Ich muss also sagen, dass mich dieses Beispiel nicht im Geringsten überzeugt. ^^
Das Beispiel soll auch keine Situation belegen, in der ein Gedankeneinwurf notwendig wäre, sondern eine, in der er sich nicht destruktiv auswirkt(auf Spannung, Atmo und Spielspaß), und als -meinetwegen ungeschickter- Ersatz zu anderen stilistischen Ausdrucksformen legitim erscheint.
Es ist wohl eher so, dass die Charaktere eigentlich mehr wissen müssten. De facto spielt das aber keine Rolle, weil der Spieler den Charakter nunmal spielt und der Charakter nur tut, was sein Spieler sich vorher ausgedacht hat. Der von dir gemachte Gedankengang hat hier ja schon fast philosophische Qualitäten, ist aus meiner Sicht aber aus diesem Grund in der Praxis irrelevant.
Außerdem möchte ich nochmal betonen, dass ich mir sicher bin, dass sich absolut alles, was RP auszuspielen Sinn macht sich mit wörtlicher Rede, optischen Beschreibungen, Beschreibungen der Stimmlage und Beschreibung der Taten ausdrücken lässt. In der Realität haben wir auch nicht mehr und ich bezweifle, dass es für RP nötig ist, dass ich die Chars der anderen Spieler genauer kenne als meinen besten Freund, meine Mutter oder meine Lebensabschnittsgefährtin. Das wäre irgendwie absurd. Auch in P&P-Runden, die ich kenne, übermitteln die meisten Spieler nicht die Gedanken ihrer Chars und trotzdem funktioniert es problemlos.
Ich würde mal behaupten, dass sich philosophische Ansätze gar nicht vermeiden lassen.
Es gibt Bücher, da kennt der "Erzähler" die Gedanken und Motivationen aller Charaktere, in manchen nur die eines einzigen, in einigen Büchern springt diese Ichperspektive zwischen einzelnen Charakteren. Es gibt aber auch Bücher, die sind rein beobachtend geschrieben, frag mich nicht mehr nach den Fachbegriffen, Deutsch in der Schule ist ne Weile her. Jedenfalls ist der Erzähler da in keinem Charakter drin, sondern alle werden nur von außen beschrieben. Interessanterweise ist die letzte Sorte Bücher in der Minderheit, weil es einfach viel schwerer ist, so zu schreiben.
Wenn du ingame eine reine Simulation haben willst, dann sind alle Gedanken fehl am Platze. Wenn du nur willst, dass es sich gut liest, dann muss ich dir sagen, dass wir dann anfangen können, zu diskutieren, was sich jetzt gut liest, und was nicht, was besonders Fantasie-anregend ist, und was nicht, und so weiter.
Eine Diskussion, deren Ergebnis wir getrost mit einem "Geschmackssache" vorwegnehmen können, ohne sie führen zu müssen.
Es ist natürlich immer richtig, dass sich stilistisch gut geschriebene Text angenehmer lesen, das gilt natürlich auch für RP. Aber es gilt eben immer und für die Beschreibung von Gedanken nicht weniger, als für die wörtliche Rede.
Du willst doch nicht etwa behaupten, dass ich Gedanken schreiben einfach vermeiden kann, indem ich das ganze einfach als gesprochenen Text 'umdefiniere'?
Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Tatsache ist, dass die PCs irgendetwas denken, darauf können wir uns einigen, ja? Sobald sie einen Intwert von mehr als 3 haben, denken sie, um es mal in DnD Regeln auszudrücken.
Die Frage ist, darf man diese Gedanken schreiben, oder nur die Auswirkung, die diese Gedanken hervorrufen, sei es in Mimik, Handlung oder gesprochenem Wort.
Das gesprochene Wort ist die Auswirkung, die wir noch am einfachsten schreiben können. Handlung ist auch einfach in geschriebene Worte zu fassen. Aber im Miteinander zwischen Menschen gibt es viele Dinge, die nicht einfach zu definieren sind. Mimik und in Mimik ausgedrückte Gefühle sind desto schwerer zu beschreiben, je komplexer und vielschichtiger sie sind.
Versuch mal die Mischung aus Verärgerung über die eigene Unzulänglichkeit, unbefriedigter wissenschaftlicher Neugier, und unterdrückter Hoffnung auf eine andere Erkenntnis bringende Idee zu beschrieben, die der schlichte Gedanke "Zu gern hätte sie gewusst, wie das Tiefenwesen das mit dem Heranfliegen des Dreizacks gemacht hatte." ausdrückt. Fällt da was auf? Der PC hat in der Situation keinen Grund für ein Pokerface, also spiegeln sich alle ihre empfundenen Gefühle auf ihrem Gesicht wieder. Wieviel Prozent davon von welchem Gefühl dabei ist, das ist schwer zu definieren, und noch viel weniger kann ich in dem Post für Saphira schreiben, welches von den empfundenen Gefühlen denn wie gut bei den anderen wahrgenommen wird. Begreift Groknar, der (fiktive) unschlächtige Barbar überhaupt, dass der Dreizack magisch war, und Saphira rausfinden wollte, was für Magie es ist, die in der Waffe schlummert? Oder sieht er nur ihren Gesichtsausdruck, und interpretiert es als Zahnweh, weil ihm doch gestern auch der Backenzahn schmerzte, und er seine Gefühlswelt auf ihre projeziert?
Ein bisschen weit hergeholt, mag sein, aber es zeigt doch ganz deutlich, dass egal wie wortgewandt ich Gefühle auf das Gesicht meines PCs male, ich gar nicht alles berücksichtigen kann, was dadurch tatsächlich an Gefühlen transportiert wird, und bei den anderen PCs ankommt? Da schreib ich doch lieber einen kleinen Teil des Gedankens, und überlass es den Mitspielern zu entscheiden, was ihre PCs nun denn genau wahrnehmen. Wenn man es von der Realismus-Logikwarte aus betrachtet.
Oder, von einem anderen Blickwinkel aus gesehen: Ich überlass es meinen Mitspielern sich ein zugehöriges Bild im Kopf zu malen. Du weißt schon, Fantasie und Vorstellungskraft und so was
![wink :wink:](https://games.dnd-gate.de/Smileys/gatecustom2008/wink.gif)
Es ist natürlich immer richtig, dass sich stilistisch gut geschriebene Text angenehmer lesen, das gilt natürlich auch für RP. Aber es gilt eben immer und für die Beschreibung von Gedanken nicht weniger, als für die wörtliche Rede.
Nochmal, weil es grad so schön passt: Wer Gedankentags als Ersatz für Gesprochenes nimmt, der hat wirklich etwas falsch verstanden. Umgekehrt kann man nicht aus prinzip einfach sagen, die Gedanken soll man deshalb nicht benutzen, weil man es genausogut als Gesprochenes wiedergeben könnte.
Ein Gedanke kann ein Gefühl auslösen, das Gefühl löst eine körperliche Reaktion aus, die körperliche Reaktion, und damit auch das Gefühl kann von der Umgebung wahrgenommen werden.
Man
könnte jedes Gefühl natürlich gleich verbalisieren, aber da das im richtigen Leben hypothetisch ist (obwohl es manches einfacher machen würde), kommt es im Rollenspiel natürlich auch nicht immer in Frage.
so hat das Medium Film doch ein "Trickmittel", um Stimmungen lebhaft wiederzugeben - Musik ![wink ;)](https://games.dnd-gate.de/Smileys/gatecustom2008/wink2.gif)
signed, ein sehr treffendes Argument. Sozusagen eine weiteres Informationsübertragungsmedium, mit dem Filme Gefühle transportieren können, und ganz und gar kein unbedeutendes. Mal ganz abgesehen vom Offensichtlichen, das jeder Film unseren schriftlichen Darstellungsformen vorraus hat: Bilder, und zwar gleich mehrere pro Sekunde.
Und in der realen Interaktion hat man zumindest seine eigenen Gedanken (meistens^^), die man wahrnehmen kann und ist außerdem nicht auf 2-3 Absätze Text angewiesen, wenn man eine Situation erfassen will, sondern auf jede Menge Sinnesorgane ![wink ;)](https://games.dnd-gate.de/Smileys/gatecustom2008/wink2.gif)
Auch hier ein "signed." Genau das meinte ich, als ich eingangs schrieb, dass die Spieler ein Informationsdefizit gegenüber den Charakteren haben. Es fehlen einfach die Sinne, für die man keine Worte findet. Und man darf nicht vergessen, dass unsere Sprache nicht den größten Wortschatz hat, schon gar nicht wenn es um Gefühle geht.
Aber ein geschriebener Gedanke
kann helfen, das komplexe Gefühl, dass der eigene PC nun fühlt, an den Mitspieler zu kommunizieren. Der es dann umsetzen und seinen PC darauf reagieren lassen kann.
Also ich bleibe bei dem Schluss, dass Gedanken im inplay weder etwas ist was immer zwingend erforderlich wäre, noch etwas, was es um jeden Preis zu vermeiden gilt.
Aber man kann damit Atmosphäre schaffen, und man kann genausogut Atmosphäre zerstören. Also sollte Gedanken im inplay sehr überlegt einsetzen.
Also gilt: Erst denken, dann denken
![wink :wink:](https://games.dnd-gate.de/Smileys/gatecustom2008/wink.gif)