Marela gestattete sich einen kurzen Moment der Selbstzufriedenheit, als sie um den Tempel herumschlich und dabei die ersten Flammen aus dem Dach des Rathauses schlagen sah. Bisher war alles wunderbar nach Plan verlaufen. Die Schergen Largos hatten gute Arbeit geleistet. Gleich würde hier das Chaos ausbrechen, das sie benötigte, um ihren Auftrag ungesehen erledigen zu können.
Und dass ich zusätzlich noch die Zwergenpriesterin und ihren Gefangenen töten konnte, macht den Abend nahezu perfekt.
Kaum konnte sie ein gehässiges Kichern unterdrücken, während sie leise das Fenster an der Hinterwand des Tempels nach oben schob. Die ersten Rufe wurden laut, Schreie der Überraschung und des Entsetzens. Es war Zeit. Sseth würde sein Opfer erhalten, dass ihm vom Kreis schon lange versprochen worden war. Lautlos kletterte die Assassine durch das nun offene Fenster.
Baron Joaquin lag friedlich schlafend da. Er sah gesund aus, von dem Gift, dass seinen Körper eigentlich hatte zerstören sollen, schienen keine Reste mehr in seinem Blutkreislauf zurückgeblieben zu sein. Schade, dass er nicht mehr erwachen wird, aber ich will kein Risiko eingehen.
Die Tür öffnete sich. Auf der Schwelle stand Kieron, Seine Augen weiteten sich überrascht und seine Hand fuhr zum Morgenstern, den er an seiner Seite gegürtet trug, als auch schon die Faust Marelas seinen Hals traf und ihn ins andere Zimmer zurücktrieb. Ein wilder Kampf entbrannte, und Marela, die Mühe hatte, den Hieben des Priesters auszuweichen, stellte zu ihrer großen Überraschung fest, es mit keinem leichten Gegner zu tun zu haben.
...
Verdammt, und ich darf ihm kein Leid zufügen. Die Auftragsmörderin tauchte unter einem mächtigen Schlag Kierons weg und trat ihm in derselben Bewegung die Füße unterm Leib weg. Federnd kam sie wieder aufrecht zu stehen. Im Gegensatz zu Kieron, der rückwärts über den umgestürzten Tisch gefallen war und sich offenbar den Kopf angeschlagen hatte. Hoffentlich ist er nur bewusstlos.
Marela huschte ins Schlafgemach des Barons zurück, zog die Tür hinter sich zu und legte den Riegel vor. Sie zog ihren Dolch, um ihren Auftrag zu vollenden, bevor noch jemand in den Tempel käme, um nach dem Priester Ausschau zu halten, der sich nicht mehr an der Löschaktion draußen beteiligen konnte. Lautlos, aber schnell näherte sie sich dem Bett.
Sie hatte kaum eine Chance zu reagieren, als plötzlich ein Schatten durch das Fenster geflogen kam und sich in ihren instinktiv zur Abwehr erhobenen Arm verbiss. Der plötzliche Schmerz brachte sie an den Rand der Bewusstlosigkeit und das schwere Gewicht ihres neuen Gegners nahm ihr fast den Atem. Der Panik nahe, hieb sie mit ihrem Dolch wild auf die Bestie ein, die ihr offenbar ans Leben wollte.
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Die Tür zersplitterte unter den Hieben Ugnors und gab den Blick ins nächste Zimmer frei. Eine Gestalt löste sich gerade aus der wilden Umarmung eines Tieres und fluchte gotteslästerlich, als sie den Halbork erblickte. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schleuderte sie das Tier von sich, genau auf den Krieger zu; dann warf sie sich rücklings durch das offene Fenster.