„Wir sind doch schon gefunden“, freut sich Eylis, als sie Kiras Rat hört, und deutet auf den Waldläufer Jorr. Erst, als sie in den Rucksacktiefen das weiße Kleid gefunden hat, das sie schon vor Tagen hat versuchen wollen, erinnert sie sich, dass ihr Versteck eigentlich den Goblins galt. „Oh, das stimmt...“, gibt sie zu und nutzt die Gelegenheit, dem Waldmann zustimmend zuzunicken.
Mit dem Kleid unter dem Arm flüchtet sie sich hinter einen Baum, um den Blicken der Männer zu entgehen. Es ist eine rein naturgemäße Handlung, und hat nichts mehr mit der wirren Angst zu tun, mit der sie ihre letzte Umkleidung in der Waldhütte vornehmen wollte.
Sie streift das Kettenhemd herunter und wirft es ab, dass es dumpf zu Boden geht. Dass Prinzen Kettenhemden tragen müssen, hat sie noch nirgendwo gelesen, und wenn sie sich doch irren mag, steht es am Ehesten im Kühner Ritter Amundsen, den sie ohnehin zu verbannen vor hat. An vielen Stellen ist das Buch nämlich erlogen.
Den Gürtel mit den Hobgoblinscheiden behält sie – es sind Trophäen, die sie nur einzusetzen wissen muss, wie es mit einigem ist. Wenn sie nun einen Spiegel hätte, der ihre zerzausten Haare und den Staub auf ihrer Haut verbergen würde, sähe sie sicher nicht so einen Unterschied zu der Eylis, die sich vor einem Jahr noch in ihrem Zimmer vor Drachen verbergen musste.
Doch das ist auch erlogen.
Sie fühlt sich, obwohl das Kleid eine schmale Taille erfordert, mit der sie nicht dienen kann, so frei wie in den Stunden, als sie genau ein solches Kleid fortgeworfen und die Uniform des Retters angelegt hatte.
Mit dem Kettenhemd in den Händen kommt sie wieder hervor und hebt es einen Moment für Kira. „Du musst es nicht anziehen“, lenkt sie ein, obwohl sie sich kaum vorstellen kann, wie man mit einer Rüstung geboren werden kann. Damit ist das Leben doch ein Stück weit schon entschieden. Als ob man mit Flügeln geboren würde.
Auf den Zehenspitzen erreicht sie Kiras metallenes Köpfchen und schenkt ihr einen Kuss auf ihre kalte Wange, hakt sich dann bei ihr ein und sendet ein Lächeln zu ihr hoch, während ihr anderer Arm noch immer das Kettenhemd umklammert.
„Ich bin fertig, glaube ich."