"Ich hatte gehofft, dass ihr so etwas sagen würdet. Die Leute sterben mir unter der Hand weg und ich kann nichts dagegen tun. Meine Medizin schlägt nicht an."
Laurel wandte sich zur kleinen Nela um, die der Frau, die wohl nur ihre Mutter sein konnte, behutsam die Stirn tupfte.
"Ich wollte mich eigentlich mit euch vor meinem Haus treffen. Entschuldigt, dass ich nicht kommen konnte. Nilda hat mir Unterschlupf gewährt und in der gleichen Nacht begann auch bei ihr diese furchtbare Krankheit.
Mir kam ebenfalls der Gedanke, dass wir Hilfe holen könnten. Ich sandte vor zwei Tagen einen Boten aus, doch ich fürchte, dass uns die Zeit zwischen den Händen zerrinnt. Jeden Tag sterben mehr Menschen. All meine Medizin bringt keine große Besserung,... ich sehe nur noch eine letzte Möglichkeit...Daher wollte ich euch hier und jetzt nicht nur danken, sondern um etwas bitten."
Die Kräuterkundige stand auf und lief zu dem kleinen Regal, das den Anschein machte, jeden Moment auseinander zu brechen. Auf dem Regal lag ein dickes Buch, dass in einen stabilen Ledereinband gewickelt war. Laurel nahm es von diesem Regal, legte es auf den Tisch und begann zu blättern. Die einzelnen Seiten waren vergilbt und die Tinte zumeist noch kaum zu sehen. Merkwürdige Zeichnungen von Tieren und Kräutern fanden sich auf vielen Seiten. Je weiter sie blätterte, desto mehr wandelte sich das Erscheinungsbild der Seiten. Die Schrift wurde wieder deutlicher und war nun wesentlich dichter beieinander gedrängt. Auf den letzten Seiten des Buches wandelte sich die Schrift komplett und konnte nicht mehr gelesen werden; der Text war in einer fremden Sprache geschrieben. Auf diesen Seiten fand Laurel, wonach sie suchte und begann, leise vor sich hin murmelnd, den Text zu lesen. Nachdem sie fertig war, schaute sie jedem Abenteurer einzeln in die Augen, bevor sie resignierend die Augen schloss.
"Dieses Buch gehörte meiner Großmutter, die es wiederum mir vermachte. Sie selbst erstand das Buch von einer wilden Hexe, die darin all ihr Wissen niedergeschrieben hatte. Es bildet den Grundstock meines Arbeitens und mit diesem Buch konnte ich schon viele Krankheiten heilen. Auf vielen Seiten gibt es Einträge meiner Großmutter, die bestimmte Sachen verbesserte oder Anweisungen hinzufügte, doch in diesem hinteren Teil, hatte sie nie einen Strich gemacht. Sie warnte mich immer, diesen Teil des Buches anzuwenden, doch... sehe ich keinen anderen Ausweg.
Es wird hier von einem Gebräu geredet, das nur aus seltenen Kräutern und Extrakten besteht. Ich habe die meisten Dinge hier, doch ein paar besonders seltene Zutaten fehlen mir. Ich kann nicht sagen, ob dieses Gebräu hilft, ob es irgendwas hilft...und ich kann von Falkengrund nicht weg, um mich selbst auf die Suche zu machen. Die Leute sterben zwar, doch kann ich ihnen diese letzten Momente wenigstens angenehmer machen. Ich möchte euch bitten, für Falkengrund und die Leute, die hier leben: Könnt ihr die fehlenden Zutaten besorgen?"