Tatsächlich beginnt Ayleen bald zu merken, dass die anderen aus den verschiedensten Gründen besser zu Fuß sind als sie – mit Sonnenauges Ausnahme. Die Gefährten haben in der Siedlung der Flussleute mit eigenen Augen gesehen, wie geschmeidig und flink sich selbst schon die Kinder dieses Volkes im Wasser bewegen. Hier auf dem Trockenen aber scheint es ihn auch große Anstrengung zu kosten, mit den langen Schritten des Trolls, den Ziegenbeinen der Satyrn und dem anscheinend unermüdlichen Felsmann Schritt zu halten. Der marschiert immer voran, mit unbewegtem Gesicht, als ginge ihn die ganze Sache gar nichts an, obwohl er sie doch in die eisigen Sümpfe führen soll, von denen sie so viel beunruhigendes gehört haben. Als ihn Laura Ann anspricht, bleibt er abrupt stehen, dreht sich zu den anderen um und mustert Ayleen wie auch den leise keuchenden Flussmann. Vier-Bären tauscht einen Blick mit Eddy aus. Der Troll wirkt wenig begeistert, doch auch Ricky errät offenkundig aus den Blicken, worum es geht, und meint: "Lasst uns eine kurze Rast einlegen. Es hat ja keinen Sinn, wenn wir abgekämpft ankommen, oder?" Eddy grollt leise, aber bei dem sonnigen Lächeln auf den jungen Zügen des Satyrs fällt es schwer, ihm böse zu sein.
So machen sie Rast, essen eine Kleinigkeit von den mitgebrachten Vorräten, die zum Teil kräftige Zähne zum Kauen erfordern, aber erstaunlich satt machen, und schöpfen neue Kräfte für den Weitermarsch. Der führt sie immer weiter in die Tiefe, bis sie endlich wieder ebene Erde erreichen, wo sie merklich leichter und schneller vorankommen. Ricky streift gelegentlich einige hundert Meter zu den Seiten oder nach vorn, um zu Gegend zu erkunden – jedenfalls behauptet er das. Tatsächlich scheint er es aber auch zu genießen, sich in weiten Sätzen voranzuschnellen und die Vorzüge seiner Gestalt zu genießen. Immerhin ist die kleine Reisegruppe auf diese Weise recht sicher, nicht unvorbereitet auf unangenehme Überraschungen zu stoßen, und in der Tat kommen sie recht gut voran, ohne unliebsame Zusammenstöße mit wilden Tieren oder feindlich gesinnten Wanderern zu haben. Sie wandern den gesamten Tag, verbringen eine ereignislose Nacht, in der es recht kühl wird, und brechen früh am nächsten Morgen erneut auf. Am Vormittag will es scheinen, als ginge dieser Marsch noch ewig so weiter, von einem Wäldchen zum nächsten, vorbei an Tümpeln und Bächen, welche die Gegend in großer Zahl durchziehen, der einen oder anderen dichten Wiese... alles wiederholt sich in verschiedenen Variationen.
Doch eine Weile nach ihrer zweiten Mittagsrast beginnt das Gelände sich spürbar zu verändern. Der Pflanzenbewuchs wird nicht geringer, aber anders in seiner Zusammensetzung. Dürre Grashalme und Bäume mit dicker, knorriger Rinde werden von Gewächsen mit großen, weichen und sehr saftigen Blättern, von Moosen und flachen, weitläufigen Gebüschen abgelöst, und ganz unmerklich scheint es in der Tat kalt und kälter zu werden. Als die Sonne den größten Teil ihres heutigen Weges über den Himmel zurückgelegt hat und der Einbruch der Dunkelheit noch zwei, allerhöchstens drei Stunden entfernt sein kann, stoßen sie auf die ersten Ausläufer des Frostsumpfs: Vier-Bären macht sie auf eine Senke aufmerksam, eine Kuhle im Boden, die wohl zehn Meter durchmessen mag. An ihrem Grund hat sich Wasser gesammelt – auf den ersten Blick ein Tümpel wie die unzähligen zuvor. Doch in diesem Wasser schwimmen trotz der Tagestemperaturen kleine Eisstücke, und als sie sich dem Wasser nähern, spüren sie die Kühle der Luft, die seltsamerweise regelrecht aufzusteigen scheint, wie es sonst Hitze zu tun pflegt. "Ab hier" erklärt Vier-Bären ernst "müssen wir gut aufpassen. Viele Wesen in diesem Bereich sind noch normal, doch je weiter wir gehen, desto mehr werden die mit den kalten Herzen."