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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131986 mal)

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Waldemar

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #525 am: 11.06.2010, 12:38:18 »
"Ich kann leider nicht garantieren, dass wir bis Große Feste reisen, obwohl es keine akuten Hinweise gibt, dass uns etwas davon abhält."
Wlademar zögerte kurz. "Wahrscheinlich können wir Euch die ganze Strecke über schützen. Es ist nur, wir haben einen Auftrag, der uns über Große Feste führt, und wenn dieser Auftrag eine unerwartete Wendung erfordert sind wir gezwungen Euch zu verlassen. Aber mit jedem Tag kommt Ihr weiter von den Räubern weg und näher an die Sicherheit der Stadt." Waldemar merkte, dass es eine Gute Idee war Mika um Hilfe zu bitten, mit Verhandlungen kam er noch nie gut zurecht. Er konnte derzeit nur hoffen, dass die Frau seine Ehrlichkeit zu schätzen weiß und hörte dann auf zu sprechen, bevor er sich noch um Kopf und Kragen redete. Hilfesuchend blickte er zu Mika herüber.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #526 am: 11.06.2010, 12:44:45 »
Die Frau nickte verständnisvoll. "Das ist fair. Also schauen wir Tag für Tag, ob ihr bei uns bleibt. Das ist immer noch besser, als von vornherein ohne Schutz zu reisen."

Mit einem Lächeln hielt die Frau Waldemar ihre Hand hin, damit sie den Handel per Handschlag besiegeln konnten.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #527 am: 11.06.2010, 12:57:56 »
Mika wollte gerade sich in das Gespräch einmischen, musste zu ihrer großen Überraschung und auch Freude feststellen, dass dies gar nicht nötig war. Waldemar stellte sich wirklich gut an, denn er ging genau so vor, wie es Mika gedachte zu tun, und der Beweis für die gut gewählten Worte kam auch prompt, als die Händlerin dem Waldläufer die Hand hinhielt, um dan Handel zu beschließen.
Weil alles so gut gelaufen war, blieb der Bardin gar nichts anderes übrig, als daneben zu stehen und freundlich zu lächeln, was Mika auch die ganze Zeit über tat.
Mehr als du glaubst.

Waldemar

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #528 am: 11.06.2010, 17:14:42 »
Überrascht das die Verhandlungen doch so reibungslos verliefen reichte er der Frau die Hand. "Die Entlohnung hole ich dann immer Abends ab, wenn wir ein gemeinsames Lager aufschlagen, in Ordnung?" Mit dieser durch den Erflog wieder selbstsicher vorgetragenen Aussage wollte er zwei Dinge, erstens, dass er die Bezahlung nur für den ersten Tag an dem noch keine Übereinkunft bestand abgelehnt hatte, und zweitens, dass er wegen der Unsicherheit in der er sie lassen musste nur für volle Tage entlohnt werden wollte.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #529 am: 12.06.2010, 21:21:50 »
Nachdem Waldemar und Mika alles mit den Händlern abgesprochen hatten, sprachen sie mit den anderen die Verteilung der Wachen ab. Sie mussten darauf vorbereitet sein, dass es einen weiteren Angriff geben konnte, unabhängig davon, was der Prophet Eretria versprochen hatte.

Doch glücklicherweise hielten sich die Räuber zurück, und auch sonst passierte kein weiteres Unglück. Was jedoch wiederkam, waren die Träume...



Sie sprach die rituellen Worte, die Einstimmung auf das Ritual der Hohen Weihe. „Im Namen der Sonne, ich höre den Ruf.“

Ein Mann trat neben Eretria. Er trug Gewänder, die den ihren ähnlich waren, aber doch einen anderen Status verrieten. „Im Namen der Sonne, ich höre den Ruf“, sprach auch er. Sie warf ihm einen Blick zu. Tellion, den sie seit ihrer Kindheit kannte, der ihr näher war als irgendjemand sonst. In den wenigen Momenten ihres Lebens, in denen sie nicht einsam war, war sie bei ihm.

„Das Feuer des Glaubens erfüllt mich“, fuhr sie mit dem Ritual fort. „Und ich schwöre, auf ewig…“

„Priesterin Aliya!“

Sie erstarrte. Wer würde es wagen, die Zeremonie zu unterbrechen? Sie wandte sich um. Ein Mann stand vor ihr, in der Kutte eines Tempeldieners. Wieso hatten die Wachen ihn nicht aufgehalten?

Dann zog er eine Klinge. Das Metall reflektierte das Licht der Sonne, blendete sie für einen kurzen Moment, dann wurde sie vom Schmerz überwältigt…




Ein Tropfen löste sich von seiner Klinge, und fiel wie in Zeitlupe zu Boden. Sie blickte ihn an, ungläubig. Die Mächtige, die Unangreifbare. Er hatte sie getötet, mit einem einzelnen Schlag. Die Herrschaft der Priesterin Aliya war gebrochen.

Er sah in ihr Gesicht, während sie zu Boden fiel. Sie war anmutig, jetzt, wo alle Härte aus ihrem Blick gewichen war. Kurz schien es ihm, als würde er ein anderes Gesicht in ihrem erkennen…

Eretria!


Schweißgebadet wachte Milan auf.



Mika sah, wie die Klinge den Leib der Priesterin durchbohrte. Die anderen Priester und die Wachen waren viel zu entsetzt, um zu reagieren. Und, natürlich, einige der Wachen gehörten zu ihnen.

Aliya fiel zu Boden. Sie wartete. Wartete auf das Glücksgefühl, das hätte kommen sollen. Die Befreiung, nachdem sie endlich ihre Rache bekommen hatte, Rache für ihr Volk, ihre Familie…

Es blieb aus. Die Priesterin war tot, doch ebenso fühlte sich Mika…




„Was ist, wenn sie scheitern?“
Der Magier schüttelte den Kopf. „Das wird nicht geschehen. Sie werden-“
„Es KANN geschehen! Und wir sollten darauf vorbereitet sein. Also, was ist, wenn sie scheitern?“

Isha stand auf. Sie blickte Waldemar fest in die Augen. „Wir werden einen anderen Weg suchen. Aber… ich glaube nicht, dass wir einen finden. Wenn sie scheitern, dann… können wir nur noch hoffen, dass zumindest wir irgendwie überleben.“

Der Magier nickte. „Ich habe einen Notfall-Plan. Einen… Ausweg.“

Waldemar sah ihn irritiert an. „Einen Ausweg aus der Welt?“




Jarek betrachtete den Mann nachdenklich. „Und was ist das für ein anderer Weg?“

„Es… ich weiß, es wird nicht ganz leicht sein, das anzunehmen. Aber ich spreche vom Frieden. Davon, die…“

Jarek lachte auf. „Frieden, aber natürlich. Das ist doch lange vorbei. Die Blutpriester, die… ach, verdammt. Ihr kennt selbst die Namen jener, die dafür verantwortlich sind.“

Der Fremde lächelte. „Nein, das stimmt nicht. Denn um ehrlich zu sein, ich glaube, die, die ihr hasst, sind selbst in gewisser Weise Opfer.“

Jareks Augen verengten sich. „Das höre ich mir nicht länger an. Ich habe… heute noch etwas zu erledigen…“




Dies war er also, der Ort, den sie gesucht hatten. Die Höhlen des Garach, des Seelenlosen. Und sie würden hinein gehen. Sie hatte Macht, mehr als die meisten Wesen dieser Welt, und doch hatte sie Angst.

Es war absurd… Garach, der größte Schrecken dieser Welt, war nun ihre letzte Chance. Sie wusste nicht einmal, ob sie mit ihm reden konnte. Aber erst einmal musste sie an den Verlorenen vorbei…
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #530 am: 13.06.2010, 10:04:15 »
Eretria konnte der Diskussion ihrer Freunde nur mühsam folgen. Sie war viel zu verwirrt über das Geschehen und so verlief das Gespräch über die Pläne eher an ihr vorbei. Sie konnte nicht verhehlen, dass sie darüber recht glücklich war, denn sie war viel zu aufgewühlt, um in einem Maße zu reagieren, wie es nach den Worten von Beldin notwendig gewesen wäre. Wie abgelenkt sie war, merkte sie in ihrem Unterbewußtsein erst, als sie eher mechanisch sich um die Wunden ihrer Freunde kümmerte. Trotzdem brachte sie den beiden Freunden genügend Aufmerksamkeit entgegen, dass diese beruhigt schlafen konnten.[1]
So war sie froh, als sich die Versammlung auflöste und sie mit Milan in ihr Zelt gingen für die Nacht.
Dies gab ihr doch die Gelegenheit etwas zu klären, was geklärt werden musste, denn trotz ihrer eigenen Verwirrung war ihr das Zögern Milans aufgefallen.
So kniete sie sich, während sie ihren Schlafplatz richteten neben ihren Freund und begann leise zu sprechen:
"Milan, du bist mein Freund, mein Licht und mein Schatten und Mutter Sonne und die zwei Monde wissen, dass ich nur dich liebe. Die Erinnerungen dieser anderen Frau haben nichts mit uns beiden zu tun. Ich weiß nicht, warum sie mich heimsuchen oder warum Mika und wohl auch Beldin von derartigen Erinnerungen gequält werden. Ich weiß nicht, was diese Personen mit uns zu tun haben, aber ich weiß, dass ich nur dich liebe. Der Prophet hängt einer vergangenen Zeit nach, in welcher er es verpasst hatte diese Aliya zu lieben. Jedenfalls verstehe ich alles bisherige so. Nun aber wird er diese Gelegenheit auch nicht haben."
Wie zur Bestätigung ihrer eigenen Worte war Eritrea in dieser Nacht nicht fordernd. Sie schmiegte sich an ihren Freund, weil sie hoffte sich und auch ihn durch die gegenseitige Nähe zu beruhigen. Mit einer Mischung aus Neugier und Furcht schlief sie ein. Zum einen war sie interessiert an den Erinnerungen der Priesterin, zum anderen hatte sie Angst davor.
Die Nacht schien ihre Befürchtungen zu bestätigen. Was für ein seltsames Gefühl war dieser Traum, in dem sie den Tod Aliya's anscheinend erlebte. Warum? Was hatte die Priesterin getan, dass jemand sie umbringen wollte? Die Priesterin von Mutter Sonne und den zwei Monden erwachte zwar erholt, aber auch verwirrt. Einen leichten Kuß gab sie ihrem noch schlafenden Freund, um dann sich zu waschen und die morgendlichen Gebete zu sprechen, um Mutter Sonne für den neuen Tag zu danken und den zwei Monden für die ruhige Nacht. Während sie ihre Wunder für den neuen Tag erhielt, ging sie die Ereignisse des letzten Tages noch einmal durch und plötzlich traf sie die Erkenntnis wie der Schlag einer Keule. Sie hatte eine Möglichkeit etwas mehr zu erfahren! Sie hatte das Geschenk des Hohepriesters völlig vergessen! Viel freundlicher als bisher beendete sie ihre Gebete, nicht ohne ein weiteres Mal Mutter Sonne und den zwei Monden zu danken, die ihr offensichtlich die richtige Eingebung gesandt hatten.
 1. Heilen für unsere beiden Patienten
« Letzte Änderung: 13.06.2010, 10:11:20 von Eretria »

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #531 am: 13.06.2010, 10:58:58 »
"Ich... ent... entschuldigt bitte."

Als Eretria sich umdrehte, erblickte sie die junge Frau, die sie gestern gerettet hatte. Sie stand vor ihr, leicht zitternd, und mit Tränen in den Augen. Mit ihrer halb verbrannten Kleidung und den angebrannten Haaren gab sie ein jämmerliches Bild ab, auch wenn ihre Verletzungen durch die Gnade von Mutter Sonne und den zwei Monden geheilt worden waren.

"Wo bin ich hier, und... wer sind all diese Menschen?" fragte sie mit zitternder Stimme.
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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #532 am: 13.06.2010, 12:40:33 »
Jetzt fange ich auch schon an Blödsinn zu träumen. dachte Rin. Garach, der Seelenlose. Als Kind hatte sie ihn gruselig gefunden, doch nun war sie erwachsen und wusste dass es ihn nicht gab. Ausserdem, welchen Grund könnte man haben ihn aufzusuchen? Selbst mit einem "Friss mich!"-Schild um den Hals konnte man seine selbstmörderischen Absichten nicht klarer ausdrücken.
Moment, es war ein Traum, warum versuchte sie daraus einen Sinn zu machen? Jetzt wo sie daran dachte fiel es ihr wieder ein. Sie hatte Mika das Buch leihen wollen um ihre Albträume zu bekämpfen. Dann waren so viele Dinge passiert und sie hatte es vergessen. Da die Bardin noch zu schlafen schien beschloss Rin sich später dafür zu entschuldigen. Vielleicht konnte sie die frühe Stunde nutzen um mit Beldin oder Maruiko zu sprechen.
« Letzte Änderung: 13.06.2010, 17:40:13 von Calfay Rin »

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #533 am: 13.06.2010, 12:52:19 »
Eretria versuchte aufmunternd zu lächeln, als sie genau von der Person angesprochen wurde, mit welcher sie so wie so sprechen wollte.
"Ihr müsst euch nicht entschuldigen, meine Liebe. Als wir euch gestern auf der Straße liegend fanden, war es unmöglich miteinander zu reden. Ich bin froh, dass ihr jetzt wach seid. Vielleicht können wir jetzt ein wenig sprechen?" Die Worte waren sanft und freundlich gesprochen. Aufmunternd lächelte die Priesterin.
"Wollt ihr euch zu mir setzen? Ich bin die Geweihte Eretria. Vielleicht beginnen wir mit den üblichen Formalitäten unser Gespräch. Wir hier sind unterwegs zur Großen Feste. Welches ist euer Ziel?" Vielleicht schaffte sie es, die Frau ein wenig ans Reden zu kriegen und so mehr zu erfahren.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #534 am: 13.06.2010, 13:31:39 »
Milan war am Abend sehr ruhig und gab kaum eine Antwort, als Eretria noch einmal mit ihm sprach. Er versuchte, zu verstehen, was gerade passierte und wieviel Bedeutung diese Träume und Visionen wirklich hatten. Sollten sie sich wirklich nicht davon beeinflussen lassen, wie Beldin meinte? Es fiel ihm schwer, einzuschlafen, obwohl - oder vielleicht gerade weil? - Eretria dicht bei ihm lag. Als die reale Welt langsam zu verschwimmen schien und er in den Traum eintauchte, waren da Gefühle, die nicht zu ihm zu gehören schienen und doch... Er sah in ihr Gesicht, das seine Lebenszüge verlor, und plötzlich schienen sich Realität, Illusion oder Vergangenheit - was auch immer die Träume waren - miteinander zu vermengen und er begriff, dass der Feind, über dessen Tod er jede Nacht glücklich gewesen war, die Frau war, die er liebte.

Er fuhr nicht auf, wie sonst, wenn er nach einem Alptraum erwachte. Er blieb liegen und spürte das schmerzhafte Hämmern seines Herzens und den regen Blutstrom, der durch seine Adern zog. Wie viel von dem war wahr? Wie viel lag in der Vergangenheit, in einem anderen Leben? Und wie viel würde noch geschehen? Wurden ihnen diese Träume nur von jemandem eingehaucht? Doch welchen Sinn hätte dies? Von welchem Krieg sprach der Prophet? Und auf welcher Seite würden sie stehen? Würden sie alle für dieselbe Sache kämpfen oder sich gegenseitig ermorden? Und wenn all das, was sie träumten, einstmals wahr gewesen war, wenn sie ihre vergangenen Leben wieder auferstehen ließen, wie kam es, dass er die Frau, die er getötet hatte, nun jede Nacht an seiner Seite wusste?

Eretria war am Morgen nicht mehr da und er war froh darüber, weil er nicht das Gefühl hatte, mit ihr reden zu wollen. Sollte er ihr tatsächlich von seinen Träumen erzählen? Er hätte sicher Mika damit trösten können, da es das Mädchen schwer mitgenommen hatte, solche Träume zu haben, aber er hatte Eretrias Reaktion auf Mikas Geständnis gesehen, ihre Besorgnis und ihre Abweisung. Selbige würde sie auch ihm entgegen bringen. Andererseits hatte er darauf bestanden, dass sie ihm die Wahrheit erzählte und ganz gleich, wie viel an seinen Träumen wahr war, er schuldete es nicht nur Eretria, alles zu offenbaren, was in einem früheren Leben mit ihnen geschehen sein mochte. Vielleicht ließen sich dadurch auch die einzelnen Bruchstücke ihrer anscheinend doch gemeinsamen Erinnerungen wieder zusammen setzen, vielleicht ergab dann alles ein verständliches Bild.

Er stand auf und verließ das Zelt. Ein Stück weit entfernt unterhielt sich Eretria gerade mit der Überlebenden der Karawane. Er beschloss daher, sich kurz mit Maruiko zu unterhalten und etwas zu finden, um den Schild irgendwie an seinem Kettenhemd zu befestigen. So konnte der Schild mit ihnen reisen, alles mit ansehen und er musste ihn nicht ständig mit sich tragen. So würde er beide Hände frei haben, sollte es unterwegs zu neuen Problemen kommen und irgendwie war er davon überzeugt, dass dies geschehen würde. Die Begegnung mit seinen Eltern in der Großen Feste erschien ihm plötzlich soweit fort und unbedeutend angesichts dessen, was gerade geschah.

"Guten Morgen, Maruiko. Ich hoffe, du hast genauso gut geschlafen wie ich", begrüßte Milan den Schildgeist und versuchte mühselig den Sarkasmus in seiner Stimme zu verbergen, der nicht dem Geist, sondern vielmehr sich und seinen Träumen galt. Dann begann er mit seiner Suche nach einem Stück Seil oder einem schmalen Ledereinband, das er entbehren und mit dem er den Schild befestigen konnte.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #535 am: 13.06.2010, 18:09:30 »
"Auf der Straße?"
Verwirrt sah die Frau Eretria an, und blickte sich dann unsicher im Lager um. "Wo... wo sind die anderen aus der Karawane? Mein Bruder, Geon, habt ihr ihn gesehen?"


Maruiko schnalzte mit der Zunge, als Milan ihn ansprach. "Da hat wohl jemand schlechte Träume gehabt. Ist aber kein Grund, das an mir auszulassen."
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #536 am: 13.06.2010, 18:43:59 »
Eretria schaute die Frau aufmerksam an. Die Überlebende hatte ihren Namen nicht genannt, sondern nur nach ihrem Bruder Geon gefragt. Vielleicht war sie verwirrt, aber der Priesterin war auch unwohl bei der Sache. Sie wollte das beginnende Gespräch nicht zerstören.
"Straße ist vielleicht falsch ausgedrückt. Es war ein Lagerplatz an der Seite der Straße. Eure Karawane ist anscheinend überfallen worden. Wir hätten gerne gewusst von wem und wohin ihr wolltet, damit wir euch helfen können euer Ziel zu erreichen,...." Die Priesterin von Mutter Sonnen und den zwei Monden lächelte entschuldigend. "Verzeiht, wie war doch bitte euer Name?"
Die Priesterin wich der Frage nach den Reisebegleitern der Frau aus. Sie hielt es nicht für sehr gut der Frau dies sofort zu sagen.[1]
 1. Diplomatisches Geschick

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #537 am: 13.06.2010, 18:50:10 »
Die Frau sah Eretria immer noch durcheinander an. "Ich heiße Makae. Wir waren unterwegs zum Weißen Markt. Ich... überfallen? Ist das euer Ernst? Ich erinnere mich an nichts..."

Dann riss sie die Augen auf. "Wo ist mein Bruder? Wo ist Geon?"
« Letzte Änderung: 13.06.2010, 18:50:21 von Sternenblut »
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #538 am: 13.06.2010, 19:59:11 »
"Entschuldige, ich habe nur tatsächlich mehr als schlecht geschlafen. Diese elenden Träume. Ich verstehe nicht, warum sie so plötzlich kommen. Warum ist das nicht alles schon passiert, als ich noch in der Großen Feste war oder auf dem Weg nach Himmelstor?" Milan sah sich um, ob eventuell auch schon ein anderer von den Gefährten wach war und wurde auf Calfay aufmerksam. Er winkte ihr und setzte sich neben den aufgestellten Schild, immer Eretria im Blick. "Träumen Schildgeister eigentlich?"
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #539 am: 13.06.2010, 20:50:22 »
Maruiko sah Milan nachdenklich an. "Diese Sachen, über die ihr gestern gesprochen habt? Naja, da gibt es wenige Optionen. Entweder, jemand schickt euch die Träume, dann stellen sich die Fragen, ob er es gut oder schlecht mit euch meint, und ob die Träume wahr sind oder nicht. Oder, die Träume kommen aus euch selbst. Dann stellt sich die Frage, ob es Visionen der Zukunft oder der Vergangenheit sind, oder ob die Träume euch etwas sagen wollen, also gar nicht wörtlich zu nehmen sind. In jedem Fall bedeutet das: Wichtiger als alles andere ist die Frage, ob die Träume aus euch kommen, oder von außen. Denn alle weiteren Fragen richten sich nach der Antwort, die ihr darauf bekommt."

Einen Moment lang schwieg Maruiko daraufhin. Als er wieder sprach, wirkte er irgendwie... traurig. "Ich weiß, was Träume sind. Aus irgendeinem Grund weiß ich, wie sie sich anfühlen. Ich habe sogar... eine gewisse Sehnsucht danach. Aber wenn ich in den Nebel gehe... nein, im Nebel gibt es keine Träume für mich. Was ich über Träume weiß... ich glaube nicht, dass es mehr ist, als Erinnerungsfetzen meines Erschaffers, die sich während des Rituals auf mich übertragen haben."


Während Milan mit dem Schild sprach, sah er in der Entfernung eine Person auf das Lager zukommen. Die Person lief neben einem Maultier her, das einen Karren zog.


Arue näherte sich dem Lager. Offenbar waren noch nicht alle Reisenden wach. Noch war kaum jemand damit beschäftigt, das Lager abzubauen.
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