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Autor Thema: Silbrigmond  (Gelesen 56769 mal)

Beschreibung: Teil 1 der Kampagne

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Kralle

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Silbrigmond
« Antwort #90 am: 05.09.2009, 08:00:55 »
Kralle hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Dieser Minnerl war ihm ein wenig zu forsch in seinem Auftreten und seine Geschichten ein wenig zu unglaubwürdig. "Warum sollte niemand an diesem Stab interessiert sein, wenn er so starke Magie in sich trägt und weit unter Wert verkauft werden sollte, wie Haplo behauptet?", dachte er. Dass dieser Stab nur noch fünf mal benutzt werden kann, schien ihm kein einleuchtender Grund für eine Ablehnung eines solchen Angebots durch die Magier der Stadt zu sein.

"Entschuldigt uns bitte einen kurzen Augenblick!", sagte Kralle zu 'Meister' Minnerl und zog Haplo auf die Seite, um ihm seine Eindrücke mitzuteilen. "Ich finde diese ganze Geschichte äußerst seltsam!", füsterte er Haplo ins Ohr. "Ohne weiteren Beweis möchte ich kein Geld für diesen Stab ausgeben, auch wenn er noch so hilfreich wäre. Das ist einfach eine Frage des Risikos, das es abzuwägen gilt: Wieviel können wir gewinnen, wieviel können wir verlieren und wie wahrscheinlich ist es, dass wir gewinnen oder verlieren. Dies bedarf einer guten Überlegung und ich habe das Gefühl, es ist kein Zufall, dass uns dieser Minnerl so kurz vor der Abreise ein Angebot macht. Zeitdruck ist oft ein guter Verhandlungspartner."

"Ich denke wir haben zwei Möglichkeiten:", sagte er nun wieder laut und an Minnerl gewandt.
"Entweder ihr reitet mit meinem Gefährten hier zu Gaard, lasst den Stab ordnungsgemäß untersuchen und erhaltet von Gaard den vollen Preis, wenn alles stimmt. Oder einer von meinen Gefährten testet diesen Stab hier und jetzt, wie Ihr es vorgeschlagen habt, und wir versichern Euch, den Stab zu kaufen, wenn der Feuerzauber tatsächlich hält, was Ihr versprecht. Da der Stab dann noch vier Ladungen beinhaltet, werden wir 88 Goldstücke dafür zahlen. Damit erhöht sich für Euch der Erlös pro Ladung um zehn Prozent, die wir gerne bereit sind zu zahlen, da wir eine Sicherheit haben."

An Haplo gerichtet fügte er noch leise hinzu: "Falls wir den Stab wirklich ausprobieren können, solltest Du unbedingt versuchen, zu erkennen, dass die Magie wirklich aus dem Stab kommt!"
« Letzte Änderung: 05.09.2009, 11:18:29 von Kralle »
Ewig währt am längsten!

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #91 am: 05.09.2009, 10:37:59 »
Minnerl überlegte und rechnete nach. "Hmm. 90 Golddrachen und der Stab gehört euch. Zum ausprobieren sollten wir uns ausserhalb der Stadt befinden. Die Stadtwache würde und alle einkerkern, wenn wir innerhalb der Stadtmauern solch einen Zauber entfesseln. Und das zurecht! Die Gefahr einen Bürger zu verletzen ist viel zu hoch. Gerade hier in Niewinter kann jederzeit unerwartet ein kleines Kind aus einer winzigen Gasse direkt in den Wirkungsbereich laufen. Nirgendwo sonst bin ich bisher auf offener Strasse so häufig mit anderen Passanten zusammengestossen wie hier in Niewinter. Geht euch Einheimischen das auch so oder hat man mit der Zeit einen Dreh raus, dieses Übereinanderstolpern zu vermeiden?"

"Achso, zum Stab. Den könnt ihr selbst ausprobieren. Ich werde euch das Wort, dass den Zauber auslöst, vor der Stadt verraten. Nicht, dass aus Versehen ein Unglück geschieht. Bis zum Nordtor sind es nur 5 Minuten." ergänzte Minnerl und setzte sich in Bewegung.
« Letzte Änderung: 05.09.2009, 11:26:30 von Lord Aldebaran »

Kralle

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Silbrigmond
« Antwort #92 am: 05.09.2009, 13:26:00 »
"Man sollte meinen, Ihr würdet Euch über so viel potentielle Kundschaft freuen! Stattdessen macht Ihr mir den Eindruck, als würdet Ihr die Einwohner von Niewinter meiden wollen.", sagte Kralle verwundert. "Aber Ihr habt Recht, hier in der Stadt können wir den Stab nicht gefahrlos ausprobieren. Leider jedoch müssen wir zum Südtor, denn unsere Reise führt uns zunächst nach Süden. Entweder Ihr begleitet uns zum Südtor und wir probieren den Stab dort aus, oder wir lassen das Geschäft und Ihr sucht Euch jemand anderes zur Finanzierung Eurer Reise zu Adon in Arabel. Ihr müsst schon wissen, wie wichtig Euch dieser Schritt ist, wir jedenfalls haben bereits genug Zeit verloren. Sicherlich ist unsere Karavane schon aufgebrochen..."

Mit diesen Worten zog er Haplo bestimmt aber dennoch nicht in übertrieben schnellem Schritt zu den Anderen, die bereits äußerst ungeduldig warteten.
Ewig währt am längsten!

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #93 am: 05.09.2009, 14:54:00 »
"Ok, dann begleite ich euch zum Südtor. Dieser Marsch ist es mir wert." antwortete Minnerl fröhlich und nahm Haplo den Stab ab. "Ihr werdet erstaunt sein, wenn ihr dir Auswirkungen des Zaubers seht!"

Gemeinsam marschierten sie zum Karavanenstützpunkt. Dort waren in der Zwischenzeit alle Karren beladen und die Ladung festgezurrt worden. Gildung Orkspalter hatte sich auf seine Streitaxt gestützt und musterte seinen Zug aus Wagen und Ponys. Zufrieden nickte er. Die anderen Zwerge hatten ihre leichte Arbeitskleidung abgelegt und durch eindrucksvolle Schuppenpanzer ersetzt. An ihrer Seite baumelte je eine glänzende Streitaxt. So wie sie sich neben ihrer zu beschützenden Ware aufstellten, boten sie einen imposanten Anblick. Wer sich mit diesem Trupp gut gerüsteter Zwerge anlegen würde, musste schon verrückt sein. Anerkennend pfiff Minnerl durch die Zähne.

"Eine nette Reisebegleitung habt ihr da." sagte Minnerl und Gildung Orkschlächter drehte sich um. Er hatte den Kommentar des ehemaligen Magier gehört.

"Ihr kommt pünktlich! Wir brechen jetzt auf!" rief er den Abenteurer zu. "Reiht euch hinten ein. Später weise ich euch feste Positionen zu."

Unter den Blicken der Stadtbevölkerung setzte sich der Tross in Bewegung und schlängelte sich durch die Strassen Niewinters. Einige wünschten Glück oder eine gute Reise, Kinder winkten ihnen zu, was von den Zwergen ignoriert wurde. Nur Minnerl winkte fröhlich zurück und schritt stolz neben Haplo daher. Sogar die Sonne hatte sich durch die Wolken gekämpft und belächelte den Aufbruch der Abenteurer.

Ein letztes Mal, vielleicht das letze Mal genossen sie den Anblick der kunstvollen und reichlich verzierten Häuser Niewinters. Kralle warf einen halb sehnsüchtigen, halb erleichterten Blick auf die Manufakturen. Zufällig sah er Maskados dicken Bauch in einem Geschäft für Farben verschwinden. "Hoffentlich ziehen sie den ungehobelten Klotz ordentlich über den Tisch. Vielleicht fällt ihm auch ein Eimer Farbe auf den Kopf." dachte er schmunzelnd.

Schon bald war das südliche Stadttor erreicht. Minnerl drehte gut gelaunt den Stab in seinen Händen. "Ich denke da vorn können wir die Demonstration durchführen und zeigte auf eine Wiese mit einigen Büschen." sagte er und gab Haplo den Stab. Skeptisch beäugte Gildung das Treiben am Ende seines Zugs.
« Letzte Änderung: 06.09.2009, 09:28:33 von Lord Aldebaran »

Aariyah

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Silbrigmond
« Antwort #94 am: 06.09.2009, 14:46:26 »
Aariyah hatte sich zu Gildung gesellt. Ein paar Büsche in Brand stecken, das konnte sie auch mit ihrem Feuerstein. "Ich verlass mich lieber auf die gute alte Handarbeit", meinte sie zu dem Zwerg, dessen Gesichtsausdruck ihre Meinung zu bestätigen schien. "Der Kerl behauptet doch tatsächlich, man könnte mit dem Zauberstecken ein Dutzend Trolle auf einmal töten."

Sie nahm einen tiefen Atemzug der frischen Luft. Unglaublich, wenn man einige Tage in der Stadt verbracht hatte, gewöhnte man sich tatsächlich an den Gestank der vielen Menschen und Tiere dort und nahm ihn gar nicht mehr wahr. Als sie die anderen auf etwas Abstand gehen sah, um den Zauberstecken zu testen, fiel ihr etwas ein: "Sagt, Gildung, seid ihr auf einer eurer Reisen eigentlich schonmal Trollen begegnet? Wie war der Kampf?"
« Letzte Änderung: 06.09.2009, 17:38:22 von Aariyah »

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #95 am: 06.09.2009, 17:17:00 »
"Aha, ich fragte mich schon, ob er zu euch gehört. Mir gefällt seine Art nicht! Zu überdreht. Genau der Schlag Mensch, die ich nicht ausstehen kann." sagte Gildung mürrisch.

"Aber um eure zweite Frage zu beantworten. Ja. Wir hatten schon mit Trollen zu tun. Aber nie mit einem Dutzend. Vollkommener Blödsinn, zwölf Trolle auf einen Streich zu töten. Bei so einer Meute heisst es, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, was die Pumpe zulässt. Ein Kampf gegen einen einzelnen Troll ist schon hart. Ich habe nicht nur einen meiner Leute durch Trolle verloren und musste zusehen, wie er von den scharfen Klauen zerfetzt und auseinander gerissen wurde. Hofft, dass wir auf unserer Reise keinen Trollen begegnen. Leider ist jedoch der Everlundpass von zwei Metern Schnee bedeckt, so dass wir von Dreieber über Langsattel und Nesme reisen müssen. Das führt uns nördlich der Trollmoore entlang. Das Risiko dort auf Trolle zu treffen ist leider deutlich höher. Naja, wir werden uns in Langsattel und Nesme erkundigen, ob es jüngst Trollangriffe gab. Es macht keinen Sinn, sich schon jetzt Sorgen zu machen."

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #96 am: 06.09.2009, 18:00:16 »
Währenddessen machten sich Haplo und  Minnerl für den großen Test des Stabes bereit.
Haplo hielt den Stab in Richtung Busch. "Wie ist das Befehlswort?" fragte er den Magier.
"Husch, Husch!" antwortete dieser.

Haplo machte sich bereit. Als Minnerl nicht mit der Wimper zuckte bei Haplos Vorbereitungen liess dieser den Stab wieder sinken.
"Ich denke es wäre eine Verschwendung eine der letzten Ladungen zu Testzwecken zu verwenden. Ich denke dass zumindest eine Ladung auf dem Stab ist, wahrscheinlicher aber mindestens zwei.

Ich werde euch soweit vertrauen! Sollte sich aber heraus stellen, dass der Stab nicht hält was Ihr versprecht, dann werdet Ihr sicher verstehen das wir Euch aufsuchen werden und zur Rechenschaft ziehen werden."
Haplo sprach diese Worte freundlich und bedächtig. Doch sein Blick lies keinen Zweifel daran dass das Gesagte zwar keine Drohung im eigentlichen Sinne war aber ein Versprechen das man nicht unterschätzen sollte.[1]

Dann zückte Haplo den Beutel den die Schicksalssucher mit 90 Golddrachen gefüllt hatten und überreichte ihn Minnerl.
 1. Intimidate 19
« Letzte Änderung: 07.09.2009, 15:28:19 von Haplo »
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #97 am: 06.09.2009, 18:16:12 »
Zufrieden nahm Minnerl den Beutel entgegen.

"Ihr wisst schon, dass ihr mich übers Ohr gehauen habt?" lachte er. "Aber egal. Ich wünsche euch eine gute Reise. Heizt den Trollen ordentlich ein, wenn ihr welche trefft!" verabschiedete sich Minnerl von der Reisegesellschaft und schlug den Rückweg nach Niewinter ein.

Qariel

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Silbrigmond
« Antwort #98 am: 06.09.2009, 19:47:29 »
Qariel war durch die scharfen Worte des Magiers etwas eingeschüchtert worden - mit den Magie-Gebräuchen in menschlichen Siedlungen hatte er in der Tat noch nicht viel Erfahrung. Daher war er ganz froh gewesen, Haplo die Verhandlungen zu überlassen. Nachdenklich sah er dem Ex-Magier hinterher, der fröhlich pfeifend auf das Stadttor zumarschierte.

"Meint ihr wirklich, das ist klug?" fing er Haplo ab, der mit dem Stab in der Hand im Begriff war, zu den anderen zurück zu kehren. "Irgendwie ging mir das alles zu glatt, aber so ist es jetzt nun mal. Ich finde trotzdem wir sollten den Stab schon allein deswegen testen, um festzustellen wie der Wirkungsbereich des Spruches aussieht. Wenn wir nicht das Glück haben, den Trollen auf weite Distanz zu begegnen, sollten wir den Effekt genau genug kennen um nicht aus Versehen unsere eigenen Leute zu rösten. Ich könnte mir vorstellen dass unsere Nahkämpfer und die Zwerge nicht gerade begeistert sind, wenn wir hinter ihnen mit unbekannten Sprüchen hantieren."
« Letzte Änderung: 06.09.2009, 19:48:36 von Qariel »
Panik: eine Situation, in der niemand weiß, was zu tun ist – und das auch noch schnell.

Kralle

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Silbrigmond
« Antwort #99 am: 06.09.2009, 21:53:48 »
"Ich verstehe Deine Verhandlungstaktik. Ich kann allerdings nur hoffen, dass Du wirklich recht hast, mit Deiner Einschätzung, weshalb er dem Test des Stabs so gelassen entgegen sah!", sagte Kralle nachdenklich zu Haplo, nachdem er die Szene beobachtet hatte.

"Aber wenn Du richtig liegst, haben wir ein sehr gutes Geschäft gemacht!" Er klopfte Haplo lächelnd auf die Schulter. "Wir sollten öfter zusammen Geschäfte verhandeln. Das hat Spass gemacht!" Mit diesen Worten beeilten sich die Beiden wieder zur Karawane aufzuschließen.
« Letzte Änderung: 06.09.2009, 21:54:44 von Kralle »
Ewig währt am längsten!

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #100 am: 07.09.2009, 09:59:13 »
"Ja mir auch!" entgegnete Haplo lachend. "...und Ihr werdet sehen, wir werden unseren Nutzen von diesem kleinen Geschäft haben.

Ich hoffe auch darauf das du Qariel dir den Stab morgen in aller Ruhe vornehmen kannst. Du hast doch hoffentlich noch Eulenfedern und etwas Wein dabei?" beruhigte Haplo seinen Elfenfreund.

"Ich hatte auch so das Gefühl dass unsere Zwergenbegleiter es nicht so gerne gesehen hätten wenn wir Feuerexplosionen hinter ihnen zünden schon direkt bei unserer Abfahrt." fügte Haplo etwas leiser hinzu.
« Letzte Änderung: 07.09.2009, 15:26:24 von Haplo »
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #101 am: 07.09.2009, 14:36:27 »
Die Karavane aus Zwergen, Menschen und einem Elf marschierte zügig auf der ausgetretenen Strasse in Richtung Donnerbaum, einer kleinen Ansiedlung am Rande des Niewinterwaldes. Die Zwerge führten keine Reittiere mit, schienen aber nie müde zu werden. Gildung wies den Schicksalssuchern unmittelbar nach der Verabschiedung von Minnerl feste Positionen zu. Jeder bekam einen Zwerg zugeteilt, an dessen Seite er sich zu halten hatte. Die Zügel und das Pferd mussten rechts geführt werden, so dass es Deckung vor eventuellen Pfeilhageln bieten konnte, wie ein Zwerg knapp erklärte. Was für rosige Aussichten, ein Pferd in einem Pfeilhagel zu verlieren. Ein einzelner Zwerg schritt hinter den Wagen her und beobachtete, ob sich Ladung löste. Gildung bildete mit einem seiner Soldaten die Spitze.
So umgänglich und gesprächig Gildung in der Stadt gewesen war, so wortkarg und scharf im Ton war er ausserhalb der Stadtmauern. Gespräche wurden nicht geduldet und keiner der zugeteilten Zwerge zeigte Interesse an einer Unterhaltung. Diejenigen auf der linken Seite der Wagen, Tason, Haplo und Frederick hatten Glück, bot ihnen der Niewinterfluss mit gelegentlichen Flössern und Tieren etwas Abwechslung. Auf der rechten Seite konnte man nur flaches Land beobachten, dass sich in der Ferne grauweiss verfärbte - Schnee. Am morgigen Tag würden sie selbst über die mit Schnee bedeckte Strasse entlang des Waldes reisen. Immerhin hatten sie an warme Kleidung gedacht.
Kurz vor sechs Uhr abends, gerade als sich die Sonne für diesen Tag verabschiedete, erreichte man Donnerbaum. Da der einzige Gastraum nur zwölf Personen beherbergen konnte und bereits voll belegt war, wurde schnell ein Lager errichtet. Die darin geübten Zwerge waren so flink, dass sie ihren Begleitern anschliessend bei deren Zelten zur Hand gingen. Nach einem kurzen Mahl am Feuer ordnete Gildung das versprochene Axttraining an. Vier lange Stunden klang Axt auf Axt, wurden Fußstellungen im Kampf erklärt, die Wirkungsweise von Scheinangriffen erläutert und die Stellen gezeigt, wo ein Axttreffer äußerst tödlich sein kann.
Selbst Aariyah, geübt an einer viel grösseren Axt, als die der Zwerge, kam schnell an ihre Grenzen. Egal wen sie als Kampfpartner hatte, die Zwerge waren durchweg agiler im Kampf. Bevor sie einen Treffer landen konnte, hatten ihr die Zwerge bereits zwei angetäuschte Hiebe verpasst.

Die nicht mit Schwielen bedeckten Hände der wenig Kampferprobten waren schnell mit Blasen überzogen, deren Haut direkt bei der nächsten Parade aufplatzte.
Als endlich der lang ersehnte Ruf zur Schlafenszeit erklang waren alle froh, schlafen zu können. Frederick kümmerte sich noch um die blutenden Hände Qariels, bevor auch er hundemüde einschlief.

26. Mirtul - Donnerbaum - leichtes Tröpfeln - 13 °C
Am nächsten Morgen rüttelten die Zwerge bei Sonnenaufgang kurz nach vier Uhr in der Früh an den Zelten und drängten zum Abbau des Lagers und zum Aufbruch.
« Letzte Änderung: 07.09.2009, 14:45:50 von Lord Aldebaran »

Lord Aldebaran

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Silbrigmond
« Antwort #102 am: 08.09.2009, 16:55:10 »
Auch der nächste Tag verlief streng nach Plan. Dem Plan der Zwerge. Von Donnerbaum aus, hielt man sich südlich und nahm die schmale Strasse, die entlang des Niewinterwaldes führte. Mit jeder zurückgelegten Meile sank die Temperatur merklich. Der Atem kondensierte in der Luft und die Mittagspause mit einer heissen Suppe wärmte die Glieder. Die Anstrengungen des Vortages hatten ihre Spuren hinterlassen. Muskelkater an den seltsamsten Stellen machte sich breit. Der Winter hatte die nun durchquerte Gegend fest im Griff. Dreissig Zentimeter hoch liegender Schnee erschwerte das Vorankommen und das abendliche Axttraining mit frierenden Fingern liess jeden abgewehrten Hieb doppelt so heftig erscheinen.

Das ersehnte Abenteuerleben war keineswegs so romantisch, wie es in den vielen Abenteuergeschichten am Kaminfeuer, in den Tavernen Niewinters, klang. Ein wärmendes Kaminfeuer im Rücken, ein kühles Starkbier in der Hand, vor sich ein dampfender Braten mit heissen Klössen. Das waren einige der Tagträume, die das Stapfen durch die Kälte erträglicher machten. Nur Aariyah und Tason schien die beschwerliche Reise nicht so sehr zuzusetzen. Doch das beharrliche Schweigen der Zwerge und das Fehlen angeregter Gespräche während des Marschierens durch den Schnee schlug allen aufs Gemüt.

27. Mirtul - bewölkt - -4 °C bis 4 °C
Der dritte Tag der Reise führte wieder dichter an den Niewinterwald heran. Die Strasse schmiegte sich eng an den Wald und führte passagenweise durch kleine Baumgruppen. Niedrige Büsche und Sträucher boten den Pferden und Ponys etwas Nahrung und die dortige dünne Schneeschicht bot kaum ein Hindernis. Gildung schien mit der zurückgelegten Strecke zufrieden und fand sogar ein paar Worte des Lobes beim abendlichen Training. "Ihr stellt euch alle schon sehr viel besser an!"

"Morgen werden wir Kaninchenbeeren erreichen." unterrichtete Gildung die Schicksalsucher am Lagerfeuer. "Die Leute in Kaninchenbeeren begrüssen Reisende auf zwei verschiedene Arten, müsst ihr wissen. Bei beiden Arten der Begrüssung liegen mit Armbrüsten bewaffnete Einwohner versteckt in den Sträuchern und Büschen am Wegesrand. Was dann passiert, scheint sehr von der Laune eines örtlichen Geistes, namens Agatha, der im Niewinterwald haust, abzuhängen. Die Bewohner Kaninchenbeerens sehen in diesem Geist sowas wie eine Beschützerin. Ist Agatha wegen irgendetwas aufgebracht, sind es die Bewohner Kaninchenbeerens für gewöhnlich auch. Das ist der erste und schlimmere Fall der Begrüssung. Denn dann lassen die Landeier ihren Unmut an vorbeikommenden Abenteurern aus, die sie für das aufgebracht sein Agathas verantwortlich machen. Böse Zungen behaupten, sie würden erst schiessen und später Fragen stellen. Andere behaupten, dass sie gar keine Fragen stellen und nur schiessen. Aber keine Sorge, als Handelskaravane muss man sich darüber keine Sorgen machen." erzählte Gildung weiter.

"Ist Agatha nicht erregt, fragen sie Reisende, ob sie etwas zu verkaufen haben, beziehungsweise etwas ankaufen wollen. Teppiche und solchen Kram. Normalerweise endet der Abend in der Stadthalle und man trinkt jede Menge überteuertes schlechtes Bier, das man am nächsten Morgen bitter bereut. Oje oje, was für ein Gesöff! Ich erzähle euch das alles, damit ihr Morgen nicht aus Panik durchdreht und es auf einen Kampf ankommen lasst, wenn eine Armbrust auf euch zeigt. Wir regeln das schon!" sagte Gildung und nickte zu seinen Leuten.

28. Mirtul - bewölkt - -4 °C bis 4 °C
Nach der zweiten ereignislosen Übernachtung im kalten Schnee, reiste man weiter in Richtung Osten. Schon am frühen Nachmittag würde man in Kaninchenbeeren sein, sofern alles nach Plan lief. Die Aussicht auf ein oppulentes, einfaches Mahl beflügelte die Schritte. Sogar die Pferde spürten die gute Laune und wieherten gelegentlich oder schnaubten fröhlich. Je näher man Kaninchenbeeren kam, desto häufiger fand man Gruppen kleiner und grosser Bäume am Wegesrand. Oft waren diese Bauminseln von dichtem Unterholz umgeben und dichte Büsche versperrten die Sicht. Ideale Plätze für einen Hinterhalt.

Als Tason und Frederick plötzlich "Hinterhalt!" schrien, blieb die Handelskaravane abrupt stehen. Die Herzschläge der in die Falle getappten erhöhten sich augenblicklich. Adrenalin wurde durch den Körper gepumpt und Hände griffen an die Waffen. Sogar Qariel konnte sich der Routine und dem Drill der Zwerge nicht entziehen - selbst seine Hand ruhte auf dem Schaft der Axt, die man ihn genötigt hatte zu tragen.

Von überall konnte man beinahe tierisch klingende Laute vernehmen. Von Links, Rechts, Vorne und sogar von Hinten sprang der Feind aus den Büschen und dem Unterholz hervor. Ein Feind in einer ungeheuren Überzahl. Bestimmt mehr als 100 menschenähnliche Kreaturen, alle stolze 1,80 m gross, mit grüner Haut, kurzen Fängen und plattgedrückten Nasen sprangen und formierten sich. Die kalte Gewissheit, dass es sich tatsächlich um die Kreaturen, welche die Schicksalsucher bisher nur aus Geschichten kannten, handelte, lieferte Gildung, als er verächtlich "Orks!" ausspuckte.

Doch eines kam den Schicksalsuchern seltsam vor. In den bekannten Geschichten hatten die Orks nie saubere Rüstungen angehabt. Die Meisten trugen makellose Kettenhemden. Zur Bewaffnung zählten nicht nur Schwerter und Säbel, sondern auch Speere, Langbögen und Armbrüste. Selbst die Orks passten nicht in das Bild der dreckigen und zerzausten wilden Kreaturen. Keiner dieser Orks war als dreckig zu bezeichnen. Auf frisch bemalten Schilden prangte das Bild eines blutrünstigen Panthers.

Noch bevor das übliche Chaos eines Kampfes Einzug halten konnte, brüllte eine laute Stimme in gebrochener Gemeinsprache durch die kalte Winterluft: "Kein Kampf! Blutpanther will euch nicht töten! Xred möchte, dass ihr besucht ihn. Kommt, seht Xred! Ihr kämpfen nicht - wir kämpfen nicht. Ihr kämpfen, dann werdet ihr gefangen! Okay?"
« Letzte Änderung: 08.09.2009, 17:07:13 von Lord Aldebaran »

Haplo

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Silbrigmond
« Antwort #103 am: 08.09.2009, 18:12:32 »
Die Luft knisterte vor Spannung. Hier waren 100 Orks und die Schicksalssucher waren mit einem Haufen Zwerge unterwegs bei dem der Name des Anführers nicht gerade darauf schließen ließ dass er gerne mit Orks redete.

Doch wenn es zum Kampf kam waren sie tot - das war Haplo sofort klar.
All diese Gedanken schossen dem Hexenmeister im Bruchteil einer Sekunde durch den Adrenalin getränkten Kopf. Also versuchte er sogleich die Anspannung von Gildung zu verringern.

"Das sind zu viele Orks!" flüsterte Haplo gepresst zu dem Zwergen. "Die werden uns in Stücke hauen - wir sollten schauen was sie wollen, kämpfen können wir dann immer noch."[1]
 1. Diplomatie 15
Die wahre Kraft schlummert zumeist im Verborgenen.

Tason

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Silbrigmond
« Antwort #104 am: 08.09.2009, 19:30:57 »
Tasons Miene verfinsterte sich weiter. Seit Tagen hatte er schlechte Laune. Diese Zwerge waren einfach sturrköpfig, jeder musste mit einer Axt trainieren, selbst Quariel. Tason streichelte den Griff seines Rapiers. Eine elegante Waffe, aus zivilisierten Zeiten. Nicht so plump und unpräzise wie eine Axt. Eine Waffe, die zu der Präsizision seines Bogens passte. Zurück in den Stollen mit Ihnen!

Und jetzt das. Orks! Tason fluchte: "Verdammt. Ich wußte es doch! Wenn wir alleine gereist wären, wären wir unauffälliger gewesen."

In Gedanken zählte Tason die Ork durch. Zwei, Drei konnte er aus der Entfernung mit seinem Kurzbogen töten, dann würden sie heransein. Das wären dan noch... sehr viele weniger 3.... immer noch ziemlich viele... aber sie hatten dieses Zauberdings getauscht. Und er musste die Hundert ja auch nicht alleine töten. Genug Ruhm für alle. Orkspalter.... der Name kam ja nicht von ungefähr.

Tason lachte zufrieden Gildung an. "Zeit Deinem Namen gerecht zu werden. Gildung Orkspalter. Deine Axt, mein Bogen. Genug für alle."

Ja, das würde ein guter Kampf werden.

Tason suchte eine gute Stelle, holte seinen Bogen von der Schulter und spähte zu den Ork. Gab es Zauberer? Oder Schamanen? Die musste zuerst weg. Geduldig wartete er bis der Zwerg den Angriffsbefehl geben würde.
« Letzte Änderung: 09.09.2009, 11:07:56 von Tason »

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