Mit Hilfe des jungen Offiziers, der sich ihnen schmunzelnd als "Verik Vancaskerkin, Sergeant der Korvosanischen Garde" vorstellt, ist für Wren bald ein passendes Gewand gefunden, ein schlichtes, dennoch gut geschnittenes Gewand, dass "Euer Aussehen unterstreicht, ohne euch billig wirken zu lassen", wie ihr Verik freundlich versichert. Dann zieht der kleine Trupp in Richtung auf Schloss Korvosa weiter.
Das Schloss, eine Festung aus schwarzem Marmor, aus deren Dach sich mehrere schlanke, hohe Türme erheben, wäre schon ein eindrucksvoller Anblick, aber gegen die große Mastaba, auf der es erbaut wurde, wirkt es fast klein.
Jal und seine Begleiter erkennen schnell, dass Verik wohl Recht hatte, als er sich ihnen als Begleitung anbot. Ohne seine Hilfe hätten sie wohl kaum eine Chance gehabt, an den vielen hier postierten Wachen vorbeizukommen. Es scheint deutlich, dass heute keine Besucher erwünscht sind, die große Rampe, die hinauf zum öffentlichen Hof führt, ist komplett abgeriegelt. Andere Bittsteller und Besucher werden gnadenlos abgewimmelt, besonders hartnäckige oder gar unverschämte Personen machen sogar mit den Knüppeln der Wachsoldaten Bekanntschaft. Die Stimmung ist gespannt, und das gilt nicht nur hier unten, sondern auch ein Stück die Rampe hinauf, wo die Gruppe eine kleine Überraschung erlebt, als sie dort ein bekanntes Gesicht entdecken.
Marcellus, der junge Adelige, der ihnen gestern bei dem Sieg über Lamm geholfen hatte und dann wutentbrannt davongestürzt war, als Zurizatro diesem die Kehle zerfetzt hatte, steht recht entnervt wirkend vor einem Palastbeamten, der ihm, unterstütz von drei Palastwachen, den Zutritt verweigert.
"Es ist mir vollkommen egal, was ihr weiter unten gemacht habt, um bis hierher zu gelangen, mein Herr, aber wenn ihr wirklich den Wunsch habt, ausgerechnet an einem so schicksalsschweren Tag wie heute Ihre Majestrix Illeosa I. zu besuchen, dann solltet ihr schon mehr vorbringen können, als nur vage etwas über eine Anmeldung zu faseln."
Der Beamte blättert in ein paar Unterlagen.
"Euer Name steht auf keiner dieser Listen, und wenn Ihr Euch weiterhin so unkooperativ verhaltet, werde ich Euch unverzüglich aus dem Schloss entfernen lassen. Also, wer sagtet Ihr, habe Euch eine Anmeldung verschafft und zu welchem Zweck soll dieses geschehen sein?
Die letzten Worte hören nun auch die Neuankömmlinge, die die letzten Stufen emporgeklommen sind, und nun nur noch wenige Schritte von den beiden Kontrahenten entfernt sind.