"Was?" Siobhan war sprachlos. "Gilthanas, Du... ich dachte... ich hatte gehofft, Du würdest Dich freuen, dass wir uns nun doch wiedersehen können."
Gilthanas' Gesicht zeigte wieder diesen väterlich - verständnisvollen Ausdruck, den sie schon zu Lebzeiten an ihm gesehen hatte, wenn sie wieder etwas sehr dummes getan hatte und er sich überlegte, wie er es ihr schonend beibringen konnte. "Ich freue mich, dich zu sehen, Siobhan. Ich freue mich sogar sehr. Und es tut mir leid, dass ich dich zurückschicken muss, aber es geht nicht anders."
"Aber warum?" die Halbelfe verstand die Worte ihres Geliebten nicht, wollte sie gar nicht verstehen. Sie wollte nur bei ihm bleiben. "Warum kann ich nicht bei Dir bleiben? Warum muss ich zurück? Und wie?" Endlich war Siobhan in Arvandor, dem Ort, den sie befürchtet hatte, nie sehen zu können und nun sollte sie es wieder verlassen? Zurückgeschickt von dem Mann, wegen dem sie hierher kommen wollte?
"Es ist nicht gut, dass Du hier bist." versuchte es Gilthanas erneut, als er jedoch Siobhans erschrockenen Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich hinzuzufügen: "Wenn du tot bist, hast du keine Möglichkeit, auf Toril noch etwas zu bewirken. Aber es gibt Dinge, die noch ins rechte Lot gerückt werden müssen und du bist die einzige, der ich zutraue, dass sie das zustande bringt."
"Dann komm mit mir!" war Siobhans spontane Reaktion, bevor sie sich wieder an das erinnerte, was er ihr einst diesbezüglich gesagt hatte.
"Du weißt, dass ich das nicht kann." erwiderte er ihr nur und strich ihr liebevoll eine Strähne ihres kupferroten Haares aus dem Gesicht. Mit derselben Hand deutete er dann auf einen Fleck hinter ihr. Langsam und trotzig drehte sich die Bardin um und folgte mit dem Blick seiner Weisung.
Nicht weit von ihnen entfernt war kreisrundes Stück des Bodens etwas heller erleuchtet als der Rest. Es hat fast den Anschein, als hätte sich die Sonne entschieden, an dieser Stelle einfach etwas heller zu scheinen und Siobhan konnte vage eine ihr unbekannte Stimme hören: "Bitte hole diese junge Frau ins Leben zurück, die Erde ist noch nicht bereit sie aufzunehmen."
"Unsere Freunde rufen Dich.", erklärte Gilthanas, während er sie sanft zu dem Lichtkreis führte.
"Ich will nicht." jammerte Siobhan und kam sich dabei selbst vor wie ein bockiges kleines Kind
"Sie brauchen Deine Hilfe." erwiderte Gilthanas ihr dennoch, "Mehr als sie selbst wissen. Und es scheint, als wärst du die einzige, die nun diese Hilfe geben kann. Und außerdem..." hier zögerte er etwas und setzte einen gutmütigen Gesichtsausdruck auf, "Du hast, seitdem ich gestorben bin nicht ein einziges mal mehr richtig Spaß am Leben gehabt. Das bist nicht Du, Siobhan. Geh ins Leben zurück, steh Deinen Freunden bei, triff die richtigen Entscheidungen und führe ein glückliches Leben. Dann werden wir einander wiedersehen."
Lange Zeit sagte Siobhan nichts. So sehr sie es auch drehte und wendete, Gilthanas hatte recht. Sie hatte tatsächlich ihr leben nicht mehr genossen, seit er tot war. Und natürlich würde ihm das missfallen. Sie hatte nicht die richtige Entscheidung getroffen. Das würde sie nun ändern. Sie sollte glücklich darüber sein, die Gelegenheit zu bekommen, einige Sachen wieder richtig zu stellen. Endlich nickte sie langsam. "Wir sehen uns wieder." bekräftigte sie noch einmal, bevor sie sich umdrehte und in den Lichtkreis trat.
Es sollte beinahe so erscheinen, als würde die Wiedererweckung bei Siobhan fehlschlagen, so lange dauerte es, bis sie endlich die Augen aufschlug. Langsam richtet sie sich auf und schaut sich um, wobei ihr Blick auch auf Rilitar und Throndir fällt. Voller Freude, ihre langjährigen Gefährten wiederzusehen, springt sie auf und eilt zu ihnen, wobei sie einige der Kerzen umstößt, welche dabei sofort verlöschen. Glücklich und dankbar umarmt sie jeden ihrer Gefährten, beginnend mit den beiden. Dann erst spricht sie selbst: "Was ist geschehen? Habt ihr es geschafft? Was ist mit Kyali?"