Die Drei begeben sich zuerst die linke breite Treppe nach oben in die Galerie. Von hier aus kann man das Foyer gut überblicken und erkennt auch gut die abgerissene Halterung, an der bis vor kurzem wohl noch ein Kronleuchter hing.
Von der Galerie aus führen sieben Holztüren in den Zuschauerraum. Neugierig öffnet Trixie die erste Türe und wirft einen Blick in die Loge dahinter. Es handelt sich dabei um einen kleinen Balkon mit fünf bequemen Sesseln, zirka drei Meter über dem Zuschauerraum. Es ist zu dunkel, um den großen Raum überblicken zu können und keine der mitgeführten Lichtquellen würde ausreichen, um für genug Helligkeit zu sorgen. Auch die anderen Logen ähneln sich wie ein Ei dem anderen Ei.
Während Martyn nach den ersten Minuten seine Lampe neu aufzieht, blickt Grind im wackelnden Licht der Lampe hinter einen der schweren Vorhänge der Galerie und entdeckt dort eine Treppe nach oben.
Gespannt folgen die drei Entdecker den schmalen und hohen Stiegen, bei denen jeweils neun Stufen zu einem Absatz führen, bevor sich die Treppe nach links wendet. Insgesamt fünf Absätze sind zu bewältigen, dann ist die Wohnetage erreicht.
Ein langer und breiter Flur führt nach vorne weg zu einer breiten Eisentüre. Links und rechts befinden sich jeweils drei einfach Holztüren – sicherlich der Zugang zu den Zimmern des Besitzers und seiner Familie. Sich im Dunkeln und ohne Absicherung nach vorne zu wagen, wäre derzeit eine riskante Sache, denn genau auf dieser Etage hat das Feuer gewütet. Die steinernen Mauer sind rußgeschwärzt und sämtlichen brennbaren Stoffe ein Opfer der Flammen. Vor allem der Fußboden wurde in Mitleidenschaft gezogen. Keine der Dielen ist mehr vorhanden und noch die angekohlten Stützbalken des Stockwerks sind vorhanden. Sie bilden das Dach des Zuschauerraums und ein Sturz in die Tiefe würde den sicheren Tod bedeuten.
Erneut dreht Martyn eifrig den Schlüssel seiner Lampe, dann geht es wieder hinab. Nur kurz denken die Drei darüber nach keine Spuren von Löschwasser gesehen zu haben, dann verflüchtigt sich der Gedanke, fliegt davon wie ein Vogel – die Stadtfeuerwehr hat einfach ganze Arbeit geleistet …
Als nächstes wird der Zuschauerraum inspiziert. Jeweils neun Stühle wurden zu neun Sitzblöcken gruppiert. Asche und Holzreste regneten von oben herab und haben die einfachen Holzstühle mit einem rauchigen düsteren Schleier überzogen. Die Decke besteht nur noch aus geschwärzten Balken.
Langsam schreiten die drei Entdecker voran. Während Martyn erneut die Lampe aufzieht, um für das nötige Licht zu sorgen, erreichen Trixie und Grind den kleinen Orchestergraben. Der Doc zündet sich eine neue Fluppe an und im Schein seines Feuerzeugs ist kurz zu sehen, dass hier keine Verwüstung stattgefunden hat. Fünf Musiker finden hier bequem Platz. Da kommt Martyn auch schon nach - fast stolpert er dabei über ein faustgroßes Stück Kohle.
Gemeinsam geht es nun den kleinen Aufgang an der Seite nach oben auf die Bühne, die neun mal fünf große Schritt misst. Trixies erfahrene Augen entdecken sofort zwei geheime Falltüren in der Bühne, während Grind auf einundzwanzig Metalldüsen aufmerksam wird, die vorne am Rand der Bühne angebracht sind. Er beugt sich nieder, um die genauer zu untersuchen. Scheinbar handelt es sich um eine Art Bunsenbrenner für Lichteffekte. Aus einem der Brenner dringt leichter Gasgeruch. Der Doc hält vorsichtig seinen Glimmstängel in die Richtung und mit einem Fauchen zischt ein drei Schritt hoher Flammenschlag hoch, der dann zu einem blauen Licht zusammenfällt – gerade mal einen Fuß hoch. Die Bühne wird ein Stück in mystisches Licht getaucht und nun sind einige Geräte im Hintergrund zu erkennen, die beim Brand wohl auf der Bühne vergessen wurden.
Zum Einen eine sargähnliche Truhe aus Metall, an deren Front sieben dreistellige Zahlenschlösser angebracht sind. Zum Anderen ein großes Glücksrad mit siebenundvierzig Ziffern und einer Metallnadel, die wohl den Ablauf stoppen soll.
Hinter den Kulissen existiert ein Gewirr aus Seilen, Gegengewichten, Vorhängen und Mechaniken. Die Seile laufen nach oben in die Decke hinein und verschwinden dort in der Dunkelheit. In Verbindung mit der Besichtigung des oberen Stockwerks, dürften sich die Drei nun genau unter dem Bereich befinden, der am Ende des Ganges hinter der Türe lag.
Martyn entdeckt einen großen Kasten, in dem Leitungen und Rohre zusammenlaufen. Im Zentrum befindet sich ein großes Ventil, drumherum einundzwanzig weitere Ventile. Sie alle besitzen eine Markierung, die genau nach oben weist – bis auf eines der kleineren Zahnräder. Dessen Markierung befindet sich eine Vierteldrehung nach rechts. Vermutlich stehen die Ventile mit den Gasleitungen des Theaters in Verbindung. Aber eigentlich sollte die Zufuhr des Kohlegas von den Stadtwerken aus unterbrochen sein.
Gemeinsam wenden sich die Drei nun den Türen im Hintergrund zu. Es sind einfache Holztüren, jedoch ohne sichtbares Türschloss. Auf jeder der Türen prangt in Kopfhöhe drei Metallsterne mit zehn Zacken, darunter eine Metallplakette mit einer Inschrift.Jeweils eine der Zacken ist etwas länger als die neun anderen und die verlängerte Zacke zeigt stets nach oben.
Der Stern der ersten Türe ist kupfern. Auf der Plakette darunter lesen Trixie und Grind: „Ich könnte in einem im Kreis springen“. Der Stern der zweiten Türe ist silbern und dort steht: „Flächen, Ecken und Kanten – wer mag wissen wie viel das ist“. Auf der dritten Türe prangt ein goldener Stern und dort wurde auf die Plakette graviert: „Auf der Ebene eines Dreiecks stellt sich die Frage, wie oft ich mich für jede Seite entscheiden muss“. Für Martyn sind die Buchstaben allesamt nur nichtssagende Symbole.
In einer dunklen Ecke gibt es eine weitere Holztüre. Diese steht einen Spalt offen und man kann ins Foyer hineinblicken. Also entschließen sich Grind, Trixie und Martyn die wuchtige Falltüre daneben zu öffnen. Darunter befinden sich steinerne Stiegen, die in die Tiefe führen. Es riecht muffig, nach abgestandenem Wasser und Fisch – eindeutig der Keller.
Nachdem Martyn seine Lampe erneut aufgezogen hat, steigen die Drei nach unten. Der Keller besteht aus einem einzigen großen Saal, mit einer Deckenhöhe von drei weiten Schritten. Schwere Säulen aus grob gehauenen Steinen stützen die Decke ab. Der Boden ist feucht und an den Wänden haben sich Schimmel und Moose häuslich eingerichtet. Etwas weiter führt eine weitere Treppe wieder hinauf zu einer Holztüre.
Es gibt nur wenige Gegenstände im Keller. Weitgehend handelt es sich um alte Werbetafeln, doch man kann kaum noch etwas erkennen. Die Farben sind verschmiert, das Papier feucht und das Holz gewellt. Einzig eine blau gestrichene Guillotine fällt aus dem Rahmen. Sie scheint intakt, doch ist kein Fallbeil zu sehen.
Trixie begutachtet inzwischen die Falltüren der Bühne von unten. Unter der Einen befindet sich eine kleine Hebebühne, die mit einer ausgeklügelten Mechanik und Gegengewichten versehen ist. Unter der Anderen liegen nur ein paar mir Stroh gefüllte Säcke, die unangenehm riechen. Daneben eine zerbrochene Trittleiter, die einst wohl bis zur Decke reichte.
Martyn lässt ein letztes Mal den Strahl seiner Aufziehlampe durch die Dunkelheit gleiten und schreckt dabei einen kleinen Flusskrebs auf, der sich ängstlich in einen Spalt in der Wand zurückzieht. Dann geht es die zweite Treppe hinauf nach oben und zurück ins Foyer.