Die kleine Kirche füllte sich nur langsam, doch als dann schlussendlich alle Dorfbewohner versammelt waren - selbst diejenigen, die auf dem Floß verletzt waren und euch nun mit ehrfürchtiger Dankbarkeit in den Augen ansahen - begann die Mater mit dem Gottesdienst. Dieser unterschied sich deutlich von allem, was ihr bisher in euren Himmeln miterleben durftet. Nachdem die Mater die Dorfbewohner und insbesondere euch im Hause des Herrn begrüßt und den Anlass des Gottesdienstes herausgestellt hatte, begann die kleine Gemeinde ein Lied, das höchstens Sanguiel entfernt bekannt vorkam. Es schien uralt zu sein, war es doch in einem archaischen Dialekt des Common verfasst, doch den singenden Leuten schien das nicht aufzufallen. Als das Lied endete, begann die Mater ihre Predigt, in der sie noch einmal besonders auf die Geschehnisse des Tages einging und wie die Engel ihren Schäflein aus höchster Not geholfen hatten. Die Darstellung der Geschehnisse ging fast nahtlos in eine Geschichte über einen der zahllosen Heiligen der Angelitischen Kirche über. Höchstens Navariel, die während ihrer Ausbildung zahllose Bücher über die Heiligen lesen musste, erkannte den Heiligen, doch erzählte die Mater dessen Geschichte sehr lebhaft und verwies währenddessen ständig auf die bunten Bilder an den Wänden, um ihre Worte zu unterstreichen, so dass auch die anderen Engel der Geschichte gut folgen konnten. Die Geschichte handelte vom Heiligen Phillip, der - ebenso wie die Dorfbewohner - von einer Schar Engel vor dem sicheren Tod gerettet wurde und dann zum glühenden Beispiel von Ehrlichkeit und Aufopferungsgabe für seine Kirche heranwuchs. Nur zwei Jahre nach seinem Tod wurde er vom Pontifex Maximus Petrus Secundus heilig gesprochen und zum Schutzpatron der Beutereiter ernannt. Ihn, so sagte die Mater, sollten die Dorfbewohner als Beispiel dafür nehmen, wie sehr die Begegnung mit Engeln einen Menschen verändern kann - natürlich zum Positiven hin. Bemerkenswert an der Predigt war, dass die Mater anscheinend alles frei vortrug, ganz im Gegensatz zu den von Erzbischöfen und noch höheren Dienern Gottes zelebrierten Gottesdiensten in den Himmeln, die oft die bewundernswerte Glaubensstärke besaßen, aus Büchern die Geschichten vortragen zu können. Dieser Gottesdienst war anders, einfacher gehalten zwar, aber von der Mater mit einer solchen Inbrunst und Freude vorgetragen, dass in der Gemeinde eine ausgelassene Stimmung herrschte, in der sie immer wieder mit Liedern die Gnade Gottes priesen. Mit einem ebensolchen Lied endete auch der Gottesdienst, und nachdem die Mater die abschließenden Worte gesprochen hatte und den Segen des Herrn erteilt, stellten zwei der Söhne der Mater einen Weidenkorb mit kleinen Küchlein neben das hölzerne Portal. Von den Dorfbewohnern, die dann langsam aus der Kirche und in ihre Hütten strömten, nahm sich jeder eines, die meisten Kinder jedoch mehr, drei, vier, dazu noch eins direkt verzehrt, was aber natürlich toleriert wurde, nahmen doch die Kinder im Angelitischen Glauben einen besonderen Platz ein.