Einar voran waten die drei vorsichtig und nach Bemühen lautlos in den stinkenden Pfuhl. Die Tiefe nimmt mit den Schritten zu, doch als der Nordmann die Mitte erreicht hat, reicht ihm das Wasser lediglich bis handbreit über die Knie. Genug um ein schnelles Vorwärtskommen zu behindern, davon abgesehen aber völlig unproblematisch - zumindest sofern man seine Ekel überwinden kann, was die drei in dieser Gegend schon häufiger zu vollbringen hatten. Mehr als die seichten Laute des von ihren Schritten vertriebenen Wassers ist nicht zu hören. Hin und wieder hallt noch ein akustisch verstärktes Tropfen von den Wänden, doch die Stimmen der Djaka sind in den Kammern hinter ihnen verstummt. Wer weiß, wohin die Pygmäen in den verschachtelten Tunneln gegangen sind...
Langsam aber stetig kommen sie vorwärts - und erreichen zur unteren Hälfte patschnass schließlich die andere Seite. Yalena trieft schleimige Erde zwischen den Zehen. Wie oft hatte sie auf ihrer Reise schon das Bedürfnis nach einem gescheiten Ersatzschuh?! Kirans behelfsmäßiges Grasgeflecht scheint sich, wie schon mehrfach zuvor, langsam aufzulösen und hier drin sieht es nicht danach aus, als gäbe es Material für einen schnellen Ersatz...
Das wabernde Licht ihrer Fackel erhellt nun den großen Tunnel - breit genug für sechs Mann, die Schulter an Schulter stehen, und diverse Meter hoch. Die Khoranerin erkennt diese Öffnung als Tor zu den Göttern, doch ihre eigenen Gedanken werden eher in Richtung Riesenschnecken gelenkt. Alle drei schreiten voran. Der Tunnel zieht sich ein gutes Stück und verjüngt sich nach einer Weile, bleibt aber breit genug, um nebeneinander zu gehen. Schließlich treten sie in eine sehr große Kammer - die größte bisher, denn die Fackel vermag nicht, ihre Grenzen auszuleuchten. Es geht nach links, rechts und geradeaus, doch letztere Richtung zeigt nach einigen Schritten nur eine entfernte Felswand, während sie zu beiden Seiten erdrückende Dunkelheit umhüllt. Yalena kramt in X'uras Wissen und obgleich ihre Sicht auf jene Erinnerungen langsam zu verblassen scheint, ist sie mehr als zuversichtlich, dass sie nach links nur in irgendwelche schneckenverpesteten Höhlen gelangen, wohingegen der Schrein in der anderen Richtung liegt. Also wenden sie sich nach rechts...
Bald scheint die Dunkelheit zu weichen - nicht viel, sondern eher so, als glaube man einem optischen Trugbild zu verfallen, das einem in der Entfernung einen Streich zu spielen versucht. Sie gehen weiter. Die Luft wird zunehmend unangenehm, denn eine dezent beißende Note zieht in ihren Nasen, während die Augen leicht zu tränen beginnen. Schließlich stehen sie vor einer gewaltigen Anhäufung von weißem, dickflüssigem Schleim, der sich in mannigfaltigen Schlieren überall über den Höhlenboden zieht und beinahe so etwas wie eine Straße bildet. Hier und da ist der gut viereinhalb Meter breite und aus mehreren sich überlappenden Spuren bestehende Streifen getrocknet, doch frisch glänzende Ablagerungen leuchten im Feuerschein überall auf, wie Wasser unter Sternenlicht. Die seltsame Straße führt nach Norden, in Richtung Schrein, sowie nach Westen in die Dunkelheit. Wenn sie sich in östlicher Richtung am äußersten Rand der Halle halten, können sie das Zeug einigermaßen umgehen, doch der angestrebte Durchgang zur Schreinkammer wird vermutlich komplett damit überzogen sein. Yalena erinnert sich, dass die X'urana in ihrer Vision diese klebrige Substanz mit nackten Füßen berührt haben; und obgleich es die Schritte behindert wie dichtes Unterholz, so ist es doch - wenn auch in manchen Augen widerlich - ungefährlich für Haut und Ausrüstung... sofern sie die erlebte Vision nicht zu täuschen versucht...