung von Scherben dessen, was sie einmal war.

Genau wie Vhane. Auch er ist nicht mehr er selbst. Dieser dreifach verfluchte Vhane.

Wenn ich nur... nicht so verdammt..."


Die Konzentration des Geistes verblasst erneut und er beginnt wieder vor sich hin zu brabbeln.

Razgrim

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« Antwort #202 am: 24.06.2019, 09:39:40 »
Offensichtlich kann der Geist ausschließlich auf die Erinnerungen bis zum Tod seiner leiblichen Hülle zurückgreifen. Ihm ist nicht klar, was in der Zwischenzeit passiert sein mag. Langsam tritt Razgrim neben Damian und hebt die Hand zum Gruße, sein Blick in tiefe Falten gehüllt. Dies wird nicht einfach werden.

"Ich bin mir sicher eure erfahrenen Augen lassen euch schnell erkennen, dass ich nicht Staunton Vhane bin. Mein Name ist Razgrim, Behauener des Allvaters, Zweitgeborener vom Glutschlund Klan aus Hochhelm und, ebenso wie mein Waffenbruder hier, General des fünften Kreuzzuges. Wir reiten auf einer königlichen Mission gen Drezen und wollten in eurem Fort Rast für die bevorstehende Nacht suchen.

Doch, was wir vorfanden war ein Schlachtfeld."

Otham Sauertopf

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« Antwort #203 am: 24.06.2019, 11:18:23 »
Baldark und Ragni fanden Otham alleine an einem Feuer sitzend. Er starrt abwesend in die Flammen. In seinem Geist tauchen immer wieder die Leichenberge aus dem Fort aus. Ein Grund warum er bisher noch nichts gegessen hat und der Tontopf mit seiner Ration Proviant noch unangetastet neben ihm steht.

Als Baldark den Halbling anspricht blinzelt er zuerst hektisch, dann schaut er sich etwas verwirrt um, als müsste er erst wieder herausfinden wo er sich befindet. Sorgsam lauscht er dem Zwerg und dem Rattenvolkalchemisten als sie von ihrer Beobachtung erzählen. Als sie endeten seufzt der Paladin laut vernehmlich.

"Wenn es stimmt was ihr sagt, und es gibt für mich keinen Grund daran zu zweifeln, kann es unwichtig für uns sein; oder es kann uns alle in die Verderbnis führen.", innerlich tauchen Bilder von Lissandra vor seinem innerlichen Auge auf. Die Sukkubus hatte die Gruppe eine ewig lange Zeit an der Nase herumgehführt, hätte sie damals nicht versucht in Othams Gedanken einzudringen, hätten sie sie wahrscheinlich gar nicht entdeckt.
"Desna erlaubt es mir böses in den Herzen von Menschen zu spüren. Doch es braucht etwas an Zeit und ist nur bedingt unauffällig. Wobei es nicht allzu auffallen sollten, wenn ich eine Halblingsdame etwas länger anschaue.", für einen Bruchteil einer Sekunde umspielt ein Lächeln Othams Lippen: "Allerdings bin ich mir nicht sicher ob es reichen würde einen höheren Dämon zu erspüren, wenn er sich tarnen will. Und außerdem sagt Bosheit in einem Menschen nicht, dass es sich um einen Dämon handelt oder er auch nur mit einem Dämon paktiert. Unseren Freund Horgus Gwerm würde ich mit ziemlicher Sicherheit als böse erkennen, aber ich glaube nicht das er mit Dämonen paktiert. So wird uns hier meine Fähigkeit kaum weiterhelfen."

Ultan

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« Antwort #204 am: 24.06.2019, 12:41:36 »
Während Baldark, Otham und Ragni sich noch beraten, taucht plötzlich Nurah wieder auf! Die Halblingsfrau kommt aus der Richtung wo die Zelte stehen wie beiläufig angeschlendert und gesellt sich wieder zu Aaron und Sosiel, so als wäre nichts geschehen.
Nurah kann keine Viertelstunde verschwunden gewesen sein.



Der Geist nickt wie zum Gruße, als Razgrim sich vorstellt.

"Ah, es stimmt. Ihr seid nicht Vhane. Verzeiht einem alten Mann seine Torheit.
Ein Behauener aus Hochhelm also, ein guter und aufrechter Soldat, will ich meinen. Die Königin weiß es noch immer, nur die Besten um sich zu scharren.

Doch was erzählt Ihr da von einem Schlachtfeld? Ich sprach erst heute Morgen mit meinem Adjutanten, wie ruhig die Grenze zur Wunde geworden ist. Das Fort ist eine Trutzburg, wir werden nicht so schnell fallen, mein Wort darauf."
« Letzte Änderung: 24.06.2019, 12:45:52 von Ultan »

Razgrim

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« Antwort #205 am: 25.06.2019, 08:58:28 »
Razgrim tauscht kurz einen Blick mit Damian, die Stirn in Falten gelegt. Ein Unbehagen klettert dem Priester langsam aber sicher den Rücken hinauf. Er ist sich nicht sicher, wie der Geist auf die Wahrheit reagieren wird, doch hat er als Teil der Verteidigung nicht verdient, im Unklaren gelassen zu werden.

"Ich bedaure euch mitteilen zu müssen, dass dies bereits geschehen ist."

Der Zwerg hält einen Moment inne, um die Worte sacken zu lassen.

"Fort Vilareth ist bereits gefallen. Als wir vor wenigen Stunden mit den Armeen der Königin ankamen, belagerten die Dämonen den Vorplatz und die Festung. Seid gewiss, wir haben keins dieser Scheusale am Leben gelassen."

Ultan

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« Antwort #206 am: 26.06.2019, 23:17:07 »
Die Umrisse des Geists flackern mehrfach, dann hebt er die transluzenten Hände vor sein Gesicht und schüttelt langsam den Kopf.

"Ein Angriff der Dämonen... ja, ich erinnere mich. Sie kamen über uns wie Heuschrecken. Viele Hunderte von ihnen. Ihr Anführer, ein Tiefling - Exorius sein Name? - er teleportierte direkt in meine Kammer und hat mir eine Klinge zwischen die Schulterblätter gerammt.
Die Verteidigung war viel zu schwerfällig, die Wache hat er Alarm geschlagen, als die Horde vor unseren Türen stand. Verrat! Ja, wir wurden verraten!"


Das Gesicht des Geistes wirkt fassungslos und einen Moment schwebt er still vor Razgrim in der Luft. Dann senkt er den Kopf und fährt mit leiser Stimme fort.

"Ich danke Euch dafür, dass Ihr meine Männer und mich gerächt habt, Behauener aus Hochhelm.
Ich führte ein Leben, auf das ich nicht immer stolz war und die Schuld für meine Vergehen nehme ich wohl jetzt mit ins Grab.

Seht, vor vielen Jahren diente ich einst unter Staunton Vhane. Damals, als er noch eine Zierde für unser Volk und ein Vorbild für alle Kreuzritter Mendevs war. Ich sah zu, wie er fiel, ich desertierte aus seiner Kompanie und ich verdrängte diesen Teil meines Lebens, um nie wieder darüber zu sprechen.
Doch seine dunklen Taten verfolgten mich in meinen Träumen und ich wusste, dass ich wohl einer der wenigen noch lebenden ehemaligen Mitglieder vom Orden der Hämmer des Himmels, die wissen wie Vhane zu dem wurde, was er heute ist. Die letzten Jahre habe ich damit verbracht einen Weg zu finden zum alten Staunton Vhane durchzudringen. Ich war mir sicher, dass wenn ich nur einen Weg finden könnte, die zertrümmerten Reste seiner Seele zusammenzufügen, dann würde Vhane zumindest lange genug einen hellen Moment haben um sich selbst aufzuhalten.
Doch jetzt... jetzt ist alles dahin. Pharasma wird mich richten und eine Ewigkeit in der Finsternis erwartet mich.

Damian

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« Antwort #207 am: 28.06.2019, 09:21:20 »
Ein ruheloser Weggefährte Vhanes! Damians Gedanken rasen. Vielleicht war der Geist nicht einfach nur ein Opfer seiner Taten, sondern ein Zeichen seiner Götting. Es würde den Nosoi erklären.

"Urteilt nicht zu früh, Kommandant. Pharasma sandte mich zu Euch, um Eure Geschichte zu hören und Euch vom Abgrund zu bewahren. Sagt, was meint ihr damit, dass ihr Vhanes Seele wieder zusammenfügen wollt? Hat er seine Schwüre nicht willentlich wiederrufen und Deskari die Treue geschworen? Wie wurde Vhane zu dem, was er ist? Bei Pharasma, was hat er getan?"


Baldark

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« Antwort #208 am: 28.06.2019, 21:26:38 »
Baldark sieht sich nachdenklich seinen Bart zurecht.

"Wir sollten zumindest mit dem Schlimmsten rechnen. Es stehen zu viele Leben auf dem Spiel, dass wir solch ein verdächtiges Verhalten ignorieren können.

Da sie mittlerweile wieder zurückgekehrt ist, gehe ich davon aus, dass sie momentan nur als Informantin agiert. Wir haben einen strategischen Standpunkt eingenommen und sie berichtet. Wohl bemerkt jemandem, den es interessiert. Unser Ziel ist Drezen. Ich würde in diesem Fall auf Vhane tippen. Seine Vergangenheit in den Reihen des Kreuzzuges würde eine Verbindung bis in die königlichen Truppen erklären."


Der Zwerg hebt nun seinen Zeigefinger in die Luft und ein leichtes Grinsen entfährt ihm.

"Dass sie wieder im Lager sitzt und so tut als sei nichts gewesen, beweist, dass sie nicht mitbekommen hat, dass wir sie verdächtigen. Und ich sage, lasst uns das ausnutzen. Wir haben mit ihr vielleicht die Möglichkeit den Feind mit Fehlinformationen zu füttern und könnten uns damit einen wesentlichen Vorteil beim Einnehmen der Feste verschaffen."

Baldark's Hand fällt beschwichtigend auf Otham's Schulter.

"Wir sollten diese Gelegenheit nicht mit vorschnellen Reaktionen vergeuden. Nurah rennt uns für heute nicht mehr weg, sollten wir ihr keinen Anlass dafür geben."

Suchend reckt Baldark seinen Hals und schaut sich fluchend um.

"Wo zum Henker sind Damian und Razgrim?"

« Letzte Änderung: 28.06.2019, 21:35:15 von Baldark »

Ultan

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Buch II - Das Schwert der Tugend
« Antwort #209 am: 28.06.2019, 23:47:48 »
Der Geist starrt eine Zeit lang ins Leere, bevor er mit gesenkter Stimme antwortet.

"Deskari die Treue geschworen? Ja, das hat er, wie ein jeder heutzutage weiß.

Aber willentlich? Es fällt mir schwer, dies zu glauben.

Ich kannte den alten Staunton Vhane, so wie er war, bevor er in die Weltenwunde zog. Er war Exemplar von einem Zwerg wie man ihn nur einmal in tausend Jahren finden wird.
Sein erklärtes Ziel war es, die verlorene Himmelszitadelle Jormurdun zu finden. Staunton Vhane wollte die uralte Festung unserer Väter ausfindig und unserem Volk ein Stück verlorene Heimat zurückgeben.

Und nicht nur das, er wollt Jormundur zu einem Ort machen, an dem alle vertriebenen Stämme und Völker der Weltenwunde ein neues Zuhause finden würden. Ja, Staunton hatte große und ehrenhafte Pläne.

Doch eine Dunkelheit hat sich in seinem Herz breit gemacht, wie und wann – das kann ich euch nicht sagen. Ich weiß jedoch, dass er drei Dinge aufgegeben hat, bevor er zu dem wurde, der er heute ist.
Drei essenzielle Bestandteile seiner einst strahlenden Größe: Seinen Glauben, seine Ehre und sein Herz.

Ich weiß, wo er seinen Glauben gelassen hat, nämlich in einer Kapelle, etwa 60 Meilen von hier, noch hinter der Schlucht der Hüter.

Damals, das ist nun sicherlich ein halbes Jahrhundert her, war ich dabei, als Vhane in dem kleinen Tempel verschwand. Hinein ging ein treuer Gefolgsmann und frommer Diener Torags, heraus kam ein verbitterter Mann der an nichts und niemanden mehr glauben wollte.
Ihr müsst verstehen, er war nicht einfach wütend oder zweifelnd – er war wie ausgewechselt, so als hätte ihm die vielen Jahre Dienst im Namen Torags nie etwas bedeutet.

Ich weiß nicht was in dem Tempel vorgefallen ist, aber ich glaube das Vhane dort etwas zurückgelassen hat. Einen Teil seiner Selbst, einen Splitter seiner Seele, wenn ihr so wollt. Vermutlich ist dieses Fragment immer noch da."
« Letzte Änderung: 28.06.2019, 23:48:58 von Ultan »

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