Gekonnt verteidigte sich die gefürchtete Kannibalin gegen die beiden stürmischen Kämpfer. Reta und Schufti gaben nicht nach und auf jeden verfehlten oder abgewehrten Treffer folgte alsbald einer, der ordentlich saß. So blutete das Schreckgespenst des Stammes bereits aus einer Vielzahl an Wunden, manche tiefer als Vorkas schnelle Bewegungen vermuten ließen. So einfach würde sie sich nicht erlegen lassen von ein paar dahergelaufenen Krötenschleckern! So einfach nicht!
"Großer Kopf bestimmt gut zu füllen...hmmm...mit Innereienmatsch vielleicht? Und du kleiner Goblin gibst bestimmt Leder für neuen Beutel!" Sie riss ihren Mund auf und ließ die ungleich gefeilten Goblinreißer-Zähne blitzen. Wieder traf die zielsichere Reta, doch die Wahnsinnige warf sie zurück. Nun kam sie endlich ein wenig aus der Puste.
Plötzlich stieß sie mit ihrem Fuß an etwas. Es war Poogs abgetrenntes Ohr, das gerade am Abkühlen war und in einer kleinen Blutlacke auf den Planken lag. Flink griff Vorka danach. Irgendwo hinter ihr hörte man Mogmorsch lautstark fluchen und dann aufschreien. Da hatte der totgestellte Langzunge doch tatsächlich drei seiner Finger erwischt. Das Krötenvieh biss sie ab
[1]. Der verdatterte Goblin schüttelte die Arme wild hin und her und warf die blutrünstige Kröte mit einer hektischen Bewegung über Bord. Unter Krötenbissbedingtem Schock besah Mogmorsch sich zunächst staunend seine verstümmelte Hand.
Auch Vorka fuchtelte mit ihrer Hand herum. Während sie mit der rechten versuchte Reta und Schufti Einhalt zu gebieten, hielt sie ihre abgebissene Trophäe hoch:
"Priesterstückchen für ersten Appetit! Was von euch dazu?" Sie lachte laut und kehlig. Dann nahm das bösartige Funkeln in ihren Augen zu und sie stieß die beiden Heldengoblins zurück. Ihre Fingerspitzen zierten wieder ein Feuer, ein blaues diesmal. Vorka grinste breit und schritt mit geballter Flammenfaust auf die Feinde zu.
"Zuerst diese beiden, dann dich, kleiner Priester!"Wäre sie nicht so auf Reta und Schufti konzentriert gewesen, so hätte die alte Kannibalin bestimmt gemerkt, dass Poog sich mit ausdrucksloser, finsterer Mine aber weit entblösten Zähnen auf sie stürzte. Hätte sie das Ohr nicht umklammert, vielleicht hätte sie den Priester abwehren können. Doch die Umstände führten dazu, dass die mächtige Vorka von dem vor Wut verzehrten Zarongeljünger kalt erwischt wurde.
Poog spürte nicht die finstere, zerstörerische Energie in seinen Händen - er war die Energie. Seine Augen waren zu schwarzen Höhlen geworden, seine Finger zu Krallen, die sich seitlich in Vorkas Schädel bohrten. Poog war der Abgrund. Poog war das Nichts. Er entzog seiner Umgebung weitere Kraft und stopfte die Schwärze in die schreckliche Vorka. Ihr von gestohlenen Panzerteilen geschützter Körper erschlaffte. Sie starrte in Poogs Augen, verlor sich darin und fiel und fiel...hinein in die Tiefen des Blickes, hinein in das Nichts.
Leblos hing die Kannibalin in Poogs festem Griff. Doch auch er hatte sich in der Macht verloren und konnte nicht loslassen. Immer mehr, immer gewaltiger stieß er Woge um Woge der dunklen Energie nach. Die Goblinfreunde umgaben ihn, wagten aber nicht ihn zu berühren solange er so deutlich ein Gefäß Zarongels war. Der winzige Leary allerdings war nicht so zurückhaltend und hüpfte kurzerhand aus Poogs Tasche auf seinen Kopf. Er bewegte sich so weit als möglich nach vorne, beugte sich über seine Stirn und sah ihm kopfüber in die leeren Augen.
Quoaak? Vorkas Kopf zermatschte in diesem Augenblick. Die Reste platschten mit einem nassen Schmatzen auf die Schiffsplanken. Poog konnte sich aus der Erstarrung lösen und sah seiner Lieblingskröte fragend in die bunt schillernden Pupillen.