Nachdem die Gruppe nun die wichtigsten Informationen ausgetauscht hatte, dachte man noch einmal genauer darüber nach, was die Ziele jedes einzelnen waren und welche Optionen gerade eigentlich blieben.
Katharinas Ziel war es, die Verschwörung um das Turnier aufzuklären, um damit Punkte bei ihren Auftraggebern zu sammeln. Das führte sie unweigerlich zu Walter von Stein, der ein Ratsmitglied war und damit auch interessant für Louis und Friedrich. Wie man allerdings die beiden Ziele verbinden konnte, war noch unklar: Versuchte man, von Stein zu erpressen, um sich seine Stimme im Rat zu sichern? Versuchte man, ihn bloßzustellen, so dass er womöglich seinen Ratssitz verlören konnte? Aber wer würde ihm nachfolgen? Fridjoff schließlich wollte nur sicher vor einer möglichen Rache von Steins sein, auch das sollte bedacht werden.
Werner wiederum wollte Gehör finden bei Niklas Träge, um ihm von seltsamen Machenschaften in Wirsche zu berichten. Der Weg zu Wirsche führte über
Wilma Probst, und womöglich würde die ja auch ein offenes Ohr für Friedrichs und Louis' Anliegen haben, wenn sie den Bericht Werners hörte. Auch der Umstand, dass Dray offenbar für Attentate in ihrer Statt verantwortlich zeichnete, sollte die rechte Hand des Fürsten nicht kalt lassen.
Was den Rat betraf, waren sie bisher in der Tat noch nicht allzu weit gekommen. Immerhin hatten sie
Peter von Weierstraß auf ihre Seite gebracht, doch für die Ratsmehrheit brauchten sie mindestens fünf weitere Stimmen und die von Probst, sollte sie Werners Erzählungen glauben. Da war zum einen
von Stein, der charakterlich schwach erschien, aber ein mögliches Ziel darstellte. Über Thomas von Fahrenbach hatten sie ebenfalls unanständige Dinge gehört, wobei mit dem Tod Jelenas die direkte Spur zu ihm etwas erkaltet war. Zu
Franziska von Schönborn und
Gitta von und zu Castell hatten sie noch nichts weiter in Erfahrung gebracht.
Von
Jean Lemaire wussten sie, dass er ein neues Stück im Schauspielhaus aufführte und außerdem Montaigner war - vielleicht gab das dem kunstsinnigen Louis einen Aufhänger, um eine Freundschaft anzubandeln.
Jürgen von Geldern und
Seline von Hoff wiederum waren Soldaten, doch war auch bekannt, dass das Drachenblut und die Eisengarde eine innige Rivalität verband. Erichs Auftreten beim Turnier könnte vielleicht die Aufmerksamkeit des einen oder der anderen geweckt haben. Die restlichen Ratsmitglieder waren Angehörige der Handelshäuser -
Gerrit van Ruttvegen und
Liane Schröder - oder der Gilden, nämlich
Hildegard Schmidt und
Werner Weber. Bei ihnen konnte man zumindest davon ausgehen, dass sie Argumenten gegenüber aufgeschlossen waren, wenn sie sich einen Vorteil versprachen. Und dann war da noch die Sache mit der
atabischen Handelskompanie, von der sie in der Zeitung gelesen hatten.