Der Professor sieht nachdenklich an Raphael vorbei auf das Museumsgebäude.
"Wie Sie sicher wissen, handelt es sich bei dem Toten um Edgar Schwingfels-Reubach.
Ich habe ihn vor sechs Tagen hier im Museum angestellt. Er stammt ursprünglich aus Baiyat-Sophia und war erst seit kurzem hier in Leuterskoog. Er schien für die Arbeit gelebt zu haben, war richtig begeistert von dem Beruf als Nachtwache. Ich hatte davor keinen Nachtwächter, es war schlicht und ergreifend nicht notwendig, doch vor genau einer Woche wurde ein antiker Photoapparat geraubt. Deswegen erachtete ich es für notwendig."
Ehrlich betroffen spricht Herr Tauwanger weiter.
"Heute morgen um halb sechs hat ihn unsere Putzkraft Egil Senkstern gefunden und sofort die EG:KG und mich verständigt. Wie sie sicher schon wissen, wurde er zerstückelt auf elf Räume verteilt..."
Ein Schauer fährt dem älteren Herr über den Rücken.
"Ich will das nicht nochmal sehen. Das ist echt nichts für schwache Nerven."
Kopfschüttelnd blickt der sonst gefestigt wirkende Museumsinhaber auf das Gebäude.
Im Gebäude fällt den Ermittlern zuerst etwas anderes auf. Beinahe jede Photographie hat eine drastische Verwandlung durchgemacht. Erschrocken blickt der Komissar schon in der Haupthalle auf einige Porträts.
"Meine Herren, schauen Sie sich das an! Diese Bilder hatten vor wenigen Wochen noch strahlende Gesichter... warten Sie kurz..."
Mit schnellen, kurzen Schritten, geht er ein paar Meter zur Eingangstür und ruft Professor Tauwanger zu.
"Herr Tauwanger, Kollegen, bitte kommen Sie eben."
Mit kritischem Gesicht zeigt der Komissar dem Professor die Bilder.
"Wurde Ihnen das von der EG:KG nicht mitgeteilt? Beinahe jedes Porträt hat eine grausame Wandlung durchgemacht. Einstmals strahlende Gesichter, so wie hier..."
Der Museumsinhaber zeigt auf das Bild eines jungen Studenten, der mit weit offenem, erstarrtem Mund auf sie blickt.
"... haben sich komplett verändert. Oder hier."
Er geht ein paar Schritte weiter und zeigt auf ein Bild, wo eine Frau und ein Kind abgebildet sind. Die Frau hält dem Kind die Augen zu, während sich dieses krampfhaft an dem Kleid seiner Mutter festklammert. Die Frau blickt mit entsetzter Grimasse an den Ermittlern vorbei.
"Gestern waren die Photos noch normal, soviel ist sicher."
Sich nachdenklich am Kinn kratzend, grummelt der Komissar unverständlich etwas vor sich hin, ehe er Conrad und Sebaster anblickt.
"Nun gut, Sie beiden kümmern sich um den Tatort."
Wenn die beiden die Treppe hinaufgehen, fällt ihnen auf, dass auch dort die Photos entsetzliche Veränderungen durchgemacht haben, ähnlich derer im Erdgeschoss. Doch das ganze Grauen kommt erst, als sie den ersten Raum betreten. Ein einzelner Arm liegt abgehackt mitten im Raum, umgeben von Photoapperaten, Ausstellungsstücken und Bildern. Eine Tür weiter muss auch der sonst einiges gewohnte Sebaster schlucken. Der Kopf von Edgar Schwingfels-Reubach liegt mit verzerrtem Gesichtsausdruck auf dem Boden. Nach kurzem weiteren Suchen stellt man fest, dass der Körper der Nachtwache in elf Teile zerstückelt wurde. Jedes Teil in einem anderen Raum. Zwei Teile pro Arm und Bein, sowie Unterkörper, Oberkörper und Kopf.
Nach einem kurzen Gutachten wird Sebaster feststellen, dass die Mordwaffe irgendein schweren scharfkantiger Gegenstand war. Vermutlich eine Axt, ein Schwert oder ein Beil. Erstaunlich ist sonst nur noch, dass von den Taträumen keine Blutspuren wegführen außer in die Räume wo auch Teile liegen. Die Tatorte selber allerdings sind blutverschmiert, es muss ein wahres Gemetzel gewesen sein. An ein paar Schlieren kann man auch etwaige Bewegungen ausmachen, die der Mörder gemacht haben müsste. So hat er wohl von dem Raum aus, indem der Kopf liegt, alle anderen Teile weggebracht.