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Autor Thema: Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen  (Gelesen 7507 mal)

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Louis de Fromage Puant

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #60 am: 07.09.2019, 13:54:22 »
Louis stand hochaufgerichtet, die Schnurrbartspitzen nach wie vor bebend vor Zorn. Den Äußerungen der verschiedenen Seiten hörte er ansonsten mit sichtlicher Mühe beherrscht, aber reglos zu. Nur auf das Hilfsangebot Don Alfonsos fühlte er sich genötigt, dem Castillier eine förmliche Verbeugung zu machen und zu sagen: "Merci bien! Das Wort eines Ehrenmannes weiß iesch stets zu schätzen, Monsieur." An Tristan und Isolde gerichtet hingegen meinte er indigniert: "Iesch muss miesch dagegen verwahren, wie eine gemeine 'alunke in'aftiert zu werden! Allerdings bin iesch bereit, Eusch en contrepartie meine Ehrenwort zu geben, dass iesch miesch einer An'örung niescht entziehen werde." Das spürbare Nachlassen der Spannung und die Anbahnung eines möglichen Kompromisses beobachtete er mit einem gewissen Zweifel. Dennoch schob er den nur teilweise gezogenen Degen wieder gänzlich zurück und trat neben Jelena. Während Erich auf den Hauptmann zuging, flüsterte der Montaigner ihr leise zu: "Ihr seid eine mutige Mädschen. mademoiselle, aber es wäre mit meine Ehre absolument unvereinbar, eine petit demoiselle wie Eusch schmachten zu lassen in eine Kerker! Wir sind keine Barbaren in Montaigne." Womit er sich abwartend aufbaute, offenbar so bereit zu einer Einigung wie zum Kampf.

Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #61 am: 07.09.2019, 14:03:53 »
Auch von Don Tristan fiehl sichbar die Anspannung ab und er nahm demonstrativ seine Hand vom Griff seines Rapiers. Dann nickte er kurz Don Alfonso zu um dem Castillier für den Beistand zu danken.
Dann suchte er Jelenas Blick und deutete ein Kopfschütteln an. Ihr Angebot war ehrenhaft, aber ein Mann von Ehre würde keine Frau für seine Verwantwortung einstehen lassen. Den Rest hatte Louis bereits gesagt.
Dann wandte er sich an den Hauptmann. "Auch ich akzeptiere euer Wort und eure Einladung." dann suchte sein Blick Isolde. "und euch gebe ich vor diesen Zeugen mein Wort, dass ich mit dem Mord an eurem Bruder nichts zu tun hatte und dass ich ohne eure Erlaubnis die Stadt nicht verlassen werde ehe diese Angelegenheit nicht geklärt ist."

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #62 am: 09.09.2019, 06:12:24 »
Der Umschwung und das Angebot des Hauptmannes gaben Jelena weitere Indizien, dass sie Teil einer Intrige waren - vielleicht sollten sie aus der Sache herausgezogen oder gar um Hilfe gebeten werden. Beides wäre beim aktuellen Angebot möglich. So nahm sie ihre Hände in einer offfenen Geste zurück, deutete einen Knicks an und sprach gelassen, als hätte es das Wortgefecht zuvor nicht gegeben: "Dann fühle ich mich von eurem Wort und eurer Einladung sehr geehrt und werde diese selbstverständlich annehmen." Anschließend überließ sie es Erich, den Fokus der Aufmerksamkeit auf sich zu haben.

Sie hielt ihren Kopf leicht gesenkt, sodass ein Teil ihrer Haare ihr Gesicht verdeckte. Louis und Don Tristan, die sie direkt ansahen, konnten jedoch ein zufriedenes, hintergründiges Lächeln darauf erkennen. Bei Louis Worten wurde es sogar etwas breiter, bevor es sich normalisierte und ein höflich-freundliches wurde. Sie sah auf, sah Don Tristans Kopfschütteln und machte eine Andeutung von hochgezogenen Schultern gepaart mit einem entschuldigenden Blick, bevor sie Louis leise antwortete: "Danke und dann habe ich mich in euch nicht getäuscht, verzeiht diese kleine Herausforderung. Ich versuchte einen Weg zu finden, der für alle ehrenhaft ohne Waffeneinsatz endet." Nur das sie ihre Schuld zu begleichen versucht hatte, verschwieg sie zunächst.
« Letzte Änderung: 09.09.2019, 06:13:11 von Jelena Sejm Petrasowna »

Mondragor

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #63 am: 09.09.2019, 18:11:11 »
Handgrat wirkte erleichtert, als die Beschuldigten einlenkten, während die Schwester des Toten mit starrer Miene scheinbar ins Leere starrte. Das Fest war an dieser Stelle natürlich beendet, und nach und nach verließen die Gäste, aufgeregt miteinander tuschelnd, die Halle, während Jelena, Erich, Louis, Tristan, Finnegan und Friedrich mit Stefan Handgrat, dem Personal und Wachleuten zurückblieben. Auch Isolde verließ aufgelöst zusammen mit einer Zofe den Raum, als einige Bedienstete unter der Aufsicht des Arztes damit begannen, den Leichnam auf einer Bahre aus der Halle zu bringen.

Die kleine Gruppe stand dabei etwas abseits, und wenn auch die Verabredung getroffen worden war, dass sie am morgigen Tag die Burg verlassen würden können, so war doch auch implizit klar, dass sie hier und jetzt nicht einfach gehen konnten, wohin sie wollten.
Nach einer Weile, in der sich der Hauptmann sich zusammen mit verschiedenen seiner Leute um einige organisatorische Dinge - Nachforschungen wegen des Mordes, Sicherstellung von Beweisen und solches - kümmerte, kehrte er zu ihnen zurück und forderte sie mit einem "Darf ich Euch nun zeigen, wo Ihr die Nacht verbringen könnt?" auf mitzukommen.

Er führte sie über den Burghof an einer kleinen, freistehenden Kapelle vorbei, zu einem Nebengebäude, das von außen einen nicht besonders großen, aber dennoch gepflegten Eindruck erweckte - was nicht weiter verwunderte, wenn es als Gästehaus genutzt wurde. Die beiden Wachen, die ihnen gefolgt waren, wies er an, vor der Tür zu warten, und führte sie im Innern in eine Art Salon, von dem sie annahmen, dass sie hier zunächst warten sollten. Doch überraschenderweise griff der Hauptmann in ein Wandregal und löste etwas aus, wodurch das Regal aufschwang und sich dahinter eine schmale Treppe offenbarte, die sich nach unten wand.
"Würdet Ihr bitte vorangehen, ich habe etwas Wichtiges mit Euch zu besprechen." forderte er die Gruppe auf, und letztlich siegte die Neugier vor der Vorsicht - wenn ihnen denn überhaupt eine Wahl blieb - und sie folgten seiner Anweisung.

Die Treppe führte sie einige Meter weit nach unten, nur schwach beleuchtet vom Schein der Fackel, die Handgrat hinter ihnen trug, und sie mussten im Halbdunkel aufpassen, dass ihre Füße sicheren Tritt fanden. Am Fuß der Treppe angekommen, fanden sie sich in einem feuchten Gang, der direkt in den lehmigen Boden gegraben war. Die Decke war an regelmäßigen Stellen abgestützt, doch dennoch herrschte eine bedrückende Atmosphäre hier unten.
Es waren vielleicht nur zwanzig oder dreißig Schritt, bis sie auf eine Holztür stießen, doch kam es ihnen vor, als wären sie eine halbe Stunde unter der Erde gewandert.
"Klopft!" ertönte hinter ihnen die Stimme Handgrats, und sie folgten auch dieser Anweisung - worauf die Tür sich öffnete, und zu ihrer wohl noch größeren Überraschung Don Alfonso auf sie gewartet hatte, der sie wortlos hereinwinkte.

Der Raum, in den sie nun traten, war gemauert und die Luft deutlich weniger feucht als vorher im Tunnel, doch außer einer weiteren Tür befand sich hier nichts. Niemand erhob das Wort, und auch als sie schließlich alle, auch Stefan Handgrat, im Raum versammelt waren, herrschte weiter Schweigen. Nichts geschah, und es fühlte sich an, als ob Minuten so vergingen; doch gerade, als schließlich der erste die Geduld verlor und Luft holte, um die Stille zu brechen, öffnete sich die zweite Tür.

Heraus trat Dr. Vesalius, gefolgt von einer kleineren Person.

"Dann ist es nun wohl Zeit, die Scharade aufzulösen." sprach Tristan, Baron von Naumburg, als er hinter dem Arzt hervortrat.

Erich Janina Graustein

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #64 am: 10.09.2019, 10:01:38 »
Irgendwie hatte Erich die ganze Zeit ein komisches Gefühl im Bauch als sie dem Hauptmann in den verborgenen Raum folgten. Doch das was sie dort dann erwartete übertraf alles was sich Erich hätte jemals ausdenken können.

Mit leicht offenem Mund stand Erich da als plötzlich der Baron vor Ihnen stand. Es dauerte einen Moment bis er reagieren konnte. "Verzeiht Eure Hoheit, es erfreut mich natürlich Euch wohl auf zu sehen, doch Glaube ich das Ihr uns nun eine Erklärung schuldet. Was wird hier gespielt?", dabei schaute Erich in die Runde und versuchte zu begreifen was hier gerade passiert.

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #65 am: 11.09.2019, 06:19:19 »
Während die anderen Gäste den Ort des Geschehens verließen und nur Personal das Barons und ihre Gruppe zurückblieben, versuchte Jelena möglichst viel von den Untersuchungen, deren Ergebnissen und der nebenher stattfindenden Meinungsaustausche mitzubekommen. Sie selbst sprach niemanden an, trat aber, wenn es ging, heran und hörte zu. Der Aufforderung des Hauptmannes mitzukommen folgte sie mit einem Nicken.

Nachdem ihr unterwegs die nicht nennenswerte Bewchung auffiel, wurden ihre Ahnungen mit der Öffnung des Geheimganges und der Ankündigung einer Besprechung durch Handgrat bestätigt. Mit einem zufriedenen Lächeln, das sich kurz auf ihren Lippen zeigte, sprach sie: "So etwas ahnte ich bereits, aber hättet ihr das nicht einfacher machen können?" und trat ohne zu zögern ein. Im Halbdunkel bei schwachem Licht unterwegs zu sein schien ihr nichts auszumachen, allerdings musste sie ziemlich aufpassen, ihr Kleid nicht zu beschmutzen oder zu beschädigen.

Am Ziel angelangt nahm sie eine Position möglichst am Rand, nahe der Wand, ein. Das Schweigen wartete sie noch geduldig ab, der Auftritt des vermeintlich Toten ließ sie erstaunt die Augenbrauen hochziehen. Sie hatte mit einigem gerechnet, aber doch nicht mit einer solchen Täuschung. Mit etwas Mühe behielt sie ihre Fassung, denn ihre Segnung erlaubte ihr keine starken Reaktionen. So blieb sie stumm und gespannt, die Arme vor der Brust verschränkt.


Louis de Fromage Puant

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #66 am: 14.09.2019, 11:49:56 »
"De rien, mademoiselle" erwiderte Louis mit einer angedeuteten Verbeugung gegen Jelena. Er schien sich durchaus geschmeichelt zu fühlen, denn ein leichtes Lächeln spielte dabei um seine Lippen. Was der Montaigner hingegen von dem ganzen Vorgang um die Anklage hielt, war seiner Miene nicht recht anzusehen. Er zog lediglich eine Augenbraue hoch und zwirbelte seinen kunstvollen Schnurrbart, als man sie durch die geheime Tür führte. Seine Bewegungen besaßen zwar etwas von der ständigen Wachsamkeit und Bereitschaft einer Raubkatze, doch machte er keine Anstalten, seine Hand am Degen zu halten, während man dem Hauptmann folgte. Vielmehr bot er mit selbstverständlicher Geste Jelena seine Hand als Stütze beim Bewältigen der steilen Stufen an, als bewege man sich in höfischer Umgebung durch ein Schloss seiner Heimat. Mit betonter Zurückhaltung sah er sich in dem engen Gelass um, das sie schließlich erreichten. Erst als man sie warten ließ, runzelte der Musketier die Stirn mit sichtlich wachsender Ungeduld, und in der Tat war er kurz vor einer scharfen Frage, was dieses neuerliche Spiel nun bedeuten solle, da sich der Baron mit seinem Begleiter zeigte. Hier endlich wanderten beide Augenbrauen zugleich in die Höhe. "Monsieur le baron..." grüßte er höflich, wenn auch ein wenig kühl und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Iesch bin untröstliesch, doch iesch muss darauf bestehen, die 'intergrund für diese charade zu erfahren, messieurs."

Mondragor

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #67 am: 15.09.2019, 15:48:39 »
"In der Tat, ich schulde euch eine Erklärung." nickte der junge Baron. Es war nicht ganz klar, ob es nur an den Lichtverhältnissen lag, aber er wirkte immer noch beinahe totenbleich. "Zunächst einmal muss ich mich entschuldigen für die Anschuldigungen, die gegen euch erhoben wurden. Mir ist bewusst, dass wir eure Ehre öffentlich in Frage gestellt haben, doch es gibt schwerwiegende Gründe dafür, die ihr gleich erfahren sollt.

Seit mein Vater gestorben ist, hat der Druck auf mich und diese Baronie stetig zugenommen. Druck, der von Seiten Roswithas von Wirsche auf uns ausgeübt wird, die sich Naumburg ihrem Reich einverleiben will. Mehrere Delegationen hat sie in den letzten Monaten gesandt, deren Anspielungen immer offener in Drohungen übergegangen sind: Sollte ich mich nicht öffentlich Roswitha anschließen, wird mir mehr oder weniger unverhohlen damit gedroht, dass sie sich Naumburg mit Gewalt nimmt. Nun hat Eisenfürstin Wirsche bereits gezeigt, dass sie vor einem solchen Schritt nicht zurückschreckt - sie hat bereits mehrere kleinere Territorien in ihrer Umgebung eingenommen. Und die anderen Eisenfürsten haben es zugelassen, wohl aus Angst vor Roswithas Armeen, und vielleicht noch mehr vor Heinrich Dray, dem Kommandanten der Eisengarde in Wirsche. Er ist ein begnadeter Offizier - und dazu ihr Liebhaber, wie zumindest alle Welt behauptet.

Nun, selbst wenn ich mich für Wirsche erklären wollte, und das ist nicht der Fall, würde ein solcher Schritt fast sicher einen Krieg zwischen Pösen und Wirsche heraufbeschwören. Wir hier in Naumburg wären umkämpftes Gebiet, und marodierende Soldatenhorden würden unsere Baronie verwüsten. Das kann ich nicht zulassen!"


Während der junge Mann dieses Schreckensszenario heraufbeschwor, verhärteten sich seine jugendlichen Züge immer mehr. Bei den letzten Worten stand er mit geballter Faust in dem kleinen Raum und brüllte die Gruppe beinahe an. Dann jedoch, scheinbar erschrocken über sich selbst, beruhigte er sich wieder ein wenig.

"Ihr fragt euch sicherlich zu Recht, was das mit alledem zu tun hat. Nun, meine Situation ist, wie ihr gehört habt, recht verzweifelt. Egal, was wir tun, ein Krieg auf unserem Land erscheint unausweichlich. Inzwischen haben meine Informanten mir zugetragen, dass Wirsche Einheiten in die Nähe der Grenze verlegt. Ein Angriff scheint kurz bevorzustehen - und deshalb hat eine kleine Gruppe von Verschwörern einen verwegenen Plan gefasst: Stefan, mein loyaler Hauptmann, Dr. Vesalius, Don Alfonso, und natürlich meine Schwester.
Ihr wird die Aufgabe zukommen, Roswitha von Wirsche in dem Glauben zu lassen, sie lasse sich auf ihre Seite ziehen, um dadurch Zeit zu gewinnen, in der sie ihre Truppen zurückhält.

Diese Zeit muss ich nutzen. Ich werde die Eisenlande inkognito bereisen, mit dem Ziel, eine Allianz gegen Wirsche auf die Beine zu stellen. Es ist eine womöglich lächerliche Idee, dass gerade mir dies gelingen soll, doch es ist die einzige Chance, die sich uns bietet. Wenn Roswitha fürchten muss, dass andere Eisenfürsten Pösen zur Seite springen, wenn es angegriffen wird, dann wird selbst sie sich einen solchen Schritt zweimal überlegen.

Und hier kommt ihr ins Spiel, und es ist eine undankbare Aufgabe, die ich euch abverlangen will: Ihr müsst sterben, genauso wie ich gestorben bin - übrigens dank eines fantastischen Mittels, dass Dr. Vesalius von seinen Studien in den Halbmondreichen mitgebracht hat. Doch euer Ruf wird leiden müssen, zumindest solange, bis wir unser Ziel erreicht haben und uns offenbaren können.

Mein Leichnam ist in der kleinen Kapelle aufgebahrt, die zufälligerweise größtenteils aus Holz besteht. Ihr werdet euch nächtens aus eurer sträflich schlecht bewachten Unterkunft schleichen, um zu fliehen - vorher wollt ihr euch jedoch vergewissern, dass ich tatsächlich tot bin. In der Kapelle trefft ihr auf Hauptmann Handgrat, der an meiner Seite wacht. Es kommt zum Kampf, bei dem einige der zahlreichen Kerzenständer, die zu meiner Totenwacht entzündet wurden, umkippen und letztlich die Kapelle in Brand setzen. Handgrat kann mit letzter Kraft die Tür von außen verriegeln und fliehen - die Kapelle brennt ab und am nächsten Tag werden die verkohlten Überreste des Barons und der sechs Übeltäter gefunden werden.

Das zumindest wird die offizielle Geschichte sein, die Hauptmann Handgrat verlauten lässt. Auch wenn es die eine oder andere logische Lücke gibt, bin ich sicher, dass niemand genauer nachfragen wird, denn Stefan Handgrat ist ein Mann, der über allen Zweifeln steht.

In Wirklichkeit werden wir im Schutze der Dunkelheit und mit Hilfe eines weiteren geheimen Tunnels die Stadt verlassen und uns auf den Weg zum Angenehmen Wald machen. Dies hat mein Vater mir einst hinterlassen: Findest du dich jemals in einer ausweglosen Situation wieder, so gehe in den Angenehmen Wald und suche Perchta."


Die Stimme des Barons klang nach dem langen Monolog bereits etwas krächzend, und nun sah er einem nach dem anderen tief in die Augen:
"Ich weiß, dass ihr mir nichts schuldet, und ich kann einzig und allein an euren Gerechtigkeitssinn appellieren. Als ihr in die Stadt gekommen seid, war es wie ein Wink des Schicksals: In unserer größten Not kommen Fremde, die sich als Helden erwiesen haben. Was wir über euch gehört haben, ließ uns beschließen, den Plan jetzt und auf diese Weise umzusetzen. Alleine habe ich nur wenig Chancen, mein Ziel zu erreichen - wahrscheinlich würden Räuber oder Schrecken mich bereits nach kurzer Zeit aufhalten. Versucht hätte ich es dennoch. Stefan, Don Alfonso und Dr. Vesalius können mich nicht begleiten - sie werden hier benötigt, und wie sollten sie erklären, dass sie die Stadt direkt nach meinem Tode verlassen? Jemand anderen konnten wir nicht einweihen, denn auch in dieser Stadt gibt es Spione, und je weniger Menschen von unserem Plan wissen, desto sicherer.
Ihr jedoch kommt von außen, und Fremden trauen die Menschen alles zu. Das macht euch zu idealen Verbündeten für unseren Plan. Deshalb frage ich euch ganz offiziell: Wollt ihr mir helfen, mich durch die Eisenlande zu geleiten und die Eisenfürsten auf meine Seite zu ziehen?"
« Letzte Änderung: 15.09.2019, 15:51:54 von Mondragor »

Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #68 am: 18.09.2019, 05:33:38 »
Es war ein angenehmer Abend mit angeregten und interessanten Gesprächen aber wie sagte man stets? Man sollte aufhören wenn es am schönsten war. Leider hatte Friedrich in diesem Fall gar nicht die Wahl, denn der Baron war irgendwie vergiftet worden und sie, die Ehrengäste, sollten es gewesen sein. Damit war das Fest wohl oder übel vorbei. Natürlich wehrten sie sich alle gegen diese Anschuldigungen. Auch Friedrich wollte und konnte so etwas nicht auf sich sitzen lassen. Nach einer Weile schafften sie es, einen Kompromiss zu finden. Sie sollten die Nacht auf der Burg verbringen und würden natürlich dabei helfen, diese Sache aufzuklären. Nichts lieber als das, dachte sich Friedrich. Niemals würde er versuchen zu fliehen oder gegen die Wachen vorgehen. Der einzig logische Ausweg schien diese Übereinkunft zu sein.
Hauptmann Handgrat führte sie zu ihrer Bleibe und hier begann es seltsam zu werden. Sie wurden in einen Geheimgang geführt und auch wenn sich Friedrich sicher war, dass sie nicht in Gefahr waren, war ihm dennoch etwas mulmig zumute. Zusammen liefen sie durch einen feuchten Gang und betraten einen kargen Raum, wo auch Don Alfonso auf sie wartete. Doch noch sehr viel interessanter war die Person, die kurz darauf zu ihnen stieß. Niemand anderes als Tristan, der Baron von Naumburg. Überrascht hob Friedrich eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war offensichtlich, dass sie alle Teil eines größeren Plans geworden waren und der Baron ließ nicht lange auf sich warten, nachdem mehrere Mitglieder der Gruppe um Erklärung baten.

Es ging um die Vergangenheit und Zukunft. Um Politik und Krieg. Vor allem aber ging es um einen Plan, der verhindern sollte, dass Naumburg Spielball im Krieg wurde. Es war in Friedrichs Augen schon irgendwie lustig, dass das Thema so angesprochen wurde. Auf dem Fest hatte er sich zumindest kurz mit dem Baron darüber unterhalten können. Es war ihm dabei vor allem um Erich gegangen, der mit dem Krieg durch seine Herkunft sehr viel mehr Probleme als andere in der Gruppe hatte. Doch nun schien es, als würden sie alle in diese Sache hineingezogen werden. Und das auf eine Art und Weise, die ihm nicht so ganz gefallen wollte. Es war tatsächlich eine sehr undankbare Aufgabe. Sie sollten ihren Ruf zerstören und auf eine gefährliche Mission gehen, um den Baron zu unterstützen. Keine einfache Entscheidung, die Tristan da von ihnen abverlangte. Auf der anderen Seite war es natürlich auch ein sehr großer Vorteil, dem Baron zu helfen. Sollten sie das tun, würde ein jeder von ihnen einen sehr mächtigen und einflussreichen Freund auf ewig haben.

Trotzdem war die Frage irgendwie lächerlich. "Unser Ruf ist ohnehin zerstört." antwortete Friedrich schließlich ehrlich. "Selbst wenn wir uns weigern und offiziell erklärt wird, dass wir nichts mit dem Mord zu tun hatten, wird es Zweifler geben." Ihm war nur wichtig, dass noch einmal zu erwähnen. Auch wenn sie eine Wahl hatten, so war nur eine von den beiden Optionen wirklich sinnvoll. Der Monsterforscher schwächte seine harten Worte aber sofort ab. "Unabhängig davon, werde ich euch gerne helfen. Die Eisenlande haben schon genügend Probleme. Wenn es eine Chance gibt, den kommenden Krieg zu verhindern, dann möchte ich alles in meiner Macht stehende tun, um dabei zu helfen." Die Eisenlande waren schließlich seine Heimat und er versuchte sie seit Jahren zu einem besseren Ort zu machen - indem er Monster erforschte und jagte. Dieses Mal gab es einen anderen Weg dem Land zu helfen.

"Ich bin außerdem davon überzeugt, dass ihr mehr Erfolg mit eurem Plan haben werdet, als ihr selbst glaubt. Naumburg und auch ihr habt einen außerordentlich guten Ruf. Ich bin durch meine Tätigkeit zwar etwas eingerostet was politische Themen angeht aber ich bin sicher, dass ihr mit mehr Zuspruch rechnen könnt, als ihr glaubt. Vor allem wenn ihr die erste Hürde übersprungen habt. Je mehr Verbündete ihr findet, desto einfacher wird es." Der Plan, ihren Tod vorzutäuschen, schien soweit machbar und sinnvoll zu sein. Sicherlich gab es einige Probleme mit der Geschichte - wie der Baron zugab - aber es gab genügend eingeweihte Personen, die dafür sorgen konnten, diese Probleme zu bereinigen. Es gab allerdings eine Sache, die Friedrich neugierig werden ließ. "Wer ist diese Perchta, von der ihr gesprochen habt und wieso hat euer Vater euch geraten, sie aufzusuchen?"

Mondragor

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #69 am: 18.09.2019, 08:09:13 »
Die Antwort des Barons war ebenso kurz wie wenig erhellend: "Das, mein lieber Mitverschwörer, ist eines der Dinge, die wir herausfinden müssen. Mein Vater hat weder vorher noch danach jemals wieder diesen Namen in den Mund genommen, und meine Nachforschungen, die ich nicht offen betreiben wollte, haben nichts ergeben."

Erich Janina Graustein

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Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #70 am: 18.09.2019, 19:44:21 »
"Nur um unseren ausländischen Freunden hier zu bestätigen was der Baron hier gerade berichtet entspricht der Wahrheit. Diese Roswitha ist wirklich eine Kriegstreiberin, und es gibt sogar noch viel grausamere Gerüchte zu Ihr und Ihren Vorhaben. Doch dies alles hier näher zu besprechen würde den Rahmen wohl sprengen und zu viel Zeit in Anspruch nehmen", meinte Erich um die Worte des Barons ein wenig zu untermauern, denn er war sich nicht wirklich sicher in wie weit seine neuen Freunde schon in die politischen Hintergründe der Eisenlande eingeweiht waren.

Danach wandte Erich sich erneut direkt an den Baron "Ich stehe als Krieger für mein Heimatland Pössen ein, und werde immer versuchen einen Krieg zu vermeiden, denn die Eisenlande haben schon zu viel geblutet um hier noch weiteres Blut zu vergießen. Wenn es also darum geht Roswitha die Stirn zu bieten und einen Krieg zu verhindern, dann könnt Ihr jederzeit auf meine Klinge zählen. Doch müsst Ihr verstehen das Euer Plan dann doch schon für einige von uns sehr unangenehme Nebenwirkungen haben könnte. Ich möchte erst gar nicht daran Denken was meine Familie machen wird wenn sie von meinem unehrenhaften Tod erfahren wird. Ganz abgesehen von der unnötigen Trauer die ich sie aussetzte. Von daher würde ich gerne darum Bitten das nach erfolgreicher Mission unser Ruf wieder tadellos hergestellt wird, und falls wir bei Eurem Plan wirklich scheitern sollten und dann vielleicht sogar wirklich zu Tode kommen sollten, dann würde ich Euch Bitten das der Hof von Naumburg dafür sorgt das wenigstens unsere Familien davon erfahren was wir wirklich vor hatten."

Nach einer kurzen Pause setzte Erich ein zweites mal an "Achja, da wir alle natürlich nicht auf einen solchen unerwarteten Aufbruch vorbereitet waren, wäre es natürlich sehr vorteilhaft wenn es Euch gelingen würde uns unsere Ausrüstung zukommen zulassen oder zumindest entsprechenden Ersatz stellen könntet. Denn gerade ich finde mich so ohne die gewohnte Rüstung am Laib und dem Schwert auf dem Rücken doch etwas nackt; aber beides war auf Eurem Ball nicht gerade angebracht dort zu tragen. Ich persönlich hatte vor hier in der Stadt noch ein neues Pferd zu kaufen. Wäre es Euch möglich hier so kurzfristig noch aus zu helfen? Ich werde natürlich dafür bezahlen[1]. Ich suche ein schnelles und ausdauerndes Pferd welches schon gut ausgebildet wurde."
 1. 1 Punkt Reichtum

Kapitel 1: Ein Fest mit Folgen
« Antwort #71 am: 18.09.2019, 23:48:41 »
Don Tristans erste Reaktion auf das unerwartete Erscheinen des gänzlich unversehrten Barons waren Unglauben, Wut und Empörung. Allerdings lies sich der junge Hidalgo nichts anmerken und beherschte sich bis
ihr Gastgeber seine Erklärung geliefert hatte.
Die Erklärung schien ihm passend. Auf seiner Reise durch Pösen hatte er eine Menge Geschichten und Gerüchte über die Eisenfürstin, ihre Pläne und ihren Ehrgeiz gehört. Die jungen und abenteuerlichen und ehrgeizigen unter ihren Untertanen sprachen mit Vorfreude und Bewunderung von der neuen Macht die ihre Herren bald innehaben werde und das Ansehen dass ihr Fürstentum und seine Bewohner in den ganzen Eisenlanden geniesen würden.
Die Älteren, die sich nur zu gut an den letzten Krieg erinnern und die vorsichtigen, die für ihre Geschäfte auf Frieden und Ordnung angewiesen waren sprachen von den gleichen Dingen mit Angst und Ablehnung - aber mit größerer Heimlichkeit und Vorsicht.
Folglich hatte Don Tristan wenig Zweifel, dass der junge Baron die Wahrheit sprach. Die ausgeklügelte Täuschung wäre wohl sonst auch viel zu aufwendig gewesen.
Das Friedrich und Erich, die sich in eisenländischer Politik gewiss besser auskannten er selbst, den Plan für offenbar für durchführbar hielten tat sein übriges.
Als der junge Hidalgo schlieslich sprach reichte seine Selbstbeherrschung nicht ganz aus um die Emotioinen
aus seiner Stimme zu halten und auch der castilische Akzent viel schwerer als sonst aus:
"Unter einer Bedingung bin ich dabei. Meine Schwester hat genug unter dem Schicksal unserer Familie gelitten. Ich werde sie unter keinen Umständen im Glauben lassen ich sei unter solch unehrenhaften Bedingungen gestorben. Sie lebt mit ihrem Mann in Vendel. Ich werde ihr einen Brief mit der  Wahrheit schreiben.", er hob beruhigend die Hand,"auf castillisch. Und wenn Don Alfonso mir sein Wort gibt, persönlich dafür zu sorgen das dieser Brief meine Schwester Estrella in Vendel erreicht so bin ich dabei. - und wie Señor Graustein wüsste auch ich es zu schätzen meine Ausrüstung aus unserem Gasthaus zu erhalten. Vielleicht könnte Señor Handgrat sie als Beweismittel beschlagnahmen? Als Arzt werde ich euch ohne meine chirugischen Instrumente wenig nutzen und meine Stute ist eines der wenigen Dinge, die ich aus meiner Heimat noch besitze."
Mit keiner Silbe geht der höfliche Hidalgo auf das offensichtliche ein: Der Baron und seine Mitverschwörer können keinen von ihnen laufen lassen und riskieren, dass derjenige sie an die Eisenfürstin verkauft. Nein Danke war hier also offensichtlich keine ernsthafte Option wenn man nicht im midesten die nächsten Monate oder gar Jahre in einem Verlies oder der Einfachheit halber in einem Grab verbringen wollte.
Aber ohne den Brief würde Don Tristan sich auf dieses Spiel nicht einlassen. Also blieb ihm nur zu hoffen, dass Don Alfonso sein Wort geben und der Baron und Handgrat die Bedingung akzeptieren würden. Fragend sah er zunächst zu dem geheimnisvollen Castillier.
« Letzte Änderung: 18.09.2019, 23:57:45 von Don Tristan de la Verde »

Mondragor

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« Antwort #72 am: 20.09.2019, 17:53:50 »
Der Baron ließ sich ein leichtes Lächeln entlocken, als sein "Vorschlag" zaghafte Zustimmung erfuhr. "Eure Ausrüstung wird in diesem Moment bereits beschlagnahmt. Hauptmann Handgrat wird alles zu einem Treffpunkt außerhalb der Stadt bringen, von wo aus wir unsere Reise beginnen werden. Einige ausgewählte Stücke würde ich jedoch gerne in der Kapelle belassen, wo sie nach dem Brand zu eurer Identifikation dienen werden. Es ist leicht, einige Leichen dort zu platzieren, doch das ein oder andere Kleidungs- oder Schmuckstück wird helfen, allzu neugierige Fragen zu vermeiden."

Derweil antwortet Don Alfonso auf die Bitte seines Landsmannes: "Werter Don Tristan, selbstverständlich werde ich persönlich dafür bürgen, dass Eure Schwester den Brief erhält. Und ich möchte auch den anderen Anwesenden anbieten, einen nahen Verwandten zu informieren, den Ihr für vertrauenswürdig erachtet.
Mit Euch, Don Tristan, würde ich ohnehin gerne ein paar private Worte wechseln, sobald wir diesen engen Raum verlassen haben."

Louis de Fromage Puant

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« Antwort #73 am: 21.09.2019, 14:07:55 »
"Hmm..." brummte Louis und machte eine bedenklich Miene. Einerseits stellte die Frage des Barons ziemlich exakt dar, wonach er gesucht hatte: Eine Gelegenheit, sich in einer Weise zu betätigen, die einem Edelmann und Helden wohl anstand! Andererseits wollte dem stolzen Montaigner just der Schimpf nicht schmecken, der seinem Namen, dem Plan des Adeligen folgend, angetan würde, und wenn es auch nur vorübergehend sein sollte. "Bon..." meinte er jeddoch, als er endlich zu einem Schluss gelangt war. "Iesch erkläre miesch einverstanden, da Eure Beweggründe miesch überzeugen. Was die Ausrüstung betrifft, so darf iesch wohl darauf reschnen, dass wir mit Eurer 'ilfe niescht in die Verlegen'eit kommen werden, etwas zu vermissen, was uns wird sein, mh... indispensable?"

Erich Janina Graustein

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« Antwort #74 am: 21.09.2019, 15:28:35 »
Erich kam direkt auf das Angebot von Don Alfonso zu sprechen und antwortete auf sein Angebot hin "Ja ich hätte da tatsächlich eine Person im Sinn der ich gerne ein paar Zeilen zukommen lassen würde. Von daher wäre ich sehr dankbar wenn Ihr einen Brief an Anna Cornelia von Hauenstein überbringen könntet."

Danach wandte er sich an Dr. Vesalius "Euch vertraue ich natürlich das Ihr dafür sorgt das der meinige Ruf der Ruf meines Freundes Friedrich bei unseren gemeinsamen Freunden gewahrt wird, und das diese Mission auch gewisses Gehör bei entsprechenden Personen findet, sobald die Mission vollendet ist."

Zum Schluß wandte sich Erich dann noch einmal an den Baron "Da ich gerade eben erst ein neues Schwert erworben habe, und mich damit noch niemand gesehen hat, wäre es wohl ein brauchbares Beweismittel wenn ich Euch mein altes Schwert überlasse. Jeder der mich kennt wird auch dieses Schwert erkennen, und alle anderen werden zumindest wissen das ich derjenige aus der Gruppe bin der mit diesem Schwert umzugehen wusste. Oder benötigt Ihr noch einen anderen persönlichen Gegenstand für Euren Plan?"

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