Verschüchtert schaut die Frau von einem zum anderen, auch Saemaels Worte scheinen sie nicht zu beruhigen. Erst Kylmäveris Stimme hat den gewünschten Effekt, sie lässt ihre Waffe sinken und fällt noch ein wenig weiter in sich zusammen. "Die Kinder schlafen, und ich will sie nicht stören...
Ihr habt gefragt, was sich abgespielt hat. Nun gut, ich will es Euch sagen. Irgendwem muss ich ja trauen, und wenn Ihr mir böses wollt, bin ich ohnehin verloren. Und vielleicht wird es ja dazu führen, dass die Schurken bestraft werden." Sie strafft sich wieder, tritt voll aus dem Höhleneingang heraus, macht aber keine Anstalten, sich hinzusetzen. Ihr Gesicht zeigt eine traurige Mischung aus Entschluss und Hoffnung.
Mein Mann Walter und ich, wir sind einfache Leute. Bestellen ein wenig Land, und wenn der Bjalvik genug Wasser führt, verdienen wir ein wenig als Fährleute. Wir haben nie jemandem etwas getan -
Heute am frühen Morgen kam eine Gruppe von Freyschen Waffenträgern an. Sie boten ein merkwürdiges Bild: Einige waren verwundet, sie hatten nur zwei Pferde, und mehr als einer hatte kein Schwert in der Scheide. Mein Mann war schon auf, um die Kuh zu füttern undzu melken, und ich weiß nicht genau, worüber sie redeten - als ich dazu kam, hieß ich mich so schnell wie möglich die Kinder wecken, anziehen und Proviant einpacken. Während ich alles zusammensuchte, konnte ich Teile der Geschichte der Waffenträger hören. Einer, ein stämmiger, bärtiger Kerl mit einem blutigen Verband um die Stirn, erzählte, Lippoldt sei gefallen. Anscheinend waren zumindest einige der Angreifer als Handelskarawane getarnt, die im Schatten der Burg übernachten wollte. Die Waffenträger wissen auch nicht genau, was passiert ist - sie erwachten bereits zu Kampflärm und dem Geruch brennender Baracken.
Überall wurde gekämpft, mit einer verwirrenden Mischung von Uniformen. Er erzählte, er hätte eigenhändig einen Südländer mit Kaldorschem Wappen getötet, andere hätten die Wappen verschiedenster großer und kleiner Adelshäuser gesehen, dazu eine große Menge an wild brüllenden, alles verwüstenden Barbaren in Häuten und zusammengestückelten Rüstungsteilen.
Schnell wurde ihnen klar, dass der Kampf verloren war. Überall fielen die Soldaten Freys wie die Fliegen, und 'unsere' beschlossen, zu fliehen. Er war nicht stolz darauf, und er meinte, vielleicht war der folgende Tag die Strafe der Wiege für das feige Verhalten. Sie waren über dreißig mehr oder weniger Verwundete, die sich aus der umkämpften Burg befreien konnten, doch der namenlose Feind hatte vorgesorgt: In einem weiten Umkreis um die Burg waren Jäger stationiert, die nur dazu da waren, zu verhindern, dass jemand entkam. Doch anscheinend hatten die Feinde nicht mit so großen Flüchtlingsgruppen gerechnet, und sie konnten durchbrechen, wenn auch um die Hälfte dezimiert.
Den ganzen Tag flohen sie, bis sie dachten, sie hätten die Verfolger abgehängt, und rasteten. Anscheinend wurden sie überfallen - ich war dann kurz draußen und habe das nicht gehört - jedenfalls waren sie, als sie bei uns ankamen, kaum noch zu zehnt. Sie hatten sich entschieden, unsere Hütte für einen Hinterhalt zu nutzen, und mein Mann konnte sich nicht weigern - sie waren für uns zu viele, und Frey ist nunmal auch unser Herr. Aber die Kinder und mich ließen sie gehen, und auch Walter hätte kommen dürfen, aber er wollte schauen, dass er noch so viel wie möglich vom Haushalt rettete... der tapfere Narr.
Wir jedenfalls brachen auf und flohen, so schnell es uns möglich war hierher, die Höhle hatte Walter schon vor langer Zeit entdeckt und meinte, hier wären wir so sicher, wie es geht.... und jetzt, jetzt sind wir hier."
Während der ganzen Geschichte hat sie kaum gestockt, erst gegen Ende droht ihre Stimme zu brechen. Sie schluckt und blinzelt - dann fragt sie: "Wisst Ihr, was aus Walter geworden ist?"