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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 133692 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1425 am: 12.02.2011, 19:01:09 »
Eretria verstand Mika nicht. Mehr war dazu eigentlich nicht zu sagen, aber die Bardin schien aus einem der Geweihten nicht erkennbaren Grund zu schmollen. Anders war die Reaktion nicht zu verstehen, die die Frau an den Tag legte.
"Ich danke dir für die Information, dass wir womöglich keine Pferde bekommen, Mika. Dies ist sicherlich eine wichtige Nachricht, die unsere weitere Planung entscheidend beeinflussen wird. Wir hätten mit Pferden sicherlich noch Wochen hier verbracht, obwohl wir gesagt haben, dass wir uns erst überlegen, was wir tun, wenn wir alle unsere Informationen gesammelt haben."
Die Priesterin wandte sich damit von der Bardin ab. Sie hatte keine Vorstellung, wie sie mit dieser Frau umgehen sollte. Sie mischte sich immer ein, meinte immer recht zu haben und hatte eine besserwisserische Art, die der Geweihten zunehmend auf den Nerv ging. Daher fragte sie nun die anderen.
"Gut, was habt ihr herausgefunden? Was ist dieser Acqueas für ein Mensch?"

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1426 am: 12.02.2011, 21:28:35 »
Kurz schaute Mika nochmal zu Eretria auf und schüttelte dann den Kopf. Kurz überlegte sie, ob sie Eretria darauf hinweisen sollte, dass sich auch ihr heißgeliebter Verlobter dafür ausgesprochen hatte, unter Umständen, die einzutreten schienen, schon Morgen die Stadt zu verlassen, aber auch diesen Gedanken quittierte Mika mit einem Kopfschütteln. Mit Eretria konnte man einfach nicht normal reden, vor allem, seitdem die Verlobung feststand, war die Priesterin unerträglich.
Ein weiterer Gedanke der Mika auf einmal durch den Kopf ging war dann folgender: "Vielleicht ist Eretria schwanger? Mama war auch ständig unausstehlich, wenn sie schwanger war." Diese Frage musste wohl die Zeit beantworten, Mikas Blick auf Eretrias Bauch half in dieser Situation definitiv nicht weiter.

Statt weiter in die Runde zu schauen und sich über Eretria zu ärgern, die wirklich nichts besseres zu tun wusste, als noch mehr rumzustänkern, wandte sich Mika nun wirklich ihrem Zettel zu und dachte dann darüber nach, wie sie den hollprigen Start vielleicht doch noch zu einem guten Ziel führen konnte. Das Wichtigste, dessen war sich die Bardin nun bewusst, war der Anfang. Wenn sie wusste, wie sie die Geschichte einleiten muss, dann würde sie auch ganz schnell den Rest hinbekommen.
Wirklich weit kam die Bardin bei ihren Überlegungen aber nicht, denn sie ärgerte sich weiter und fragte sich nun doch wieder, ob sie nicht lieber den Auftrag von Acqueas annehmen sollte. Hier, in dieser Runde, nahm sie ja keiner für voll. Hier war sie nur die dumme Bardin, die die ganze Zeit Schwachsinn erzählte, obwohl sie in Wirklichkeit mehr als einmal mit ihren Vermutungen Recht gehabt hatte.
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1427 am: 13.02.2011, 19:34:42 »
Milan schien die ganze Zeit nach dem Gespräch mit seinem Haushofmeister vollkommen in sich gekehrt. Es schien beinahe so, als würde er Eretrias Eintreffen und ihre Worte gar nicht wahrnehmen. Doch dann hob er mit klarem Blick den Kopf und schüttelte den Kopf. "Nicht viel, fürchte ich", antwortete Milan auf die Frage seiner Verlobten und strich ihr die Haarsträhne, die sie sich selbst aus dem Gesicht gewischt hatte, noch einmal zurück. "Acqueas macht einen sehr unterkühlten Eindruck. Es war sehr beunruhigt, ihm gegenüber zu treten. Da ich keine Berechtigung hatte, die mich als Angehörigen des Handelshauses Tirkesson auswies, wollte er nicht über die Geschäfte meines Vaters sprechen und unsere Versuche, ihn irgendwie anders zu überzeugen, sind im Sande verlaufen. Er hat uns lediglich das Angebot gemacht, einen Auftrag zu übernehmen, der gefährlich, aber wenigstens auf den ersten Blick nicht unbedingt illegal ist. Außerdem hat er uns mit Magie belegt, was zumindest dafür spricht, dass er kein einfacher Zwischenhändler ist. Alles andere sind allerdings reine Spekulationen und was letztlich mit meinem Vater geschehen ist, haben wir nicht heraus finden können."

Er sah sich in der Runde seiner Gefährten um, ohne wirklich einem von ihnen in die Augen zu sehen. "Wir stehen wohl wieder am Anfang." Es war klar, dass Milan damit nicht die Nachforschungen und die mehr oder weniger nützlichen Hinweise hinaus wollte. "Heute morgen haben wir uns schon schwer auf eine Vorgehensweise einigen können, ich fürchte, dass es jetzt nicht viel einfacher werden wird. Eretria, auch wenn dir Mikas Hinweisen auf die Nerven geht, so sollten wir den Faktor der Zeit nicht aus den Augen lassen. Wir haben immerhin die Aufgabe, das Mädchen zu verfolgen und ob der Attentäter, Acqueas oder der Auftrag meines Vaters etwas damit gemein haben, wissen wir nicht. Daher sollten wir uns auf die Aufgabe konzentrieren. Andererseits können wir nicht zulassen, dass der Attentäter weiter seinen Wahnvorstellungen nachgeht. Bitte, sag uns, wie du es dir vorstellst, dass wir in unseren Träumen aktiver werden und so womöglich an den Attentäter heran kommen?" Auffordernd sah Milan Eretria an, doch sie konnte sehen, dass etwas in ihm vorging, was vor ihrer Trennung nicht der Fall gewesen war.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1428 am: 13.02.2011, 20:18:44 »
Eretria musste lächeln, als Milan versuchte die störrische Haarsträhne zu bändigen. Doch sie hörte aufmerksam zu. Sie zog die Stirn kurz in Falten, als Milan auf Mika zu sprechen kam, aber sie fiel ihm nicht ins Wort.
"Ich weiß, dass wir das Mädchen verfolgen müssen. Wir haben diese Aufgabe angenommen und wir können sie nicht wegen belangloser Dinge ruhen lassen oder gar aufgeben." Die Geweihte schaute starr nach vorne und es war klar, dass sie mit sich rang. "Aber können wir die Stadt einfach verlassen, wenn wir den Schlüssel für die Morde in Händen halten, nur nicht wissen, wie wir ihn benutzen können? Ich denke auch nicht." Erertria blickte sich um und wartete auf einen Einwand.
"Wenn wir keine Möglichkeit haben etwas über Acqueas und das Mädchen heraus zu finden, wäre ich dafür, dass wir die Zeit in der Großen Feste nutzen, um den Attentäter dingfest zu machen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es schaffen können, aber ich würde ungern diesen Ort verlassen, wenn ich es nicht wenigstens versucht habe. Ich glaube, dass wir verstehen müssen, um was es sich eigentlich handelt bei den Träumen, die uns plagen. Ist dies uralte Geschichte, an die sich niemand erinnern kann? Was soll dieses Seelenlied sein? Habe wir eine Möglichkeit darüber etwas zu erfahren?"

Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1429 am: 14.02.2011, 21:51:34 »
Wieder einmal verfiel Arue in tiefes schweigen als sie sich um ihre eigenen Gedanken kümmerte. Doch war das Thema bei ihr nicht Aqueas oder der Mörder, sondern das was Ajur ihr gesagt hatte. Ein Sonnenpriester könnte ihr womöglich helfen mehr über diesen Pakt ... oder Bund, oder wie man es auch immer nennen mochte, zu erfahren. Doch wie sollte das funktionieren.

Erst als Eretria davon sprach direkt eine Frage an Mutter Sonne und die zwei Monde gestellt zu haben, wurde ihr klar das dies womöglich die Lösung für ihr Dilemma sein könnte. Sie würde Eretria darum bitten müssen dies auch für sie zu tun. Aber am besten würde sie das zu einer passenderen Gelegenheit tun. Im Moment waren ihre Gefährten nämlich wieder zu sehr damit beschäftigt sich gegenseitig in den Haaren zu liegen. Außerdem wollten sie sich erst einmal um andere Dinge kümmern.

Als sie endlich eine Lösung für sich selbst gefunden hatte, konzentrierte sich die Schneiderin voll und ganz auf das Gespräch und überlegte ob es noch irgendetwas gab das nicht erwähnt wurde. Irgendetwas das sie vielleicht übersehen hatten.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke und es hielt Arue nicht länger auf ihrem Stuhl. Sie stand ruckartig auf und erhob lauter als von ihr gewohnt die Stimme. "Aber natürlich! ... Die Verbindung, ich glaub ich kenne jetzt die Verbindung zwischen Aqueas und dem Mädchen." Es schien so als würde sie niemanden explizit ansprechen und als sie schließlich merkte wie sie sich gerade verhielt, fügte sie kleinlaut hinzu. "Oder zumindest eine Gemeinsamkeit ... Beide scheinen dem Sonnenlicht abgeneigt. Das Mädchen ist nur nachts unterwegs ... und die Aqueas meidet tunlichst das Licht wegen seiner angeblichen Krankheit ... wobei ich mir ziemlich sicher bin dass das eine Lüge war ..."

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1430 am: 16.02.2011, 18:01:33 »
Mika war sehr froh, als Milan sich für sie einsetzte und auch nochmal auf den Zeitfaktor zu sprechen kam. Zwar die Zeit im Moment nicht das Hauptproblem der Bardin gewesen, dennoch war es ihr wichtig, dass Milan seiner Verlobten ganz offen zeigte, dass sie vielleicht mal hätte nachdenken sollen, bevor sie ihre Gemeinheiten abgelassen hat.
Schade fand es Mika, dass sich Eretria, trotz des Hinweises von Milan, nicht dazu genötigt sah, sich für ihren unnötigen Ausbruch zu entschuldigen. Davon abgesehen nervte es die Bardin, dass sich die Priesterin mit aller geistiger Gewalt gegen die Realität der Träume stemmte und somit bereit war den Schlüssel, den sie nutzen wollte, um den Attentäter zu finden, zu ignorieren und wegzuwerfen, weil sie sie stumpfsinnig starrsinnig blieb.
Doch weder zu dem einem, noch dem anderen sagte Mika etwas. Stattdessen fiel ihr auf, dass sie es bisher selber nicht geschafft hatte, sich für das ein oder andere zu entschuldigen. Dass Mika für manchen Ausbruch deutlich bessere Gründe hatte, als Eretria, machte es nicht wirklich besser, wenn die Bardin wirklich etwas ändern wollte.

Statt auch nur ein Wort auf Papier zu bringen, räumte Mika auf einmal ihre Sachen in den Rucksack und erhob sich. Dann schaute die Bardin zu Lémar und fragte den jungen Mann: "Lémar?! Hast du kurz Zeit für mich? Ich würde gern mit dir unter vier Augen sprechen."
Daraufhin machte sich Mika daran, den Raum zu verlassen und die weitere Verhandlung der restlichen Gruppe zu überlassen, die sowieso keinen Wert auf die Meinung der jungen Frau legte.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1431 am: 16.02.2011, 18:15:21 »
Perplex blieb Lémar einige Sekunden stehen und sah der jungen Bardin hinterher. "Ja, also... ich schau dann mal kurz, was sie von mir will", erklärte er, und ging Mika anschließend hinterher.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1432 am: 16.02.2011, 20:55:11 »
Mika wollte nicht im Haus mit Lémar sprechen, deshalb verließ sie nicht nur das Zimmer, sondern auch das Haus. Aus diesem Grund steuerte sie auch die Haustür an und sagte dabei: "Ich hoffe es stört dich nicht, wenn wir vielleicht eine Runde um das Haus machen."

Mit Lémar an ihrer Seite ging Mika eine Runde um das Haus und sagte die ganze Zeit über nichts. Sie starrte nur auf den Boden und schwieg. Erst in der zweiten Runde begann Mika zu sprechen.
"Ich ... ich wollte mich entschuldigen. Wegen Gestern." Sagte Mika sehr zögerlich und schaute ihren Wegbegleiter dabei nicht an. "Ich war ein wenig gereizt, weil mich dieser Typ aufgeregt hat. Erst dieses kindische Gehabe, weil ich ausversehen ein Wort bei der Anrede vergessen habe und dann, dass der Typ beleidigt war, weil wir mit ihm nicht gesoffen haben. Etwas besseres Verhalten wäre an der Stelle auch zu erwarten gewesen, wenn er meint, dass wir uns nicht geziemlich benommen haben."
Bei den nächsten Schritten schwieg Mika, machte aber deutlich, dass sie noch nicht am Ende war, denn wenn Lémar gleich etwas sagen wollte, dann hätte Mika ihren linken Zeigefinger vor die Lippen gehalten, um anzudeuten, dass der junge Mann schweigen soll.
"Ich verstehe, dass du deshalb etwas ungehalten warst. Aber ich hoffe auch, dass du Verständnis für unsere Reaktion hattest. Auch hoffe ich, dass du es auch siehst, dass du die Szene hättest einfach unterbinden können, indem du uns besser vorbereitet hättest. Denn du kennst den Mann und seine Marotten.
Ich behaupte, dass wir Beide unsere Fehler gemacht haben und danach uns wenig angemessen Verhalten haben. Für mein Fehlverhalten, möchte ich mich entschuldigen."

Erst jetzt schaute Mika zu Lémar hinüber. In ihrem Blick war Unsicherheit und Angst deutlich zu erkennen.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1433 am: 16.02.2011, 21:47:59 »
Lémar hörte Mika aufmerksam zu, und gab ihr auch die Gelegenheit, ihre Ausführungen ganz zu Ende zu bringen. Schließlich blieb er stehen und sah die junge Bardin eine Weile schweigend an.

"Ich frage mich", setzte er schließlich an, "ob du jemals lernen wirst, eine Entschuldigung anzubringen, ohne sie mit einem Aber zu verbinden."

Er sah sie noch einen Moment länger an, dann lächelte er. "Du hast durchaus Recht, ich hätte euch besser vorbereiten sollen. Aber darauf hättest du auch eingehen können, nachdem du dich entschuldigt hast. Manch einer würde der Entschuldigung keinen Wert mehr beimessen, wenn sie nur mit Aber und Gegenangriffen verbunden ist."

Wieder schwieg Lémar einen Moment, doch es lag noch immer ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht. "Die Sache ist die: Ihr wolltet etwas von ihm. Er hat sich für euch Zeit genommen. Natürlich hat er seine Macken, und davon nicht wenige. Aber ihr wart schlicht und ergreifend nicht in der Position, ihm das vorzuhalten. Durch euer Verhalten habt ihr ihn nur dazu gebracht, dicht zu machen. Ihr habt euch selbst den Weg verbaut, möglicherweise mehr aus ihm rauszuholen. Euer Verhalten war schlicht und ergreifend nicht zielführend und nicht respektvoll, und selbst wenn er vielleicht auch nicht ganz respektvoll war, war es dumm, euch auf die gleiche Ebene zu begeben... oder genau genommen sogar noch eine Ebene drunter."

Er atmete tief durch, und seufzte dann leise. Leicht tippte er gegen Mikas Stirn. "Da ist eine ganze Menge drin. Du bist klug, Mika. Aber du kannst ungefähr so gut mit Menschen umgehen wie ein wild gewordener Stier. Wenn du tatsächlich Bardin werden willst, wird das schwierig."

Dann erschien wieder das Lächeln auf seinem Gesicht. Plötzlich beugte er sich vor, und gab Mika einen Kuss auf die Wange. "Trotz alledem nehme ich deine Entschuldigung gerne an. Um genau zu sein, hatte ich schon gar nicht mehr daran gedacht. Ich bin nicht besonders nachtragend."
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Mika

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« Antwort #1434 am: 17.02.2011, 14:17:44 »
"Aber ..." Wandte Mika ein, als Lémar auf ihr Aber ansprach, dass kurz nach ihrer Entschuldigung folgte, und schwieg dann doch und ließ den jungen Mann aussprechen.

Als Lémar geendet hatte, stand die junge Bardin vor ihm und wusste nicht wirklich, was sie jetzt fühlen oder denken sollte. Das Aber stand zwar noch im Raum, aber es hatten sich einige andere Aspekte hinzugesellt, so dass Mika nicht mal wusste, was sie gerade fühlte. Im Sekundentakt lösten sich Traurigkeit, Wut, Freude und Vernunft ab.
Dazu kam, dass das Lémar ihr gerade einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Es war zwar nur die Wange, aber das reichte offenbar schon aus, um der jungen Frau die Schamesröte ins Gesicht zu jagen. Ein Gefühl, dass sie in ähnlichen Situationen noch nicht erleben musste.

Es dauerte eine Weile, ehe in Mika ein Gefühl begann die Oberhand zu gewinnen. In der Zwischenzeit stand die Bardin vor Lémar und starrte auf ihre Hände, die unentwegt vor ihrem Bauch in Bewegung blieben und sich ein ums andere Mal umeinander wanden.
"Aber ich will doch nur alles gut machen. Alles richtig machen." Sagte Mika kleinlaut. "Und ich bin nicht allein an allem schuld." Fügte sie trotzig hinzu, bevor sie ihren Kopf hob, Lémar ängstlich anschaute und fragte: "Oder?"
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1435 am: 17.02.2011, 14:41:13 »
Lémar schüttelte leicht den Kopf, und strich Mika mit dem Zeigefinger sanft übers Kinn. "Nein, bist du nicht. Aber niemand ist perfekt. Niemand macht immer alles richtig. Ich ja auch nicht, als ich euch nicht richtig vorbereitet hab. Wichtig ist, dass man selbst sein Bestes gibt, aber gleichzeitig von anderen nicht mehr verlangt, als sie geben können."

Er sah zurück zum Haus, und dachte einen Moment nach. "Nimm zum Beispiel Eretria. Ihr verfolgt beide das gleiche Ziel. Aber ihr schätzt die Dinge oft unterschiedlich ein, und ihr habt eine völlig andere Art, euch auszudrücken. Dadurch geratet ihr dauernd aneinander. Du könntest jetzt über sie schimpfen, und wahrscheinlich hättest du auch in einigen Punkten Recht. Aber bei ihr löst du dadurch nur noch mehr Widerstand aus, und der Streit wird immer schlimmer. Willst du, dass es besser wird, musst du überlegen, was du an dir selbst und deinem Verhalten ändern kannst, damit es besser wird."

Er zuckte mit den Schultern. "Du kannst andere nicht verändern, nur dich selbst. Wenn du mit Eretria klar kommen willst, musst du lernen, sie zu verstehen und ihre Sprache zu sprechen. Klar könnte man von Eretria das gleiche verlangen, aber du hast letztlich keinen Einfluss darauf, ob sie es versucht oder nicht. Vielleicht kann sie es im Moment nicht einmal, aus Gründen, die dir gar nicht bekannt sind."

Nun legte er seine Hand auf ihre linke Schulter, und sah ihr tief in die Augen. "Vergiss die Gedanken an Schuld. Schuld bringt niemanden weiter, Schuld ist wie ein riesiger schwerer Steinklotz, den man sich ans Bein hängt und der einen daran hindert, die Dinge wirklich richtig zu machen. Ganz egal, ob es die eigene Schuld oder die eines anderen ist. Viel wichtiger ist die Frage: Was muss ich tun, um mein nächstes Ziel zu erreichen?"
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Sternenblut

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« Antwort #1436 am: 17.02.2011, 14:46:33 »
Tasha sah Arue mit einem Stirnrunzeln an. "Du meinst, sie sind vielleicht beide... naja... wandelnde Tote?"

Die junge Frau wurde ein wenig bleich, als sie ihre Worte aussprach. Es war offensichtlich, dass sie darauf hoffte, dass Arue etwas ganz anderes gemeint hatte.
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1437 am: 17.02.2011, 16:10:55 »
Die Worte von Lémar gaben Mika Sicherheit. Die Nähe des junges Mannes ebenfalls, denn als seine Hand auf ihrer Schulter ruhte, schien die ein wenig in sich zusammengeschrumpfte Bardin, wieder ein klein wenig zu wachsen. Doch ohne Fragen blieb Mika nicht.
"Aber was mache ich denn dann in einer Situation wie der gerade? Ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich habe keinen langen Vortrag gemacht, dass wir kein Zeit haben. Ich habe nur einen Hinweis darauf gegeben, dass wir weniger Zeit zur Verfügung haben, als es vor wenigen Stunden noch schien. Das ist kein Grund mich so anzumeckern.
Zuhören tut sie auch nicht. Zumindest hinterlässt sie sehr erfolgreich genau diesen Eindruck. Denn sonst würde sie nicht so rumkeifen und mal versuchen mir zu folgen. Dass ich nicht nur Schwachsinn erzähle dafür gibt es inzwischen sogar Beweise und es hilft nichts. Ich weiß nicht was ich machen soll."
Sagte Mika, die ernsthaft an dem Streit mit Eretria zu knappern hat.
Zum Leidwesen von Lémar, erwischt es nun den jungen Mann, der sich nun alles anhören muss, was Mika gerade im Moment noch rumtreibt: "Ich meine... Ich habe vorhin darauf hingeweisen, dass wir nicht sicher sein können, dass uns das Haus Tirkesson die Pferde zur Verfügung stellt und inzwischen musste mir Milan Recht geben. Auch Eretria musste inzwischen bestätigen, dass wir, wie ich es gesagt habe, dem Attentäter nicht durch die Gassen nachjagen brauchen, weil wir keine Chance haben. Aber all das reicht nicht aus, dass sie mal über meine Worte nachdenkt. Lieber keift sie rum.
Und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie ihre Worte überhaupt überdacht hat."
Sagte Mika mit vollem Ernst.
"Natürlich ist Eretria nicht diese Aliya aus unseren Träumen, aber angesichts dieser Prophezeihung, oder wie man das nennen will, wird sehr deutlich, dass dieser Attentäter im Kanalarbeiter bereit sein würde zu glauben, dass Eretria Aliya ist. Dementsprechend könnte sie Einfluss nehmen.
Und selbst wenn ihre Theorie, jene ist, die stimmt, dass sie über die Träume Einfluss nehmen kann, dann ist das außerhalb der Großen Feste genausogut möglich wie hier. Dann müssen wir nicht hier bleiben, wie sie es wünscht. Wir würden ihrer Meinung nach den Schlüssel zur Lösung des Rätsels gar nicht wegwerfen, wenn wir die Stadt verlassen, weil sie überall träumen kann. Wir würden die Stadt nur mit dem Problem zurücklassen, wenn meine Idee weiterhin ignoriert wird. Aber ich erzähle ja immer nur Blödsinn."
Endete Mika und wirkte sehr traurig und schrumpfte langsam wieder zusammen. Spätestens jetzt musste Lémar klar werden, dass die junge Bardin sehr unzufrieden war und sich in der Gemeinschaft extrem unwohl fühlte.
"Sicherlich treffe ich nicht immer den richtigen Ton, aber das ist kein Grund, so zu tun, als wäre doof. Ich meine, ich versuche dafür zu sorgen, dass wir unseren Auftrag erfüllen. Alles andere ist zwar auch irgendwo wichtig, aber wir können nicht alles machen und deshalb konzentriere ich mich darauf, wo von mir verlangt wird, dass ich meine Pflicht erfülle, denn dafür werde ich bezahlt und Geld brauche ich zum Überleben."
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1438 am: 17.02.2011, 16:54:20 »
"Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass das im Grunde genommen überhaupt nichts mit dir zu tun hat?"

Lémar stellte sich nun neben Mika, und ließ dabei seine Hand von der einen Schulter auf die andere gleiten, und legte so seinen Arm um sie. "Jeder einzelne in der Gruppe ist mit der Aufgabe, die ihr vor euch habt, überfordert. Eretria sträubt sich dagegen, sich mit ihren Träumen auseinander zu setzen, weil sie Angst davor hat, sich zu verlieren. Milan ist auch völlig durch den Wind, die Sache mit seinem Vater belastet ihn schwer. Keiner weiß so genau, was richtig ist, und auch, wenn du mit deiner Vermutung recht haben könntest, dass Eretria auch außerhalb der Stadt träumen kann, weißt du es nicht mit absoluter Sicherheit. Ihr habt Aufgaben zu lösen, auf die keiner von euch vorbereitet ist."

Der junge Mann lächelte Mika an, und strich ihr sanft über die Wange. "Hab Geduld mit deinen Freunden. Ich bin sicher, dass es auch schon Leute gab, die Geduld mit dir hatten. Und wenn du nicht weiter weißt, wenn du verzweifelt bist... wieso sagst du das nicht? Ihr könnt eure Probleme nicht lösen, wenn ihr nicht drüber sprecht. Und zwar möglichst ohne Schuldzuweisungen, denn ich bin sicher, jeder versucht sein Bestes."

"Ich sage nicht, dass es einfach ist. Einige Punkte wirst du im Moment noch gar nicht klären können, insbesondere diejenigen, in denen andere von Angst beherrscht sind. Eretria fürchtet sich davor, dass etwas von Aliya in ihr sein könnte, deshalb wird sie meiner Meinung nach nichts erreichen, selbst wenn sie in ihren Träumen versucht, den Attentäter zu erreichen. Sie wird sich nicht so darauf einlassen, wie es nötig wäre. Aber wenn du sie dahin prügeln willst, wird das ihr Herz oder ihren Geist sicher nicht gerade öffnen."

Er zuckte mit den Schultern. "Es sind so viele kleine und große Probleme, dass ich gar nicht weiß, was ihr zuerst besprechen solltet. Vielleicht wäre es am besten, wenn ihr erst einmal über euch sprecht, und einander verstehen lernt."
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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1439 am: 17.02.2011, 17:24:03 »
Auf Tashas Frage hin, zuckte Arue nur mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich kenne mich mit lebenden Toten nicht aus. Aber eines ist klar, dieser Aqueas ist kein normaler Mensch. ... Also ich  meine er verfügt über spnderbare kräfte. Er hat Mika mit einem Bann belegt ohne dabei offensichtlich zu Zaubern ... und meinen Versuch Magie zu entdecken hat er mit auf eine sehr unsanfte Art und weise versucht zu unterbinden.  "
« Letzte Änderung: 17.02.2011, 17:24:17 von Arue »

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