Die vier brechen auf und ein erschöpfter, doch vehement zum Ziel drängender Einar führt sie an. Yan kann mit ihren übersetzten Einwürfen nicht viel zur Wegfindung beitragen - der Dschungel sieht für sie an vielen Stellen absolut gleich aus - und allgemein kommen sie durch die kürzlich erlebten oder bereits länger hinderlichen Verletzungen nicht besonders schnell voran. So geht es stundenlang durchs dichte Grün. Sie versuchen Augen und Ohren aufzuhalten, verlieren sich allerdings irgendwann in einer Monotonie aus zeitlos gleichbleibender Mühsal. Dann schlägt Anisha an, doch bevor sie wissen, was um sie herum geschieht, schnellt ein dicker Bolzen durchs Blattwerk, durchschlägt Einars Bronzepanzer wie ein dünnes Stück Blech und nagelt den Nordmann beinahe an den nächsten Baum!
[1] Mit einem Schmerzensschrei geht er zu Boden.
Im Handumdrehen eilen aus dem Unterholz mehrere Gestalten heran: Yan erkennt sofort die taikangischen Piraten. Und der Bolzen in Einars Leib lässt nur auf eine Person schließen: Li Fan - der Kapitän der Youling Gui. Seine Leute sind zum Kampf gerüstet, haben Kettenpanzer über ihre einfache Stoffkleidung gestreift und sind mit Dolchen, Säbeln sowie dem ein oder anderen Speer bewaffnet. Befehle auf Taikangisch werden geschrien, die Kiran und Yan als "Umstellen!" und "Nicht entkommen lassen!" verstehen. Die Stimme des Kapitäns bellt allerdings auch "Ich will sie lebend!"
Ein Kampf erscheint aussichtlos. Einar krümmt sich am Boden, Kiran hinkt und Yan kämpft noch mit ihren vielen von Anisha gerissenen Wunden. Allein der Warg sträubt das Fell, bereit jeden Gegner anzuspringen, doch allein dürfte er der Übermacht schnell zum Opfer fallen. Dann sind sie im Halbkreis umstellt. Ein Haufen schäbige, dreckige Plünderer, mit seegebräunter Haut, dunklen fettigen Haaren und mandelförmigen Augen steht ihnen gegenüber. Schließlich tritt Li Fan aus dem Unterholz: Eine überraschend zierliche Nase wird von zwei schrägen, kalten Augen eingerahmt. Sein dünner Schnurrbart, der seitlich erst jenseits der Nasenflügel beginnt und wie lose Fäden bis unter das Kinn baumelt, umrahmt einen dritten, geflochtenen Haarstrang, welcher von seinem Kinnbart ausgeht. Sein Bauch ist dick wie ein Fass und seine Arme nackt; eine bunte, weite Hose aus Seide bedeckt die Beine, ist aber bereits mit vielerlei Schmutz beschmiert. Wie bei seinen Männern schützt ein Kettenpanzer seinen Oberkörper, zudem führt er neben zwei Klingen noch einen Köcher mit Bolzen an der Hüfte. Lässig über die Schulter trägt er die schwere taikangische Arbaleste - eine Waffe, die dem Nordmann völlig bizarr erscheint und selbst Kiran nicht im Detail bekannt ist. Erzählungen zufolge sollen ihre Geschosse stärkste Panzerungen durchschlagen - und dies scheint offenkundig keine Übertreibung zu sein...
Da die Lage soweit unter Kontrolle scheint, zeigt Li Fan keine Eile, sondern watschelt zufrieden heran. Während Kiran seine Anisha (noch) zurückhält, setzt der Pirat die Arbaleste mit dem Kopfende auf den Boden und tritt mit dem Fuß in einen scheinbar dafür vorgesehenen Griff; dann bedient er eine Art Kurbel am hinteren Ende der Waffe. Die Sehne wird hierdurch gespannt - der mächtige Metallbogen biegt sich nach und nach. Erst als die Waffe neu geladen ist, ergreift Li Fan endlich das Wort. Vorangegangenes Geplärr der Gruppe wird ignoriert oder unter Waffendrohung zum Schweigen gebracht. Er blickt zu Yan.
"Sag deinem bärtigen Begleiter, dass ich sein wildes Vieh mit einem Schuss ins Auge niederstecke, wenn es weiter so herumknurrt!" Kiran versteht die taikangischen Worte. Einar liegt noch immer auf dem Boden. Der unglaublich mächtige Schuss hat ihn nicht nur völlig überrascht, sondern auch mit einem Schlag kampfunfähig gemacht. Im Gegensatz zu Kiran und Yan versteht er keinen Ton, doch die Situation lässt wenig Zweifel zu: Sie haben ihre Piraten gefunden... oder eher umgekehrt...