"Ihr seid doch alle nicht besser als die stinkende Silberflamme! Wenn ihr netter wärt, hätt' ich mich vielleicht euch angeschlossen," sind Liljas letzte Worte an den Drachenartigen, der in ihrem Kopf eine Mordfantasie nach der anderen aufblühen lässt; jedes mal endet die Vorstellung damit, dass die hungrige Karrn das Fleisch des Wesens aufisst und das, was übrig bleibt, als Sklaven auferstehen lässt.
In der Sprache, die die Staubfürsten selbst ersonnen haben, murmelt die Totenbeschwörerin unter Magenknurren Flüche gegen die Oger, die den Käfig schleppen, und dann gegen die ganze Streitmacht der Roten Hand. Der Schmerz unter ihren Lungen nimmt gleich mit der Trockenheit in der Kehle zu, aber diesmal kämpft Lilja mit aller Kraft gegen die Ohnmacht an.
Ihre Angst macht es ihr nicht einfacher; sie weiß nicht, wohin sie geschleppt wird, und eigentlich will sie es am liebsten gar nicht wissen. Sie hofft schon, dass der Wagen einen Abhang herunter stürzt und alle Insassen zu Tode kommen, sie selbst mit eingeschlossen, denn tot würden die Plattnasen sie wahrscheinlich nicht haben wollen.
Jared, Süßer, hol' mich hier raus...bitte, klammert sich die Nekromantin an die Gedanken, die ihrem Liebsten gelten. Sonst bleibt ihr nichts schönes mehr, in dem schmutzigen, ständig ruckenden Käfig, der sie jede noch so kleine Unebenheit der Straße bis in die Knochen spüren lässt.
Erschöpft und kraftlos, kann die Generalstochter sich nicht einmal sammeln, um blauen Flecken entgegen zu wirken. Nach und nach beginnt sie, in einen halbunbewußten Zustand hinabzugleiten, der die Schmerzen aber auch nicht genügend dämpft, und Hunger und Durst schlecht bezwingen kann.
Als die Bewegung urplötzlich aufhört, schreckt Lilja auf. Sehen tut sie draußen nach wie vor nichts, daher spitzt sie die Ohren, um sich wenigstens so eine Ahnung zu verschaffen. "Was zum Khyber, wo bin ich jetzt?," flüstert sie zu sich selbst und merkt dabei nur zu deutlich, wie trocken ihre Zunge und ihre Lippen sind. Eigentlich möchte sie einfach die Augen schließen, umfallen und nichts mehr spüren, doch sie fürchtet, dass diese Ruhe ihr nicht vergönnt werden würde.
Seltsamerweise irrt sie sich dabei. In der ulkigen Holzkonstruktion, in die das Mädchen verfrachtet wird, bekommt sie zwar nichts zu essen oder zu trinken, wird aber glücklicherweise in Frieden gelassen. Hoffnungen auf eine Flucht oder Rettung werden von der Kraftlosigkeit verzehrt, und Lilja verweilt der Ohnmacht nahe, in Angst und Tränen badend. Die Blicke ihrer Bewacher registriert sie kaum, stiert sie aber selbst hin und wieder finster an, als einzige Genugtuung, die ihr noch verblieben ist.