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Autor Thema: Ein Umweg nach Osten  (Gelesen 4107 mal)

Beschreibung: Prolog

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Cerebro

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #45 am: 08.08.2019, 15:27:45 »
Chahar stockt kurz und blickt die rothaarige Yalena ungläubig an. Dann schüttelt er den Kopf. "Auch wenn du nicht unseren Glauben teilst, Schwester - du bist wahrlich von der Lebenden Flamme geküsst!" Er dreht sich zu seinen Männern um. "Seile! So viele ihr auftreiben könnt. Schnell! Beeilung!"

Die Männer kommen in Bewegung. In nur kurzer Zeit haben sich dank des überwiegend leeren Stauraums ausreichend viele ungenutzte Seile gefunden, die von vielen geschickten Händen zusammengeknotet werden. Chahar persönlich bindet Yalena eine Art Geschirr, das sie an den Schultern und der Hüfte fixiert. Es endet am Rücken in einem von vielen Seemannsknoten, der sich an weitere Seile klammert, die ihre Rettungsleine bilden. Auch wenn alle schnell und geschickt zu Werke gehen, verschlingt die Vorbereitung kostbare Minuten - Zeit in der unklar ist, wie es um die anderen draußen steht. Der Donner ist nun bald mitten über ihnen, Blitze schlagen wie wild und das Schiff ist nur noch ein Spielball der Gezeiten...

Als Chahar seine Arbeit beendet, dreht er Yalena zu sich um und greift nach ihrem Unterarm. "Was auch immer geschieht - große Taten leben ewig. Ich wünsche dir Glück!"
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 15:35:12 von Cerebro »

Yalena

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #46 am: 08.08.2019, 15:43:57 »
Bei den Göttern. Sie hat es ausgesprochen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Chahar ist von der Idee überzeugt. Sie ist gut, da ist sie sich sicher. Wenn sie das hier schafft und sie diese Reise lebend überstehen, fällt sicherlich noch etwas Besonderes für sie ab. Yalena nickt, durchnässt aber entschlossen. Sie ist froh, dass sie nicht lange mit ihrem Plan gezögert hat. Vielleicht hätte sie sich doch noch im letzten Moment umentschieden. Es sollte nicht zu gefährlich sein, oder? Wahrscheinlich kann Einar allein sie bereits mit einem Ruck hineinziehen. Während ihr das improvisierte Geschirr angelegt wird, versucht sie etwaige Bedenken weit nach hinten zu schieben. Das kann sie jetzt überhaupt gebrauchen! Lieber denkt sie an den Nervenkitzel, die Euphorie. Sind Momente wie diese nicht die Würze, die das Leben ausmachen? Wie auch immer. Jetzt und hier fühlt sie sich äußerst lebendig. Sie fühlt sich, als könnte sie etwas Entscheidendes leisten.

Schließlich ist es soweit. Nachdem sie selbst noch einmal das Geschirr kontrolliert hat, seufzt sie leise aus und sieht zu Chahar. Yalena erwidert den Druck seiner aufrichtigen Geste und nickt noch einmal.

"Ich vertraue euch - haltet euch nur bereit!"

Vor der Luke wirft sie den Männern noch ein letztes Lächeln zu. Dann wirft sie sich erneut gegen das Unwetter und betritt das Deck. Mit einer Hand schirmt sie ihre Augen ab und versucht zu erkennen, ob sich an der misslichen Lage der Seeleute etwas verändert hat...

« Letzte Änderung: 08.08.2019, 15:48:09 von Yalena »

Einar

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #47 am: 08.08.2019, 15:47:47 »
Einar gefällt der Gedanke nicht, die Kleine alleine loszuschicken, aber vermutlich ist das tatsächlich die beste Idee. Er wird sie notfalls einfach zurückziehen, wenn er das Gefühl hat es wird zu gefährlich  - ob es ihr dann passt oder nicht. An Cahar gewandt meint er bloss „Wo ich herkomme, nehmen wir unser Schicksal in die eigenen Hände. Wenn dich Vater Wolf herausfordert, stirbt der zuerst, der den Schwanz einzieht.“ Yalena hat eindeutig Tharag Thule im Blut.
Er greift das verlängerte Seil schliesslich an erster Stelle, um auch als erster daran ziehen zu können.

Kiran Arun

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #48 am: 08.08.2019, 15:52:16 »
Kiran blickt der kullernden Weinflasche hinterher und klammert sich weiterhin an seiner Koje fest, während er durchgängig und beruhigend auf Ashina einredet.
So schnell kann sich eine Situation ändern. Vor einigen Stunden haben noch 5 Leute darum gespielt, wer diesen edlen Tropfen sein Eigen nennen darf und nun spielt er für niemanden mehr eine Rolle. Schlimmer noch, dort oben kämpfen vermutlich etliche der Besatzungsmitglieder ums nackte Überleben und sollten die Planken brechen, sind Sie eh allesamt verloren.
Immer wieder wandert sein Blick zu der Treppe auf der sich mittlerweile einige Seeleute versammelt haben, jedoch nicht nach draußen treten.
Vermutlich ist es tatsächlich das beste einfach hier zu verharren, bis das Unwetter nachlässt und zu hoffen, dass der Schiffsbauer sein Handwerk verstanden hat, als er die Weiße Dirne zusammengezimmert hat.
Das Gefühl nicht helfen zu können nagt tief an Ihm aber wenn er wirklich nach oben gehen sollte, wäre er vermutlich nur noch mehr Balast für die erfahrenen Seeleute. Und Ashina alleine zu lassen war definitiv keine Option für Ihn.

Cerebro

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #49 am: 08.08.2019, 16:23:59 »
Als das Schiff abermals wankt, kullert Kiran die Weinflasche direkt vor die Füße. Er könnte sie ergreifen, ehe die nächste Welle sie sicher wieder in die andere Richtung rollen lässt. Daran anschließend wird es immer ungemütlicher und die Dinge fangen langsam an, hin und her zu fliegen, anstatt nur über den Boden zu poltern. Anisha wird immer unruhiger...

Yalena blickt sich an der Luke um und stellt mit Bestürzung fest, dass die beiden Kameraden an der Reling Backbord verschwunden sind. Ihr Blick wandert zur Mitte des Schiffes, wo sich am Mast noch zwei andere befunden hatten. Einer davon fehlt nun ebenfalls - allein der vierte hat sich mit Seilen scheinbar irgendwie festbinden können und ist noch immer zu sehen, obgleich er ständig hinter aufschäumender Gischt verschwindet. In diesem Moment reitet das Schiff eine gigantische Welle und Yalena sieht am Mast vorbei den verzogenen Himmel, anstatt das Meer. Gehen ist in dieser Situation unmöglich und ohne Werkzeug wird sie es vermutlich auch nach dieser Welle nicht weit schaffen.[1] Sie denkt an ihren Dolch, der ihr beim 'Klettern' helfen könnte, doch ihr fehlt dir Kraft eines Einars. Das Seil wird sie vielleicht davor bewahren, von Bord geschleudert zu werden, aber ungebremst gegen irgendetwas auf dem Schiff zu krachen, könnte ihr sämtliche Knochen brechen.

Dann erreicht das Schiff den höchsten Punkt und aus dem Himmel wird die schwarze Masse des Meeres, die mit erschreckender Geschwindigkeit näher rückt. Nie hat sich die Rothaarige auf See solchen Gezeiten ausgesetzt gesehen. Das Schiff kracht ins Wasser und die obere Hälfte des Mastes bricht und fliegt davon, ehe sich die Galeere wieder einigermaßen fängt. Mit brennendem Salz in den Augen blickt Yalena nach vorne und sieht noch immer den Mann am unteren Teil des zerstörten Mastes angebunden. Jetzt oder nie...[2]
 1. Ich werde einen Malus auf das nächste Vorwärtskommen legeb, nur damit du vorgewarnt bist. Ziehe eventuelle deine Schicksalspunkte in Erwägung.
 2. Eigentlich würde ich die Lage als Sehr oder sogar Extrem Schwer einschätzen, aber im Sinne des frühen Spiels und ungesteigerter Chars belasse ich es bei Schwer: -2 Malus bei einem Wurf auf Geschick + Seefahrer, um zum Mast zu gelangen.
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 16:31:48 von Cerebro »

Yalena

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #50 am: 08.08.2019, 17:05:40 »
Das anfängliche Hochgefühl wird schnell von der gespenstischen Gewissheit getrübt, dass die Seeleute irgendwo in den schwarzen Tiefen des unendlichen Meeres verschwunden sind. Die Reling ist leergefegt, als hätte nie jemand dort gestanden und mit dem Tod gerungen. Ernüchtert schaut sie zum Mast. Auch dort fehlt jemand bereits. Eine einzige einsame Person scheint sich in letzter Not festgebunden zu haben. Unablässig wird er von der Gischt umspült, wie geifende Köter, die sich nach seinem Fleisch verzehren. Schwankend stolpert sie voran und findet sich im nächsten Moment auf dem Deckboden wieder. Das Blut gefriert ihr in den Adern, als das Schiff wie ein  Spielzeug aus dem Wasser ragt und sie den Himmel erblicken kann. So etwas erlebt sie zum ersten Mal mit eigener Haut. Einar hätte seine bewährte Methode anwenden können, sie dagegen...!

"Ah...!" Instinktiv kleingemacht, die Hände über den Kopf, sieht sie mit aufgerissenen Augen an wie sich ein guter Teil des Mastes verabschiedet. Hastig fährt sie sich über die Augen, befürchtet schon es hätte auch den Letzten mitgerissen...Aber das Glück muss heute mit ihm sein. Wie von selbst, als wäre nicht sie sondern jemand anderes Herr über ihre Bewegungen, kriecht sie mechanisch vorwärts und gelangt wie durch ein Wunder doch noch an ihr Ziel.[1]Die Rothaarige ist bleich, aufgewühlt und kann durch das salzige Wasser nur Schemen erkennen, als sie vorsichtig allmählich aufschaut.

"Lebst du noch?! Kannst du dich rühren? Die Anderen haben mich, sie sollten uns sicher ins Innere ziehen können..." Ruft sie gegen den Wind und riskiert einen Blick...
 1. Den Mast erreichen: Erfolg mit 12
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 17:11:08 von Yalena »

Kiran Arun

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #51 am: 08.08.2019, 17:20:18 »
Ein Donnerschlag folgt dem vorherigen. Ein hölzernes Krachen dem nächsten und nicht nur auf Deck sondern auch im Inneren des Schiffes wird es von Sekunde zu Sekunde ungemütlicher und durch die umherfliegenden Gegenstände auch gefährlicher.
Als die Weinflasche plötzlich direkt vor seine Füße rollt, erfasst Ihn plötzlich das Bedürfnis nach dieser zu greifen.
Allerdings verdrängt er dieses Bedürfnis gleich wieder als er spürt, dass seine Gefährtin immer unruhiger zu werden scheint.

Sein Griff ins Fell des Wargs wird automatisch fester und er streicht mit einigem Nachdruck über den Nacken des Tieres um dieser zu signalisieren, dass er Sie nicht alleine lässt.[1]
"Ruhig Ashina, gleich haben wir es geschafft. Bleib wo du bist. Alles wird gut."
 1. Wurf auf Beruhigen - Fehlschlag mit 6
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 17:21:09 von Kiran Arun »

Cerebro

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #52 am: 08.08.2019, 17:40:39 »
Anishas Körper bebt. Im Vertrauen an Kiran weicht sie nicht vom Fleck, ist für den Moment aber zu nichts zu gebrauchen. Die Weinflasche purzelt beim nächsten Aufbäumen der Dirne davon und taucht nicht wieder auf.[1]


Wie durch ein Wunder schafft es Yalena zum zerstörten Mast. Einar - das Seil fest in den Händen, aber selbst um sein Gleichgewicht ringend - beobachtet unter dem Licht unzähliger Blitze, wie sie ein ums andere Mal unter schweren Wellen verschwindet - und danach wieder zum Vorschein kommt. Yalena selbst klammert sich, am Mast angekommen, zuerst an die Beine des Mannes und blickt zu ihn hinauf. Als sie sich an ihm hochzieht, bemerkt sie, dass er die Augen geschlossen hat, sein Mund sich aber unablässig bewegt. Sie versteht im Getöse jedoch keinerlei Worte...

Als sie ihn anschreit, öffnet er die Augen und starrt sie ungläubig an. Yalena erkennt Balshaam, ein Ghazoraner, der lange vor ihrer Zeit auf der Dirne angeheuert hat und zu den ältesten und erfahrensten Matrosen hier zählt. "Sicher?!", ruft er zurück und bricht in schallendes Gelächter aus. "Hörst du dieses Kind hier, Yammosh!", schreit er gegen den Sturm wie ein Verrückter. "Hörst du sie?! ... Du kannst uns holen! Aber du kannst uns nicht brechen!"

Yalenas Blick schwenkt kurz am Mast vorbei und zwischen dunklen Gewitterwolken glaubt sie - von Blitzen erhellt - eine Insel in weiter Entfernung auszumachen. Balshaam gewinnt schnell ihre Aufmerksamkeit zurück: "Dann schneide mich los, Mädchen! Wenn ich gehen muss, will ich gemeinsam mit meinen Kameraden gehen!"
 1. Gegenstand verloren.
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 17:49:32 von Cerebro »

Yalena

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #53 am: 08.08.2019, 18:04:06 »
Der Kopf ist noch dran - auch wenn Yalena für einen Augenblick schon befürchtet er wäre übergeschnappt. Es ist Balshaam, der in einer Situation wie dieser glaubt die Götter herausfordern zu müssen. Wenigstens glaubt er sich noch nicht verloren. Damit war dieser irrsinnige Versuch also vielleicht doch noch etwas wert. Kurz ist sie von der Aussicht auf Land abgelenkt. Eine Insel! Jedes Stückchen Erde ist ihr recht, auch wenn sie das Meer noch so zu schätzen gelernt hat.

"Pfft...Hahh...Ich habe noch zu viel vor, als dass ich mich von den Wellen holen lasse! Geh mir bloß nicht über Bord!" Prustet die Rothaarige nur durch Gischt und Regen und zieht ihren Dolch hervor. Vorsichtig schneidet sie ihn los, dann ergreift sie den Mann und achtet darauf, dass er sich gut festhält.

Im nächsten Zug winkt sie den anderen zu, ehe sie zweimal kräftig am Seil zieht. Grimmig klammert sie sich an ihren Gefährten. Alles Andere liegt an jenen, die über das Seil verfügen... 

Einar

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #54 am: 08.08.2019, 18:37:34 »
Er kann zwar nicht viel erkennen, aber als das Seil zweimal zuckt und danach nicht mehr gespannt wird, versteht Einar das Zeichen. „Ziehen!“ meint er zu den anderen und beginnt zuerst langsam das Seil einzuholen, legt dann aber einen Zahn zu, in der Hoffnung zwei durchnässte Crewmitglieder am anderen Ende zu finden[1]. Tatsächlich scheint da mehr als eine Person zu zappeln, als er sie soweit übers Deck gezogen hat, dass er wieder mehr erkennen kann! „HA - Gute Arbeit! Hast du noch jemanden gesehen?“ fragt er schliesslich Yalena und hilft den Beiden auf die Beine und durch die Luke zu kommen.
 1. Erfolg Seil einholen

Yalena

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #55 am: 08.08.2019, 19:22:49 »
Als Einar sie schlussendlich zurückziehen kann, lässt sich die Khoranerin unter Deck ziehen und reibt sich die brennenden Augen. Matt sucht sie irgendwo Halt und kneift noch leicht benommen den Blick zusammen. Was hat sie bloß dazu geritten? Nur gut, dass sie vorhin noch den guten Wein gewonnen hat. Den hat sie bitter nötig sobald sich das Wetter erst wieder beruhigt hat.

"Keiner mehr. Die Anderen wurden von den Wellen davongetragen. Aber in der Ferne habe ich Land gesehen. " Berichtet sie nüchtern und lässt den Kopf hängen. Nasse Strähnen verdecken wie Seegras ihr Gesicht, während sie neuen Atem schöpft. Da draußen im Unwetter fällt jeder Atemzug schwer. Ob Balshaam so einen Tag wohl schon einmal erlebt hat? Es wundert sie kurz, dass er als Einziger festgebunden war. Aber über die Schicksale der Verlorengegangenen zu sinnen ist müßig. Sie hat bereits mehr getan als notwendig. Und Einar hat bewiesen, dass er verlässlich ist. Stets ein gutes Zeichen.   
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 22:12:20 von Yalena »

Cerebro

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Prolog: Ein Umweg nach Osten
« Antwort #56 am: 08.08.2019, 22:25:48 »
Chahar greift Balshaam mit der Hand in den Nacken und rüttelt ihn kurz voller Freude, dann drängt er die anderen, nach unten zu gehen. "Schnell, der Sturm wird immer stärker!" Yalena nickt er anerkennungsvoll zu. Derweil sind alle immer wieder um Halt bemüht, denn das Schiff findet keine Ruhe. Teile des Rumpfes sind bereits beschädigt und oben sind nahezu alle Ruder davongeflogen oder abrasiert. Die Weiße Dirne ist wie ein kleiner Holzsarg der unbändigen Macht der Elemente ausgeliefert.

Als drin sind, wird die Luke nach oben verrammelt, doch immer wieder schwappt Wasser nach unten, so dass alle bereits bis zu den Knöcheln im Wasser stehen. Auch erste geteerte Verbindungsstücke geben nach und lassen das überall pressende Meer hindurch. Die Mannschaft macht sich daran, mögliche Schwachstellen und aufgerissene Planken mit dem was zur Hand ist bestmöglich abzudichten, doch wenn ein Problem halbwegs behoben ist, tauchen anderswo zwei neue auf. Oftmals werden sie auch wild umherschleudert und einige verletzen sich durch schmerzhafte Zusammenstöße mit dem Innenraum des Schiffes. Ein paar verbliebenen Kisten lösen sich zudem aus ihrer Fixierung und fliegen so unglücklich umher, dass die Nacht ein weiteres Opfer fordert. Wie lange der Sturm sie noch in seiner Gewalt behält, ist unmöglich zu sagen, doch irgendwann setzt selbst bei Einar die Erschöpfung ein. Der Kampf gegen die Natur kann schlichtweg nicht gewonnen werden...

Schließlich enden ihre Bemühungen: Die Dirne wird von einer Welle unbarmherzig gegen einen festen Widerstand geschleudert. Die Seite des Schiffes reißt wie mit scharfer Klinge gespalten auf und das Meer ergießt sich in den Innenraum. In Sekunden ist alles geflutet und über ein Dutzend Seeleute sehen eingesperrt ihrem Tod ins Gesicht...
« Letzte Änderung: 08.08.2019, 23:40:26 von Cerebro »

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