• Drucken

Autor Thema: Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen  (Gelesen 7510 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3251
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #45 am: 15.08.2019, 15:08:34 »
"Monsieur, Ihr scheint ein überaus charmanter Edelmann zu sein. Muss ich mir Sorgen machen, dass in zwei Jahren scharenweise Kleinkinder in meiner Stadt herumlaufen, deren erste Worte montaignisch klingen werden?"
Louis war überrascht über diese Worte aus dem Mund eines Sechzehnjähren, doch er bemerkte schnell, dass der junge Baron sein ganzes Leben lang auf sein Erbe vorbereitet worden war - was offenbar auch das eine oder andere höfische Bonmot beinhaltete.
"Nun, ich bin ein wenig gekränkt, da mir diese hervorragende Geschichte bisher vorenthalten blieb. Würde es Euch etwas ausmachen, diese schwere Wissenslücke zu füllen?"
Auch die beiden Berater des Barons blickten Louis neugierig an, wobei der Abt eher verdrossen dreinblickte. Stefan Handgrat jedoch sah den Montaigner mit einer Intensität an, als wollte er ihm direkt in die Seele blicken. Dies war auf keinen Fall die höfische Zurückhaltung, die man in den Schlössern der Montaigne pflegte.

~~~

Don Tristan musste nicht lange suchen, bis er seinen Landsmann unter den Gästen erkannte, denn dieser suchte von sich aus das Gespräch mit dem Castillier. "Don Tristan de la Verde!" begrüßte Don Alfonso ihn mit einer Verbeugung. "Der Sohn des Don Simon." fügte er mit einem Lächeln hinzu, das Tristan nicht deuten konnte. "Ich habe einige Informationen eingeholt, wie Ihr bemerkt. Kommt, lasst uns ein Stück vom Buffet weggehen, wo das Gedränge nicht so groß ist."

Als sie ein wenig abseits der Menge in der Nähe einer der Außenwände zum Stehen kamen, fuhr Don Alfonso fort: "Das Schicksal Eurer Familie und vor allem Eures Vaters ist tragisch. Er war ein großer Patriot und hatte eine derartige Behandlung nicht verdient, denkt Ihr nicht?"
Mehr sagte er jedoch zunächst nicht; stattdessen sah er Tristan erwartungsvoll an und schien darauf zu warten, wie dieser reagieren würde.

~~~

Friedrich musste nicht lange warten, bis ihn noch am Buffet der alte Walter Heckler ansprach, bevor er danach zu seinem Sohn und Erich stoßen würde. "Herr von Dent, Friedrich, auf ein Wort! Darf ich dir jemanden vorstellen? Wie es der Zufall so will, treffe ich hier auf dem Empfang meinen alten Bekannten Gottfried; derjenige, dem ich das Mikroskop zu verdanken habe. Nicht nur, dass er es mir geschenkt hat, es beruht auch maßgeblich auf seinen Berechnungen. Gottfried ist Dozent an der Universität zu Pösen, also ein Kollege, wenn ich so sagen darf?"
Friedrich verschluckte sich beinahe, als er Gottfried zu Gesicht bekam, denn er erkannte den Mann sofort, auch wenn er ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht erblickt hatte. Es handelte sich um niemand Geringeren als Gottfried Labnütz[1], den Philosophen, Mathematiker und Universalgelehrten, der jedem Mann der Wissenschaft in den Eisenlanden, mehr noch in ganz Théah, ohne Zweifel ein Begriff war.

Während Friedrich noch um seine Fassung rang, sprach das Genie ihn freundlich an: "Sehr erfreut, Herr von Dent. Der gute Walter sagt mir, dass Ihr Dozent wart? Was war Euer Fachgebiet, habe ich etwas von Euch gelesen?"
 1. Offensichtlich die théahnische Variante von Gottfried Wilhelm Leibniz
« Letzte Änderung: 15.08.2019, 15:09:26 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 379
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #46 am: 17.08.2019, 11:43:08 »
Halb geschmeichelt, halb freudig überrascht von der Wortgewandtheit seines Gegenübers strich sich der Musketier über den Schnurrbart, ehe er mit einer leichten Verbeugung erwiderte: "Iesch danke sehr für Eure freundlieschen Worte, aber dies braucht Ihr mitnieschten zu befürschten, votre Altesse!" Nach einer wirkungsvollen Pause fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu: "Denn natürliesch werden sie alle glü'ende An'änger der 'iesigen Sitten und Sprache sein!" Er suchte Abt und Hauptmann seinerseits einzuschätzen, während er auch ihnen jeweils mit einer Neigung des Kopfes seinen Respekt erwies. Dann lächelte er breit, überspielte das in seinen Augen ungelenke Verhalten des letzteren und würde dem Baron und seinem Gefolge die Geschichte des Kampfes gegen die Kreatur ebenfalls präsentieren - in diesem Falle natürlich mit anderen Bemerkungen gewürzt als für die schmachtenden Edeldamen, womöglich eine Spur nüchterner, ohne jedoch auf subtile Hinweise zu verzichten, welche den Mut der kleinen Abenteurergruppe unterstrichen.

In einem geeigneten Moment würde er seinerseits einflechten: "Es wäre mir im übrigen eine Ehre, Eusch auch weiter'in dienliesch sein zu können. Da iesch miesch für einige Zeit in Eurem schönen Lande aufzu'alten gedenke - Euer Einverständnies und das Eurer ehrenwerten Berater vorausgesetzt - versteht es siesch von selbst, dass iesch miesch voll und ganz zu Eurer Verfügung 'alte, solltet Ihr meiner Dienste bedürfen." Begleitet wurden diese Worte von einem neuerlichen Schwenken des Huts, bei dem die behandschuhte Linke vielsagend auf dem Knauf des Degens ruhte.

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #47 am: 20.08.2019, 06:40:19 »
Als Trostpflaster gönnt Jelena den interessierten Herren jeweils einen Tanz. Friedrichs Ausführungen in diesem Punkt waren eher spärlich, als Frau wurde sie aber sowieso geführt und konnte sich dank ihrer Auffassungsgabe schnell in die eisenländischen Tanzschritte hinein finden. Da sie mangels Kenntnissen ungebührliche von angemessenen Berührungen nicht unterscheiden konnte, beherrschte sie ihre Reaktionen darauf, um das Interesse abzukühlen.

Als die Matuschka-Gesegnete Eva von Webel gefunden hat, ist sie sichtlich erfreut und lässt sich gerne viel über Freiburg erzählen, auch weil sie gerne mit ausreichenden Kenntnissen dorthin zu reisen plant. Das die Erwähnung des Thomas von Fahrensbach eine so heftige Reaktion hervorruft, lässt Jelenas Sorgen um ihre Cousine erstarken. In was für einen Hausstand war sie bloß geraten? Äußerlich vermied sie, ihre Sorgen zu zeigen, und verlegte sich darauf, Überraschung vorzuspielen. "Verzeihung, habe ich ein persönliches oder unangenehmes Thema getroffen? Ich wollte das Vergnügen des Abends nicht trüben. Sein Hausstand und er wurden mir nur als weitgereist und weltgewandt genannt."

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3251
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #48 am: 21.08.2019, 13:44:32 »
Das Interesse des Barons schien echt zu sein, denn gefesselt hing er an den Lippen des Montaigners, als dieser seine Geschichte zum Besten gab. Für einen Moment konnte er die höfischen Zwänge abwerfen und statt Tristan von Naumburg ein fast normaler, abenteuerlustiger Sechzehnjähriger sein. Dem Abt schien dies weniger zu gefallen, denn er bedachte den jungen Baron mit tadelnden Blicken, während Stefan Handgrat ein Lächeln nicht verbergen konnte.

Louis schien jedenfalls das Wohlwollen des Barons gewonnen zu haben, und auf sein Angebot antwortete dieser: "Ein sehr freundliches Angebot, und womöglich werde ich schneller darauf zurückkommen, als Ihr Euch vorstellen mögt. Doch nun ist erst einmal Zeit, Eure Heldentat zu feiern. Doch ich würde mich freuen, in den nächsten Tagen noch einmal mit Euch zu sprechen."

~~~

Jelenas Gesprächspartnerin musterte sie nachdenklich. "Weitgereist und weltgewandt. Nun, das ist wohl die Wahrheit. Ihr müsst mich entschuldigen. Es ist nicht angebracht, persönliche Differenzen in einem Gespräch vorzubringen, das doch der Unterhaltung gedacht ist. Schon gar nicht Euch gegenüber, die einer der Ehrengäste ist."
Sie wirkte tatsächlich peinlich berührt, machte gleichzeitig jedoch auch klar deutlich, dass sie kein besonderer Freund der von Fahrenbachs war. Nach einer kurzen Pause schien sie aber doch noch etwas loswerden zu wollen:
"Ihr habt also keine Verbindungen zu Thomas von Fahrenbach? Dann folgt einem gutgemeinten Rat, und macht einen weiten Bogen um den Mann, solltet Ihr einmal in Freiburg weilen."

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 379
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #49 am: 22.08.2019, 11:44:25 »
"Iesch stehe jederzeit zur Verfügung, votre Altesse!" versicherte der Musketier mit einem eleganten Kratzfuß. Womit er sich zurückziehen würde, den feinen Wink wohl verstehend, dass das Gespräch vorerst beendet sein sollte. Der Baron gefiel dem Montaigner, ebenso wie der Hauptmann, wohingegen der Abt ihn ein wenig an den heimischen Klerus erinnerte, dessen behäbige Zufriedenheit in einem krassen Gegensatz zu Louis' Lebensauffassung stand. Nun, immerhin hatte er das gute Gefühl, sich gebührend eingeführt zu haben, und wandte sich daher anderen Gesprächspartnern zu. Nachdem er sich mit einem kleinen Imbiss und einem Glas Wein versorgt hatte, wanderte sein Blick entzückt über die versammelte Weiblichkeit im Raum. Unternehmend strich er sich den Schnurrbart und tauchte in die bunte Gesellschaft ein...

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #50 am: 26.08.2019, 17:01:01 »
Die Worte ihrer Gesprächspartnerin ließen Jelena wieder freundlich lächeln: "Eine Verzeihung ist unnötig, falls ihr darauf besteht, nehme ich sie natürlich an." Zzusätzlich winkte sie ab und formulierte: "Ach, lasst gut sein, mir ist der Ehrenstatus eher peinlich, mein Anteil war nicht der Rede wert. Vielleicht mögt Ihr mir trotzdem mehr verraten, offensichtlich rückt gerade das Persönliche die Allgemeinplätze aus meinen Recherchen zurecht."

Auf die direkte Frage und Warnung schaute die Halb-Sarmatin aufmerksam und antwortete: "Nicht direkt, ich bin mehr mit seiner Frau Lilija und ihrem Haushalt vertraut, von vor der Vermählung. Ich werde euren Rat beherzigen, so es mir möglich ist, aber verratet mir: Was gibt es über ihn zu wissen, was diese Vorsicht geboten macht?"

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3251
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #51 am: 29.08.2019, 10:57:30 »
Bevor Louis die Herren der Veranstaltung wieder zum Schwitzen brachte, indem er ihre Gemahlinnen und Töchter seinem montaignischen Charme aussetzte, nahm er zum Abschied noch etwas aus dem Augenwinkel wahr: Hatte der Hauptmann ihm da gerade zugezwinkert? Es schien Louis eine ungewöhnliche Geste zu sein, insbesondere in Hinblick auf ihren Standesunterschied, doch womöglich sah man die Dinge hier in den Eisenlanden etwas anders. Dennoch musste der Montaigner grübeln, ob eine amouröse Intention oder sonst etwas hinter dieser Sache stand.

~~~

Jelena schien nun tatsächlich die Fassade ihrer Gesprächspartnerin geknackt zu haben, denn nun zog diese das Halbblut ein Stück abseits, um ungestört reden zu können.
"Ich kann nur dafür beten, dass es eurer Bekannten gut geht. Wenn sie seine Frau ist, sollte sie hoffentlich nichts zu befürchten haben. Ich sage Euch jetzt, was man über Fahrenbach erzählt, aber von mir habt Ihr es nicht gehört. Ein guter Teil seines Einflusses rührt daher, dass er ein gewisses Gewerbe in Freiburg kontrolliert - ihr wisst, wovon ich spreche. An sich ist das nichts Ehrenrühriges, versteht mich nicht falsch: Männer haben nun einmal andere Bedürfnisse als wir Frauen. Doch nach allem, was man hört, treibt Fahrenbach es etwas zu weit. Viele seiner Mädchen sollen unfreiwillig für ihn arbeiten, er holt sie aus aller Herren Länder, und lockt sie mit Versprechungen nach Freiburg oder lässt sie einfach mit Gewalt verschleppen. Hier zwingt er sie zu Dingen, die für einen echten Ehrenmann unaussprechlich wären; doch leider gibt es viele, die ihre perversen Fantasien ausleben möchten, auch in der angesehenen Gesellschaft. Fahrenbach lässt sie gut dafür bezahlen, aber noch schwerer wiegt, dass er so ein beträchtliches Erpressungspotenzial gegenüber eines nicht gerade kleinen Teils der Freiburgischen Gesellschaft ansammelt.
Auch wenn Niklas Träge zu wenig interessiert an allem ist, um etwas zu unternehmen - und wer weiß, womöglich gehört er selbst zu den Kunden? - Wilma Probst ist er schon lange ein Dorn im Auge, das weiß ich aus sicherer Quelle. Bisher hat sie sich allerdings noch nicht gewagt, irgendwelche Schritte zu unternehmen. Sie weiß, dass das das fragile Gefüge in Freiburg im schlimmsten Fall zum Einsturz bringen könnte."


~~~

Mehr wollte die Frau nicht sagen, und so nahm der Abend langsam seinen Gang. Viele der Anwesenden versuchten, die Aufmerksamkeit der Ehrengäste zu erlangen, und so wurde es nicht langweilig für diese; je nach Vorliebe gaben sie sich den Gesprächen hin oder blieben lieber für sich und beobachteten das Treiben.
Auch am Tisch des Barons sah man ein ähnliches Spiel, denn zahlreiche Gäste versuchten, ein privates Gespräch mit dem jungen Mann zu führen, wobei die Wachen und verschiedene Diener hier dafür sorgten, dass nur ausgewählte zu ihm gelangen konnten - auch Friedrich war einer von ihnen, denn seinen Ehrengast wollte der junge Baron unbedingt sprechen.
Während Isolde nach einiger Zeit den Platz an der Tafel ihres Bruders verließ und sich unter die Menge mischte, wichen der Hauptmann und auch Abt Pius fast den gesamten Abend nicht von dessen Seite. Erst als die Feier schon sehr fortgeschritten war, sah Erich, wie der Kirchenmann aus der Halle eilte, und vermutete, dass das Bier schließlich seinen Weg gesucht haben mochte. Ein kurzer Blick zur Tafel auf der Empore offenbarte, dass gerade nur Handgrat an der Seite des Barons weilte - doch in diesem Moment geschah das Unfassbare!

Erich, der zufällig in die Richtung gesehen hatte, war einer der ersten, die Notiz davon nahmen, doch nach und nach bemerkten auch die anderen Gäste, wie Tristan von Naumburg sich an die Kehle griff und offenbar Schwierigkeiten hatte zu atmen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Peter Vesalius, der Arzt, der auch Louis' und Erichs Wunden verarztet hatte, beim rot anlaufenden Baron war, so dass Erich diesen zumindest in guten Händen wusste. Doch was immer den Baron befallen hatte, es schien keine Lappalie zu sein. Isolde war inzwischen ebenfalls zu ihm geeilt, während die Livrierten sich mühten, die übrigen Gäste, die es vor Neugierde und Sorge ebenfalls nach vorne drängte, von ihm fernzuhalten. Inzwischen war es schwierig, noch etwas zu erkennen, denn der Arzt hatte den Baron auf den Boden gelegt, und die Blicke Erichs und der anderen wurden durch eine dichte Menschenmenge abgehalten. Das Murmeln der Gäste war inzwischen ein besorgtes und fasziniertes Tosen, doch plötzlich erstarben sämtliche Gespräche, als Isolde verzweifelt aufschrie:
"TRISTAN!"

Für kurze Zeit schaffte es Erich, einen Blick zu erhaschen auf Vesalius, der den Kopf schüttelte - offenbar hatte er den Baron nicht retten können. Immer noch lag eine entsetzte Stille über der Halle, und die Werwolfbezwinger fragten sich, wer wohl ein Interesse haben konnte, den jungen Mann zu töten. Doch mitten in diese Stille drang nun die Stimme von Isolde von Naumburg:
"Verehrte Gäste, mit großem Schmerz muss ich euch die schlimme Kunde mitteilen, dass euer geliebter Baron eben einem heimtückischen Giftattentat zum Opfer gefallen ist. Aber lasst mich euch noch im gleichen Atemzug versichern, dass diese Tat nicht ungesühnt bleiben wird. Mit seinen letzten Atemzügen hat Tristan mir mitgeteilt, wer ihn vergiftet hat - Hauptmann Handgrat ist mein Zeuge. Es sind Personen, die unter höchsten Ehren hier empfangen wurden, die sich unter falschem Vorwand hier eingeschlichen haben, um meinen Bruder zu töten und die Stabilität dieses schönen Landes zu sabotieren. Ausländische Spione, unterstützt von zwei Verrätern aus diesen unseren Eisenlanden.
WACHEN! Ergreift die Täter und werft sie in den Kerker, damit sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können!"


Noch während sie diese Worte sagte, wurden sich die Gefährten bewusst, dass jeder von ihnen plötzlich umringt war von Wachen, fast so, als ob diese schon vorher geahnt hätten, was Isolde sagen würde. Plötzlich fanden sie sich in einer schlimmen Situation wieder, jeder für sich sah sich mehreren bewaffneten Soldaten gegenüber, während die übrigen Gäste nun neugierig und aufgebracht beobachteten, was passieren würde. Würden sie sich zur Wehr setzen gegen eine Übermacht von Soldaten und mitten auf diesem Ball einen Kampf beginnen, oder würden sie sich ergeben und versuchen, ihre Unschuld zu beweisen?

Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #52 am: 29.08.2019, 18:24:37 »
Instinktiv gleitet Don Tristans Hand zum Heft seines Rapiers. Aber er zihet die Klinge nicht sondert tritt furchtlos vor. Plötzlich erscheint Handgrads Aufmachung in einem ganz anderen Licht. Hatte der Hauptmann etwa im Vorraus mit Schwierigkeiten der scharfkantigen Art auf dem Ball gerechnet?
Stolz hebt der junge Hidalgo die Augen und erwiedert den anklagenden Blick der Gräfin.
"Als Mann von Stand und als Duellant weise ich diese Anklage aufs schärfste zurück. Ich hatte keinerlei Grund eurem Bruder etwas an zu tun und war nur überhaupt auf Grund seiner Einladung hier. Hätte ich euren Bruder tot sehen wollen, so hätte ich ihn nach den Regeln von Ehre und Anstand  gefordert! - Gift ist nicht die Waffe eines Duellanten." Sein Blick sucht den Arzt. "Dr. Vesalius, ihr wart bei dem Grafen bis zum Ende. Ist es wahr, dass er mich und meine Gefährten als die Mörder benannt hat?" stellt er den einen Zeugen zur Rede, den die Gräfin seltsamerweise nicht benannt hat.
Dabei ging er in Gedanken seine Gefährten durch. Er kannte sie doch alle erst ein paar Tage, wie konnte er da wissen ob nicht einer von ihnen tatsächlich ein gedungener Giftmörder war. Selbst das Geckenhafte auftreten des Montaigners mochte nur Maskerade sein. Lediglich Erich schloss er aus. Er hatte den Mann kämpfen sehen. Erich war eindeutig was er zu sein vorgab und hätte ebensowenig zu Gift gegriffen wie Don Tristan selbst. Aber die anderen? Was wusste er schon über Jelena, ausser dass sie sich gut mit Kräutern - und Giften?- auszukennen schien. Und Friedrich? Wer vermochte schon zu sagen welches Wissen der Gelehrte aus welchen Büchern hatte und in wessen Diensten er möglicherweise stand.
« Letzte Änderung: 29.08.2019, 23:42:48 von Mondragor »

Erich Janina Graustein

  • Beiträge: 428
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #53 am: 30.08.2019, 07:03:19 »
... Dieser verfluchte Abt ... schoss es Erich noch durch den Kopf als er bereits von den Soldaten des verstorbenen Barons umstellt wurde.
Kurz zögerte Erich und überlegte was er machen sollte, doch so ganz ohne sein Schwert wäre der Kampf wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Er entschloss sich also erst einmal nichts zu unternehmen und hielt die Hände zwar etwas abwehrend aber offen um zu demonstrieren das er nicht vor hatte zu Kämpfen.

Kurz bevor Erich sich dann ein paar Schritte auf das Podest zubewegte flüsterte er noch schnell zu Gunther "Informiert den Orden, der Baron wurde von Anhängern der Kirche ermordet, Ihr beide hattet Recht mit Roswitha"

"Verzeiht wenn ich so direkt und offen Widerworte geben muß, doch werdet Ihr verstehen das ich als Einwohner der Eisenlande garantiert nicht zu so einem feigen und hinterhältigen Mittel wie Gift greifen würde. Auch geb ich mein Wort als Krieger der großen Akademie zur Klippe und als ehrenwertes Mitglied der DreXel Akademie das ich garantiert nichts mit dem Tod des jungen Baron zu tun habe. Und als Zeichen dafür das ich unschuldig bin werde ich mich Euren Wachen auch kampflos ergeben. Doch bestehe ich darauf mich verteidigen zu dürfen und den wahren Täter zur Strecke zu bringen, denn weder ich noch meine Freunde waren an diesem feigen und hinterhältigen Anschlag beteiligt. Also gebt uns etwas Freiraum und ein wenig Zeit und wir präsentieren Euch den wahren Täter. Überlegt kurz warum wir hier noch im Saal sind und uns stellen, während der wahre Täter kurz vorher geflohen ist." bei dieser Ansprache richtete sich Erich zu seiner vollen Größe auf und sprach laut und deutlich so das es wirklich jeder im Saal hören konnte.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 379
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #54 am: 30.08.2019, 11:43:26 »
Louis prallte bei der Beschuldigung regelrecht zurück. "Comment..?! Iesch muss miesch wohl ver'ört 'aben, madame! Wie kommt Ihr zu einer solsch unge'euerlieschen Anschuldigung?!" Seine Hand auf dem Knauf des Degens glitt herab und schloss sich um den Griff der Waffe. Die Klinge blitzte, halb gezogen, bereits auf. "Iesch bin eine montaignische Edelmann und muss mir jegliesche Beleidigung meiner Ehre verbitten!" rief er sichtlich erbost. "Dies ist eine diplomatische scandale, complètement inacceptable! Iesch bin bereit, meine Unschuld jederzeit zu beschwören." Wutbebend zwang er sich zu einer leichten Verbeugung in Richtung Isoldes von Naumburg. "Pardon, madame la baronne, aber wäret Ihr eine Mann, iesch würde Eusch anders antworten!" Die Spitzen seines gepflegten Schnurrbarts zitterten vor unterdrückter Empörung, als sein Blick über die Anwesenden glitt - und schließlich an dem Hauptmann hängenblieb. Der Musketier hielt inne und kniff die Augen zusammen. Wie war das eben gleich noch mit dem Zwinkern dieses Eisenländers gewesen..? Louis ließ den Degen sehr langsam wieder zurückgleiten und begann sich zu fragen, ob die Bewohner dieses Landes mit seinen plumpen Sitten womöglich doch zu feineren Intrigen in der Lage waren. Er musterte Handgrat eingehend, blieb aber wachsam.

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #55 am: 01.09.2019, 12:11:38 »
Jelena ließ sich ohne Widerspruch außer Hörweite der Gesellschaft führen. Noch schaffte sie es, ihre höflich-neugierige Fassade aufrecht zu erhalten. Als sie allerdings zu hören bekam, was Eva zu berichten hatte, wurde ihr physisch schlecht. Sie starrte auf ihr Glas, das sie so kräftig umklammert hielt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sie rang mit ihrer Fassung und brauchte etwas, sich zu fangen. Wenn das stimmte, was sie sagte, - und sie konnte sich nicht voirstellen, dass Lilija ihre Cousine schützen würde, ganz im Gegenteil - dann fragte Jelena sich langsam, ob sie sich noch wünschen sollte,  Valerija lebend anzutreffen. Vielleicht war ein anderes Schicksal gnädiger.

Erst blieb sie still und überlegte, wieviel sie noch durch weitere Fragen verraten wollte, als ihr Gesicht wieder einen entschlossenen Gesichtsausdruck annahm und sie von ihrem Getränk aufsah, in Evas Richtung. Da bemerkte sie über deren Schulter den Tumult um den jungen Baron, dessen Griff nach seinem Hals und das rote Gesicht. Irritiert verlor sie den Faden in ihren Gedanken und machte ihre Gesprächspartnerin durch ihr Starren und die einkehrende Besorgnis auf die Situation aufmerksam. Jelena sah sich nach Tristan um, aber da trat schon ein weiterer Arzt auf.

Ihre Besorgnis wurde von Überraschung ersetzt, als Isolde ihre Ansprache aufführte. Kurz zuckte sie zusammen bei dem Spionage-Vorwurf, und rang erneut mit ihren Emotionen. Doch sie gewann bei aller Erschütterung die Fassung wieder und trat von Eva weg, um sie nicht hineinzuziehen. Bevor sie Zeit für eine weitere reaktion hatte, waren die Wachen auch schon bei ihr. Ihre Augen wurden schmal, denn alles  wirkte mehr wie eine Inszenierung als ein Zufall. Nur wer Puppenspieler und wer gelenkte Puppe war, war ihr noch nicht klar. So nahm sie das Spiel auf. Langsam und demonstrativ hob sie die freie Hand, um einen körperlichen Zugriff als unnötig zu signalisieren, das Glas in der anderen reichte sie einer Wache, die - verdutzt ob der Dreistigkeit - zunächst das Glas annahm.

Dann hob auch Jelena ihre Stimme: "So viel Verständnis ich für den Schrecken dieser Situation habe, so bitte ich euch, entscheidet mit Bedacht. Selbst wenn wir irgendwelche Motive hätten, wo war unsere Gelegenheit? War jemand von uns dem Baron oder seinem Essen und Trinken, ohne das die wachsamen Augen seiner Getreuen auf jeder unserer Bewegung lag? Wie konnte ein erstickender - so sahen die Symptome doch aus, oder? - noch sprechen? Und selbst dann könnte ein Missvertständnis vorliegen. War er nicht stolz auf seine Ehrengäste, vielleicht wollte er, dass wir von der hiesigen Politik unbeleckten den Täter finden? Ihr würdet seinen letzten Wunsch ausschlagen! Ist Wahrheit und Gerechtigkeit nicht wichtiger als schnelle Urteile? Ich bin mir sicher, alle Anwesenden werden die Aufklärung dieser schrecklichen Geschehnisse unterstützen." Ihre Rede zielte nicht allein auf die junge Gastgeberin oder den Soldaten an ihrer Seite, sondern auch darauf, die Menge zu gewinnen, um Isoldes Handlungen zu bremsen.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3251
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #56 am: 01.09.2019, 23:14:15 »
Isolde hörte sich die Verteidigungsreden ruhig an und schien sich bereits wieder einigermaßen gefasst zu haben. Doch sowohl Dr. Vesalius als auch der Hauptmann bestätigten ihre Darstellung der letzten Worte ihres Bruders. Schließlich setzte statt ihrer Stefan Handgrat zu einer Erwiderung an: "Ihr habt uns bisher keinen Grund gegeben, an eurer Redlichkeit zu zweifeln, und ihr habt der Baronie einen großen Dienst erwiesen. Gleichzeitig jedoch ist hier ein schweres Verbrechen geschehen, das aufgeklärt werden muss, und wir müssen allen Hinweisen nachgehen. Ich muss daher darauf bestehen, euch vorläufig festzunehmen, verspreche euch jedoch gleichzeitig, dass dies noch keine Verurteilung bedeutet. Ihr werdet eine faire Verhandlung bekommen, darauf gebe ich euch mein Ehrenwort."

Plötzlich meldete sich eine unerwartete Stimme aus dem Publikum zu Wort. Es war der Castillier Don Alfonso del Belcante, der zur Verwunderung der meisten zu sprechen begann: "Damas y Caballeros, erlaubt mir bitte zu sprechen. Nicht alle von Euch werden mich kennen, doch ich lebe bereits seit einiger Zeit in dieser Stadt und Su Alteza Isolde wird bestätigen können, dass ich mich immer für die Belange des Barons eingesetzt habe. Ich habe vorhin längere Zeit mit meinem Freund Don Tristan de la Verde gesprochen und bin überzeugt von seinem tadellosen Charakter. Sicherlich wird sich eine Erklärung für das hier geschehene finden, und ich biete hiermit offiziell meine Unterstützung an, um die Unschuld dieser Frauen und Männer zu beweisen."
« Letzte Änderung: 02.09.2019, 15:48:56 von Mondragor »

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #57 am: 06.09.2019, 07:33:25 »
Jelena war nicht glücklich, dass ihre Worte nicht die erhoffte Wirkung erzielten, aber immerhin wurde überhaupt verhandelt. Sie verbuchte das als Teilerfolg. Da sie den Stolz der beteiligten Herren kannte, ging sie davon aus, dass es noch nicht reichen würde. So versuchte sie einen neuen Ansatz, ihre Hände waren mittlerweile wieder heruntergenommen und baumelten an ihren Seiten,, offen sichtbar: "Natürlich muss das Verbrechen aufgeklärt werden und jedem Hinweis nachgegangen werden. Ihr könnt den Vorwurf nicht tatenlos im raum stehen lassen und als Schuldlose haben wir wenig zu befürchten. Wenn wir euer Wort akzeptieren, auch wenn ihr nicht der Richter sein werdet, so nehmt auch unser Wort. Ich schlage Folgendes vor: Wir werden die Baronie nicht verlassen, bevor dies hier aufgeklärt und der Schuldige gefunden ist, oder ohne Rücksprache mit euch. Falls notwendig, melden wir uns regelmäßig persönlich." Sie ließ ihre Worte kurz sacken und suchte den Blick der mit ihr verbundenen Herren. Mit einem deutlichen Seufzen setzte sie ein gequältes Lächeln auf: "Um euch entgegenzukommen biete ich mich als Geisel an, falls ihr zu dem Wort der Herren eine weitere Sicherheit für nötig haltet." Demonstrativ streckte sie ihre Arme vor und entblößte ihre Handgelenke.

So konnte sie den Herren dafür danken, dass sie ihr Leben gerettet hatten, dachte sie sich. Ganz konnte sie nicht ausschließen, dass einer von ihnen schuldig war - immerhin hatte einer ein Mündel in der Küche untergebracht - aber sie glaubte es nicht, und wenn der einzelne fliehen würde, würden ihn die anderen allein für ihre eigene Ehre jagen. Und sie hatte im Zweifel eine Fähigkeit, einem Fehlurteil zu entkommen. Zum Glück wusste noch keiner davon, auch wenn Tristan vielleicht eine Ahnung hatte.
« Letzte Änderung: 06.09.2019, 08:03:32 von Jelena Sejm Petrasowna »

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3251
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #58 am: 06.09.2019, 20:54:20 »
Während Isolde mit hartem Blick reagierte, wurde Hauptmann Handgrat zusehends nervöser. Unruhig glitten seine Blicke über Isolde, Don Alfonso und die Beschuldigten, und blieben schließlich länger an Jelena haften. Schließlich erhob er das Wort:
"Die Burg verfügt über ein Gästehaus für Besucher von Stand, welches Euren Anforderungen sicherlich gerecht werden wird. Ich möchte Euch einladen, die Nacht dort komfortabel zu verbringen. Sollten sich bis zum morgigen Mittag keinerlei Beweise finden, die auf Eure Schuld hindeuten, habt Ihr mein Wort, dass niemand Euch aufhalten wird, wenn Ihr die Burg verlasst. Bis dahin möchte ich Euch nachdrücklich einladen, unsere Gäste zu sein."

Ein leichter Schimmer auf der Stirn des Hauptmannes ließ dort Schweißperlen vermuten; offenbar war der Mann bestrebt, ein mögliches Blutbad zu vermeiden, konnte jedoch nicht ohne weiteres die Sache auf sich beruhen lassen.

Erich Janina Graustein

  • Beiträge: 428
    • Profil anzeigen
Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #59 am: 07.09.2019, 09:56:06 »
Nachdem der Hauptmann das Wort ergriffen hatte viel Erich sichtlich eine schwere Last von den Schultern, denn er hatte bis kurz zuvor wirklich die Befürchtungen das dieses ganze Theater hier im Saal wirklich schlimm hätte ausgehen können. Jetzt hatten Sie alle die Chance Ihr Gesicht zu bewahren und niemand musste zugestehen das er sich hat übervorteilen lassen, und jeder hatte die Chance zu beweisen das seine Worte wahr waren; sowohl er und seine Freunde als auch die Baronin konnten nun in Ruhe den Fall aufklären und das ganze vor allem nicht mehr vor großem Publikum ausdiskutieren.

"Werter Hauptmann Handgrat, ich vertraue auf Euer Ehrenwort und finde Euer Angebot daher sehr zuvorkommend. Ich werde die Chance nutzen und mich Eurem Angebot anschließen. Ich hoffe meine Freunde werden dieses Angebot ebenfalls annehmen, denn nur so können wir Euch entgegenkommen und beweisen das wir unschuldig sind. Der ganze Saal hier ist Zeuge dieser Vereinbarung, so sollte sicher gestellt sein das weder uns noch Euch etwas geschehen wird und das bis zum morgigen Mittag der Vorfall auf das genauste untersucht wird, damit der Gerechtigkeit genüge getan werden kann." Mir diesen Worten ging Erich auf den Hauptmann zu und reichte ihm seine Hand zum Gruße und um die Vereinbarung per Handschlag zu besiegeln.

  • Drucken