"Eine Geschichte über ein verzaubertes oder verfluchtes Piratenschiff?", fragt Kattie und schaut nachdenklich in den Himmel. "Solche Geschichten gibt es zuhauf", fährt die Bootsfrau fort.
"Ich denke, ich kenne eine solche Geschichte, die hier aus der Gegend stammt", mischt sich plötzlich einer der Dörfler, ein alter Mann mit Glatze und runzligem, wettergegerbtem Gesicht ein, "und zwar die Geschichte der 'Nebelprinzessin', einer großen, dreimastigen Galeone, die - wie es heißt - vor bestimmt 250 Jahren von lmater verflucht wurde.
Der Kapitän der Nebelprinzessin war ein gerissener Mann namens Krymon. Er war der Legende nach der erfolgreichste Pirat des Meeres der gefallenen Sterne. Der Bauch der Nebelprinzessin war stets voll mit den prunkvollsten Schätzen, die man sich nur ertäumen konnte. Käpt'n Krymons Erfolg beim Beutemachen gründete sich nicht, wie bei vielen anderen Piraten, auf Kampfkraft, Terror und Brutalität. Nein, er war ein Gentleman. Und er war schlau und der beste Seemann und Navigator, den die Welt je gesehen hatte. So urplötzlich pflegte die Nebelprinzessin aus dem Nebel aufzutauchen, dass der Besatzung des angegriffenen Schiffes nicht mal mehr genug Zeit blieb, auf die Stationen zu gehen, bevor die Piraten sie geentert und in der Hand hatten. Krymon sorgte dafür, dass es nie unnötiges Blutvergießen gab. Wer sich ergab, der hatte nichts zu befürchten. Er wollte das Gold aus dem Laderaum, nicht die Leben der Besatzung.
Ihre Beute haben die Piraten der Nebelprinzessin an die armen Fischer in den Dörfern am Meer weiter verteilt. Daher erzählt man sich in den Fischerdörfern ihre Geschichte noch heute und sie werden als Helden verehrt.
Tja, es hat ein böses Ende mit den Piraten genommen. Eines Tages überfielen sie ein Schiff, auf dem der Oberste der Ilmaterkirche reiste, und raubten ihm sein Allerheiligstes, eine kristallene Kugel, von der es hieß, sie sei eine Träne des Gottes selbst. Die Kirche machte daraufhin Jagd auf die Piraten. Einem ihrer Agenten gelang es, die Besatzung der Nebelprinzessin zu unterwandern, und dort Zwietracht zu sähen. Und so kam es zu einer Meuterei eines Teils der Besatzung unter dem ersten Offizier, einer brutalen und gierigen Hexe, der der Käpt'n schon lange im Weg war.
Doch sie alle wurden betrogen. Der Agent Ilmaters versuchte im allgemeinen Chaos das Heiligtum wieder an sich zu bringen, konnte es aber nicht finden, denn Krymon hatte es längst sicher versteckt. Und so legte Ilmater einen Fluch auf das Schiff und die Besatzung, auf dass sie nie wieder für länger als eine Stunde einen Fuß auf festen Boden setzen sollten, bis sie dem Gott des Mitleids das Heiligtum zurück gebracht hätten.
Nur leider war Krymon ebenfalls im Chaos der Meuterei verschwunden und kein anderer kennt das Versteck. Und so kreuzt die Nebelprinzessin noch immer rastlos über die Meere."