Der Karn, der nicht wie der rüpelhafte Valenar den Genuss eines Fensterplatzes hatte, zügelte sich darin, eine Rotation der Sitzplätze vorzuschlagen, selbst, wenn ihm dies sehr gelegen gekommen wäre. Gerade für das Nasenbluten, das er an jedem Tag der Fahrt bekam und das meist in der Mittagshitze während der Fahrt in der stickigen Kabine ausbrach. Das Blutrinnsal versuchte er stets mit dem bereits befleckten Zipfel des Kaputzenmantels zu stoppen, wobei er sich auch etwas Trinkwasser in den Nacken goss um für Kühlung zu sorgen und somit den Blutfluss zu verlangsamen. Dies war eine der besten Methoden, die Rhodin in den langen Jahren der Entwichlung des aberanten Drachenmahl ausmachen konnte. Dummerweise beugte sie dem Bluten nicht vor.
Teils unerträglich war Rhodin eher das pulsierende und feurige Drachenmahl selbst, dass unterstützt durch die Mittagshitze und die stickige Luft in der Kutsche offtmals brannte und zusätzlich noch Hitzeschübe an seinem Körpfer entfachte. Das daraus resultierende Schweißbad, dass er unfreiwillig nahm war weder ein schöner Anblick, noch sorgte es für bessere Luft in der Kabine.
Jede der Pausen nutze der Karrn um sich (wenn möglich in einem kühlen Fluss abzukühlen und zu waschen, da der Schweißgeruch um ihn (sowie auch um die Anderen Reisenden) teilweise unerträglich wurde. Bei seinen Bädern achtete er peinlich genau darauf, dass die Badeplätze nicht einsehbarwaren und ihm niemand folgte. Er war als Karrn sowieso schon unbeliebt und würde man den Zustand seiner Haut und die Narben und Geschwülste sehen, würde das sicherlich nicht seinen Ruf aufbessern. Allerhöchstens würde es Mitleid in den Betrachtern auslösen und das war etwas, worauf Rhodin gerne verzichtete, Auf das freudig empfangene Angebot von Hotaru wollte Rhodin nicht während der Fahrt zurückgreifen, da es erstens sehr wackelig in der Kutsche war und er zudem somit seinen Zustand der gesamten Gruppe offenbaren müsste.
Die Wahnanfälle, die Rhodin während der Fahrzeit hatte, beschränkten sich zum Glück zumeist auf ein dummes Grinsen, das sein Gesicht überzog und ein leises, gestöhrtes Lachen. Die sonst wirren Gedanken, die er oftmals in diesen Momenten der Unbeherrschtheit aussprach, beliefen sich nur sehr selten auf hörbares Gebrummel und blieben sonst ungehört.
Die Zeit der Langeweile verbrachte Rhodin im Gegensatz zum unfreundlichen Valenar eher damit, die neuen Gruppenmitglieder kennenzulernen und lernte dabei nicht nur Hotarun und Ak`iss zu schätzen, sonder konnte sich sogar damit anfreunden, dass der Geschmiedete zur Gruppe der Auserwählten gehörte. Turandil und Cauniarma blieben dem Karrn weiterhin ein Rätsel, was sicherlich zum Teil auch an der alten Feindschaft lag, die gerade Cauniarma nur sehr schwer, bis überhaupt nicht zu verbergen wusste. Über sein früheres Leben versuchte er nur sehr wenig preis zu geben und wenn er auf etwas angesprochen wurde, so lies er Geschichten über seine Eltern, seine Ausbildung und seine Herkunft aus. Schließlich waren dies Kapitel, die er gerne aus seinem eigenen Gedächtnis gelöscht hätte. Gedanken in diese Richtung sollten in niemandes Kopf existieren, besonders nicht in den Köpfen Fremder!
Als die Kutsche endlich ihr Ziel erreicht hatte, hielt es Rhodin auch nicht mehr lange auf seinem Platz. Die müden Gelenke mussten bewegt werden und zudem rief ein frisch eingelassenes Bad nach dem Karrn, der seine Kaputze während der ganzen Fahrt weiterhin tief ins Gesicht gezogen behielt. Im Gegensatz zu Cauniarma blickt sich Rhodin nun endlich um und versucht soviel über Adderport in sich aufzunehmen, wie er von der kleinen Hafenstadt binnen weniger Sekunden in sich aufnehmen kann. Der salzige Geruch der Seeluft, den er seit einingen Stunden bereits wahrgenommen hatte, war hier unmittelbar am Meer natürlich viel intensiver zu spühren, als noch im Landesinneren. Wenngleich der dichte Bewuchs des Dschungels seine eigenen Reize hatte, so liebte der Karrn den Anblick der See weitaus mehr, denn alleine das Geräusch der leicht brechenden Wellen, die dann am Stand ausliefen und teils schaumige Spuren auf dem Wasser hinterliesen und das schreien der Möven klang nach dem ständigen Schäppern und Dröhnen der Kutsche und der Pferde wie Musik in seinen Ohren. Zudem vertrieb die leichte Briese, die die Bäume leicht im Wind hin und her schaukeln lies die stickige Hitze aus seinem Körper und spielte mit seiner Kleidung die ebenso wie er nach sauberem Wasser und Seife schrien.
Nachdem sich die Gruppe zum Gasthaus hin wendet, schreitet auch Rhodin als letzer in die Gaststube und ist von der Schönheit der jungen Kellnerin angetan.