Mit einem lauten Knall, fast einer Explosion gingen die Wagen in Flammen auf. Als Ancrym herumfuhr, sah er eine neue Horde Goblins angreifen. "VORSICHT!" rief der Deputy, dann ging er auch schon zum Angriff über. Wuchtig schwang er seinen Erdzertrümmerer, den er noch während des Laufens gezogen hatte.
In einer Reihe kamen die Golblins mit erhobenen Fackeln auf Mestrard und Arathis zugerannt. Der Schein der Flammen spiegelte sich in ihren bösartig glänzenden roten Augen wieder und liess sie fast wie Wesen aus einer anderen Welt erscheinen. Hinter ihnen etwas langsamer, trat ein mit einer langen Peitsche bewaffneter Goblin auf den Platz, dessen kehliger Gesang sich mit den Gesängen, die von anderen Orten der Stadt her kamen zu einer grauenerregenden Dissonanz vereinte:
Das Baby jag, den Welpen fang,
eins auf den Kopf, sie schreien nicht lang.
Knochen brechen, Fleisch zum Fressen,
Wir sind die Goblins - Ihr das Essen.
Der Sänger musterte die Anwesenden auf dem Platz. Kurz wanderte sein Blick zwischen Mestrard und Arathis hin und her, dann schien er sich dafür zu entscheiden, den Priester für den Gefährlicheren der beiden zu halten. Plötzlich flocht er in seinen Gesang fremdartige Worte ein, während seine Schildhand Fäden aus einem kleinen Stück Wolle zog. Fäden die sich vor Mestrards innerem Auge zu einem Netz verflochten, dass seinen Geist zu überdecken drohte. Der Priester musste seine ganze geistige Kraft aufbieten, um in dem stummen Duell nicht zu unterliegen. Doch gelang es Mestrard, den Bann des Barden abzuschütteln. Fast automatisch beantwortete er die Frage Arathis'. „Angriffe direkt auf Sandspitze? Das gab es bisher nicht.“
'Dieser Gesang ist einfach furchtbar, da muß ich wohl etwas dagegen tun.'
Emyralda begann zu singen, um den anwesenden Mut zu machen. Erst leise, dann immer lauter werden sang sie eine alte varisianische Weise, die vom Überleben in ihrer Heimat erzählte, von der Jagd, dem Kampf und dem Sieg. Ihre glockenreine, helle Stimme durchdrang das Gegröhle der Goblins auf eine eindrückliche Art. Obwohl es die Sprache ihrer Heimat war, ermutigte doch die Magie ihres Liedes die Verteidiger.
Im Augenwinkel sah Mestrard, wie sein Freund an ihm vorbeistürmte und einen der Goblins mit seinem schweren Hammer niederstreckte. Dies und die glockenreine Stimme Emyraldas, die das Grölen der Goblins übertönte, gaben ihm Aufwind, so dass er ebenfalls nach vorne trat und seinen schweren Streitkolben hob, um ihn auf einen weiteren Goblin niedersausen zu lassen und dessen Schädel zu zerschmettern.
Und plötzlich war das Kichern der Goblins wie weggewischt. Offenbar wurden sie sich soeben des Ernstes der Lage bewusst, anscheinend hatten sie ihre Gegner völlig unterschätzt.
Ocura drehte sich um, als sie hinter sich ein unglaubliches Getöse hörte. Zuerst konnte sie nur die brennenden Wagen erkennen, aber vor Schreck weiteten sich dann ihre Augen, als sie sah, dass weitere Goblins angriffen und Mestrard direkt zwischen ihnen stand.
"Sie werden vor mir bei ihm sein", befürchtete sie, "ich muss sie aus der Ferne angreifen."
So schnell ihre Beine sie tragen konnten, lief sie auf das Rednerpult zu, vor dem sie dann zum stehen kam, die Schleuder, auf der sie schon einen Stein bereit gemacht hatte, in der Hand. Mit aller Kraft wirbelte sie die primitive Waffe über ihrem Kopf ein paar Mal im Kreis und ließ dann das Geschoss auf den Goblin zusirren, der dem Priester am nächsten stand. Einer anderer Goblin, der mit Pfeil und Bogen bewaffnet war, hatte inzwischen ein paar Fässer erklettert. Als er sah, dass die Verteidigungslinie vor dem Kriegsbarden bereits völlig zusammenbegrochen war, schoss er einen Pfeil auf den diesem am nächsten stehenden Ancrym ab, der aber harmlos von dessen Rüstung abprallte.
"Verdammt" fluchte Perriyon, als er der neuerlichen Bedrohung gewahr wurde. Doch diesmal war er, vertrauend auf seine Fertigkeiten, wild entschlossen, sich zur Wehr zu setzen. Schnell suchte er sich eine Position, von der aus er die Angreifer gut sehen konnte, reckte ihnen seinen linken Arm entgegen und rief sich die darauf tätowierten thassilonischen Worte in Erinnerung. Kurzzeitig verursachte die Tätowierung ein leichtes Brennen auf der Haut, dann flog eine kleine grünliche Kugel aus Säure auf seine Gegner zu. Sein Ziel wurde von einer kleinen Säurekugel direkt auf die Brust getroffen und schrie schmerzerfüllt auf, als sich die Säure in seine Haut fraß. Dann verstummte er abrupt und kippte nach hinten. Das Loch, dass ihm die von Ocura geschleuderte Kugel in die Schädeldecke geschlagen hatte, war aber wohl eher für seinen Tod verantwortlich als der Zauber Perriyons.
Dorian war von der plötzlichen Stichflamme und dem ebenso plötzlichen Angriff so überrascht worden, dass er etwas langsamer als die anderen reagierte, die mit überraschender Effizienz und Brutalität die Zahl der Gegner im Nu dezimierten.
Doch dann entdeckte er eine Bewegung am Rande des Kampfgeschehens. Einer der Goblins, bisher unbehelligt geblieben, hatte soeben den Mann ins Auge gefasst, der sich Arathis nannte. Und Arathis schien sich dieser Bedrohung nicht bewusst zu sein, offenbar richtete er seine ganze Konzentration auf den Goblin mit der Peitsche. Er musste handeln.
Dorian rannte los, sprang an Arathis vorbei und versuchte, seinen Gegner auf genau dieselbe Art und Weise zu durchbohren, wie es ihm schon einmal gelungen war.
Der Goblin wurde seinerseits von diesem Angriff völlig überrascht und ging unter dessen Wucht zu Boden. Bevor er sich wieder aufrichten konnte, stieß Dorian ihm das Schwert in den Hals. Das bluterstickte Gurgeln seines Gegners währte nicht lange.
Bisher verlief der Kampf gegen die Goblins recht gut, nur Arathis traute dem Frieden nicht. Jederzeit konnte sich das Blatt zugunsten der Goblins wenden, falls sie noch irgendein Ass aus dem Ärmel ziehen konnten. Arathis hegte jedoch einen inneren Groll sein arkanes Feuer gegen die Goblins einzusetzen. Denn es war zwar eine Demonstration seiner Macht, aber dummerweise hatte er die Fackel wieder weggetan, die wieder hätte für eine halbwegs brauchbare Tarnung herhalten, hätte können. Der Groll kam allerdings davon, dass seine einzigartigen Kräfte enttarnt würden, wenn er die Goblins attackieren würde, und außerdem könnte man so ein besonderes Individuum wie ihn fälschlicherweise irgendwelcher Brandstiftungen beschuldigen. Nur weil jemand eben manchmal anders ist , als die anderen, wird er oft schief angeguckt. Das war jedenfalls Arathis Erfahrung gewesen, bei den paar Reisen, die er außerhalb von Cheliax manchmal tätigte. Dabei war Arathis niemand, der sich wie die Axt im Walde aufführte. Er war zwar ein Individuum, dass nicht gerade selbstlos war, aber er war auch niemand, der den Besitztum anderer anzünden würde oder unbeteiligte Bürger in einem Kampf anbrennen würde, und nur um dann seine Haut zu retten, über Leichen gehen würde, jedenfalls nicht, wenn es seiner Meinung nach nicht zwangsläufig erforderlich wäre.
Doch er kannte die Leute um sich herum und deren Fähigkeiten noch nicht so ganz genau. Vielleicht hatten sie bei den letzten Goblins einfach nur Glück, dass sie sich so einfach überrumpeln ließen. Daher entschloss Arathis noch ein weiteres Mal seine feurige Odemwaffe gegen die gegnerischen Goblins einzusetzen. Schließlich hatte er in seinem Leben schon die ein oder andere riskantere Situation hinter sich. Ein Auffallen seiner fast einzigartigen Kräfte vor diesen fast völlig Fremden würde dagegen- hoffentlich- noch etwas harmloses sein.
Arathis meinte sich zu erinnern, dass er solch einen ähnlichen Zauber, wie ihn der eine Goblin gesprochen hatte, schon irgendwann einmal gesehen hätte. So gar so viele Zauberwirker kamen für diesen Zauber nicht in Betracht spekulierte er. Auch gab es nicht so viele Zauberwirker, die ihre Zauber mit Musik und Gesang verbanden. Daher versucht er möglichst viele Kampfoptionen abzudecken gegen mögliche Zauberwirker, die in Betracht kämen für diese Form der Magie und bereitete für den zaubernden Goblin eine feurige Falle vor, der möglicherweise auch seine Goblin-Freunde ausgesetzt werden, wenn sie nicht aufpassten.