Versuch mal die Mischung aus Verärgerung über die eigene Unzulänglichkeit, unbefriedigter wissenschaftlicher Neugier, und unterdrückter Hoffnung auf eine andere Erkenntnis bringende Idee zu beschrieben, die der schlichte Gedanke "Zu gern hätte sie gewusst, wie das Tiefenwesen das mit dem Heranfliegen des Dreizacks gemacht hatte." ausdrückt. Fällt da was auf? Der PC hat in der Situation keinen Grund für ein Pokerface, also spiegeln sich alle ihre empfundenen Gefühle auf ihrem Gesicht wieder. Wieviel Prozent davon von welchem Gefühl dabei ist, das ist schwer zu definieren, und noch viel weniger kann ich in dem Post für Saphira schreiben, welches von den empfundenen Gefühlen denn wie gut bei den anderen wahrgenommen wird. Begreift Groknar, der (fiktive) unschlächtige Barbar überhaupt, dass der Dreizack magisch war, und Saphira rausfinden wollte, was für Magie es ist, die in der Waffe schlummert? Oder sieht er nur ihren Gesichtsausdruck, und interpretiert es als Zahnweh, weil ihm doch gestern auch der Backenzahn schmerzte, und er seine Gefühlswelt auf ihre projeziert?
Ein bisschen weit hergeholt, mag sein, aber es zeigt doch ganz deutlich, dass egal wie wortgewandt ich Gefühle auf das Gesicht meines PCs male, ich gar nicht alles berücksichtigen kann, was dadurch tatsächlich an Gefühlen transportiert wird, und bei den anderen PCs ankommt? Da schreib ich doch lieber einen kleinen Teil des Gedankens, und überlass es den Mitspielern zu entscheiden, was ihre PCs nun denn genau wahrnehmen. Wenn man es von der Realismus-Logikwarte aus betrachtet.
Oder, von einem anderen Blickwinkel aus gesehen: Ich überlass es meinen Mitspielern sich ein zugehöriges Bild im Kopf zu malen. Du weißt schon, Fantasie und Vorstellungskraft und so was
Weil ein "verärgerter Blick" hier vielleicht nicht ganz gereicht hätte, hatte ich ja auch wörtliche Rede als Ersatz vorgeschlagen. Sehe auch immer noch nicht wieso es nicht reichen soll, wenn Saphira verärgert dreinblickt und gleichzeitig den von mir vorgeschlagenen Satz von sich gibt.
Nein, nein, nein und nochmal nein. Wenn ich meine, dass Saphira diesen Gedanken nicht ausspricht, weil sie kein Bedürfnis verspürt den Personen, die gerade um sie herum sind, das mitzuteilen, was sie denkt, dann tut sie das auch nicht. Was ich aussprechen lasse, und was ich nicht aussprechen lasse, ist ein sehr wesentlicher Bestandteil des Charakters meines PCs. Niemand kann behaupten, dass ich in irgendeiner Weise das Medium Sprache meiden würde, aber wenn es nicht passt, dann passt es nicht.
Es gibt wenig schlimmeres, als Posts in denen ein char total verbogen und verzerrt wird, weil sein Spieler ihm alles, was er vermitteln will, in den Mund 'zwingt', ob es realitätsnah ist (dass das jetzt genau so gesagt würde), oder nicht.
Fiktives Beispiel gefällig? Ist zwar schon spät, aber na gut:
Schlecht:
Xandor der stolze Kämpfer hat den Türgriff schon in der Hand. "Nun, ich fürchte mich nicht, da raus zu gehen. Wenn allerdings jetzt jemand Einspruch erheben sollte, dann gehe ich natürlich noch nicht raus. Ich sage das jetzt nicht, weil ich Angst hätte oder so, weil, die hab ich nicht, und wenn jetzt wirklich niemand einen besseren Vorschlag sagt, dann geh ich auch, weil mich nämlich nichts schrecken kann."
In dem Beispiel bietet es sich zwar nicht unbedingt an, geschiebene Gedanken einzuflechten, aber es ist ein Exempel, wie der
Missbrauch von gesprochenem Wort im Forenrollenspiel klingen kann. Xandor erklärt sich bereit, durch die Tür zu gehen, und er mag sehr wohl bewusst auf Reaktionen der anderen achten, bereit, seine Absicht noch einmal zu überdenken(in dem Beispiel hier meinetwegen, weil er eben doch ein bisschen unsicher ist), aber er würde und darf das niemals
formulieren!Welten besser wäre:
Xandor der stolze Kämpfer hat den Türgriff schon in der Hand. "Nun, ich fürchte mich nicht, da raus zu gehen." Bevor er in die Tat umsetzt, was er soeben angekündigt hat, hält er noch einmal inne. Ein zögernder Blick streift die Runde, als warte Xandor noch ab, ob jemand in letzter Minute eine bessere Idee vorzubringen hat.
Xandor kommuniziert in beiden Fällen das Gleiche, aber ich hoffe, die erste Version macht klar, dass Verbalisierung in vielen Fällen einfach nicht das richtige Kommunikationsmittel ist. [Es ist leider nicht so, dass dieses etwas überspitzte Beispiel rein aus den Fingern gesogen ist, aber echte Posts zitiere ich lieber nicht, da ich hier keineswegs die Absicht habe, einzelne Spieler für ihre Posts zu kritisieren (was ja auch fehl am Platze wäre, da es nicht Gegenstand der Dikussion ist).]
Zu dem Barbar: Wieso soll es nicht wünschenswert sein, dass er sich in der Mimik seines Gegenübers irrt? Und wieso ändert die Darstellung der Gedanken Saphiras daran etwas? Dann würde der spieler des Barbars ja sein ooc-Wissen nutzen, um seinem Char einen Vorteil zu verschaffen, oder verstehe ich da was falsch?
Ja. Aussage war hier lediglich, dass ich selbst mit sehr detailliertem Mienenspiel dem Barbaren mehr Information geben würde, als er möglicherweise tatsächlich wahrnimmt. Selbst, wenn ich also schreibe, wie Saphira jetzt genau welchen Mundwinkel verzieht und welche Seite der Augenbraue jetzt wo genau hinwandert, liegt es immer noch beim Spieler des Barbaren, zu erkennen, dass sein PC, im Gegensatz zu anderen PCs in der Gruppe, das so genau gar nicht wahrnehmen kann. Der Spieler hätte also so oder so "zu viel Wissen" und müsste sich Gedanken um die Differenzierung von Spieler und Charwissen machen, egal, ob ich die ursächlichen Gedanken selbst beschreibe(was du ja nicht magst), oder nur das detaillierte Mienenspiel, dass sie (die Gedanken) auslösen (wie es eigentlich stilistisch 'korrekt' wäre).
Man könnte jedes Gefühl natürlich gleich verbalisieren, aber da das im richtigen Leben hypothetisch ist (obwohl es manches einfacher machen würde), kommt es im Rollenspiel natürlich auch nicht immer in Frage.
Ja, aber dafür gibt es ja immernoch die Mimik, die zitternde Stimme, die Möglichkeit zu weinen, zu lachen, zu erröten und was weiß ich nicht alles. Ich selbst habe ja auch schon mit der Wirklichkeit argumentiert und wenn schon, denn schon: Dort kann man die Gedanken anderer auch nicht lesen.
Dafür kann man eben auch andere Sachen, die die PCs auch können sollten, wir aber nicht umsetzen können. Aber was das Erröten, Erblassen, Erbleichen, Weinen, Schluchzen, Wimmern, Heulen, das Zittern, Beben, das Zähne knirschen und -blecken, -zusammenbeißen, das Zusammenkneifen oder Aufreißen der Augen, Heben und Senken einzelner oder beider Augenbrauen, offen stehende Münder oder halb geöffnete, geschlossene, zusammengekniffene, blutig gebissene Lippen und all die anderen nonverbalen impliziten Ausdrucksweisen angeht: da geb ich dir recht, die sind in der Tat eleganter als geschriebene Gedanken. Aber nicht immer leichter
Ich komme aus dem literarischen Gewerbe[...]
Was du dem durchschnittlichen Rollenspieler ganz sicher, mir sowieso, und wahrscheinlich auch Hrandor voraus hast. :-p
Unter deinen Post kann ich eigentlich ein generelles *signed* drunter schreiben. Ich sehe ja an mir, dass ich zwar einerseits versuche, meine Posts einigermaßen interessant, bunt und abwechslungsreich zu gestalten, mir aber oft schlicht die Zeit fehlt, da bei mir der Feinschliff erst beim Korrektur lesen reinkommt. Da wird hier ein Wort ausgetauscht, da eine Formulierung variiert, hüben ein Adjektiv eingepasst und drüben ein missverständlich geratener Satzzusammenhang korrigiert. Wenn ich das kann, macht mir das Ganze und das Resultat am Ende großen Spaß, zu oft hab ich aber einfach nicht die Zeit dazu. Und dann helfen ab und an auch geschriebene Gedanken dabei, aus Zeitnot entstandene Schnitzer den Mitspielern gegenüber auszubügeln(zum Beispiel eine Handlung im Nachhinein zu erklären), ohne das inplay direkt zu stören.
Jeder sollte seinen Anspruch selbst festlegen, und wenn der Spielleiter einen hat, kann er das seinen Spielern ja vor dem Spiel mitteilen. :grin:
Das tut er in der Regel auch, oft in der Form:
Normale Handlungen: keine Formatierung
Wörtliche Rede: in Anführungszeichen (" " oder ´´ ´´)
Gedanken: kursiv, nach belieben auch in Anführungszeichen
Rufen: in Anführungszeichen und Fett
Schreien: in Anführungszeichen, Fett und alles in Großbuchstaben
Flüstern: in Anführungszeichen und kleine Schriftgröße
Telepathie: in Anführungszeichen, kursiv und Blau
Und das sollte dann eigentlich auch Maßgabe sein, gelle?
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