Yan bekommt keine Antwort auf ihren Dank, sondern hört nur leise Schritte, die sich bereits wieder rasch aus der Zelle entfernen. Sie und Airun sind nun ihres eigenen Glückes Schmied...
Während sie in Eile den Gefallenen abtastet, bemerkt sie, dass der Khoraner es ihr in Hektik gleichtut. Er murmelt etwas in Susrahnisch - unverständlich, doch dem Ton nach fest entschlossen. "Messer," zischt er dann plötzlich triumphierend auf Bhangarisch und Yan hört das dazu passende *Shk* als er wohl eine Klinge kurz aus dem Heft hinaus- und wieder hineingleiten lässt. Sie selbst entdeckt beim Abtasten auf die Schnelle nichts von Nutzen. Der Kerl rührt sich nicht, lässt keine Atmung erkennen und ist vermutlich tot. Sie fühlt leichte Stoffkleidung, darunter eine lose getragene Weste über dem sonst nackten Oberkörper. Ihn auszuziehen, um an die Kleidung zu kommen, würde eins, zwei vielleicht entscheidende Minuten kosten, also bricht sie ab und tastet sich begleitet von Airun mit nach vorne ausgestreckten Armen weiter in den angrenzenden Lagerraum. Wie sie noch von ihrer Einkerkerung weiß, wird hier diverser Krimskrams aufbewahrt - überwiegend maritime Ausrüstung, wie Seile, Haken, Gewichte, Fackeln, Wassertanks und anderer Schnickschnack. Sie ist primär darauf bedacht, ihre Füße richtig zu setzen und nicht geräuschvoll etwas umzutreten oder zu stolpern, lässt aber auch bewusst die Arme kreisen, um wie mit Fühlern vielleicht irgendetwas Brauchbares zu ertasten: Ihre Finger streifen hierbei über spitzes, gebogenes Metall. Ein Haken? Ihre Hand wandert weiter und gelangt an einen langen Stiel. Ein langer Bootshaken vermutlich - kein Speer aber immerhin etwas! Sie nimmt sich einige Sekunden, um das Ding leise von seinem Platz zu entwenden und bemerkt, wie Airun sie beim Vorbeigehen streift - er ist jetzt vor ihr und betritt den nächsten Raum: die Mannschaftsquartiere. Yan stellt fest, dass sich der Khoraner durchaus geschickt zu bewegen versteht, denn es fällt ihr nicht leicht, ihn anhand seiner Schritte zu orten. Sie folgt, zwar noch immer völlig nackt, aber immerhin bewaffnet...
Die Quartiere sind wie angekündigt glücklicherweise leer. Von der Decke, wo per Leiter eine Falltür zum oberen Deck erreicht werden kann, dringt durch Spalten zwischen den Brettern das minimale Restlicht einer klaren Nacht zu ihnen durch - trotzdem ist es überaus duster. Von ihrem Retter fehlt jede Spur. Entweder er ist extrem schnell nach oben gelangt oder tiefer in das Schiff gegangen, denn jenseits der Quartiere geht es weiter zum Frachtraum der Youling Gui...