AN BORD
Eines der Ziele leuchtete ein wenig auf, eventuell ein Hinweis auf Zauberei. Lizk wechselt blitzschnell das Ziel und schießt zwei Mal. Der nebelhafte Umriß bricht zusammen und wie erhofft erhöht sich die Zahl der Ziele nicht mehr in den Nebelschwaden sondern nimmt endlich ab mit jedem erlegten Zombie. Fast hätte der Elf den zweiten Dämonengolem vergessen. Tabor war immer noch mit dem ersten am Kämpfen. Zwar hatte der Zwerg die Oberhand und konnte den Dämon immer mehr niederringen. Aber durch die wahnsinnigen Regenerationskräfte welche Elvira nur knapp überwinden konnte, versprach es ein langer Kampf zu werden. Vielleicht zu lang, denn der zweite Dämon landete und sah sich nach lohnenden Zielen um.
'Unsichtbar. Ich habe sie unsichtbar gemacht' schoss es Lizk durch den Kopf. Wenn er das durchschauen kann, welches Ziel würde für den Dämon lohnender sein? Oh Gott, ich habe Helene für ihn als Ziel markiert. Da er dreht sich in ihre Richtung. Fast panisch hebt Lizk den Bogen, schießt auf den Dämon, in der Hoffnung wenigstens dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch dieser hat nur Augen für Helene, die er offenbar gut erkennen kann. Fast genußvoll schreitet er auf die Elfin zu, schleudert mit mühelosen Bewegungen zwei der Seeleute beiseite die sich in den Weg stellen.
Helene hatte die Gefahr bemerkt, doch wich sie nicht zurück. Trotz der Unsichtbarkeit konnte Lizk sie genau sehen, wie sie aufstand, sich zwischen ihre Patienten und den Dämon stellte, unsicher was sie tun konnte, aber wild entschlossen die Wehrlosen zu beschützen. Das er gar nicht die Verwundeten als Ziel hatte, sondern sie, war Helene im Gegensatz zu Lizk offenbar nicht klar.
Halt. Zurück mit Dir, Kreatur der Hölle. Unbeeindruckt schritt der Dämon weiter, drohte auf einen der Verwundeten zu treten um an die Elfin zu gelangen.
Im Namen Schajunes, zurück. Weiche hinfort ...
Lizk hatte längst das Schießen eingestellt, viel zu fasziniert war er von der Szenerie. Auch ein paar der Seeleute und Soldaten hielten inne, starrten wie gebannt auf das Geschehen. Helenes Stimme, anfangs schwach und unsicher, war immer kräftiger und machtvoller geworden. Ein Leuchten ging von ihr aus, das immer strahlender wurde.
Hinfort sage ich ... Von ihren dem Dämon entgegen gestreckten Händen ging ein helles Licht aus, formte eine Barriere, die dem Dämon Schmerzen bereitete und in kreischend zurück schrecken ließ. Tobend und wut schnaubend stand er wenige Schritte von der Elfin entfernt, unfähig näher an sie heran zu kommen.
Wie in Trance dachte Lizk an sein zweites Treffen mit Helene. Es ist vielleicht nur jugendliche Schwärmerei hatte sie unsicher über ihren Schajune-Glauben gesagt. Vor zwei Stunden erst hatte Tabor ihm berichtet, dass Helenes Robe sie als Berührte auszeichnete. Wer konnte daran zweifeln ?
Im Gesicht der Elfin war deutlich zu erkennen, dass sie selber überrascht war vom Geschehen. Ungläubig sah sie ihre Hände an, verstand anscheinend selber nicht was sie da gerade getan hatte. Entsetzt sah Lizk, wie die Barriere zusammen brach. Wutschnaubend griff der Dämon an, holte zu einem machtvollen Hieb aus. Was würde geschehen, wen er traf? Wenn seine lässigen Handbewegungen erwachsene Männer wie Puppen fortschleudern konnte. Lizk riss den Bogen hoch …
LASS LENE IN RUHE …
Mühelos übertönte die wütende Stimme den Kampflärm, ließ den Dämon in seinem Schlag innehalten und sich umdrehen. WENN DU IHR EIN HAAR KRÜMMST REISS ICH DIR DIE EINGEWEIDE RAUS … Der Affe sprang den Dämon an, prügelte mit dem Belegnagel auf ihm herum. In Sekunden vollendete sich eine Wandlung, wurde aus dem Affen eine junge Frau, aus der hölzernen Waffe ein silberner Streitkolben. Mit einer wütenden Bewegung schüttelte der Dämon seine Kontrahentin ab. Katzengleich kam sie auf und fing den Sturz sicher ab. Fauchend ging sie in Angriffsposition, brüllte ihre Wut und Frustration heraus. Lizk wusste nicht, woher dieses Wissen kam. Ob durch seine Verbindung zu Helene, die Ehrfahrungen der letzten Tage …
Aber er spürte die in der jungen Frau tobenden Gefühle. Ihre Trauer um ihre Mutter, die im Dienste Rundares gefallen war. Ihre Sorge um ihren Vater, der im Dienste seiner Mitmenschen täglich seine Seele riskierte. Ihre eigene Hilflosigkeit, dass ausgerechnet sie von dieser Waffe, die Tabor aus einer anderen Welt mitgebracht hatte, erwählt worden war. Sicher wünschte Filly sich nichts lieber als ein normales Leben, mit Tanzen und Singen, Unsinn machen, die erste Liebe erleben. Aber nun stand sie hier. Ihre Freundin war in Gefahr. Und sie hatte die Möglichkeit zu helfen, ob es ihr passte oder nicht.
DU BLÖDES VIEH …
Filly bündelte all ihre Wut, richtete sie auf diesen Dämon. Sie wuchs, wurde kräftiger, auf ihrer Haut bildete sich Fell. Der Dämon hielt einen Moment inne, war ebenso wie Lizk überrascht ob dieser Veränderung. In kürzester Zeit stand dort statt einer zarten jungen Frau eine aufrechtgehende Katze, ein Mischmasch aus Tiger und Panther, die sich nun auf den Dämon stürtzte. Nun war es an dem Dämon wie eine Puppe fortgeschleudert zu werden. Schwer prallte er gegen den Mast. Filly sprang hinterher, schlug mit Streitkolben und Klaue auf ihren Gegner ein, riss und schlug faustgroße Stücke aus dem Dämonengolem. Dieser schlug zurück, schubste sie weg, sprang auf. Nur am Rande bekam Lizk mit, dass die Soldaten den letzten Schattenalfen und die letzten Zombies am Heck erledigt hatten und nun wie er gebannt diesem Zweikampf zusahen. Kein Mensch oder Elf würde sich trauen in Reichweite dieser beiden Kontrahenten zu kommen.