Ikari lauscht der Besprechung und wartet dann darauf von der Wespe darum gebeten zu werden ihn zu begleiten. Doch zuvor berichtet er Isamu, dass er den Koku an einer bestimmten Stelle am Ostufer gefunden hat und zwar interessanterweise genau dort wo der Fischer Tjan den Ronin zum letzten mal gesehen hat. Dann ruft er Anyun zu sich und weist sie an den ehrenvollen Bayushi-sama, wenn er einwilligt, zu genau dieser Stelle über zu setzen. Isamu will sich nicht allein auf die Worte des vermeintlichen Rokugo verlassen und die gegebenheiten trotzdem in Augenschein nehmen. "Zeigt mir die Stelle Anyun". Anyun lässt den Bushi nicht lange warten sondern bittet ihn mit einer Verbeugung ihr aufs Floss zu folgen. Dann löst sie das Seil und springt selbst mit einem eleganten Satz auf das Floss. Langsam und aber in stehtigen Stößen gleitet das Floss quer über den See. Am anderen Ufer kann Isamu das teilweise bereits vom Herbst ausgebleichte Schilf erkennen. Das Ost Ufer ist nicht gerade besonders zugänglich und so dauert es bis eine gute Stelle durchs Schilf und ein Platz zum Anlegen gefunden ist. Isamu steht an der Spitze des Flosses und in dem Moment als es auf Sand läuft springt er mit einem leichten Satz ans trockene Ufer.
Er steht am steinigen Ufer des Sees. Sein Blick richtet sich auf die bereits zwanzig Fuss vor ihm steil ansteigende die Felswand. In seinem Rücken im Wasser reihen sich die Schilfsbüschel aneinander wie an einer losen Perlen Kette. Während sein Blick von der Felswand auf das Ufer aus vielen großen und kleinen Steinen gleitet, beobachtet er einen Reiher der am Ufer zwischen den Steinen nach Futter sucht. Isamus Blick streift über die malerische Landschaft.
Wenn ich so gut Dichten könnte wie meine Schwester. Sinnt er dem Gedanken nach, den Eindruck des Reihers im Schilf auf Papier zu bannen. Doch er ist aus weit unerfreulicheren Gründen hier. Und ist der Reiher nicht der Bruder des Kranichs und die Kraniche in das Ganze hier verwickelt?
Vielleicht geben mir die Schicksale ein Wink. Isamu schlendert zum Reiher herüber um ein Blick auf den Ursprung seiner Begierde zu werfen und lässt dabei wie Gedankenverloren seine Hand durch den Schilf gleiten.
[1]"Sag Anyun, wo ist der Samurai angespült worden." Isamu mochte weder Ronin noch Kenyo oder gar Bayushi sagen und benutze daher das unbestimmte Samurai. Mit ein wenig Honig versüsst schmeicheln seine nächsten Worte seiner Begleiterin um sie zur grösstmöglichen Mühe anzuspornen
[2]: "So geschickt wie du mich hier her gefahren hast, muss dich Haruhiko
[3] begleiten. Eine so kundige Fischersfrau kann mir sicher sagen wo ein Mann gestorben ist, dass ihn die Strömung hier hin trägt und wohin das Wasser schwimmende Besitztümer weiterbringt
[4]." Schilfhalm um Schilfhalm gleiten durch die Finger des Bayushis, wie er so das Ufer abschreitet. Die Blätter sind rau und wenn man nur eine Sekunde unachtsam hin fasst so besteht die Gefahr sich eine tiefe Schnittwunde zu zuziehen. Unweit des Reihers entdeckt Isamu die Stelle an der Ikari wohl den Koku gefunden haben muss, jedenfalls sind dort eindeutige Fussabdrücke und auch der Abruck einer Hand so wie etwas aufgewühlter Schlamm. Doch leider offenbart sich ihm kein weiteres Detail.
Röte steigt ins Gesicht der jungen Fischerstochter, als der Bayushi seine süßesten Worte an Sie richtet. Aus Höflichkeit blickt Isamu noch ein mal auf den Reiher
[5] um ihr genügend Zeit zu lassen, ihre Fassung wieder zu erlangen. Behutsam hebt sie das Kinn leicht und blickt in Richtung des Bushis ehe sie mit leicht holpriger Stimme ansetzt dem ehrenvollen Bayushi-sama eine Antwort zu geben: "Ihr schmeichelt mir zu sehr ehrenvoller Bayushi-sama meine Fischers und Schifferskünste sind nicht der geringsten Rede wert! Doch bitte verzeiht wenn ich Euch darauf hinweisen muss, dass der Samurai meines Wissens nach auf dem See trieb als er von Wuen herausgefischt wurde. Hier am Ufer wo ihr Euch jetzt befindet, ist nur der Ort an dem man ihn zum letzten Mal gesehen hat. Was die Strömung an dieser Stelle anbelangt so bitte ich Euch mir einen Moment Zeit zu geben!" Anyun steigt hinab vom Floss ins fast knietiefe Wasser und watet bis zu einer großen Schilfspflanze. Sie zückt ein kleines Messer aus der um ihre Hüften geschwungenen Kordel und beginnt mehrere trockene Schilfblätter zu schneiden. Nachdem sie sich einen guten Batzen unter den arm geklemmt hat watet sie zum Floss und legt ein Blatt nach dem anderen in einer speziellen Falttechnick so geschickt übereinander, dass ein kleines Spielzeugfloss entsteht. Als es fertig ist, präsentiert sie es dem Bayushi und bittet ihn einen Startpunkt für das Experiment fest zu legen. Klug befindet er den Einfall der Fischerstochter und einfältig Unflätig war die Korrektor der Worte eines Samurais durch eine Heimin. "Leg das Schilf dort ins Wasser, wo die Münzen gefunden wurden. Wir wollen sehen, ob der Samurai von hier aus weggetrieben ist." Wie der Samurai ihr geheißen, eilt Anyun zu der Stelle an der Ikari den Koku gefunden hat und legt das kleine Floss aufs Wasser. Im ersten Moment passiert rein gar nichts und Anyun weicht vorsorglich den möglicherweise prüfenden Blicken des Bushis aus. Sie watet zurück zum Floss und setzt sich, die Beine überschlagend auf die dicken Bambusröhren. Minuten vergehen und das Floss rührt sich nur unmerklich vom Fleck. Es würde wahrscheinlich einige Stunden dauern bis eindeutig zu erkennen wäre, wohin die schwache Strömung das Spielzeugfloss tragen würde. Anyun schaut jetzt doch zum Bayushi, einfach um die Wichtigkeit des Wartens in Erfahrung zu bringen. Der Bushi zeigt Einwände gegen das Warten. Anfangs war Isamu's Geduld genährt von der Aussicht auf ein Resultat. Doch bereits nach kurzer Zeit schwand die Hoffnung, dass das Wasser hier stark genug war, irgend etwas wegkommt, geschweige der Körper eines ausgewachsenen Mannes. So beginnt Isamu schon bald auf und ab zu gehen und aus Langeweile immer wieder die Stelle im Schilf zu betrachten, wo die Münzen gefunden wurden.
Das dürftte nicht so lange dauern! Nachdem das Schilffloss sich kaum bewegt hatte, entscheidet sich Isamu wieder zurück zu gehen. Wenn der Plan der Wespe aufgegangen ist, wird bald eine Verfolgung anstehen. "Es hat sich genügend gezeigt, dass wir hier wie das Schiff aus Schilf festsitzen, wenn wir noch länger warten. Bringt mich zurück Anyun!" Anyun blickt gen Himmel, an der Nordostfront der Gipfel haben sich dicke graue Wolken gesammelt die kontinuierlich auf sie zu ziehen. Es würde in Kürze mit Regnen beginnen soviel ist sicher. Ein Unwetter wäre das Letzte was Anyun jetzt gebrauchen könnte. Kaum hat sie den Gedanken zu Ende gedacht beginnen schon die ersten kleinen Tropfen eine Vielzahl konzentrische Kreise auf die Wasseroberfläche zu Formen. Gut dass der Bayushi nun zurück will und so packt sie das Ruder und mit kräftigen Kreisen bewegt sie das Floss zur Siedlung. Isamu kann seine Gefährten nicht mehr auf den Stegen erkennen und so weisst er die Fischers Tochter direkt an, ihn ans Ufer zu bringen.