Der Winter war in diesem Jahr besonders kalt. Fielyna schritt zum Fenster, öffnete es und setzte sich auf den Sims. Ihr war speiübel und sie fror, doch sie genoss die frische Luft und den Anblick des Vollmondes, der wie ein riesiger Tropfen aus feinstem silbernem Licht am Himmel hing.
Vom Turmfenster aus konnte sie ganz über Greyhawk bis hin zu den Wipfeln der Cairn Hügeln blicken. Die Stadt ruhte in einem feinen Dunstschleier aus morgendlichem Nebel und dem Rauch der vielen Schornsteine. Es war die richtige Entscheidung gewesen von den Lendore Inseln zu verschwinden dachte sie sich.
Sie zuckte zusammen, die Wehen setzen wieder ein, mit Mühe und Not schaffte sie es in ihr Bett.
Jetzt wurde es auch langsam Zeit dachte sie sich und rief nach der Hebamme, welche auch sogleich zu ihr eilte. Nach einer halben Stunde, die Fielyna wie eine Ewigkeit vorkam, war es dann soweit und die Hebamme konnte ihr ein kleines schreiendes Häuflein Elf in die Arme legen.
Fielyna war überglücklich. Die Kleine hat Haare wie ihr Vater, so silbrig und struppig aber meine violetten Augen, dachte sie sich und musste vor Freude weinen. Sie küsste das Elflein auf die Stirn und murmelte leise, Slyavinatria sollst du heißen meine Kleine.
Slyavinatrias Kindheit war erfüllt vom Alltag im Turm der Magier Gilde.
Es dauerte ein Weilchen bis sich
Die meisten hatten sich jedoch schnell an die junge und oftmals freche Elfin gewöhnt und so nahm es ihr keiner Übel wenn die Bücher mal wieder nicht an ihrem Platz waren oder auf allen Magisches Geschoss Schriftrollen plötzlich seltsam anmutende Figuren unter einem lachenden Mond tanzten. Auch die Turmwände blieben nicht verschont, was zur Folge hatte dass man ihr immer genügend Papier zur Verfügung stellte um ihre künstlerische Ader weiter zu fördern. Slyavinatria stellte aber nicht nur Unfug an sondern half auch wieder beim sortieren der Bücher und es gab auch keinen Magier, der je den Turm ohne ein ganz persönliches Kunstwerk aus der Feder der jungen Elfin, verlassen hatte.
Da außer ihr sonst keine Kinder im Turm lebten, die Mutter aufgrund ihrer Position in der Gilde auch nicht immer für sie da sein konnte und Syvianatra nicht viel Kontakt zu den anderen Kindern aus der Stadt hatte, mussten meist andere Gilden Mitglieder als Spielgefährten herhalten. Am liebsten mochte Slyavinatria den alten Ogni, dem konnte man prima am Bart zupfen und er kannte die tollsten Geschichten, Spiele und Zauber.
Es muss wohl ein äußerst ulkiges Bild gewesen sein, denn kaum einer konnte ein Grinsen verbergen, wenn er den alten Zwerg sah wie er von der jungen Elfin an der Hand durch die Stadt gezogen wurde.
Doch nicht alles war perfekt im Leben der jungen Elfin, denn so leicht und unbeschwert sie nach außen hin schien, so schwer drückte auf ihr die Unwissenheit über ihren Vater. Ihre Mutter war ihren bohrenden Fragen bisher immer ausgewichen und nur Ogni hatte Andeutungen gemacht, dass es etwas mit den Lendore Inseln und Fielynas Rückkehr nach Greyhawk zu tun hatte.
Ogni war es auch, der früh ihr Talent als Magierin erkannte. Slyavinatria war schon immer sehr wissbegierig und mit einer besonders schnellen Auffassungsgabe gesegnet gewesen und so dauerte es nicht lange bis Ogni die ersten Lichter um den Kopf tanzten.
Begeistert und fast schon berauscht von ihrem schnellen Erfolg stürzte Slyavinatria sich fortan in die Studien der Magie und drückte oft Tage und Nächte lang kein Auge zu bis sie wieder einen neuen Zauber gelernt hatte.
Fielyna, welche die Fortschritte ihrer heranwachsenden Tochter begeistert verfolgt hatte, beschloss das nun an der Zeit gekommen war, in der ihre Tochter mehr von der Welt kennen lernen sollte und fortan durfte Slyavinatria ihre Mutter bei ihren Aufträgen für die Magier Gilde begleiten.
Die beiden reisten nach Veluna, in die Vesve Wälder und in die Schild Lande und Slyavinatria lernte viele neue Gesichter und Kulturen kennen und spürte die in ihr ruhende Verbundenheit der Elfen zur Natur.
Als die beiden eines Abends am Rande eines Weihers im Schein des Vollmonds ihr Nachtlager aufschlugen erzählte ihr ihre Mutter von den Elfen Göttern und besonders von der Mutter der Elfen Sehanine Moonbow der Göttin des Mondlichts. In der folgenden nächtlichen Meditation wurde Slyavinatria eins mit dem Mond und dem Sternenhimmel und sie wusste, dass sie ihren Weg gefunden hatte.
Als sie ihrer Mutter davon berichtete konnte sie merken wie dieser förmlich ein Stein vom Herzen fiel. Fielyna hatte auf diesen Moment lange gewartet. Nun war ihre Tochter endlich bereit alles über ihren Vater, die Lendore Inseln und was sich dort zugetragen hatte zu erfahren.
Und so erzählte sie ihr von Liandius, ihrem Vater, den Leute des Testens, bei denen ihr Vater Mitglied gewesen war und wie ihr Vater eines Tages gemerkt hatte, dass er jahrelang den falschen Weg gegangen war und es nicht um das Wohl der Elfen allein sondern das Wohl aller Lebewesen ging und die Absichten Sehanines niemals so rassenegoistisch sein könnten. Aufgrund dieser Erkenntnis verlies er die Gemeinschaft und er lernte Fielyna kennen und lieben.
Doch ihr Glück währte nicht lange denn die radikalen Mächte konnten den plötzlichen Austritt Lianidius nicht auf sich beruhen lassen und so wurden Assassinen des Kults geschickt um ihn zu töten. Und unter Tränen berichtete Fielyna wie Liandius eines Abends nicht mehr nach Hause kam und wie sie wochenlang auf die Rückkehr von ihm gewartet hatte bevor sie von dem Mord erfuhr. Daraufhin beschloss sie die Lendore Inseln zum Schutz ihres ungeborenen Kindes zu verlassen und nach Greyhawk auszuwandern, denn dort hatte sie bereits in ihrer Jugend in der dortigen Magier Gilde gelernt und gelebt.
Mutter und Tochter fielen sich in die Arme und es löste sich die lange angestaute Trauer und die jahrelange Ungewissheit über ihren Vater. Slyavinatria weinte, den Kopf an die Schulter ihrer Mutter gepresst, und mit jedem Schluchzen fiel etwas mehr von der Trauer von ihr ab und als der Tag anbrach und die ersten Sonnenstrahlen am Horizont aufleuchteten fühlte sie sich nicht mehr leer sondern dankbar für den Augenblick denn dieser war alles was zählte.
Die folgenden Jahre verbrachte Slyavinatria in der Turm der Magier Gilde wo sie weiter ununterbrochen Wissen in sich aufzog und so wurden ihr bald eigene Aufträge zu teil und sie sammelte viel Erfahrung und Entwickelte sich weiter. Dennoch blieb sie nicht von dem ein oder anderen Missgeschick verschont. Als sie eines Tages unbeschwert ohne größeren Zusammenhang vor sich her singend im Zimmer ihrer Mutter damit beschäftigt war deren Unordnung umzusortieren (denn Aufräumen konnte man das nicht nennen) kullerte ihr eine Elfenfaust große Kugel aus einem Regal entgegen. In förmlich allerletzter Sekunde vor dem Aufprall gelang es ihr noch selbige zu fangen doch vor Schreck hatte sie einige der auf der Kugel befindenden Runen aktiviert und ehe sie es sich versah war sie von hellblau leuchtenden Lichschwaden umhüllt die sich immer schneller drehten, ihre Sicht begann zu verschwimmen und als Slyavinatria wieder deutlich ihre Umgebung erkennen konnte musste sie feststellen, dass dies mit absoluter Sicherheit nicht mehr das Zimmer ihrer Mutter war.
Sie musste auf eine andere Ebene gereist sein... aber auf welche? Es war wunderschön hier die Natur war unberührt und jede Pflanze schien nochmals um das zehnfache schöner als ihr Gegenstück in Flanaess. Auf diesen Schrecken hin musste sich Slyavinatria erstmal setzen. Als sie sich wieder gefasst hatte bemerkte sie erst dass sie noch immer die Kugel in der Hand hielt. Die von ihr aus versehen aktivierten Runen waren verblasst. Als sie so da saß und die Kugel in ihrer Hand anstarrte und auf ein zweites Wunder hoffte ertönte auf einmal ein liebliches Summen neben ihrem Ohr, irritiert drehte sie sich um. Doch das Summen war schon wieder auf ihrem anderen Ohr, als sie sich in die andere Richtung drehte konnte sie aus dem Augenwinkel einen winzigen leuchtenden Lichtball erkennen welcher schwups sich in ein Wesen verwandelte das aussah wie eine Fee nur etwas verrückter.
Das kleine Wesen flog nun direkt auf Slyavinatria zu und stupste sie mit ihrem winzigen Zeigefinger. Wie sich herausstellte war es eine Coure mit dem Namen Sylih und nun war Slyavinatria auch klar wo sich befand nämlich auf der olympischen Lichtung von Arborea, der Heimat Ebene der Eladrin, Sitz des Seladrin dort wo Elfen hinaufsteigen wenn sie sterben. Slyavinatria, die ihre Verwunderung über die Geschehnisse mittlerweile abgelegt hatte, verstand sich auf Anhieb prächtig mit Sylih und sie erzählte ihr wie sie aus Versehen die Ebenen Kugel aktiviert hatte und Sylih musste über die Tollpatischgkeit ihrer neu gewonnen Freundin herzhaft lachen.
Die beiden verbrachten den ganzen Tag damit durch Arborea zu streifen und als sie sich abends in eine Wiese zum meditieren setzen, war ihnen gar nicht aufgefallen wie schnell die Zeit doch verronnen war.
Am nächsten Morgen stellte Slyavinatria bei einem zufälligen Blick auf die Kugel mit Erstaunen fest, dass die Runen auf der Kugel, die am Vortag noch verblasst waren, jetzt wieder silbern erstrahlten. Sofort zeigte sie Sylih ihre Entdeckung. Diese war sofort leicht aufgeregt und flog, wie eine wildgewordene Hummel bei Regen, in kleinen Luftsprüngen um ihre Elfenfreundin.
Slyavinatria konnte ihr kaum so schnell mit dem Blick folgen und plötzlich saß die Coure auch schon auf ihrem Kopf. Das schien wohl eine stille Bitte zu sein mitkommen zu dürfen. Intuitiv berührte Slyavinatria die Runen auf der Ebenen Kugel und wieder wurde sie umhüllte von magisch blauen Schwaden die immer schneller ihre Kreise um sie zogen und als sie wieder etwas erkennen konnte stand sie auf dem Dach des Magiergilden Turms.
Der Wind blies heftig aus Nordosten und Sylih musste sich an Slyavinatrias Haaren festklammern um nicht mitgerissen zu werden. Wie kommen wir nur wieder aus dieser verzwickten Situation, dachte sich Slyavinatria doch sie wusste eigentlich schon was zu tun war. Mit einem Bein um den Fahnenmast geschlungen, Sylih immer noch fest im Haar verankert fing sie an zu zaubern.
Als sie die letzten Worte des Zaubers gesprochen hatte öffnete sich vor ihnen ein Portal und sie traten hindurch und standen nun wieder sicher im Zimmer von Fielyna.
Seitdem wichen die Beiden nicht mehr von des jeweils anderen Seite und teilten neben den alltäglichen Freuden und Mühen auch jede Menge Zauber miteinander.
Es zogen weitere Jahre ins Land und Slyvavinatria war mittlerweile vollwertige Gilden Magierin geworden und so kam es, dass sie eines Tages vom Gildenrat den Auftrag bekam einen neu entdeckten Eingang zum Unterreich zu untersuchen.
Als Kaelen mit seinen Gefährten an den Eingang des Underdarks kam saß dort schon eine, für elfische Verhältnisse, junge Magierin namens Slyavinatria vor einem Feuer und bot Ihre Hilfe in der bevorstehenden Schlacht an. Nur mit dem was dann passierten sollte hatte keiner gerechnet. Und die Hilfe des Magiers sollte sich als entscheidend erweisen.
Als sich die Tore öffneten stürmte ein riesiger Glabrezu hervor. Das taktische Geschick und die Truppenmoral waren diesem Wesen nicht gewachsen. Es pflügte durch die Reihen wie eine Sense durch ein Kornfeld. Einer starb nach dem anderen und Kaelen konnte nichts dagegen tun. Denn auch er wurde niedergeschlagen. Nur Sly vermochte es mit letzter Kraft, den Extraplanaren auf seine Ebene zu verbannen.
Als Kaelen das Bewusstsein zurückerlangte musste er feststellen dass all seine Gefährten ihr Leben im Kampf ließen. Nur der Mönch und Sly konnten sich retten