Bamm!
Den ersten Hieb des Orkjungen sah Rogshrash noch kommen. Mit einer schnellen Bewegung wischte er sich das Blut von den Lippen und schaute trotzig aus seiner knieenden Haltung seinem Peiniger entgegen.
„Du bist keiner von uns, du bist kein Ork,“ schrie sein Rivale. „Und ich mag dich nicht!“
„Nun, mach dir nichts draus, das beruht auf Gegenseitigkeit, du stinkender Wurm.“
Daraufhin wurde es schlagartig dunkel und der junge Halbork bekam einen Großteil der folgenden Schläge, die er einstecken mußte, schon gar nicht mehr mit.
Orkmischlinge haben einen schweren Stand in der Gesellschaft. Aufgrund ihres orkischen Erbes sehen ihnen viele Mitmenschen mit Misstrauen entgegen und halten sich fern von diesen Zeitgenossen.
Wenn sie dann noch das Pech haben unter orkischen Verwandten groß zu werden, erleben viele von ihnen nicht einmal 10 oder 12 Sommer.
Rogshrash mußte in seinen ersten Lebensjahren regelmäßig schlimme Prügel einstecken. Doch trotz allen Widrigkeiten wuchs er zu einem gesunden und sehr kräftigen Halbork heran, der mit Freude den anderen Orkkindern die gleichen körperlichen Gefälligkeiten erwies und gerne Knochen brach und Veilchen erblühen liess.
Seine Schläue war ihm ebenfalls hilfreich. Anstatt dumpf Schläge und Tritte auszuteilen, hieb und stach er gezielt nach eben jenen Körperteilen, die Schmerzen gegenüber besonders aufgeschlossen waren.
Mit 16 Jahren verliess er seinen Clan in den Stormfangs und kehrte der eintönigen Wildnis den Rücken zu. Ihn verschlug es in der Folgezeit nach Archenbridge, einer kleinen Stadt, die am River Arkhen gelegen war.
Hier nahm ihn der hiesige Müller als Lehrling an, da der Sohn der Familie nur wenige Tage zuvor auf mysteriöse Weise verschwunden war. Rogshrash konnte nie nachgewiesen werden, daß er den Verbleib des Müllerssohn mitzuverantworten hatte.
Der Müller gab dem Halbork ausreichend Essen und ein Dach über dem Kopf, ansonsten gab es als kleine Aufmerksamkeit ausschliesslich schwere Arbeit zu erledigen.
Rogshrash störte es wenig. Er gewann zusehends an Körperkraft und hatte schnell weitere Pläne für seine Zukunft gefasst. Die Stadt eröffnete ihm nie gekannte Möglichkeiten. Menschen waren für gewöhnlich sehr viel schwächer als seinesgleichen und so besserte er seine Haushaltskasse regelmäßig mit kleinen Räubereien aus. Alles was er wollte, nahm er sich stets mit Gewalt und er fand großen Gefallen daran. Ein gezielter Schlag auf den Hinterkopf seiner unglückseligen Opfer brachte meist schon den gewünschten Erfolg und eine ansehnliche Börse.
Rogshrash blieb noch einige Jahre in der Obhut des Müllers, was ihm eine gute Tarnung war, bis er schliesslich im zarten Jungmannesalter von 23 Jahren seine Zelte in Archenbridge abbrach und sich fortan als Räuber, Mörder und Erpresser verdingte.