Shadi konzentriert sich ganz auf das, was da unter ihr sein muss. Ihr Gefühl sagt ihr, dass Lomasi ihr ihren Wunsch gewährt hat, aber eine Reaktion erfolgt trotzdem nicht auf ihr Fragen. Dafür spürt sie, Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben.
Sie steht auf irgendetwas Titanischem, das offenbar Bewusstsein besitzt. Ob es sich dabei um ein Tier handelt, bleibt allerdings fraglich. Die kurze mentale Berührung fühlt sich anders als, als wenn sie etwa mit einem Falken spräche.
Tiere senden Bilder, Gerüuche und Geräusche, äußerst selten klare Gesamtvorstellungen. Zu echten, ausformulierten Gedanken sind sie nicht fähig. Kommunikation mit ihnen beruht auf dem Verständnis ihrer Lebensweise. Für jeden Uneingeweihten wären es blinde Eindrücke ohne Sinn.
Dieses Mal ist es etwas völlig Neues, weder mit animalischen noch menschlichen Begriffen vereinbar. Das fremde Bewusstsein ist unglaublich träge. Jede Impression gleicht einer Lawine, die erst langsam und dann mit ungeheurer Wucht ins Tal donnert. Bevor sie von der Macht der Eindrücke überkommen wird, muss die Klerikerin abbrechen.
Schwer atmend versucht sie zu verstehen, was sie gerade erlebt hat.
Sicher ist, dass diese "Insel" lebt und nun von ihrer Anwesenheit weiß.
Kapitän Harnaby bietet seine ganze Würde auf, um sie in einer einzelnen Silbe zu konzentrieren: "Ja!"
Der Ork schaut betroffen rein und schlendert dann brummend zurück zum Schiff. Die hochmütigen Blicke des Halblings geleiten ihm über seine Nase hinweg.
"Komm schon, Gudbrash, da liegen noch einige Säcke Petersilie herum!", trällert er.
Immerhin kann sich Senesta über einige Proben freuen. Sie sind weitestgehend unversehrt und ganz offensichtlich sehr alt. Vorsichtig geschätzt könnten diese Anemonen seit über hundert Jahren auf der Insel haften.
Die andere Frau hat sich nicht von der Stelle gerührt. Auch sie scheint vom Forschertrieb überkommen zu sein, denn sie tastet leise irgendetwas murmelnd das Gestein ab.
Unterdessen taucht Davis erneut unter. Das Säuseln des nächtlichen Windes in seinen Ohren wird ersetzt durch das Gluckern des Meereswassers. Dieses Mal kriecht die Kälte bereits tiefer in sein Gebein.
Glücklicherweise verbreitet der Stab weiterhin Licht. Langsam wird es schwer, ihn zu kontrollieren und gleichzeitig weiter in die Tiefe abzusteigen. Das Seil spürt er noch fest um seinen Rumpf. Glücklicherweise weiß er nicht, dass nur noch die beiden ältesten Mitglieder der Crew am anderen Ende bereitstehen. Der Rest räumt Waren unter Deck.
Unter ihm glitzert es weiterhin. Offenbar handelt es sich um mehrere reflektierende Objekte oder Lebewesen, die jeweils nur wenige Meter voneinander entfernt stehen. Augenscheinlich haben sie sich seit dem letzten Mal nicht bewegt.
Genaueres kann er trotz des Zaubers nicht erkennen. Dafür sieht er endlich das Ende der Insel, wenn auch nur daran, dass die Neigung dort plötzlich abbricht.
Dahinter bewegt sich etwas im Wasser, wahrscheinlich sogar dutzende Lebewesen auf einmal. Beim Näherkommen fliehen die schlanken Schemen vor ihm. Vermutlich handelt es sich um Fische. Aber warum so viele?
Hätte er mehr Lungenvolumen, könnte er noch tiefer abtauchen und genauer nachsehen, aber er muss wieder hoch.
Rückblickend war seine versuchte Umrundung der Insel Zeitverschwendung. Dafür ist sie viel zu riesig.