Clothens Augen leuchteten bösartig auf, als er Stedds mitgenommenen Zustand sah. Er schmatzte genüsslich. "Sag auf Wiedersehen, Mönchlein." Dann stach er zu.
Nur mit Mühe konnte Stedd den Schlag abblocken und Clothen heulte wütend auf: Als er aber sah, wie sehr die Abwehr den Mönch aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, nutzte er die Gelegenheit und sprang vor, Stedds Deckung unterlaufend, und versenkte seine Zähne in Stedds Kehle. Als er zurücksprang, war seine Schnauze blutbefleckt. Stedd hatte beide Hände an den Hals gehoben, roter Schaum stand vor seinem Mund. Für einen Moment wankte er, dann fiel er wie ein Stein zu Boden.
Das Zwielicht liess seine Blicke von dem eben gefallenen Gegner durch den Raum schweifen, bis sie auf der Bestie zu ruhen kamen, die dem Mueller Clothen entfernt aehnlich sah. Missbilligend zog es die Mundwinkel herab und das dritte Energiegeschoss traf sein neues Ziel.
Auch der Sonnenelf tat das, was er am besten konnte. Er schickte Clothen ein Magisches Geschoss entgegen.
Als die beiden Geschosse in Clothens Körper drangen, heulte dieser ein weiteres Mal auf, schien aber völlig unbeeindruckt, als er seine Augen auf Ugnor richtete und bösartig grinsend gegen diesen vorrückte.
Im Getümmel nahm nur Yuki wahr, das noch nicht alles Leben aus Stedd gewichen war. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung gelang es diesem, sich aus dem Zentrum des Kampfes zu schieben, dann aber blieb er hilflos liegen.
Die Lage hatte sich verschärft. Der niedliche Mönch war fast ausgeweidet worden und die Feinde schienen sehr entschlossen zu sein.
Der diabolische Chor brüllte nach härteren Maßnamen.
Achtlos ließ Veleri ihre Streitaxt fallen und zog ihre grausame Schwertlanze vom Rücken. Während sie sich dem WerClothen näherte konzentrierte sie sich und zwang einen Teil des tobenden Chors in ihre Haut. Seine Wut würde sie schützen...und ihre Feinde vernichten!
Ein teuflisches Grinsen begann sich auf Veleris Gesicht auszubreiten...
Jonatos rief etwas über Werwesen und warnte davor, gebissen zu werden, doch das nahm Ugnor nur am Rande war. Viel wichtiger war, wer es rief.
Jonatos....ein Elf...ELF...der Pförtner... zerfetzen, verletzen, zerreißen, zerschmeißen...
Ugnor hatte sein neues Opfer gefunden.
Naoko ließ sich geistesgegenwärtig neben Stedd auf die Knie fallen und schenkte ihm einen der andauernden Heilzauber.
"Ich mache das, Audhild. Kümmert euch um die Bestie!"
Gut war Audhilds knappe Antwort, bevor sie - darauf bedacht, den letzten der Schurken daran zu hindern, Veleri zu nahe zu kommen, einen Schritt nach vorne machte, bevor sie ihrerseits ihren Hammer schwang und auf das Werwesen niedersausen liess.
Der Pförtner witterte seinerseits seine Chance und griff Audhild an, sie aber hatte damit gerechnet und duckte den Schlag gekonnt ab.
Clothen hatte Ugnors Hieb mit Mühe abgewehrt. Nun belauerten sich die Gegner, fintierten und versuchten, die Stärke ihres Gegners abzuschätzen. Plötzlich riss Clothen sein spitzes Maul auf , als wolle er sich blindlings auf den Halbork stürzen. Für einen kurzen Moment überrascht, zögerte Ugnor, einen kleinen, verhängnisvollen Augenblick - bis ein Stich in seiner Schulter ihn schmerzhaft daran erinnerte, das jeder Fehler gegen ein solches Monster tödlich sein mochte. Und das höhnische Kichern Clothens machte ihm klar, dass sein Gegner nur auf solche Fehler wartete.
Die Augen des Zwielichtes zuckten kurz ueber den Koerper des toedlich verwundeten Stedd, aber sein Gesicht zeigte dabei keine Spur irgendeiner Gefuehlsregung. Nur den neuen Gegner erkannte es als denjenigen, der fuer diesen Hinterhalt verantwortlich war und sein Gesichtsausdruck zeigte etwas, das man wohl als Zufriedenheit bezeichnen konnte. Es formte in seinen Haenden eine kleine, gruene Kugel, die es dann mit Wucht auf den Neuankoemmling schleuderte.
Stedd wanderte durch die Dunkelheit. Verwundert fragte der Mönch sich, wo er war, eben hatte er noch gegen diese abscheuliche Kreatur gekämpft und jetzt war er - ja, wo war er eigentlich? Plötzlich sah er ein entferntes Licht, und sogleich machte er sich auf den Weg, um nachzusehen, was es zu bedeuten hätte. Ewig wanderte Stedd durch eine Umgebung, die er aufgrund der Dunkelheit nicht sehen konnte. Er begann sich zu fragen, ob er denn jemals das Licht erreichen würde, als plötzlich sein kleines Universum in einer Flut aus Licht und Schmerz explodierte.
Stöhnend schlug Stedd die Augen auf, seine Augen tränten ob der plötzlichen Helligkeit. Schmerz fraß sich durch seinen ganzen Körper und trieb ihn fast in den Wahnsinn. Als er wieder sehen konnte und seinen Körper unter Kontrolle hatte, sah er Naoko über sich gebeugt, und schlagartig kehrte die Erinnerung zurück und versetzte ihm einen Schock wie einen körperlichen Schlag.
Danke, krächzte Stedd Naoko zu und quälte sich wieder auf die Beine, wenn er auch vorerst noch sehr unsicher stand. Noch während er mit einem Blick die Lage erfaßte, zog er einen Heiltrank aus seinem Gürtel und trank. Beinahe augenblicklich spürte er die Wirkung einsetzen, und sofort wankte der Mönch wieder auf das Geschehen zu und versuchte, Clothen mit einem mächtigen Schlag zu betäuben.
Das Monster vor Ugnor verletzte ihn mit seiner Waffe. Der Schmerz durchfuhr Ugnor doch er nahm ihn kaum wahr. Stattdessen heulte die Bestie in ihm auf und wand sich in Agonie, die sich aber sofort in noch unbändigere Wut verwandelte. Falls Clothen entkommen würde, und Ugnor das überleben würde, dann würde er sich rächen.
Und es würde nicht leise sein, wie der feige Anschlag auf den Baron, es würde laut sein, so wie es Ugnor war. Laut und häßlich, und Clothen wird die Hölle wie der Himmel vorkommen, wenn Ugnor mit ihm fertig war.
Ich komme, mich zu rähächen, man hört die Knochen brähächen, ja man hört die Knochen brähächen.
Clothen knurrte wütend, als sich die von Yuki erzeugte Säure in seine Schulter fraß. Das Knurren würde zu einem schmerzerfüllten Kreischen, als Veleris Schwertlanze sich genau in die so entstandene Wunde bohrte. Er wurde von der Wucht des Angriffs herumgerissen und bot Ugnor für einen kurzen Moment seinen ungeschützten Nacken dar. Er hatte nicht einmal mehr Zeit zu Schreien, als die Axt des Halborks die verwundbare Stelle fand und fast seinen Kopf vom Rumpf trennte. Um so lauter dagegen war der Angstschrei des letzten verbliebenen und plötzlich blutbespritzten Gegners.
"Großartig! So muss das sein!" Veleri war entzückt und auch der Chor jubilierte ob des Blutbads. Und während die junge Frau ihre Waffe aus der Schulter des Werwesens riss lößte sich eine Stimme aus dem tobenden Chaos in ihrem Kopf und kam näher, wurde klarer...
Veleri brachte ihre Schwertlanze erneut in Position und stieß sie dem fallenden Körper in den Bauch. Grinsend drehte sie die grausame Waffe in Clothens Leichnam herum und weidete den Toten fachgerecht und äußerst blutig aus.
Und die Stimme wurde immer klarer, war fast zu verstehen...
"Wie kam das tote Kind überhaupt auf die Straße?!" schrie sie mit der jungen Frau im Einklang.
Veleri riss sie ihre Lanze wieder aus ihrem Opfer und schleuderte Clothens Eingeweide mit einem raschen Schwung entrückt grinsend an die Mühlenwand vor ihr.
Und sie verstand! Die Stimme hatte ihr die Lösung verraten! Ohne darüber nachzudenken, wie in einem wütenden Triumphschrei, brüllte es aus Veleri heraus:
"ES WAR AUF DEM HUHN FESTGENAGELT!!!"
Die Bestie jubelte vor Entzücken, sie sprang auf und nieder, trommelte mit ihren Klauen auf den Boden und stieß einen Schrei des Triumphes aus.
Ugnor gab sich der Genugtuung hin und schlug auf den toten Körper Clothens ein. Wieder und wieder, und wieder. Er wollte eine Trophäe.
Jaaa, immer weiter, Blut, Tod, Rache.
Sein Gesicht war eine blutverschmierte Grimasse aus reinstem Haß und Mordlust.
Ein Geräusch aus der Ecke des Raumes ließ ihn mit dem Kopf herumfahren.
Ja was haben wir denn da?
Schnaubend und langsam erhob er sich, zog die Axt aus den Dielen, wo er gerade noch Clothen bearbeitet hatte und ging auf den Pförtner zu.
Du hast einen riesen Fehler gemacht, ich hatte dich gewarnt, ich hatte euch alle gewarnt, ich habe genug von euch allen, von euren kleinen Ränkeleien, ich werde dich jetzt zu deinem dreckigen Gott schicken, und wenn du nicht gläubig bist, solltest du schnell damit anfangen, denn in diesem Moment hat Tempus sein Urteil über dich gestellt, Fliegendreck.
Weißt du, ich mag Auftragskiller. Egal, was man mit ihnen macht, man fühlt sich nie schlecht dabei. Willst du wissen, was Rashnoc mit dir macht? Ja, willst du es?
Die Bestie spannte sich zum Sprung.
Dem letzten verbleibenden Gegner schickte der Sonnenelf einen Säureball entgegen, wobei er rief: "Ergib Dich oder stirb!"
"Lasst ihn am Leben!" rief Naoko während er wieder aufstand.
"Es ist genug Blut vergossen worden", sagte er missbilligend.
"Ugnor! Veleri! Zügelt euren Zorn. Er vernebelt euren Geist." Naoko konnte es förmlich sehen.
Er wird noch Leben genug in sich haben, um Informationen zu geben, entgegnete Ugnor Naoko grimmig.
Außerdem befriedigt das Töten in keinster Weise...aber der Weg dorthin...der bringt Freude.
Audhild sah den Treffer Ugnors, der den Müller nahzu geköpft hatte und gestattete sich ein kurzes Nicken. Dann wirbelt sie herum, um sich dem letzten noch verbliebenen Gegner zuzuwenden, der gerade zu einem weiteren Angriff auf sie ausgeholt hatte.
Doch dieser trat genau in diesem Moment einen Schritt zurück, das Entsetzen ob des Todes Clothens in sein Gesicht geschrieben. Eher instinktiv und nicht mit voller Kraft konterte er den Hieb der Zwergin mit einem eigenen, dem die Priesterin, aus dem Gleichgewicht gebracht, nicht vollständig ausweichen konnte.
Das Zwielicht nahm nicht wahr, dass um es herum vorging. Weder hoerte es die Rufe der Kaempfer, noch sah es das Gemetzel, das mit dem Gegner angerichtet wurde, den es eben noch angegriffen hatte. Sein eigentliches Ziel war jetzt in Sicht, und wuerde den magischen Energien, die seinen Koerper verliessen, nicht entkommen.
Sie haben Recht, lebend wäre er uns ganz nützlich, aber auch die Toten kann man befragen und er will es ja nicht anders, schoss es dem Sonnenelf durch den Kopf. So sandte Jonatos ihrem Feind ein Säuregeschoss entgegen.
Der Pförtner wollte die Gelegenheit nutzen, um Reissaus zu nehmen, als ihn das magische Geschoss Yukis traf. Er zuckte zusammen. Und da war auch schon Stedd, der ihm einen mächtigen Hieb versetzte. Seine Augen wurden glasig, und seine plötzlich kraftlos gewordenen Finger liessen seine Waffe zu Boden gleiten. Die Säure, die sich, von Jonatos gegen ihn geschleudert, in seine Haut fraß, schien er gar nicht wahrzunehmen.