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Autor Thema: (Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister  (Gelesen 34248 mal)

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Camille

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #225 am: 16.11.2008, 11:01:07 »
Camille legt die Hand auf den Arm von Vulgad. Leise sagt sie zu dem Marschländer: "Wir versuchen es besser erst mit der etwas sanfteren Methode." Sie lächelt dabei leicht boshaft. "Sollte Talen Voss dies nicht schaffen, kannst du aktiv werden."
Dann spricht sie lauter, damit auch der Friedhofswärter sie versteht: "Wir werden die Tür jetzt öffnen, geht zurück und verhaltet euch ruhig. Wir wollen nur Informationen von euch, also beruhigt euch!" Dass die Stimme der Ritterin dabei klingt wie auf dem Kasernenhof beim erteilen der Tagesbefehle, ist nicht unbedingt geeignet, um tatsächlich einen verängstigten Mann zu beruhigen.
Sie winkt den Klageländer heran. "Herr Voss, wärt ihr so freundlich und würdet diese Tür öffnen?" Sie geht einen Schritt zurück und gibt dem Marschländer ein Zeichen ihr zu folgen. Sie versucht zu erkennen, was Talen dann macht.
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

Talen

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #226 am: 16.11.2008, 16:09:49 »
Talen nickt bei der Geste von Camillie und nähert sich dem Schloss. Instinktive will er nach einem seiner Symbole greifen, als ihm einfällt, dass er alle finsteren Götter versteckt hatte. Er schüttelt den Kopf und denkt nur leise.
“Möge der Reisende mir trotzdem hold sein. Aber ich denke dieses Schloss wird auch so meinem Geschick nachgeben. Immerhin hetzt hier nichts und der Tod sitzt mir nicht im Nacken. Na ja bis auf dem Fakt, dass er praktisch unter mir liegt.“
Er lächelt kurz und kniet sich vor das Schloss. Sein geübtes Auge betrachtet sich die Form, welche der Schlüssel wohl gehabt haben muss, und holt dann sein Werkzeug aus dem Rücksack. Fein gearbeitete Dietriche und andere Werkzeuge zum Öffnen von Schlössern. Er wirft einen vorsichtigen Blick nach hinten und versucht sich so zu postieren, dass nicht jeder alles sieht.
“Wäre ja noch schöner, wenn sie alle meine Tricks erfahren. Immerhin braucht man manchmal eine Überraschung.“
Vorsichtig holt er einen feinen Draht hervor und führt ihn in das Schloss ein. Tastet nach den Stücken und was eigentlich notwendig ist um die Verrieglung zu öffnen. Erst als er sich sicher ist, dass er alles gefunden hat, greift er zum richtigen Werkzeug. Mit Präzision und Ruhe holt er die Teile hervor. Als er damit fertig ist, schließt er mit einigem Rucken und Tricks auch noch das Schloss auf. Als alle Teile am Boden liegen und das Schloss klickt gemacht hat, steht Talen auf und packt alles ein.
„Bitte sehr.“
Er macht die Tür auf und lässt den Frauen mit einer einladenden Geste den Vortritt.
An welchen Gott ich glaube? Glaub mir, bei meiner Tätigkeit braucht man jeden Gott den man bekommen kann.
Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

Joanne Montreveaux

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #227 am: 16.11.2008, 19:39:46 »
Noch bei den Gräbern, in Talens Umarmung, lächelt Joanne ihren Liebsten an, doch dieses Lächelnträgt eine Spur Melancholie. "Ich vertraue dir, Talen, mein Licht, meine Liebe. Allerdings vertraue ich auch den Göttern, und das solltest du auch tun. Sie wachen über uns und hören unsere Gebete. Es mag Olladra gewesen sein, die uns auf dem Schiff zusammengeführt hat."
Die Theologin rügt den jungen Mann nicht für seine nach ihren Maßstäbe allzu weltliche Lebenseinstellung, sie selbst lebt noch sehr mundän. Liebevoll erwidert sie den zweiten Kuss und macht sich dann an der Seite ihres Geliebten auf den Weg.

Als Talen seinen verstorbenen Vater erwähnt, wirft die Edelfrau ihm einen traurigen Blick zu. "Ist es das, worüber er damals auf dem Schiff so betrübt gegrübelt hat? Hat er mich deshalb nach meinem Vater gefragt?"
Mitfühlend nimmt die Edelfrau seine Hand und drückt sie sanft; sie lässt erst los, als Talen nach dem Werkzeug greift und sich an die Arbeit am Schloss macht.

Das furchtbare Quietschen jagt der Studentin einen kalten Schauer den Rücken herunter. "Kann sich der hiesige Friedhofswärter keine Pinte Schmieröl leisten?!," denkt sie genervt, ohne zu wissen, dass Gum Brocker sich das Öl vielleicht leisten, aber es nicht richtig anwenden kann.
Nachdem Talen die Tür geöffnet hat, nickt und lächelt die Aundairerin ihm dankbar und vertrauensvoll zu, betritt aber nicht sofort die Hütte, sondern wirft erst einen Blick hinein. Einen zusammengekauerten Greis hat sie wirklich nicht erwartet, so hebt die Götterdienerin verwundert eine Braue und schaut Camille und Vulgad kurz mißmutig an. "Man darf sie wohl wirklich nicht ohne Aufsicht lassen, wenn es auch nur ein Quäntchen Taktgefühl verlangt..."
"Was ist Euch geschehen, guter Mann?," widmet sich Joanne schließlich dem Wärter und geht ins Haus hinein, um dem Alten auf die Beine zu helfen.
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Prof. Sarelo Darlan

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #228 am: 17.11.2008, 08:42:39 »
Innerlich nagt der stete Zahn der Inkompetenz an Sarelos Nervenkostüm, welches bereits durch Camille auf die Probe gestellt wurde. Nicht dass dies unbedingt ihr Fehler gewesen wäre, allerdings ist es der Professor eben gewohnt, mit hochintelligenten und geschulten Leuten zusammenzuarbeiten, die alle in etwa der gleichen Facon sind wie er. Das schusselige Verhalten des Wärters kann Sarelo nun jedoch auch nicht mehr aus der Ruhe bringen, weshalb er es lediglich mit einem Kopfkratzen quittiert. Allerdings fragt er sich, warum er so aufgewühlt und durcheinander ist. Vielleicht ist er selbst von den Diebstählen betroffen, hat diese beobachtet oder hatte gar Kontakt mit den Leichendieben.

Umso glückseeliger ist er, als Talen mühelos die zugeschlagene Tür öffnen kann, ohne dass sie unnötige Gewalt anwenden müssen. In der Hoffnung, nun endlich etwas sinnvolles aus dem Wärter herauszubekommen, wartet er, bis Joanne und Camille in die Hütte eingetreten sind, und begibt sich dann ebenfalls in deren Richtung. "Danke, Sir Voss", richtet er sich förmlich, aber lächelnd an Talen, als er ihn erreicht.

Bei Aureon. Joanne sollte sich nicht so abmühen müssen. Immerhin haben wir Leute dabei, die um einiges stärker sind als sie. Wobei...diese würden den alten Mann wohl eher noch zerquetschen als ihm zu helfen, denkt Sarelo etwas missmütig, als er Joanne und den Wärter erblickt. Er macht sich daran, ihr zu helfen, sollte der Greis noch nicht wieder aufgerichtet sein. "Bruhigt euch erst einmal", versucht er mit einer gütigen Stimme ihm etwas die Angst zu nehmen, und führt ihn zu einem Stuhl. "Warum seid ihr so verängstigt? Was ist Euch geschehen?"
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

Camille

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #229 am: 17.11.2008, 19:33:53 »
Camille sieht interessiert zu, was Talen dort macht oder versucht es wenigstens, da der Mann ihr die Sicht verbaut bei seiner Tätigkeit. Als der Mann dann die Tür geöffnet hat, nickt die Ritterin anerkennend. "Sehr gut Talen Voss." Die Stimme der Frau hört sich wenig schmeichlerisch an, doch der Blick zeigt deutlich, dass die Ritterin sehr zufrieden mit dem Mann ist.
Dann betritt Camille das Haus des Friedhofswärters. Die Frau läßt kurz den Blick durchs Zimmer schweifen. Dann bleibt dieser an dem alten Mann hängen, um den sich die Studentin gerade kümmert. "Gut, werter Mann, wie ich schon an der Tür sagte, wollen wir die Gräber der beiden Familien anschauen, die geschändet wurden. Ich erwarte von euch, dass dies schnell und ohne Verzögerung geht, wie es sich für einen guten Untertan des Reiches Karrn gehört." Der Blick der Ordensritterin ist stahlhart. Offensichtlich ist sie wenig begeistert von diesem Zeugen und will diesen Besuch schnell hinter sich bringen. Dass ihr Vorgehen dabei nicht unbedingt förderlich ist, zieht die Frau überhaupt nicht ins Kalkül.
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #230 am: 17.11.2008, 21:17:01 »
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Im Inneren der Hütte macht sich ein dunstiger, schwerer Geruch, dominiert von starkem Rum, bemerkbar. Von vielen heruntergebrannten Kerzen, brennt nur noch eine Einzelne, die Licht auf die am Boden liegenden Scherben einer zerbrochenen Flasche wirft und die verteilte goldbraune Flüssigkeit glimmern lässt.
Eigentlich ist es eine gemütliche Holzhütte. An den Wänden hängen, wie so oft in dieser Stadt, die propagistischen Wandbehänge der militärischen Nation. Bücher stapeln sich in einem Regal, ein Bild von einer glücklichen Familie mit Tochter und Sohn in den Armeeuniformen Karrnaths ziert den überladenen Schreibtisch.
Es wäre gemütlich, würden sich nicht leere Flaschen mit angetrockneten Resten überall im kleinem Raum befinden. Zwei Teller am Rande des Schreibtisches sind beladen mit vertrocknetem und faulenden Essensresten. Formulare und Blätter überfluten den Schreibtisch und teilweise auch den verdreckten Holzboden.
Einst mag dies ein Ort voller Wärme gewesen sein, doch nun ist er verwahrlost.

Der Alte Mann, welcher noch Arbeitskleidung trägt und durch weißes, völlig zerzaustes Haar und Bart auffällt, scheint völlig versteift.
Ein ängstlicher Blick erwartet die Helden, so als ob er mit einer Rüge rechnen würde. Das ruhige Gebaren von Joanne füllt seine Augen jedoch wieder mit Entschlossenheit. Ruckartig schnell ergreift er Joannes Hand und ist binnen einer Sekunde wieder auf den Beinen und binnen der nächsten wieder dabei einen dicken Wälzer am Schreibtisch hektisch zu durchblättern. Ob seiner Reflexe scheint er noch nicht viel Alkohol zu sich genommen zu haben.
"N-Nichts ist mir geschehen, ich habe l-lediglich ein Nickerchen g-gemacht. Sylva und M-Mosarta, Mosarta und S-Sylva, Leiche 223, Leiche 224, L-Leiche 226"
völlig zusammenhanglos durchstöbert er das Buch.
"Ich h-habe keine Angst", antwortet der Alte fast etwas bissig dem Professor, während er wieder voller Hektik und unkoordiniert das Buch durchwühlt, wie ein verhungernder Bettler den Abfall nach etwas Essbarem.

Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #231 am: 18.11.2008, 00:41:43 »
Nachdem Camille den Marschländer zur Seite gezogen hat, beobachtet Vulgad zweifelnd wie Talen minutenlang in dem Schloss herumstochert, ohne dass sich etwas großartiges tut. Gedanklich macht er sich schon bereit, die Tür zu zerschmettern, da klickt das Schloss schließlich doch noch und er folgt kopfschüttelnd den anderen hinein in das Haus des Alten.
Hier könnte er mit dem Kopfschütteln gleich fortfahren, als er des Chaos ansichtig wird.
Während alle auf den Friedhofswächter, oder was auch immer die Gestalt darstellen soll, einreden, hält Vulgad sich vornehmlich ersteinmal zurück. Er schätzt, er hat schon genug Eindruck bei dem Mann hinterlassen. Während der durch sein Buch blättert und verwirrt herumstottert, nimmt der Marschländer die Hütte des Alten in näheren Augenschein, nachdem er wieder die Tür des Hauses geschlossen hat. Er schnappt sich eine kleinere leere Flasche und schiebt die faulenden Essenreste auf denTellern hin und her und probiert zu schätzen, wie lange die dort wohl schon liegen.
"Vielleicht sollten wir ihm einen Schluck zu trinken geben, dann beruhigt er sich und stottert vielleicht nicht mehr so viel herum." Der Marschländer spricht eher beiläufig, wobei er der Gruppe halb den Rücken zugewandt hat. Vor allem das Bild auf dem Schreibtisch zieht seine Aufmerksamkeit an. Er legt die leere Flasche zur Seite und hebt stattdessen das Bild vor seine Augen und versucht den Alten darauf auszumachen oder jemanden, der mit ihm Ähnlichkeit haben könnte oder wenigstens von Verwandtschaft zeugt. Seinen Flegel hat er dabei immer noch vorsichtshalber in der anderen freien Hand.
Neugierig fragt er dann doch noch, wenn seine Gefährten ihm eine Pause dafür lassen. "Ist das Ihre Familie?"
Während er spricht, hat er sich die Gesichter auf dem Bild gut eingeprägt. Während er auf die Antwort des Mannes wartet, legt er das Bild wieder auf den Tisch. Mit einer Hand durchwühlt er die Papiere auf dem Tisch, ohne lesen zu können, was darauf steht, wobei er dafür extra einen der Teller mit dem fauligen Essen auf dem Bild abstellt.
"Zorn ist die Voraussetzung für den Mut."

Joanne Montreveaux

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #232 am: 18.11.2008, 02:12:11 »
Der Zustand der Inneneinrichtung, und des Hüttenbewohners, versetzen Joanne in einen melancholischen Gemütszustand. "Was ist dem Mann nur widerfahren, dass er so tief gesunken ist?" Geduldig wartet sie ab, bis der Wärter sich einen Reim auf die Aufzeichnungen machen kann. Die Durchnummerierung von Leichen erscheint der Götterdienerin pietätslos, doch andererseits ist ihr schon klar, dass ein Großstadtfriedhof kaum anders zu überschauen und zu verwalten ist.
Dafür, dass sie nicht lange darüber nachdenken muss, sorgt Camille, die es einfach nicht lassen kann, die Oberbefehlshaberin zu spielen. "Lady Vanamir, bitte," sieht die Aundairerin die Karrn mit festem, aber etwas erschöpftem Blick an. Diesmal verzichtet Joanne aufs subtile Witzeln, ihr ist auf dem Friedhof überhaupt nicht danach.
Als Vulgad sich das Familienbild ansieht und anschließend einen Teller mit alten Essensresten darauf abstellt, hält die Studentin es bloß für die Unordentlichkeit des Barbaren und nimmt den Teller weg, um das Bild wieder richtig aufzustellen.
"Ihr braucht auch keine Angst zu haben," beschwichtigt sie den Friedhofswärter, "wir sind nur hier, um Euch ein paar Dinge zu fragen. Verzeiht uns die Störung zu solch ungünstiger Stunde."
Wenn sie den Eindruck hat, dass Gum Brocker sich genügend beisammen hat, fragt die Edelfrau: "Wie ich sehe, sind in Eurem Verzeichnis drei Verbilchene aus den Familien Sylva und Mosarta vermerkt, richtig? Welche beiden davon sind denn entwendet worden?" Einfühlsamer fügt sie daraufhin hinzu: "Wenn Euch etwas belastet oder Ihr etwas benötigt, Herr Brocker, könnt Ihr es ruhig sagen. Die Heiligen Neun lassen ihre treuen Vassalen nicht im Stich."
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Talen

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #233 am: 18.11.2008, 02:17:14 »
Talen hält die Tür offen und nickt nur bei den anerkennenden Worten beziehungsweise Gesten. Allerdings ist offensichtlich, dass ihm das Lächeln von Joanne am meisten bedeutet. Als Vulgad als Vorletzter durch die Tür geht, steht Talen immer noch draußen. Dass dieser die Tür zuschlägt, stört den jungen Cyrer nicht. Er packt lieber in Ruhe sein Werkzeug zusammen und summt eine leise Melodie aus Kindertagen. Er kann sich zwar nicht mehr an den Text erinnern, aber sehr wohl, wer sie gesungen hat. Seine Mutter.
“Hm...ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Nur fetzenhaft, aber ich glaube mein Vater muss sie wirklich geliebt haben. Aber es hat keinen Sinn jetzt darüber zu grübeln. Ich habe damals meinen Weg gewählt und wahrscheinlich würde ich mich jetzt nicht Anderes entscheiden. Ich frage mich nur warum er mich so bereitwillig nach unserem letzten Streit ziehen lassen hat. Ob er sein Leben vielleicht damals schon für beendet erklärt hat?“
Talen packt das letzte Werkzeug weg und die Melodie verstummt. Nur die Ruhe des Friedhofs verbleibt im Hintergrund.
“Ich sollte aufhören mir den Kopf zu zerbrechen. Dieser Friedhof ist nicht gut für meine Gedanken. Mögen die Neun auch weiterhin über uns wachen und über Joanne, mein persönliches il-Yannah.“
Er lächelt bei diesem Gedanken und öffnet dann die Tür. Mit gutgelaunter Miene gesellt er sich zu den Anderen und schaut gespielt betreten zu Vulgad.
„Nächstes Mal könnt ihr ja auf mich warten bis ihr die Tür zuschlagt.“
Dann wirft er ebenso einen Blick auf das Innere der Hütte.
“Was für ein Chaos. Ist ja fast wie bei mir. Allerdings lebe ich ja auch fast immer woanders. Aber lebt hier wirklich jemand? Na wenn ich ihn mir anschaue, kann es durchaus sein.“
Vorsichtig tritt er an Joannes Seite und umfasst ihre Hand. Er lächelt kurz zu ihr und wendet sich an den armen Friedhofswärter.
„Ist alles okay mit euch? Sieht nicht gerade gut hier aus oder ihr.“
Er sieht wie er planlos blättert und schüttelt den Kopf.
„Sollen wir vielleicht helfen?“
Fragt er etwas ironisch klingend.
An welchen Gott ich glaube? Glaub mir, bei meiner Tätigkeit braucht man jeden Gott den man bekommen kann.
Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

Prof. Sarelo Darlan

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #234 am: 18.11.2008, 20:22:25 »
Sarelo liest zwischen den Zeilen, welche der Wärter von sich gibt, mehr als nur die offensichtliche Tatsache, dass diesem die Knie schlottern vor Angst, auch wenn er gegenteiliges beteuert. "Nein, natürlich nicht", antwortet der Professor ihm beruhigend, obwohl er es natürlich besser weiß.
 
Die ganze Sache erninnert ihn sehr stark an ein Erlebnis aus dem letzten Semester, als er einen Studenten, der eh schon auf der Kippe stand, dabei erwischte, wie er versuchte, in Sarelos Prüfung zu schummeln. Auch ihm schlotterten die Knie, als er von Sarelo in sein Büro zitiert wurde um Rechenschaft zu der Angelegenheit abzulegen, ebenso wie nun dem Wärter. Wie sich herausstellte, hatte der alte Herr des Studenten ihn dermaßen unter Druck gesetzt, dass dieser gar nicht mehr wusste wo hinten und vorne ist und aus purer Angst vorm Versagen zu unerlaubten Hilfsmitteln griff. Letztenendes ging jedoch alles gut für den Studenten aus, etwas zu dem Bedauern Sarelos, denn sein Vater ließ Larian ir'Morgrave eine großzügige Spende zukommen. Drachenmaladlige..., dachte Sarelo schon damals abfällig.

Doch der Ausdruck in den Augen des Wärters erinnert ihn dennoch an den des Studenten, und mit Leichtigkeit kann er die Angst vorm Versagen aus dem Gesicht und dem Tonfall herauslesen. Doch vor was? Vor was hat er solche Angst, dass er sich zudem in die Alkoholsucht flüchtet, wie die unzähligen leeren Flaschen belegen? Jedenfalls scheint sicher, dass Camilles Ton die Sache nicht besser macht, auch wenn sie freilich nur ihre Arbeit verrichten will. Sarelo lässt ihr eine besänftigende Geste zukommen, in der Hofnung, dass sie ihn versteht. Sein Blick hat dabei etwas bittendes.

Er wendet sich wieder dem Wärter zu, der sich gerade über das Buch hermacht. Joanne hat jedoch gerade das Wort ergriffen, und darüber ist Sarelo erleichtert, da sie sich bereits auf der Schiffsreise als sozialkompetente und einfühlende Gesprächspartnerin erwiesen hat. Bevor er selbst weitere Fragen stellt, wartet er deshalb ab, bis Gum weiter auf Joanne eingegangen ist.
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #235 am: 21.11.2008, 01:15:24 »
Als Vulgad den Schluck des Trinkens erwähnt, wird der Blick Gum Brockers etwas flehentlich, doch er scheint sich sehr schnell wieder daran zu erinnern, mit wem er es zu tun hat.
"M-Mosarta und Sylva, S-Sylva und Mosarta."
Auf die Frage des Marschländers erstarrt der Alte nur. Es scheint ihm gar nicht zu gefallen, dass Vulgad das Bild untersucht und er wird kreidebleich, als es von dem Barbaren als Ablage für den dreckigen Teller verwendet wird.
Der Alte atmet wieder aus, als Joanne, unterstützt von Talen, ihm versucht mit  Würde zu begegnen. Die Hektik lässt etwas nach, doch wirkliches Vertrauen scheint er nicht zu fassen.
"Die N-Neun haben mich sch-schon lange v-verlassen. Leiche 476, L-Leiche 478, Leiche 479."
Er vergehen weitere Minuten und Gum Brocker scheint nicht wirklich zu einem Ergebnis zu kommen.

Joanne Montreveaux

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #236 am: 21.11.2008, 01:29:58 »
Joanne, die glaubt, dass der Grund für den heruntergekommenen Zustand des Alten und dessen Wohnstätte, für die Flucht in Rum und Wein, der Verlust seiner Kinder ist, spricht mit dem Mann weiterhin in geduldigem, verständnisvollem Ton. Noch daheim in Verillièrs, als Messdienerin und Schülerin ihrer Unterweiser in göttlichen Lehren, hat sie gelernt, wie verzweifelten und niedergeschlagenen Menschen zu begegnen ist. Oft hat sie die Priester mit ratlosen oder trauernden Menschen sprechen hören, hat Geduld und Barmherzigkeit erlernt.
"Das haben sie nicht, guter Mann. Denn es ist ihr Wille gewesen, der uns zu Euch geschickt hat; obgleich wir nicht von Eurer Not gewußt haben, so sehen wir sie nun, und bieten Euch unsere Hilfe an. Verzweifelt nicht, Herr Brocker. Die heiligen Neun haben unsere Wege sich kreuzen lassen, damit wir uns gegenseitig helfen können. Beruhigt Euch bitte und erzählt uns, was Euch betrübt. Dann erst reden wir über die Diebstähle," bittet die Theologin. Sie ist sich nicht ganz sicher, wie ihre Gefährten - bis auf Talen, der ihr Vorhaben unterstützt - auf diesen 'Umweg' reagieren würden, doch will sie sich als starke und entschlossene Dienerin der Neun zeigen.
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Camille

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #237 am: 21.11.2008, 08:16:03 »
Camille ist dieser vor Dreck stinkende Mann in seiner verkommenen und heruntergekommenen Hütte zu wider. Ein derartiges Gehenlassen ist für die Ritterin des Ordens von Rekkenmark undenkbar. Unruhig schaut sie sich in dem Haus um, kommt aber nicht zu einem vernünftigen Ergebnis, was sie weiter an diesem Ort soll. Trotzdem erkennt sie, dass Joanne offensichtlich leichter Zugang zu den wirren Gedanken des Mannes findet.
Während die Theologin mit dem Friedhofswärter spricht, wendet sich Camille an Talen: "Ich warte draußen. Mir stinkt es hier zu sehr." An der Tür dreht sie sich noch einmal um und spricht den alten mann noch ein letztes Mal an: "Ich rate euch Lady Montreveaux alle Fragen zu beantworten, sonst werde ich noch einmal dieses Haus betreten und dann werde ich nicht so freundlich sein, wie bei meinem ersten Besuch!"
Dann tritt die Ritterin aus dem Haus und schließt die Tür hinter sich. Sie fragt sich, ob der Mann überhaupt bei Verstand ist. Im Krieg, hat sie von ihrem Onkel gelernt, gibt es häufig Menschen, die ihren Verstand verlieren, wenn sie nahe Angehörige verloren haben. Der Friedhofswärter scheint ein solcher Fall zu sein. Während ihrer Wartezeit beobachtet die Frau den Friedhof. Sie fragt sich, was der Sinn dieser Diebstähle sein kann. Geht es wirklich darum Untote zu animieren? Warum bricht der Täter dafür in so prominente Grabmale ein? Dem Täter muss doch klar sein, dass er damit Aufmerksamkeit erregt. Der Ritterin ist klar, dass ihnen zu viele Informationen fehlen bisher. Der 'Beste' als Konkurrent beruhigt die Frau auch nicht wirklich. Was für eine komplizierte Situation dies alles für sie ist. Ein einfacher Kampfeinsatz liegt der Frau mehr und das Unfreundliche Verhalten der drei Ermittler ihr gegenüber versteht sie einfach nicht. Schließlich kommt sie zu dem Schluß, dass sie einfach ihre Pflicht tun muss und sich dann alles geben wird.
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

Talen

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #238 am: 22.11.2008, 13:55:41 »
Talen sieht mit einem Lächeln wie Joanne sich versucht um den Mann zu kümmern, allerdings will der Klage es trotz alledem noch einmal selbst versuchen. Vielleicht kann er aufgrund seiner Herkunft noch auf einer weiteren Ebene Zugang schaffen. Aber dann verabschiedet sich Camillie auch schon mit den etwas drohenden Worten. Auch wenn es Talen missfällt, sieht er darin eine Chance und nickt nur einverstanden. Dann fokussiert er seine Aufmerksamkeit auf den alten Mann. Auch wenn dieses Chaos selbst für Talen etwas viel ist, kann er sich vorstellen wie es dazu gekommen ist. Er hat zwar keine Ausbildung wie Joanne, aber etwas noch nie gemacht zu haben, war für Talen nie ein Grund es nicht zu versuchen.
„Beruhigt euch und macht euch keine Sorgen wegen Camille Vanamir, wir passen schon auf, dass euch nichts passiert. Aber bitte hört auch auf folgende Worte, die Götter haben euch sicher nicht verlassen. Entweder ihr habt sie nie wirklich in euer Herz gelassen oder ihr habt sie selbst verlassen. Glaubt ihr wirklich sie würden sonst eine so warmherzige und verständnisvolle Priesterin schicken wie Joanne Montreveaux?“
Er lächelt mit einem freundlichen Ausdruck und redet sanft weiter.
„Wenn wir können, helfen wir euch und hören euch zu, wie Joanne schon gesagt hat. Aber ihr solltet nie vergessen, dass Verbesserungen auch von einem selbst kommen müssen. Mit Hilfe der Götter, welche euch eine Hand in Form von uns Beiden gereicht haben, oder ohne wie ihr es selbst wollt. Seht ich weiß wie sich Verlust anfühlt, immerhin stamme ich aus Cyre. Aber dennoch müsst ihr irgendwann wieder in den Sattel steigen. Vielleicht können wir euch helfen und wenn ihr euch bereit fühlt, helft ihr uns.“
Versucht er den Mann freundlich zu begegnen, aber auch seinen Lebenswillen vielleicht etwas zu stärken.
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Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #239 am: 22.11.2008, 17:28:38 »
Wenn der Alte nicht langsam ausspuckt, was wir wissen wollen, dann sollten wir ihm tatsächlich langsam mal seine Flasche reichen. Entweder bringt ihn der letzte Schluck um oder er kommt endlich zur Besinnung. Weniger als jetzt sagen, kann er so oder so nicht mehr....
Vulgad muss sich so einige Worte verkneifen, langsam beginnt sein kurzer Geduldsfaden zu reißen. Er kann auf gewissen Weise verstehen, warum Camille den Raum verlassen hat. Das Verhalten des Mannes lässt stark an dessen Geist zweifeln, selbst die Reaktion auf das Bild lässt vermuten, dass es tatsächlich einen gewissen Wert für den Friedhofsmann besitzt. Sonst hätte der Marschländer hinter der Nervosität eher etwas wie eine Falle gewittert. Aber unter diesen Umständen...
Er beugt sich zu Joanne herunter, während Talen spricht und murmelt ihr ein paar Worte zu.
"Ich warte ebenfalls draußen. Ich verunsichere ihn nur weiter. Wenn etwas passiert, schreit einfach."
Wenn nicht irgendwelche Einwände kommen, bewegt er sich ebenfalls durch die schmale Hütte und verlässt sie ohne weitere Worte. Die Tür schließt er leise hinter sich.
Während er wieder einmal sein Fell zusammenrafft um sich vor dem hässlichen Wetter zu schützen, stellt er sich kurzerhand neben Camille.
"Der Alte wird sicherlich noch eine Weile brauchen, bis er sich gefangen hat. Daher überlege ich gerade, ob wir nicht selber schon einmal nach den Gräbern suchen sollten."
Er versucht sich zu erinnern, an wievielen Gräbern sie wohl vorbeigekommen sind auf dem Weg hierher. Sicherlich zu viele, um jedes einzelne vor der totalen Dunkelheit der Nacht abzusuchen.
"Kannst du mir kurz zeigen, wie sich 'Mosarta' und 'Sylva' schreibt?" er deutet dabei auf eine sandige Fläche, die sich erhellt unter einer der Kaltfeuerlampen befindet.
"Dann würde ich mich mal umschauen wollen."
"Zorn ist die Voraussetzung für den Mut."

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