Myriamel streckte sich in dem Waschzuber, den die Wirtstochter in ihr mit heissem Wasser und einem einfachen Bademittel hergestellt hatte. Sicher, nichts gegen die Annehmlichkeiten der Hauptstadt, doch hatte sie schon durchaus schlimmeres erdulden müssen, und vor allem nach dieser Handelsreise war sie über jede Annehmlichkeit dankbar.
Wie war sie hierzu gekommen... Nun, wenn man die Frage zur Gänze beantworten wollte so musste man natürlich am Anfang beginnen. Schon als Kind, an dem andere Mädchen mit Puppen spielten hatte sie sich eher den Jungen zugewandt gefühlt. Sie hatte sie oft bei ihren rüden Spielen beobachtet, doch wer wollte schon ein Mädchen mit sich spielen sehen, auch wenn sie ihn möglicherweise besiegen konnte. Oder gerade deswegen? Egal.
Alles hatte begonnen... Wirklich begonnen, als sie mit ihren Eltern auf einer Reise zu einer entfernten, grösseren Stadt war, um dort die Töpferwaren die ihre Eltern herstellten zu verkaufen. Räuber hatten ihnen aufgelauert, und sie musste von dem zweifelhaften Schutz des Planwagens mitansehen wie ihre Eltern von Pfeilen durchbohrt wurden. Schon glaubte sie, an diesem Tag sterben zu müssen, und ihr war es wohl egal so war sie von Schrecken durchfahren. Doch dann... Hufgetrappel, die Räuber die schon am Karren waren um ihre Beute zu erlangen wandten sich voller Schrecken ab und wurden von einer Gestallt in einer nachtschwarzen Rüstung niedergeritten. Der Mann wandte sein Pferd und schritt zum Karren. Kurz blickte er auf blutenden Leichname ihrer Eltern hinab, dann auf das in Tränen aufgelöst schluchzende kleine Mädchen.
Er sprach zu ihr, das es ihm Leid täte das er nicht rasch genug dort war. Er könne sie nicht dalassen, aber sein Auftrag würde auch keinerlei Aufschub erlauben. Er begrub ihre Eltern und tröstete sie, das auch sie, dem Glauben an die ersten Menschen entsprechend, an einem besseren Ort unter der Herrschaft der ersten Menschen erwachen würden. Sie selbst erlebte dies alles in einer Art Betäubung und nahm diese Worte einfach hin ohne das sie ihr Inhalt im Geringsten tröstete.
Dann zog der Nordritter sie auf sein Pferd und sie konnte sich nur noch festhalten während er weiterritt. Wie sich herausstellte sollte er eine Bestie vernichten die in den nahen Wäldern ihr Unwesen trieb. Von der Ferne beobachtete sie seinen heorischen Kampf und pflegte danach seine Wunden, während das Untier tot am Boden lag. In dieser Zeit erwachte in ihr der Wunsch, ebenfalls ein Ritter zu werden. Eine mächtige Kriegerin in Rüstung, die diejenigen die sie liebte beschützen konnte.
Auf seine Frage, ob sie noch Verwandte hätte log sie das ihr Eltern die einzigen waren. In Wirklichkeit hätte ihr Onkel, der ebenfalls Töpfer, sie gewiss aufgenommen. Er war ein freundlicher Mann, aber ihr Entschluss stand fest. Sie bat den Ritter sie mit sich zu nehmen, und obwohl natürlich an eine Adoption bei ihrem Stand nicht zu denken war, nahm er sie trotzdem mit und sie durft auf der Burg beim Gesinde leben.
Dort fiel sie schon bald als eine zwar nicht sehr weibliche, doch dennoch entschlossene und zielgerichtete Art auf. Als sie sich mit 13 mit einem fast doppelt so alten Stallburschen der sie verspottete prügelte und ihm ein übles Veilchen verpasste, handelte sie sich viel Ärger ein. Der Kampflehrer der Knappen, welche in der Burg das Ritterhandwerk erlernten, jedoch meinte, das er selten ein Mädchen sah das sich so gut schlug, und so gestatte er ihr erst ab und an, dann regelmässig an den harten Übungen teilzunehmen. Irgendwann bot ihr der Ritter, ein recht niedriger Adliger zu dem sie jedoch dennoch als ein Vorbild an Ritterlichkeit aufblickte, ihr an das sie ihn auf einem weiteren Schlachtzug gegen eine Bestie begleiten wolle. Rasch stimmte sie ein, auch wenn sie dachte sie solle nur für ihn kochen und seine Wunden pflegen. Um so überraschter war sie als er sie in eine Kammer führte und ihr ein leichtes Kettenhemd sowie einen Buckler und ein Schwert in die Hand drückte und sie anwies, sie anzuprobieren. Die Dinge waren für einen eher schmächtigen Mann gefertigt und so passten sie ihr hervorragend. Das Schwert war leichter als das Holzschwert das bei den Übungen verwendet wurde, was sie überraschte, doch es war scharf und so gürtete sie sich, erfüllt von Stolz an der Seite eines Ritters in die Schlacht zu ziehen.
Noch viele weitere Male ritt sie erst mit dem einen Ritter, dann mit anderen Kriegstrupps aus, manchmal in ruhmvolle Schlachten, manchmal auf einfache Missionen unter dem Volk. Dort entdeckte sie auch ihre andere Begabung, denn nicht nur mit dem Schild verstand sie sich und andere zu schützen, auch ihre Worte waren fähig Konflikte zu besänftigen bevor Waffen gezogen wurden. Mit der Zeit gewann sie an Einfluss in der Organisation der Ritter, auch wenn sie keine Adlige war. Ihre Talente waren offensichtlich, jedoch war ihr ohne eine adlige Herkunft der Aufstieg zu der wahren Ritterschaft verwehrt. Sie war eine Schildmaid, wie man es nannte, doch das machte ihr nichts aus denn sie hatte auch so ihr Ziel erreicht. Sie war eine Kriegerin geworden die fähig war andere im Kampf zu schützen, und jeder Feind den sie niederstreckte, jeder Freund den sie schütze half ihr die Geschehnisse zu vergessen, welches zu ihrem Posten geführt hatte. Und dennoch... wollte sie sich etwas wünschen, es wäre der Ritterschlag gewesen, durch den auch sie eine Ritterin werden konnte.. Doch nur die Besten der Besten konnten dies auch nur erhoffen, und sie wusste das es vermessen war darum zu bitten.
Nein... Sie würde es ihnen statt dessen beweisen.
Sie wollte gerade über die Geschehnisse die zu diesem Bad führten weitersinnieren... Ein wenig Ruhm versprechender und doch wichtiger Handelsauftrag... Als die Wirtstochter an die Tür klopfte und ihr sagte, das bald das Essen fertig sein würde. Mit einem Seufzen stieg sie aus dem Zuber und kleidete sich in ihre einfachen Reisekleider. Wenn das Essen fertig war hiess dass das sie ein weiteres Mal die Nähe ihres Reisebegleiters ertragen musste. Ein Mann der sich mehr auf Tücke als auf seine Fähigkeiten verliess... und frech noch dazu behauptete, Tücke wäre seine Fähigkeit.
Wohlan denn. Sie musste sich dies ja nicht mehr lange anhören, bald schon wäre sie wieder in der Ordensburg und konnte sich wieder wichtigen Dingen zuwenden. Als sie durch die Tür trat hörte sie in einer Entfernung eine Glocke läuten, klar in der Nacht und einsam. Sie hatte das Gefühl, das sie von einer wichtigen Neuigkeit sang.. Doch mit einem Schulterzucken wandte sie sich ab und ging die knarzende Treppe hinab zum Schankraum.