Roceris schwieg, während Bochigon sprach und stand auf, um ein wenig auf und ab zu gehen. Schließlich strich er mit der Hand sanft über das Buch auf dem Altar. "Gut, ich will euch sagen, was ich weiß. Sie bat mich darum." Seine Stimme war leise, doch als er sich zu den Männern umdrehte, wurde sie deutlich fester: "Ihr kennt sicher schon die allgemeinen Umstände. Wann der Geist in die Stadt kam und was seither in der Stadt vor sich geht. Dieser Geist ist sehr alt. Ich weiß nicht, wie viel ihr über die Geschichte dieses Landes hier wisst, aber einstmals war dieses Land, das heißt Tiefwasser, die wilde Grenze und sogar ein Stück der Herzlande das Herrschaftsgebiet eines einzigen Regenten. Nun kann man nicht sagen, dass er rücksichtsloser gewesen wäre, als es unsere heutigen Könige und Fürsten sind. Aber er war ein Mann, der sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen wollte. Er wollte immer mehr. Dazu gehörte auch, neue Länder zu erobern. Eines Tages führte das dazu, dass er auch das Gebiet, das ihr heute unter dem Namen Graumantelberge kennt, einnehmen wollte. Allerdings war dieses Gebiet die Heimat eines Clans arkaner Weisheit. Sie verwickelten den König in einen grausamen Krieg, den er letztlich verlor. Doch von dem Clan blieben ebenfalls nur wenige Mitglieder am Leben, um genauer zu sein, nur zwei. Zwei elfische Kinder. Eines der Kinder verfluchte die toten Gebeine des Königs, auf dass sie niemals Ruhe fänden. Nachher streifte der Geist ruhelos durch sein Land und verursachte überall Aufruhr. Schließlich erhörte das elfische Kind das Flehen der Menschen dieses Landes und verbannte den Geist mit Hilfe eines magischen Siegels und eines Kristalls, der das magische Siegel verschloss, in seine ehemalige Burg, von der nur noch Ruinen standen. Sie stehen dort noch immer, aber jemand muss das Siegel gebrochen und den Geist frei gelassen haben. Seither streift er wieder durch die Lande und sucht flehentlich nach Ruhe." Nun trat Alzar vor. "Ja und deshalb hat es auch gar keinen Sinn, den Geist aus Lautwasser zu vertreiben. Er würde nur zu den anderen Splitter-Orten zurückkehren und dort wieder sein Unwesen treiben." Roceris setzte sich wieder auf seinen Stuhl. "Richtig, die Splitter. Es ist so, es gab nicht nur einen Kristall, um das Siegel zu brechen und den Geist wieder frei zu lassen. Es gab zwei. Ein Kristall aber zerbrach und die Splitter gelangten im Laufe der Jahrhunderte an unterschiedliche Orte im ehemaligen Reich des ruhelosen Königs. Er wird von der Macht dieser Splitter angezogen. Im Übrigen nicht nur er, sondern auch viele starke Wesen, die die Kraft spüren, die zur Erschaffung des Kristalls benutzt wurde. Die einzige Möglichkeit, den Geist wieder zu bannen, besteht darin, den Kristall zusammen zu setzen und mit seiner Hilfe das Siegel wieder zu verschließen. Allerdings besteht natürlich die Frage, wer den anderen Kristall gestohlen und so erst das Siegel gebrochen hat."