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Autor Thema: Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen  (Gelesen 18168 mal)

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Idunivor

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« am: 10.05.2019, 18:40:12 »
Es war ein ganz normaler Sommermorgen in Klauenhafen. Keine Wolke stand am Himmel und die Sonne spendete großzügig ihr Licht für die kleine Siedlung am Delimbiyr. Die Bewohner waren gerade erwacht und ein jeder ging wie gewohnt seinen Geschäften nach. Nur wenige lagen noch in ihren Betten, weil sie in der Nacht zuvor zu viel Broms Gebräu gehabt hatten. Die meisten hatten sich schon aus den Federn geschwungen, geweckt vom Zwitschern der Singvögel, um zu sehen, was dieser Tag bringen sollte. Es gab wie immer viel zu tun. Klauenhafen war noch jung und wenn es einmal ein wirklich prosperierendes Örtchen werden sollte, dann gab es viel zu tun.

Der Geruch von Harz und frisch geschlagenem Holz lag wie fast immer über der Siedlung. All jene, die noch keine feste Aufgabe in der Gemeinschaft hatten, waren damit beschäftigt zwei weitere Hütten am Dorfrand, direkt im Schatten der Palisade zu errichten, die das Dorf schütze. Hier war schon einiges an Betrieb seit die Sonne aufgegangen war. Noch war das Klima zwar recht angenehm, aber irgendwann würden die ersten starken Regenfälle als Vorboten der Herbsstürme kommen und dann sollte jeder hier in Klauenhafen besser ein Dach über dem Kopf haben. Es mochte noch mehrere Zehntage dauern, schließlich war der Flammleite gerade erst angebrochen, aber man musste bereit sein für alle Eventualitäten, wenn man so fern von jeder Zivilisation liebte. Und die Bewohner von Klauenhafen konnten sich nicht wie die Zwerge in den Fernberg-Stollen einfach unter die Erde verziehen, um dort jedes Unwetter auszusitzen.

Das große Tor in der Palisade, von dem aus der einzige Pfad in diesem wilden Land - von einer Straße konnte hier wirklich keine Rede sein - in Richtung der Fernberg-Stollen führte war geöffnet. Und auch wenn hier einige wenige Milizionäre Wache standen, so bemerkte doch niemand, die Gestalt, die am Horizont auftauchte. Tatsächlich waren die Wächter so abgelenkt von einer Diskussion auf der unweiten Baustelle, dass sie sie nicht einmal bemerkten, als sie das Tor schon fast erreicht hatte.
So kam es, dass sie genauso überrascht waren, wie die Bewohner Klauenhafens, die gerade zufällig den Dorfeingang passierten, als sie das Mädchen erblickten. Es mochte zwölf oder dreizehn Winter alt sein, sein einfaches Gewand war zerrissen, die untere Hälfte des Leinen-Kleides klitschnass. Ihr rotes Haar war zerzaust, sie atmete schwer und ihre nackten Füße waren blutig. Sie musste einen weiten Weg gelaufen sein und schon in der Nacht mit ihrem Marsch begonnen haben um jetzt hier zu stehen. Auf der Torschwelle angekommen brach sie hinab auf die Knie. Sie brachte nur noch ein "Sie kamen in der Nacht..." hervor, dann fiel ihr zarter Körper in den Staub.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Sé Faoláin

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #1 am: 10.05.2019, 20:27:40 »
Schnellen Schrittes schloß Sé die Distanz zwischen der Böschung und der kleinen Gestalt. Die junge Druidin war auf dem Weg in den nahegelegenen Hain gewesen, als sie bemerkt hatte, dass sie ihre Tasche vergessen hatte. Sie dachte an Brom, der sie schon öfter wegen ihrer Zerstreutheit aufgezogen hatte und trat durch das Gebüsch in Richtung Stadttor, als sie das Mädchen fallen sah.

Zwei Wachen standen am nächsten und beugten sich über das Kind. Sie sprachen sie an, doch ohne Erfolg. Sé versuchte sich an den Namen des einen zu erinnern, doch er war ihr entfallen. Einerlei. Am Schauplatz angekommen berührte sie seine Schulter und sah dem jungen Wachmann fest in die Augen: "Sieh ob du Torben finden kannst." Ohne seine Reaktion abzuwarten kniete Sé sich hinunter. Das Mädchen atmete. Vorsichtig drehte sie die Kleine um und legte ihr dabei ihren Umhang unter den Kopf. Das blasse Gesicht, kleine Sommersprossen um die Nase, wies oberflächliche Kratzer auf, die Augen waren dunkel unterlegt. Der Atem des Kindes schien gleichmäßig.

Sé achtete nicht auf das Geschehen um sie herum, als sie das Mädchen weiter untersuchte[1]. Die Füße waren zerschunden, darüberhinaus konnte die Druidin keine offensichtlichen Wunden erkennen. Entweder das Mädchen hatte Verletzungen im Inneren, oder es war eine vollkommene Erschöpfung, die sie hatte ohnmächtig niederfallen lassen. Sie war wohl schon länger barfuß unterwegs, das Kleid aber, war triefend nass. War sie durch den Fluss gewatet? Hatte sie jemand verfolgt?

Ein plötzliches Geräusch ließ Sé aufschauen.
 1. Medicine: 10
« Letzte Änderung: 10.05.2019, 20:35:10 von Sé Faoláin »

Niyall

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #2 am: 11.05.2019, 00:27:22 »
Niyall war irgendwo in der Nähe der Baustelle, als das Mädchen am Tor eintraf und umfiel. Durch das geschäftige Treiben bekam sie zunächst auch garnichts davon mit. Erst als Sé zu der kleinen Gestalt eilte, um ihr zu helfen, wurde auch die Waldelfin darauf aufmerksam, dass dort etwas vor sich ging.

Natürlich ging sie sofort schnellen Schrittes - und ihre Schritte waren wirklich schnell, die wenigsten Dorfbewohner konnten dabei mit ihr mithalten - zum Tor, um nachzusehen, was vorgefallen war. Da sie in der Heilkunst nicht wirklich bewandert war und Sé dafür ohnehin wesentlich besser geeigner war, konnte sie auch nicht viel machen, um zu helfen.

"Vielleicht braucht sie Wasser?" fragte Niyall nur, da es das einzig Hilfreiche war, was ihr in dem Moment einfiel.

Dann fügte sie noch hinzu: "Ich sehe mal nach, wo sie herkam. Solange die Spur noch frisch ist."

Damit machte sich die Waldelfin auf den Weg, die Spuren des jungen Mädchens zurückzuverfolgen. Sie würde kaum bis dahin gelangen, wo sie losgelaufen war, aber vielleicht konnte sie ja dennoch irgendwelche Erkenntnisse daraus ziehen[1].
 1. Survival 21

Jykel

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #3 am: 11.05.2019, 14:37:53 »
"Laaangsam ... etwas zu mir, Gisbert. Und halt!" Jekyl fixierte den Balken, den Gisbert und Boron auf ihre Schultern gewuchtet hatten, mit einem Bolzen und betrachtete zufrieden den Fortschritt, den das Bauprojekt machte. Als er vor anderthalb Jahren in die Siedlung gekommen war, wollte er zunächst nur kurz Ruhe finden, um dann nach Süden weiterzuziehen, möglichst weit weg von Grombur und der Mine. Doch dann sah er, in welchem Zustand die Hütten und Unterkünfte der Menschen hier waren, und plötzlich hatte er eine Aufgabe vor Augen: Es mochte ja sein, dass es unter den Menschen Baumeister gab, die prachtvolle Schlösser und Tempel bauen konnten, doch hier gab es offenbar keinen von ihnen - es fehlte ganz einfach ein Zwerg, der etwas von Steinen und Mauern verstand.

In windschiefen Holzhütten hatten die meisten der Bewohner gehaust, als Jekyl Kator Vil aufgesucht hatte, der die Führung der kleinen Kolonie übernommen hatte. "Wenn ihr hier dauerhaft sesshaft werden wollt", so hatte der Zwerg begonnen, "dann braucht ihr auch richtige Häuser. Häuser aus Stein, die dem Wetter trotzen, und die man mit einem festen Kamin beheizen kann."

Die Schmiede war das erste Gebäude gewesen, das Jekyl mit Hilfe der Dorfbewohner geplant und gebaut hatte, und seitdem war er Tag um Tag damit beschäftigt, alte Häuser zu erneuern und aufzuwerten und neue zu errichten. Natürlich waren nicht alle Häuser aus Stein, doch viele hatten zumindest ein gemauertes Fundament, und auch die Statik der anderen Häuser hatte von Jekyls Wissen profitiert. Und seit letztem Sommer hatte er mit Gisbert sogar einen Lehrling, der wie ein Schwamm alles Wissen aufsaugte, das der Zwerg in über einem Jahrhundert in diesem Beruf angesammelt hatte. Immer wieder musste er sich die Augen reiben, wie schnell die Menschen, die doch eine so kurze Lebensspanne hatten, lernten. Und Gisbert war selbst für einen Menschen aufgeweckt und besaß eine erstaunliche Auffassungsgabe.

Plötzlich bemerkte der Baumeister, dass sich am Tor in der Palisade eine kleine Menschentraube gebildet hatte - irgendetwas musste dort vor sich gehen. Und da der Balken nun erst einmal sicher fixiert war, gab er seiner Neugierde nach und signalisierte seinen beiden Helfern, eine Pause einzulegen. "Kommt, das sehen wir uns einmal an." forderte er sie auf, ihm zu folgen, und setzte sich in Bewegung.

Als er sich dem Tor näherte, bemerkte er außer den Wachen auch noch Niyall und Sé Faoláin, die sich scheinbar über einen Körper beugte. Sofort beschleunigte er seine Schritte und sah schließlich ein junges Mädchen, dass wohl auf der Torschwelle zusammengebrochen sein musste. Da die Druidin sich bereits um sie kümmerte und eine der Wachen bereits auf dem Weg war, weitere Hilfe zu holen, wies er Gisbert an, Sé Faoláin nach besten Kräften zu unterstützen und folgte selbst Nyall.

"Was ist passiert? Wo ist sie hergekommen?"

Niyall

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #4 am: 11.05.2019, 14:51:59 »
Niyall zuckte nur mit den Schultern. "Als ich hier ankam, war sie schon da. Ich wollte gerade nachsehen, wo ihre Spuren hinführen."

Durch die Szenerie wurde die Waldelfin auch wieder an ihr eigenes Schicksal erinnert und hielt für einen Moment inne. Vielleicht nicht ganz gleich, doch ein paar Ähnlichkeiten gab es schon. Auch sie war sehr jung gewesen, sogar noch viel jünger, wenn man das menschliche und das elfische Wachstum in Betracht zog, als sie damals von einigen Reisenden gefunden worden war. Das Mädchen hier hatte alleine den Weg zu ihrer Siedlung gefunden. Tapferes kleines Ding. Vielleicht war es auch nur ein Zufall, aber vielleicht wusste sie auch von Klauenhafen und war gezielt hierher gegangen. Das würden sie hoffentlich noch herausfinden.

Dann zog Niyall aber auch endlich los, um wie geplant den Spuren zu folgen.

Brogar Tunnelheim

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #5 am: 11.05.2019, 20:23:15 »
Der Schatten der wuchtigen Gestalt wanderte über flache Hügel im Gelände, über Baumstümpfe und – stämme, während sich die stämmigen Beine in gleichbleibendem Schritt durch hohes Gras und Unterholz bewegten. Dabei veränderte die schwarze Silhouette ihre scheinbaren Maße im Licht der schräg einfallenden Sonnenstrahlen, je nachdem, wo sie sich abzeichnete. Der Urheber des Schattens kümmerte sich indes wenig um das interessante Phänomen. Er stapfte in einem zügigen Marschtritt voran, an einem ledernen Ranzen auf seinem Rücken den Hammer eines Prospektoren sowie eine Spitzhacke befestigt, in dem Behältnis die Ausbeute seines Ausflugs: von besonderen, sehr seltenen Adern durchzogene Steinbrocken, die man nach zwergischem Ritual zur Errichtung eines Herdsteins benötigte – Grundlage und Mittelpunkt jedes von Moradin gesegneten Haushalts nach den Glaubenssatzungen orthodoxer Anhänger des Gottes.

Der Bartträger, für einen Angehörigen seines Volkes recht hochgewachsen, aber dennoch breit gebaut, sah einige Male mit missmutigem Gebrummel gen Himmel und strich sich über seinen wohlgepflegten Bart, ehe er seinen Weg fortsetzte. Als in einiger Entfernung vor ihm das Tor auftauchte und er auf die ungewöhnliche Situation dort aufmerksam wurde, hielt er nochmals inne. "Hammerschlag und Funkenflug", brummte er, "was mag nun schon wieder los sein bei diesen hektischen Bartlosen?! Es ist doch alle Tage etwas anderes..." Womit er sich wieder in Bewegung setzte. Seine Schritte, etwas weniger lang als die eines Menschen, dafür aber von einer unerschöpflich scheinenden Beharrlichkeit, überwanden die restliche Distanz überraschend schnell, so dass er schon bald mehr erkennen konnte. "Bei Moradins Hammer, was ist denn hier los?" erkundigte er sich, einen Seitenblick der davoneilenden Elfengestalt nachwerfend. Die behandschuhte Linke lag auf dem Griffstück eines massiv wirkenden Kriegshammers, als seine schweren beschlagenen Stiefel endlich zu einem Halt kamen. Jykel bekam ein gemessenes Nicken zu sehen, für die anderen war in den kantigen Zügen hinter dem dichten Bart wenig zu lesen.

Kite in the Wind

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #6 am: 13.05.2019, 10:13:27 »
Auch eine weitere Gestalt, groß und dünn, auf eine ganz eigene Weise attraktiv, trat zu der Traube von Helfern und Gaffern. Die Haare, weiß und schwarz zu gleichen Teilen, zwischen den langen, gefährlich aussehenden Hörner straff nach hinten gekämmt, in einem prächtigen dunklen Kettenmantel gekleidet, machte der Fremde einen bleibenden Eindruck.

Vor kaum mehr als zehn Tagen war er in Klauenhafen das erste Mal gesehen worden und hatte sich auch danach nicht viel blicken lassen. In dieser Zeit die Abgeschiedenheit der Umgebung suchend, war er stets Vormittags aufgebrochen und erst bei Einbruch der Dunkelheit zurück gekehrt um sich schweigsam ein günstiges Mahl zu genehmigen und dann wieder in eines der Fremdenzimmer zu verschwinden.

An diesem Morgen aus seiner Routine gerissen, stand der Tiefling zwischen den Menschen und Zwergen und überragte sie alle gut um einen Halben Kopf oder eben mehr. Die Hörner und der Zweihänder, dessen Griff über die Schulter des Gerüsteten gut zu sehen war, unterstrichen den martialischen Auftritt des Mannes. Froh darüber, dass sich bereits eine junge Frau um das Menschen-Mädchen kümmerte, blickte er in die Gesichter der Umstehenden und fragte dann mit ruhiger Stimme: "Weiß jemand wer sie ist? Wessen Kind?" Wenn sie so erfuhren welcher Hof hier betroffen war, so konnte er seinem Versprechen gegenüber Dorfsprecher Vil nachkommen. Denn so wie es aussah, konnten die Menschen die hier lebten seinen Schutz wahrlich gut gebrauchen.

Oldor

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #7 am: 14.05.2019, 00:22:20 »
Oldor war an diesem sonnigen Morgen in seinem kleinen Zimmer in der Schmiede aufgewacht. Jykel hatte beim Bau der Schmiede hervorragende Arbeit geleistet. Die Esse bekam durch den Kamin die richtige Hitze um alles zu schmieden was das kleine Klauenhafen für sein weiteres Wachstum benötigte. Er hatte sich eine Kleinigkeit in den Mund geschoben und es mit frischem Wasser herunter gespült bevor er sein allmorgendliches Ritual durchführte. Er genoss diesen kurzen Weg mit sich, der noch taufrischen stillen Umgebung an diesem Morgen und Moradin. Manches Mal muss es sich für Außenstehende anhören, als hätte der Zwerg „irgendeinen neben sich gehen“. So vertraut war Oldor nicht nur morgens im Umgang mit seinem Gott.
Als er gut gelaunt von diesem kleinen Spaziergang, der ihn nur kurz um die Häuser führte, zurück in die Schmiede kam hatte er sich bereits den Sack mit Nägel und Bolzen genommen, den er heute Jykel auf die Baustelle bringen wollte.
Jykel hatte ihn vor zwei Tagen gebeten, sich um die Aufstockung des zur Neige gehenden Vorrats an Nägeln zu kümmern, da Rollar sowieso schon bis unter beide ihrer schweren muskulösen Halborkarme beschäftigt war-  So hatte sich Oldor am gestrigen Tag an die Arbeit gemacht und einen mittelgroßen Sack mit den Nägeln und Bolzen gefüllt, die er frisch geschmiedet aus dem zischenden Wasserbehälter gezogen hatte. Oldor hatte etwas gegen Orks. Aber er konnte ganz gewiss unterscheiden, welcher Baum von innen faul war und welcher nicht. In den letzten Wochen hatten sich Rollar und Oldor hervorragend verstanden und beide hatten von der Kunstfertigkeit des gegenüber provitiert. Als Dank hatte Rollar ihn sogar gebeten in ihrer Schmiede zu nächtigen, was Oldor auch dankend annahm.
Die Baustelle am Rand von Klauenhafen war gerade in Sichtweite, als er Jykel und einige Arbeiter in Richtung Tor laufen sah. Sofort machte er sich auch auf den Weg dorthin und sah bereits eine Taube von Dorfbewohnern, die sich mit den beiden Torwächtern um eine kleine Gestalt am Boden kümmerten. Sé hatte sich bereits um das kleine Geschöpf gekümmert. Es sah von Weitem aus wie ein Halbling, der ohne Schuhe unterwegs war.
Als Oldor das Tor erreichte ließ er fast vor Schreck den Sack fallen. Hier handelte es sich nicht um einen Halbling, sondern um ein kleines Mädchen mit nasser Kleidung und ohne Schuhe.
Ohne einen Ton herauszubekommen starrte er die Kleine erst einmal gefühlte 2 Stunden lang an. Dutzende Fragen gingen ihm durch den Kopf. Ist sie noch schlimmer verletzt als die wunden Füße? Ist sie bei klarem Verstand? Holt jemand bereits Wasser? Woher kommt Sie? Wer oder was ist ihr wiederfahren?

Oldor hielt sich erst einmal zurück und schaute in die Runde.
« Letzte Änderung: 14.05.2019, 07:24:21 von Oldor »

Idunivor

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #8 am: 14.05.2019, 17:24:19 »
Das Mädchen war so erschöpft, dass auch das Wasser, das schnell herbei geschafft wurde, ihr nicht wirklich half. Sie schluckte es zwar, aber es brachte sie nicht wieder zu Bewusstsein. Das würde sehr viel mehr Ruhe brauchen. Aber immerhin konnten die versammelten Bewohner der Siedlung jetzt einen genaueren Blick auf sie werfen.[1]
Langsam aber sicher versammelten sich mehr Bewohner der Siedlung, um zu sehen, was genau hier vor sich ging, aber bisher war noch niemand eingetroffen, der zu den Entscheidungsträgern der Siedlung zählte, auch wenn bereits der Ruf nach Kator Vil und dem Alchemisten Torben laut geworden war. Irgendjemand war vermutlich unterwegs, um den Dorfsprecher zu holen.

Indessen verfolgte Niyall die Spuren des Mädchens zurück. Es fiel ihr nicht allzu schwer und schon nach wenigen Minuten war sie sich ziemlich sicher, dass das Mädchen von der Furt nördlich von Klauenhafen gekommen sein musste. Dies war der einzige Weg, den Fluss zu überqueren und das nasse Gewand des Mädchens hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie durchs Wasser gelaufen sein musste. Von hier war das ein Marsch von einer halben Stunde, aber sie würde vermutlich nichts interessantes auf dem Weg dorthin finden.
 1. 
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Niyall

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #9 am: 14.05.2019, 18:59:14 »
Niyall kehrte um, nachdem sie ihre ersten Erkenntnisse gewonnen hatte. Jetzt, wo sie einen Moment der Ruhe hatte, um über die Sache nachzudenken, wurde ihr auch klar, wer das Mädchen sein musste. Im ersten Moment hatte sie sie nicht erkannt, sie kannte sie auch nur flüchtig, schließlich wohnte sie schon ziemlich lange recht weit draußen mit ihrer Familie. Ihrer Familie...

Die Schritte der Waldelfin beschleunigten sich, als sich ihre Gedanken nach und nach zu einem Gesamtbild formten. Am Tor angekommen rief sie: "Wir müssen raus zu dem Hof der Savars, vielleicht ist dort noch etwas zu retten! Wer begleitet mich? Wir sammeln uns hier, ich bin gleich wieder zurück."

Sie selbst holte schnell ihre Waffen und ein paar Ausrüstungsgegenstände, die von Nutzen sein mochten, und fand sich kurz darauf wieder am Tor ein, um nachzusehen, ob jemand ihrem Ruf gefolgt war.

Kite in the Wind

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #10 am: 15.05.2019, 11:34:47 »
Als die Rothaarige davon sprach woher das Kind kam und scheinbar genau wusste wo deren Eltern zu finden seien, nickte Yazrin bestimmt als die Frage aufkam, ob sich jemand fand der sie dorthin begleiten würde. Ohne Umschweife kehrte er in seine kleine Kammer zurück und holte einen praktisch aussehenden Rucksack hervor in dem allerlei Nützliches seinen Platz gefunden hatte. Noch in dem für ihn beinahe winzigen Raum den Sitz seiner Waffen überprüfend, atmete der Tiefling einmal bewusst durch, ehe er wieder vor die schmale Holztüre trat und sie gewissenhaft versperrte.

Kurz darauf stand auch er wieder aufrecht am Tor und wartete geduldig als auch wortlos wer dem Ruf der Elfe gefolgt war.

Sé Faoláin

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #11 am: 15.05.2019, 12:32:11 »
Sé hatte hier alles getan, was sie tun konnte. Das zarte Mädchen vor ihr war so erschöpft, dass es wohl Zeit und Ruhe würde brauchen, bevor die Kleine ansprechbar wäre. Die offensichtlichen Wunden hatte sie sich angesehen und notdürftig versorgt. Hilfe war unterwegs und der erfahrene Alchemist würde das Kind bestimmt nach bestem Wissen versorgen. Immerhin war Sé noch am Anfang ihres Könnens um das Heilen und wusste auch, wann sie ihr Möglichstes erreicht hatte. Gegen Erschöpfung jedenfalls half kein Kraut, dass die junge Druidin kannte. Besser ein Bett und Ruhe.

Was aber, wenn es auf dem Hof Verletzte gab? Der Gedanke war ihr bald gekommen. Sie musste dorthin. Allerdings war es nicht das Erste, was ihr eingefallen war. Sé kannte die Familie von der Niyall gesprochen hatte nicht, aber sie wusste, dass der Hof ein paar Stunden entfernt war. Nachdem das Mädchen versorgt war, spürte Sé als erstes nicht die Sorge um das Wohlergehen der restlichen Savars, sondern eine ohrenbetäubende Aufregung. Ein Rätsel! Ein Abenteuer! Die Sehnsucht nach der Welt ergriff ihr Innerstes und die altbekannte Unruhe bemächtigte sich ihres Herzens. "Ich hab meine Sachen ja schon dabei," meinte sie zu Niyall, als sie sich neben die Elfin stellte. Die Druidin gab den am nächsten Stehenden noch knappe Anweisungen.

Am Tor stand der Tiefling. Bei seinem Anblick machte Sés Magen einen aufgeregten Hüpfer. Sie hatte ihn schon etliche Male in der Taverne gesehen, aber noch nie mit ihm gesprochen. Der riesige Mann weckte ihre Neugierde. Sie hatte noch nie zuvor mit einem wie ihm zu tun gehabt. Sé hatte sich schon früher mit ihm bekannt machen wollen, doch sein Blick schien immer in die Ferne gerichtet, als wäre er in Gedanken weit weg. Gegen ihn sahen Niyall und sie fast aus wie Kinder.

"War das alles? Sind wir etwa schon komplett?" Sé suchte die umstehende Menge mit den leuchtenden Augen ab.
« Letzte Änderung: 15.05.2019, 12:32:53 von Sé Faoláin »

Oldor

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #12 am: 15.05.2019, 16:13:57 »
Oldor kannte die Savars nicht. Es musste sich wohl um die Eltern des Mädchens handeln. Ein Leben in der Wildnis war mehr als hart und wie das Mädchen aussah, hatte es sich mit allerletzter Kraft hierher schleppen können. Die Elfin hatte Recht, es musste nachgesehen werden, ob die Familie wohlauf ist und von ihrem Hof noch etwas zu retten ist. Torben hatte hier alles, was er benötigte um dem kleinen Mädchen helfen zu können. Dies sah auf dem Hof anders aus.
Oldor eilte zurück zur Schmiede, wechselte ein paar schnelle Worte mit Rollar und holte seinen Rucksack und seine Waffen. Als er die Schmiede verlies richtete die Halborkin Ihren Schmiedehammer auf ihn: „Komm mir bloß nicht mit schlechten Nachrichten zurück.“ Oldor nickte ihr zu und verschwand auf die Straße. Als er das Tor sah, konnte er bereits zwischen den Dorfbewohners den Tiefling ausmachen, der bewaffnet am Tor stand und in die Menge blickte. Als er näher an das Tor trat, sah er auch die Elfe, die von Außerhalb gekommen war und die junge Menschenfrau, die sich um die Kleine gekümmert hatte. „Seid gegrüßt. Oldor mein Name. Vielleicht kennen mich einige. Ich gehe Rollar seit geraumer Zeit in der Schmiede ein wenig zur Hand. Wenn ihr eine kräftige Hand gebrauchen könnt, würde ich euch gerne bei eurer Mission unterstützen.“

Brogar Tunnelheim

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #13 am: 15.05.2019, 20:16:26 »
Mit verschränkten Armen beobachtete Brogar das Geschehen. Seine Mundwinkel kräuselten sich ein wenig unwillig, und er brummte etwas unverständliches in seinen Bart. Der Zwerg machte einen misstrauischen, mürrischen Eindruck. Gewiss, das Mädchen... eine schlimme Sache mit der Kleinen. Nur sah sich der Runenschmied nicht als die örtliche Zwergenwohlfahrt an, weshalb er deutlich weniger begeistert wirkte als so manche anderen unter den Zeugen. Was ihn schließlich doch noch bewog, einen Schritt vorzutreten, war eher sein verletztes Gefühl für Recht und Ordnung: Es ging einfach nicht an, dass Banditen und ähnliches Gelichter ihr Unwesen unbehelligt trieben, wo Zwerge wohnten! So ließ er seine Hand nochmals schwer auf seine Waffe fallen und knurrte: "Zum Rostfraß noch mal... Niemand wird je einem Tunnelheim nachsagen können, dass er Gesetzesbrecher unbestraft laufen gelassen hätte!" Da er erst seit wenigen Tagen am Ort und gerade dabei war, sich ein Heim zu schaffen, trug der stämmige, muskelbepackte Zwerg seine wichtigsten Besitztümer stets bei sich. Er rammte den Kopf des Kriegshammers in den Boden, stützte beide Hände darauf und blieb breitbeinig wartend stehen. Offenkundig war er bereits zum Aufbruch gerüstet.

Sé Faoláin

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Kapitel 1 - Ein ganz normaler Sommermorgen
« Antwort #14 am: 16.05.2019, 09:19:57 »
"Guten Morgen, Oldor. Kräftige Hände sind wohl immer willkommen!" Sé strahlte den Schmied an. "Wir haben uns schon einmal an Rollars Esse gesehen. Ich bin Sé, wenn du dich noch erinnerst, und das ist Niyall."

Zu dem Zwerg von eindrucksvoller Größe, der so grimmig auf seinen Hammer gestützt stand, meinte sie: "Dich habe ich hier noch nie gesehen, Herr Zwerg. Ich bin hier letzten Herbst angekommen und helfe mit Kräutern und Gewürzen aus. Wie soll ich dich nennen?"

Sie warf auch dem Tiefling einen Seitenblick zu, besann sich, drehte sich ganz in seine Richtung und winkte ihm enthusiastisch zu: "Herr Tiefling! Gesellst du dich dazu?"
« Letzte Änderung: 16.05.2019, 09:50:27 von Sé Faoláin »

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