Die Anspannung der Wartenden steigt in noch etwas mehr, bis die schlurfenden Schritte eines Priesters in der Wandelhalle zu vernehmen sind. Dann tritt der gerobte Mann plötzlich hinter einer der Säulen hervor. Er trägt eine braune Kutte und bedeutet den fünf Männern ohne ein Wort der Begrüßung ihm zu folgen.
Der Priester führt die Besucher des Tempels durch ein Labyrinth aus Korridoren, bis er vor einer beschlagenen Holztür halt macht. Er klopft, tritt ein und bittet auch die fünf mit einer einfachen Handbewegung Glücksritter herein.
Eine weitere Person befindet sich in der spartanisch eingerichteten Kammer. Der Priester stellt diese als Äbtissin Wen Histani vor und verlässt den Raum. Sie ist in einen weißen Pelzumhang gehüllt und steht mit dem Rücken zur Eingangstür. Als sie die sechs Männer eintreten hört, wendet sie sich ihnen zu und streift die Kapuze vom Kopf. Das Haar der edlen Dame gleicht Bronze, während ihre gepflegte Haut die Farbe von Oliven besitzt. Unter dem Umhang trägt sie violette Brokatgewänder und ihr makelloses Gesicht wird von einem Platinreif geziert. Mit ernster Miene begrüßt sie die Besucher und bittet sie am einzigen Tisch der Kammer Platz zu nehmen.
„Ihr wurdet ausgewählt,“ beginnt sie, „für eine Angelegenheit höchster Wichtigkeit. Jeder von euch besitzt gewisse Fähigkeiten die euch bei eurer Aufgabe von Nutzen sein könnten. Doch bevor ich fortfahre muss ich nochmals betonen, dass diese Angelegen absolut vertraulich ist.“
„Vor etwa einem Monat wurde ein Gegenstand aus unseren Schatzkammern gestohlen. Der Einbruch war äußerst dreist und ein außerordentlich ordinäre zur Schaustellung magischer Macht. Die Wächter des Tresorraums, allesamt Priester mit nicht geringen Kräften, wurden durch Bezauberungen überwunden, die sie davon überzeugten die Kammern zu öffnen und es so dem Dieb ermöglichten einfach hineinzuspazieren und sich zu nehmen was ihm gefällt.
Das alleine würde schon genügen Besorgnis zu erregen, jedoch ist da noch mehr. Bei dem gestohlnen Gegenstand handelt es sich um ein mächtiges Relikt aus alten Zeiten, bekannt als das Schwert der Lust, eine von sieben korrumpierten Waffen die auch bekannt sind als die Sieben Schwerter der Sünde.
Dies allein wäre keine große Bedrohung, aber nach dem Einbruch erreichten uns Gerüchte von ähnlichen Vorfällen in privaten Sammlungen, in Waffenkammern der Regierung und so weiter.
Natürlich sprechen die Leute nur widerwillig darüber was gestohlen wurde, aber wir vermuten, dass der Dieb so töricht ist und versucht alle sieben Schwerter in seinen Besitz zu bekommen.
Durch Untersuchungen und Rücksprache mit dem König konnten wir die Spur bis zu einer Frau, einer mächtigen Magierin namens Tirana, zurückverfolgen. Sie hält sich momentan in Kaer Maga, einer verdorbenen Höhle von Dieben und Gotteslästerern hoch oben auf dem Storvalplateau.
Wir sind nicht sicher was sie plant, aber es ist nicht schwer zu erkennen, dass es nichts Gutes für Varisia bedeutet. Falls sie es schafft, alle sieben Schwerter unter ihre Kontrolle zu bringen, wäre die Macht, die sie in Händen halten würde, enorm. Städte könnten brennen, Flüsse kochen und ganze Kirchen,“ schließt sie mit einem grimmen Grinsen, „könnten fallen. Das ist der Punkt, an dem ihr ins Spiel kommt.“