Angst zeichnete sich auf dem Gesicht des Kriegsbarden ab, als sein Zauber zerfaserte und er sich so plötzlich seines Schutzes beraubt sah. Und doch schien er nicht gewillt zu sein, den Kampf aufzugeben. Stattdessen konzentrierte er sich auf Ancrym, den er wohl als stärksten seiner Gegner ansah. Wieder sang er die fremdartigen Worte, doch ging sein Gesang in einen unkontrollierten Schrei über, als er für einen kurzen Moment plötzlich von Flammenlohen umhüllt war. Ancrym spürte, wie das Netz, dass sich um seinen Geist zu spinnen drohte, sich ins Nichts auflöste.
Als der Flammenstrahl erlosch, war die Haut des Sängers rotverbrannt, an manchen Stellen schlug sie Blasen. Doch irgendwie schaffte der Goblin es, sich auf den Beinen zu halten. Stolpernd wich er ein paar Schritte zurück.
Emyralda sah, daß der Kriegsbarde sich aus dem Kampfgeschehen zurückziehen wollte. Sie gng ein paar Schritte in Richtung des Barden. Während sie ihr Bardenlied weitersang, mischte sie die Magie eines Zaubers dazu und warf ihn auf den Kriegsbarden.
Für einen kurzen Moment verharrte der Goblin; er schien gegen eine Art inneren Zwang ankämpfen zu müssen. Doch offenbar gewann er diesen Kampf. Er straffte sich und setzte seinen Rückzug fort.
Als Ancrym spürte, wie sich die feindliche Magie auflöste, geriet er in Wut. Diesen Bastard würde er in den Boden stampfen! Rasend vor Zorn und mit dem Kampfschrei der Shoanti auf den Lippen stürtzte er sich auf den Peitsche schwingenden Goblin, den er als Quelle der Magie ausgemacht hatte, und ließ seinen Erdzertrümmerer mit einem mächtigen Schwung auf den Gegner niedersausen.
Alles ging rasend schnell und Mestrard blickte sich nach dem Flammenstrahl, der aus dem Mund von Arathis gekommen zu sein schien, hektisch um. Ein Schausteller, so so. Zum Glück sind die Häuser heute aus Stein. Diese Gedankenfetzen schossen Mestrard durch den Kopf, als er die Situation abzuschätzen versuchte. "Feuer! Wasser und Sand hierher, macht schnell" brüllte er über den Platz.
Den Bruchteil einer Sekunde später sah er den Goblinbarden - von Ancryms wuchtigem Hammer gefällt - zu Boden gehen. Doch sein Shoanti-Bruder war in eine Raserei verfallen, die Mestrard von seinen Brüdern zu kennen glaubte. Ich darf ihn nicht aus den Augen lassen und muss in seiner Nähe bleiben, anschließend wird er schwach sein wie ein Kätzchen. Aber was tun? Da der Bogenschütze schon einmal auf Ancrym geschossen hatte und dieser ihm nun fast den Rück zuwandte, eilte Mestrard mit erhobenem Streitkolben in dessen Richtung und gleichzeitig näher zu seinem Freund. Immer noch inspiriert von den schnell fallenden Monstern und Emyraldas Gesang, schlug er ohne Furcht zu.
In Gedanken schien er jedoch noch bei dem Feuer und Ancryms Raserei gewesen zu sein, denn beinahe entglitt ihm seine Waffe und Mestrard konnte das Gleichgewicht nur mit Mühe halten.
Ocura konnte es nicht fassen. Hatte der Mann neben ihr etwa gerade Feuer gespuckt? Nein! Sie musste sich geirrt haben. Sie beschloss, sich wieder auf das Kampfgeschehen zu konzentrieren. Der größte Teil der Goblins stand inzwischen nicht mehr. Das war alles, was sie im Moment wissen musste.
Sie sah, dass Mestrard den frei gewordenen Platz nutzte, um einen der verbliebenen Gegner zu attackieren und so tat sie es ihm nach. Zwar ging der Streitkolben des Priesters fehl, doch würde sich der Schütze nun auch noch ihren Schwertern stellen müssen.
Der Goblin keckerte hoehnisch, als Mestrards Hieb ins Leere ging. Als er aber sah, wie der Kriegsbarde unter dem Ansturm Ancryms zu Boden ging, wurde sein Blick panisch. Ocura haette ihn daher fast erwischt, doch konterte er ihre Angriffe einfach dadurch, dass er ihr den Bogen entgegenwarf, um so den ersten ihrer Hiebe abzuwehren, dem zweiten entging er durch einen artistischen Satz nach oben.
Scheinbar war der Goblin nun unbewaffnet. Aber nur scheinbar, denn Ocura entdeckte, dem Blick des Gegners folgend, etwas wie eine kleine Hellebarde, die griffbereit hinter dem Goblin auf dem Boden lag. Der auch prompt in einer fließenden Bewegung ein paar wenige Schritte zurücktrat, während er die Waffe gleichzeitig vom Boden aufraffte und noch mit dem selben Schwung auf Ocura herabsausen ließ. Die kleine Halblingsfrau stieß einen leisen aber wilden Fluch aus. Der Schmerz erinnerte sie wieder daran, dass Unachtsamkeit in einem Kampf sofort bestraft wird. Doch noch einmal würde ihr das nicht passieren. Ihren Gegner böse anfunkelnd, setzte sie ihm hinterher, wobei ihre Klingen immer wieder mit einem bedrohlichen Sirren die Luft zerteilen, während sie ihrem Ziel immer näher kommen.
Mestrard hatte sich inzwischen von seinem Fehlschlag berappelt und seine innere Ruhe zurückgewonnen. Dann aber sah er das Blut von ihrer Schulter rinnen. Nein! Es war ein Wink Pharasmas, dass wir uns begegnet sind und die Herrin des Schicksals hat noch Pläne mit der kleinen Kriegerin. Dies hatte Mestrard während des gemeinsamen Gebetes gespürt und ihre Geschichte schien das zu bestätigen. Er blickte sich um. Ancrym stand dort - wutschnaubend, aber sicher wie ein Fels und er würde auch mit dem letzten Goblin fertig werden. Mit diesem Gedanken trat Mestrard einen Schritt zur Seite, ließ den Streitkolben fallen und berührte sein stählernes Symbol. Der Priester schloss die Augen und murmelte einige Worte in Thassilonian. Dann beschrieb seine rechte Hand eine Runde Bewegung, der eine gezackte Linie folgte.
Wie schon wenige Minuten zuvor spürte Ocura ein Kribbeln und die Wärme der Göttin, als sich ihre Wunde zu schließen begann.
Mestrard war nun unbewaffnet. Einer der Preise, die er damals zu zahlen geschworen hatte, als er sich seinem Gott geweiht hatte.
Eine Zeit lang glaubte Perriyon schon, dass der Kampf nun vorüber sei, bis ihm auffiel, dass hinter dem Podium noch gekämpft wurde. Plötzlich kam ihm eine Idee. So schnell er konnte, lief er auf die Holzkonstruktion zu, nutzte den Schwung, um sich hinauf zu befördern und blickte sich dort nach den Kämpfenden um. Und tatsächlich konnte er sie, nun da die Rednerbühne sein Blickfeld nicht mehr behinderte, gut erkennen.
Wieder konzentrierte er sich auf die Worte, in der Alten Schrift auf seinem Arm und wieder spürte er das leichte Brennen, das andeutete, dass die kleine aus Säure bestehende Kugel beschworen wurde. Mit aller Macht schleuderte er sie gegen den noch stehenden Goblin. Wieder konnte er sich zu seiner Zielsicherheit beglükwünschen. Die Kugel traf den Waffenarm der kleinen Bestie, die voller Qual aufkreischte. Ihren plötzlich kraftlosen Händen entglitt die Hellebarde. Und dann war Ancrym da, der, jegliche Vorsicht vergessend in die Lücke sprang und dem Leben des Goblins ein jähes Ende bereitete.